Schlecker

Schlecker
Schlecker
Schlecker Logo 2011.svg
Rechtsform Einzelunternehmen
Gründung 1975
Sitz Ehingen (Donau), Deutschland
Leitung Anton Schlecker
Mitarbeiter ca. 52.000 (2008) [1]
Umsatz 4,748 Mrd. EUR (2010)[2]
Branche Drogerie
Website www.schlecker.de

Anton Schlecker, gegründet von Anton Schlecker im Jahre 1975 mit Sitz in Ehingen, Baden-Württemberg, betreibt Drogerie-Filialen, Versandhandel per Onlineshop und Katalog sowie Bau- und Möbelmärkte sowie Tankstellen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Typische Schlecker-Filiale in Kronberg im Taunus

Von 1965 bis zur Firmengründung arbeitete Anton Schlecker als Metzgermeister in der Metzgerei seines Vaters, die damals aus 17 Metzgereien und einer Fleischfabrik bestand. 1967 eröffnete Schlecker das erste SB-Warenhaus („Schleckerland“) in Ehingen. Weitere Eröffnungen folgten in Neu-Ulm, Geislingen an der Steige, Göppingen und Schwäbisch Gmünd. Als 1974 die Preisbindung für Markenartikel als unzulässig erklärt wurde, eröffnete er ein Jahr später in Kirchheim unter Teck seinen ersten Drogeriemarkt. Bereits 1977 betrieb Schlecker mehr als 100 Drogerien. Er erhöhte deren Anzahl 1984 auf 1.000 Filialen und gilt seit 1994 als Marktführer.[3] Heute (Stand: 2008) existieren europaweit mehr als 14.000 Filialen, mit ca. 50.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 7 Milliarden Euro.[4][5] Der Aufstieg von Schlecker zur größten Drogeriemarktkette Europas, bei dem in 35 Jahren mehr als 50.000 Arbeitsplätze entstanden sind, könnte als Erfolgsgeschichte im europäischen Einzelhandel bezeichnet werden.[6] Nach und nach expandierte Schlecker deutschlandweit, ab 1987 auch europaweit. Nach Österreich folgte 1989 der Markteintritt in den Niederlanden und Spanien. Durch die Übernahme des französischen Unternehmens Superdrug konnte Schlecker 1991 in Frankreich Fuß fassen.[3] Im Jahr 1999 erfolgte die Expansion nach Italien, 2004 nach Polen und Dänemark. 2005 wurden Filialen in Tschechien und Ungarn, sowie ein Jahr später in Portugal eröffnet.[7] Neben Österreich und Spanien haben sich auch Italien sowie in Osteuropa vor allem Tschechien (wo Schlecker nach eigenen Angaben Marktführer ist) und Polen zu wichtigen Auslandsmärkten für Schlecker entwickelt. Andere Länder kamen bisher über ihre Start-up-Phase noch nicht weit hinaus.[5]

Nicht nur durch Expansion, sondern auch durch Akquisition weitete Schlecker das Geschäft aus. So wurden die 240 Sconti-Märkte der Rewe Group 2001 übernommen. 2005 konnte Schlecker 91 Filialen der Drogeriekette idea – die grüne Drogerie der Rewe Group in das eigene Filialnetz integrieren. Ende 2006 übernahm Schlecker die führende tschechische Drogeriekette Droxi, welche zum Feinkosthaus Julius Meinl gehörte.

Zum 31. Dezember 2007 akquirierte Schlecker den einstigen Konkurrenten Ihr Platz für 150 Millionen Euro und führt ihn seither als Premium-Zweitmarke weiter. Auch fast 100 größere Schlecker-Filialen sollen unter Ihr Platz firmieren.[5]

Im Jahr 2000 wurde der Onlineshop Schlecker Home Shopping eröffnet, dessen Sortiment nach Angaben des Unternehmens 100.000 Artikel umfasst. Die Artikel des Sortiments werden auch über einen Katalog vertrieben. Für das Versandgeschäft wurde 2004 ein neues Logistikzentrum nahe Ehingen-Berg in Betrieb genommen. In einer repräsentativen Kundenbefragung vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels wurde der Onlineshop Ende 2009 unter die besten Einkaufs-Adressen im Internet gewählt.[8]

Seit Mitte 2007 ist Schlecker im Großhandelsgeschäft tätig und kauft für andere Händler ein. Hierdurch soll die firmeneigene Logistik besser ausgenutzt werden und durch die Volumenerhöhung die Einkaufspreise der Artikel weiter gedrückt werden.[5]

Seit Februar 2008 betreibt Schlecker im holländischen Heerlen die Versandapotheke Vitalsana.[9][10][11]

Ende August 2009 genehmigte das Bundeskartellamt die Übernahme von maximal 71 ehemaligen Woolworth-Filialen.

Zum 1. Januar 2010 hat die zur Schwarz-Gruppe gehörende Handelskette Kaufland vier der fünf "Schleckerland"-Selbstbedienungs-Warenhäuser übernommen, umgebaut und auf das Kaufland-Konzept umgestellt. Das Schleckerland Neu-Ulm hingegen wurde als Einkaufszentrum mit Schlecker XL-Markt neu eröffnet, da Kaufland dort bereits zwei Filialen betreibt.[12] Am 21. Januar 2010 kündigte Schlecker jedoch an, aufgrund "geschäftlicher Probleme" noch 2010 500 Filialen schließen zu wollen. [13]

Im August 2010 wurde ein Datenleck bei dem renommierten[14] Bonner IT-Dienstleister Artegic AG öffentlich bekannt, von dem Schlecker-Kundendaten betroffen waren. Datensätze von 150.000 Schlecker-Kunden waren wegen einer Sicherheitslücke im Internet öffentlich zugänglich.[15] Laut dem Datenleck-Entdecker, dem Internet-Unternehmer Tobias Huch, ist Schlecker für das Leck nicht verantwortlich.[16] Das Datenleck wurde sofort nach seiner Entdeckung geschlossen. Die lancierten Datensätze beinhalteten unter anderem den vollständigen Namen des jeweiligen Kunden, die Adresse, die E-Mail-Adresse und sein Kundenprofil. Zudem waren die E-Mail-Adressen von 7,1 Millionen Newsletter-Abonnenten frei zugänglich.[17] Schlecker hat als Reaktion Strafanzeige gegen unbekannt erstattet und betroffenen Kunden einen Einkaufsgutschein für das Internet in Höhe von fünf Euro als Entschädigung angeboten. Zudem wurden Verbesserungen der Sicherheitsstandards initiiert.[18]

Im Oktober 2010 wurden die Schlecker-Betriebsräte der Bezirke Mayen und Fürth/Herzogenaurach mit dem Deutschen-Betriebsräte-Preis 2010 in Gold ausgezeichnet. Die Laudatio begründete dies mit dem Einsatz der Betriebsrätinnen gegen „Lohndrückerei, Missbrauch von Leiharbeit und Tarifflucht“, der öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, die Politik mobilisiert und das Unternehmen letztendlich zur Einstellung der Zusammenarbeit mit der umstrittenen Leiharbeitsfirma Meniar gezwungen habe.[19]

Ende Oktober 2010 wurde bekannt, dass Schlecker unter dem Motto "Fit for Future" mit Hilfe von externen Beratern an einer umfangreichen Neupositionierung arbeitet. Im Zuge dessen will Schlecker sein Image verbessern und sich zu einem modernen Nahversorger entwickeln. Dies soll durch tief greifende Änderungen bei Sortiment und Ladenbau sowie bei Kommunikation und Marketing erreicht werden.[20]

Mitte November 2010 gaben Lars und Meike Schlecker, Kinder von Anton Schlecker und seit zehn Jahren im Unternehmen tätig, bekannt, nun für den Außenauftritt des Unternehmens verantwortlich zu sein. Bis Mitte 2012 sollen 230 Millionen Euro investiert werden, um die Filialen wettbewerbsfähiger zu machen.[21]

Altes Logo bis 2010

Im Dezember 2010 wurde bekannt, dass das Unternehmen sein Logo und damit seinen visuellen Markenauftritt verändern wird. Die Einführung des neuen Corporate Brandings sei für die Zeit zwischen Februar und März 2011 geplant. Das von der zur Düsseldorfer Grey-Gruppe gehörenden Design-Agentur KW 43 erarbeitete[22] neue Schlecker-Logo wird aber bereits seit dem Jahresanfang 2011 von Schlecker verwendet.

Im Januar 2011 gab Schlecker im Zuge des Zukunfts- und Investitionsprogramms "Fit for Future" eine tief greifende Veränderung der internen Führungsstruktur bekannt[23][24][25]: Als zweite Führungsebene unterhalb der Inhaberfamilie wurde eine Vorstandsebene (C-Level) mit Thorben Rusch als COO (für Wareneinkauf, Marketing und Vertrieb) und Sami Sagur als CFO (für Verwaltung und Personal) gebildet. Neben diesen beiden neu gegliederten Bereichen berichten aber Stabsabteilungen u. a. für Immobilien, Personalentwicklung und Unternehmenskommunikation weiterhin direkt an die Familie Schlecker. Die neue Führungsstruktur mit ihrer klareren Gliederung soll Lars Schlecker und Meike Schlecker, die jüngst mehr Verantwortung in der Leitung des Konzerns übernommen haben, die Führung des Unternehmens im operativen Geschäft erleichtern. Für Schlecker ist es ein Novum, dass mit Sami Sagur ein von außen relativ neu ins Unternehmen gekommener Manager eine derart exponierte Führungsposition erhält.

Im Juni 2011 gab Schlecker bekannt, dass man seit drei Jahren Verluste erwirtschafte und dass man im Gesamtjahr 2011 vermutlich 500 bis 800 Filialen schließen wolle. Mit einem neuen Regelwerk für die Führungskräfte des Unternehmens soll der schlechte Ruf des Unternehmens in Bezug auf Arbeitnehmerrechte verbessert werden. [26] Die bereits im Mai öffentlich angekündigten[27] neuen "Schlecker-Führungsgrundsätze"[28] sind seit Juni in Kraft. Sie wurden - erstmals in der Unternehmensgeschichte - vorab mit der Gewerkschaft Ver.di abgestimmt. So erkennt sie Ver.di-Handelssekretär Achim Neumann auch als "nachvollziehbare Management-Methoden" an.[29] Auf dem Leipziger Ver.di-Bundeskongress im September 2011 machte sich Ver.di-Chef Frank Bsirske diese Einschätzung ausdrücklich zu eigen.[30] Die neuen Führungsgrundsätze sollen den Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern verbindlich regeln, Konflikten vorbeugen und das diesbezüglich bisher problematische Image Schleckers korrigieren.

Im Sommer 2011 hat Schlecker neben der Unternehmens-Homepage drei weitere unternehmenseigene Internet-Seiten eingerichtet: Einen Unternehmensblog[31], eine Ratgeberseite[32] sowie eine Homepage der ebenfalls neu ins Leben gerufenen Schlecker-Nachbarschaftsinitiative[33]. Diese neuen Internet-Angebote von Schlecker stehen offenkundig im Zusammenhang der Zielsetzung Schleckers, im Zuge der begonnenen grundlegenden Neuausrichtung des Unternehmens intensiver und offener zu kommunizieren. Die Aktivitäten der Nachbarschaftsinitiative umfassen etwa die Neugestaltung einer nachbarschaftlich genutzten Grünanlage, Unterstützung bei der Durchführung eines Dorffests oder Hilfe für eine Igelaufzuchtstation[34].

Unternehmensdaten

Zentrale der Fa. Schlecker in Ehingen (Donau)

Schlecker beschäftigt nach eigenen Angaben europaweit rund 52.000 Mitarbeiter und sei somit das größte Drogeriemarktunternehmen Europas.[1] Sowohl Anton Schleckers Frau als auch die beiden Kinder sind in der Konzernleitung des Unternehmens tätig.[35] In Deutschland und im europäischen Ausland gibt es über 14.155 Schlecker-Märkte (Stand: 2008)[5][36], davon

  • 10.650 in Deutschland,
  • 1.184 in Spanien,
  • 974 in Österreich (2010),
  • 245 in den Niederlanden,
  • 230 in Italien (80 davon übernommene Blu-Drogerien),
  • 200 in Frankreich,
  • 151 in Tschechien (135 davon übernommene Droxi-Filialen),
  • 69 in Polen,
  • 32 in Portugal,
  • 30 in Dänemark,
  • 26 in Belgien, (bis dato [37])
  • 21 in Ungarn und
  • 11 in Luxemburg.

Zudem unterhält Schlecker Metzgereifilialen auf der Schwäbischen Alb, in Oberschwaben und im Allgäu sowie einen Bau- und Möbelmarkt in Ehingen.

Im Schnitt führt Schlecker auf 200 m² Verkaufsfläche ein Drogeriesortiment von rund 4000 Artikeln. Innerhalb von 10 Jahren verdoppelte sich der Umsatz von Schlecker auf 6,6 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2005.[38]

Quelle: manager magazin 2/2008[5] 2004 2005 2006 2007
Umsatz Drogerien 5,7 5,5 5,6 5,5
Umsatz sonstige Dienstleistungen 0,7 1,1 1,3 1,5

Österreich

Die Österreich-Tochter firmiert unter dem Namen Anton Schlecker Gesellschaft m.b.H., Firmensitz ist Pucking. 2010 wurde von ca. 3.500 Mitarbeitern in 974 Filialen ein Umsatz von rund 451 Millionen Euro erwirtschaftet, Schlecker gehört somit gemeinsam mit Dm-drogerie markt (364 Outlets, 616 Mio. Umsatz) und Bipa (572 Filialen, 543 Mio. Umsatz) zu den Top 3 im österreichischen Drogeriefachhandel.[39] Die Logistik wird über die Zentrallager in Gröbming und Pöchlarn abgewickelt, das Lager Wolfau wird ist ab Oktober 2011 stillgelegt, weil es auf Grund des Marktrückzuges aus Ungarn nicht mehr benötigt wird.[40]

In einem langjährigen Vergleich ist festzustellen, dass Schlecker in Österreich 1994 mit 467 Filialen präsent war und dann stetig expandierte, bis 2003 der Höchststand mit 1.248 Standorten erreicht wurde. Seitdem ist eine Straffung des Vertriebes im Gange, 2005 gab es noch 1.176 Outlets und 2009 1.037. Mit Ende 2010 werden schließlich 974 Filialen ausgewiesen.[41]

Preise und Auszeichnungen

Im September 2010 wurde Schlecker für die verbrauchsärmste Geschäftswagenflotte vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V. und von der Volkswagen Leasing GmbH mit dem erstmals verliehenen Umwelt-Preis "Die Grüne Flotte" ausgezeichnet.[42] Bereits 1992 erhielt Schlecker für seine unternehmerischen Leistungen und seine großen Expansionserfolge den Award "Goldener Zuckerhut" (1958 gestifteter und seither jährlich verliehener "Branchen-Oskar" des Einzelhandels).

Wettbewerbslage

Schlecker ist in Deutschland mit einem Marktanteil von 76 % (Filialenanzahl) Marktführer unter den Drogeriemärkten. Hauptkonkurrenten sind dm-drogerie markt, Rossmann und Müller.

Durch den harten Konkurrenzkampf unter diesen Vieren stagnierten nach Einschätzung von Marktbeobachtern die Umsätze von verschiedenen Schlecker-Märkten in den letzten Jahren. Um dem entgegenzuwirken, startete Schlecker ein Standortoptimierungsprogramm, bei dem rund 1.000 kleinere und umsatzschwache Filialen geschlossen werden und neue rentablere Filialen eröffnet werden sollen.

Der Betriebsrat kritisierte dieses Programm, da Mitarbeitern bereits zuvor gekündigt worden sei oder eine Kündigung drohe. Ein Unternehmenssprecher wies die Information als unzutreffend zurück, da es zwar zur Schließung von Filialen kommen werde, aber insgesamt alleine im Jahr 2004 272 neue Verkaufsstellen eröffnet und den Beschäftigten entsprechende Übernahmeangebote für die neuen Märkte unterbreitet worden seien.

Quelle: manager magazin 2/2008[5] 2004 2005 2006 2007*
Anteil am deutschen Drogeriemarkt 42,1 % 41,5 % 40,3 % 38,1 %

* = Schätzung.

Tarifverträge und Betriebsräte

Bereits 1995 hat Schlecker einen ersten Tarifvertrag mit den damaligen Gewerkschaften HBV und DAG abgeschlossen, in dem die Bindung Schleckers an den Einzelhandelstarif und die Modalitäten von Betriebsratsaktivitäten bei Schlecker festgeschrieben wurden. Bereits 1998 hatten sich bei Schlecker auf der Basis dieser Einigung 68 Betriebsratsgremien mit 140 Betriebsratsangehörigen erfolgreich etabliert.[43]

Heute gibt es laut Frank Bsirske, Chef der Gewerkschaft Ver.di, bei Schlecker 170 Betriebsratsgremien und einen Gesamtbetriebsrat. Schlecker gibt die Zahl der Betriebsratsangehörigen mit insgesamt rund 1000 an. Von den 34.000 Schlecker-Mitarbeitern in Deutschland sind 11.000 Ver.di-Mitglieder.[44][45][46]

Am 1. Juni 2010 hat Schlecker mit Ver.di drei neue Tarifverträge abgeschlossen: Einen Sozialtarifvertrag und einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag für die Beschäftigten in den alten Schlecker-Märkten, sowie einen Vertrag zur Tarifbindung der neuen Schlecker XL- Märkte, die zur rechtlich eigenständigen Schlecker XL GmbH gehören.[47] Mit diesen neuen Tarifverträgen wurde die Kontroverse um die neuen Schlecker XL-Märkte beigelegt, in denen die Angestellten zunächst ohne Tarifbindung beschäftigt worden waren. Durch den Tarifvertrag hat sich die Situation der Beschäftigten von Schlecker XL verbessert.[48] Sie werden nun in ganz Deutschland nach dem Einzelhandelstarif von Baden-Württemberg bezahlt. Die Einigung wurde in Politik und Wirtschaft einhellig begrüßt.[49] Nach neuerlichen Vorwürfen der Gewerkschaft Ver.di hinsichtlich der Vergütung von Überstunden stand infrage, ob die tarifvertraglichen Vereinbarungen von Schlecker auch bereits lückenlos umgesetzt werden.[49] Schlecker hat sich aber inzwischen zur finanziellen Vergütung der Überstunden verpflichtet.[49]

Der für Schlecker zuständige Ver.di-Gewerkschaftssekeretär Achim Neumann äußerte sich im November 2010 gegenüber dem Manager-Magazin voll des Lobes über die tarifvertraglichen Verpflichtungen von Schlecker: "Schlecker ist geradezu Vorreiter der Branche."[50] Ver.di-Chef Frank Bsirske bestätigte diese Einschätzung in seiner Rede auf dem Leipziger Ver.di-Bundeskongress im September 2011 nochmals.[51]

Kritik

Schlecker in der Kritik auf einer Demonstration am 1. Mai in Kreuzberg (2006)

Schlecker stand aufgrund seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik von Gewerkschaften. So ist in den Läden bisweilen nur ein einziger Angestellter anwesend.[52] In der Regel arbeiten in einer Filiale eine Vollzeitkraft und zwei Halbtagskräfte, die je nach Bedarf eingesetzt werden.

Seit 2009 plant Schlecker sich im Drogeriebereich mit größeren Schlecker-XL-Märkten zum Teil neu aufzustellen, was vor allem mit der Schließung kleinerer Filialen im Umkreis der größeren XL-Märkte mit bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, einhergeht.[53] Laut Ver.di soll dies bis zu 4.000 kleinere Filialen betreffen, den Mitarbeitern wird aufgrund der Schließungen betriebsbedingt gekündigt.

Den Mitarbeitern wurde teilweise eine Beschäftigung in den neuen Märkten ermöglicht. Da diese jedoch von der rechtlich selbständigen Schlecker XL GmbH betrieben werden, für welche die Tarifverträge der Fa. Anton Schlecker bis zum Juni 2010 nicht galten, erfolgte die Weiterbeschäftigung bis zu diesem Zeitpunkt zu vorübergehend deutlich schlechteren Konditionen.[54] Die Festangestellten waren bei Schlecker XL während dieses Zeitraums in der Minderheit: Mehr als zwei Drittel ihrer Beschäftigten rekrutierte die Schlecker XL GmbH damals als Leiharbeitskräfte von der Meniar Personalservice GmbH, deren Gründer und Geschäftsführer zuvor Personalbereichsleiter in der Firmenzentrale von Schlecker war. Da das Leiharbeitsunternehmen seinen Sitz in Zwickau hat, zahlte es auch den Mitarbeiterinnen in westdeutschen Filialen lediglich die niedrigeren Ostgehälter von teilweise weniger als 7 Euro.[55]

Das Arbeitsgericht Marburg hat Schlecker XL am 23. April 2010 im Rahmen einer einstweiligen Verfügung [56] verpflichtet, bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens eine ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin zu alten Konditionen weiterzubeschäftigen, da in der Umwandlung Schlecker zu Schlecker XL ein Betriebsübergang i.S.v. § 613a BGB zu sehen sei und daher, zum Zeitpunkt des Übergangs von Schlecker, bestehende Arbeitsverträge auf den neuen Schlecker XL übergegangen seien.

Mitarbeiter werden immer wieder u. A. durch Testkäufe kontrolliert, was immer wieder kritisiert wird, aber auch nach Ansicht von Ver.di bei anderen Unternehmen in weitaus problematischerer Form auftritt.[57]

Behauptungen, dass Schlecker-Filialen wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen und kleiner Belegschaft häufiger überfallen werden, als diejenigen anderer Ketten, konnten bisher nicht bewiesen werden. Manche Arbeitnehmer fühlen sich dennoch in den Filialen nicht immer sicher.[52]

Firmeninterne Telefonate mussten in der Vergangenheit in österreichischen Schlecker-Filialen teils mit dem privaten Mobiltelefon geführt werden, da Diensttelefone gesperrt waren; Mitarbeiter beklagen, während der Arbeitszeit keine Toilette aufsuchen zu können.[52]

Die Mitarbeiter österreichischer Schlecker-Filialen müssen, damit die Lagerbestände stimmen, auch abgelaufene Waren zum Vollpreis verkaufen. [58] Die österreichische Gewerkschaft der Privatangestellten erhebt massive Vorwürfe gegen Schlecker wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht. [52]

In Deutschland hat nach erheblicher Kritik das Unternehmen 2010 angekündigt, keine neuen Verträge mit der umstrittenen Leiharbeitsfirma Meniar zu schließen. Die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen beabsichtigte die Vorgänge prüfen zu lassen und sagte, es ginge ihr auch darum, „ob Gesetze verletzt oder umgangen worden sind“ und ob im bestehenden Gesetzesrahmen „Schlupflöcher und Lücken sind, die Zustände in der Leiharbeit zulassen, die nicht im Sinne des Gesetzgebers sind.“ Ver.di hatte Schlecker vorher vorgeworfen, dass festangestellte Mitarbeiter in neue Verträge mit deutlich schlechteren Arbeits- und Einkommensbedingungen gezwungen würden, was über die Zeitarbeitsfirma Meniar („Menschen in Arbeit“) mit Sitz in Zwickau erfolge. Sie zahle einen Stundenlohn von 6,78 Euro während der Tariflohn einer Verkäuferin im Bundesdurchschnitt hingegen bei 12,70 Euro liegt.[59] Auch der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels kritisierte das Vorgehen von Schlecker am 12. Januar 2010 scharf.[60] Die Maßnahmen von Schlecker sind mittlerweile auch Grund für die generelle Diskussion über Leiharbeit in Deutschland. "International fällt Deutschland durch eine Zweiklassen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt auf", sagte der Sprecher der OECD in Deutschland in diesem Zusammenhang.[61] Am 31. März 2010 wurde berichtet, dass in Schlecker-Filialen unerlaubt von Schlecker die Mitarbeiter gefilmt wurden.[62][63]

Verurteilung

Das Ehepaar Schlecker wurde im Jahre 1998 per Strafbefehl durch das Stuttgarter Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von je zehn Monaten auf Bewährung und zu einer Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro verurteilt, weil den Schlecker-Beschäftigten vorgetäuscht worden war, sie würden nach Tarif bezahlt werden. Tatsächlich lagen die Löhne niedriger, was das Gericht als Betrug wertete.[64]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b „Schlecker Drogerie - Marktführer in Europa“, schlecker.com.
  2. Laut Angabe des veröffentlichten Konzernabschlusses des Anton Schlecker e.K. im Unternehmensregister. Die Angabe bezieht sich auf den Netto-Umsatz. Im Unternehmensregister wurde unter der Beachtung von Wahlrechten nur ein verkürzter Konzernabschluss veröffentlicht./
  3. a b "Schlecker Historie", schlecker.com.
  4. SCHLECKER Drogerie - Marktführer in Europa
  5. a b c d e f g "Letztes Aufgebot" manager magazin, 25. Januar 2008, Seite 30.
  6. Georg Giersberg: Schlecker will kein Buhmann sein. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Juli 2009, S. U8 (online nicht verfügbar).
  7. "Märkte in Europa", schlecker.com.
  8. Die besten Einkaufsadressen im Internet. www.deutschepresse.de abgerufen am 23. September 2010.
  9. Schlecker-Versandapotheke geht online. www.apotheke-adhoc.de abgerufen am 20. Januar 2011.
  10. [1]. www.vitalsana.eu abgerufen am 20. Januar 2011.
  11. OLG: Vitalsana verstößt gegen Apothekenrecht, 17. Februar 2011.. www.apotheke-adhoc.de abgerufen am 28. April 2011.
  12. Fachmarktzentrum im Schleckerland. Homepage der Augsburger Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 23. September 2010.
  13. SWR.de, abgerufen 21. Januar 2010
  14. Referenzen. Homepage der Artegic AG. Abgerufen am 8. September 2010.
  15. Adressen von Schlecker-Kunden frei im Internet. Welt Online. Abgerufen am 8. September 2010.
  16. Richtig schlampig gearbeitet. Website der Frankfurter Rundschau. Abgerufen am 8. September 2010.
  17. Sueddeutsche Zeitung vom 27. August 2010: Kundenprofile frei im Netz: Datenpanne bei Schlecker
  18. Große Nachfrage nach Schlecker-Entschädigung. Homepage der Süddeutschen Zeitung. Abgerufen am 8. September 2010.
  19. http://pressemitteilung.ws/node/238511, abgerufen 25. Oktober 2010
  20. http://www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/wirtschaft/5296950/artikel.php, "Schlecker werkelt an Konzept für die Zukunft", Homepage der SüdwestPresse, abgerufen am 28. Oktober 2010
  21. Karen Emler: Schlecker-Kinder sollen Firmenimage aufpolieren, in: Südwestpresse vom 20. November 2010
  22. Richter, Kerstin: Schlecker erhält neues Gesicht. 16. Dezember 2010, abgerufen am 17. Dezember 2010.
  23. M.-W. Buchenau: Schlecker holt familienfremde Manager in die Spitze, www.handelsblatt.com abgerufen am 26. Januar 2011
  24. Schlecker holt externe Manager in Firmenspitze, Homepage der Südwest-Presse Ulm, abgerufen am 26. Januar 2011
  25. Schlecker installiert zwei starke Männer an der Spitze, Homepage der Schwäbischen Zeitung, abgerufen am 26. Januar 2011
  26. FAZ.net vom 12. Juni 2011
  27. Homepage der Ulmer SüdwestPresse abgerufen am 9. August 2011
  28. Schlecker-Unternehmensblog abgerufen am 9. August 2011
  29. Homepage des Berliner Tagesspiegels abgerufen am 9. August 2011
  30. Homepage des Branchenblatts LebensmittelZeitung (passwortgeschützt/Paywall) abgerufen am 28. September 2011
  31. [2]
  32. [3]
  33. [4]
  34. Homepage der Schlecker-Nachbarschaftsinitiatve abgerufen am 24. August 2011
  35. Ehinger Geschichten, manager magazin 2/2008, 25. Januar 2008, Seite 39.
  36. http://apotheke-adhoc.de/index.php?m=1&s=2&showPage=1&id=5317
  37. jw, Schlecker verlässt Belgien – 91 Entlassungen. Luxemburger Wort, 3. März 2010.
  38. "Rewe. Expansion in Tschechien", manager-magazin.de, 13. November 2006.
  39. Lebensmittel- und Drogeriefachhandel 2011 (Die "Handelszeitung", abgerufen am 13. September 2011)
  40. Schlecker schließt Regionallager (Die "Handelszeitung" vom 8. Juni 2011, abgerufen am 13. September 2011)
  41. Handel in Österreich, Basisdaten 2010/Konsumentrends 2010 (AC Nielsen Jahrbuch 2010, Seite 23, Drogeriefachhandel/Filialorganisation 1994-2010, abgerufen am 13. September 2011)
  42. Volkswagen Leasing verleiht erstmals Umwelt-Award "DIE GRÜNE FLOTTE". Presseanzeiger. Abgerufen am 16. September 2010.
  43. "Erste Betriebsräteversammlung bei Schlecker" Bibliothekshomepage der Friedrich-Ebert-Stiftung (18. August 2010)
  44. "Betriebsratswahlen 2010" Homepage des Deutschen Gewerkschaftsbunds (18. August 2010)
  45. "Wir haben nichts gegen Betriebsräte" Bericht der Südwest Presse (18. August 2010)
  46. "Tariflöhne für Schlecker-XL-Mitarbeiter" Homepage von Stern-TV (18. August 2010)
  47. "ver.di erzielt Tarifabschluss mit Schlecker" Pressemitteilung von Ver.di (18. August 2010)
  48. "Gehalt verdoppelt: Revolution bei Schlecker" Bericht der Abendzeitung (18. August 2010)
  49. a b c "Schlecker und Verdi einigen sich auf Tarifvertrag" FAZ-Bericht (18. August 2010)
  50. Manager-Magazin Nr. 11/2010, Seite 44
  51. Homepage des Branchenblatts LebensmittelZeitung (passwortgeschützt/Paywall) abgerufen am 28. September 2011
  52. a b c d "Arbeitsbedingungen bei Schlecker skandalös" salzburg.orf.at (19. Mai 2009)
  53. Der Tagesspiegel: 4000 Filialen von Schlecker vor Schließung v. 30. Januar 2009
  54. „Der XL-Markt“, Der Westen, 5. Februar 2009
  55. WDR frauTV: Leiharbeitnehmerinnen bei Schlecker XL, 12. November 2009
  56. ArbG Marburg, Urteil 2 Ga 1/10 vom 23. April 2010
  57. Homepage des Stuttgarter Wochenblatts: "Schlecker ist nicht der Schlimmste", abgerufen am 21. Oktober 2010
  58. Kritik an Arbeitsbedingungen bei Schlecker vorarlberg.orf.at (19. Mai 2009)
  59. Schlecker stoppt Billig-Leiharbeit, Spiegel Online vom 11. Januar 2010
  60. Billig-Leiharbeiter: Einzelhandel distanziert sich von Schlecker. In: Spiegel Online vom 12. Januar 2010, abgerufen am 12. Januar 2010.
  61. Zeitarbeiter in Deutschland: Schlechte Karten In: Frankfurter Rundschau online am 13. Januar 2010, abgerufen am 13. Januar 2010.
  62. SternTV: Neue Vorwürfe gegen Schlecker , 31. März 2010
  63. SternTV: Interview mit Achim Neumann: "Wir wissen, dass es kein Einzelfall ist", 31. März 2010
  64. „Familie Schlecker: Knüppeln, knausern, kontrollieren“, manager-magazin.de, 4. Dezember 2003.

Weblinks

 Commons: Schlecker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Gewerkschaften

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  • Schlecker Cup — Der Schlecker Cup ist ein Wanderpokal Der Schlecker Cup ist ein internationales Handballturnier (Einladungsturnier), das in Ehingen an zwei Spieltagen mit sechs teilnehmenden Männermannschaften aus Europa ausgetragen wird. Als… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlecker, der — Der Schlêcker, des s, plur. ut. nom. sing. Fämin. die Schleckerinn, eine Person, welche gern gute Bissen isset; eine leckere Person, im gemeinen Leben ein Schleckermaul. Bey den Jägern wird ein Hirsch, welcher keinen richtigen Wechsel hält,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Schlecker — Schlẹ|cker (umgangssprachlich für Schleckermaul; österreichisch landschaftlich für Lutscher) …   Die deutsche Rechtschreibung

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