Wehrmachthelferin

Wehrmachthelferin
Wehrmachtshelferinnen im besetzten Paris 1940.

Wehrmachthelferin (auch: „Wehrmachtshelferin[1]) war die Bezeichnung für Mädchen und junge Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges Dienst bei der deutschen Wehrmacht taten.

Inhaltsverzeichnis

Einsatz

Nachrichtenhelferinnen im Leitstand der 4. Flakdivision (1944)

Mehr als eine halbe Million Frauen waren für kürzere oder längere Zeit Wehrmachthelferinnen. Über die Hälfte von ihnen meldete sich freiwillig, die anderen waren notdienstverpflichtet oder kriegshilfsdienstpflichtig. Sie zählten wie die hilfswilligen Kriegsgefangenen (siehe „Hilfswilliger“) zum sogenannten Behelfspersonal.

Die Frauen wurden nicht nur im Reich eingesetzt, sondern zu einem kleinen Teil auch in besetzten Gebieten, so im Generalgouvernement, in Frankreich, später auch in Jugoslawien, Griechenland und im verbündeten Rumänien, als Stabshelferinnen[2]. Sie leisteten militärische Hilfsdienste, waren militärischen Vorgesetzten unterstellt und arbeiteten unter den Bestimmungen des Militärrechts.

Flakhelferin am Horchgerät

Sie arbeiteten vor allem

  • als Telefonistinnen, Fernschreiberinnen, Funkerinnen, Stenotypistinnen, Bürohilfskräfte und Botinnen,
  • in der Reichsluftverteidigung zur Abwehr feindlicher Flugzeuge im Horchdienst, Flugwachdienst, Flugmeldedienst, Wetterdienst, Jägerleitdienst und Luftschutzdienst
  • bei der Flugabwehr an Flugabwehrkanonen (Flak) z.B. an Scheinwerfern oder als Hilfskanoniere an Flakhilfsgeräten (s.u.) sowie
  • im Militärsanitätsdienst (sog. Freiwillige Krankenpflege des Deutschen Roten Kreuzes und anderer karitativer Organisationen. Siehe auch „Krankenpflege im Nationalsozialismus“).

Die Wehrmachthelferinnen übernahmen oft die Arbeitsplätze von Soldaten, die an die Front abkommandiert wurden. Einige militärische Einheiten bestanden am Ende des Krieges fast ausschließlich aus Frauen. Ihre Ausbildung dauerte maximal 12 Wochen.

De-facto-Soldatinnen

Flakhelferinnen der Wehrmacht an einem Horchgerät im Jahr 1943

In den letzten Kriegsjahren wurden Helferinnen auch als Soldatinnen, obwohl nie als solche bezeichnet, verwendet. So dienten im August 1944 bei der Flugabwehrtruppe der Luftwaffe 660.000 reguläre männliche Soldaten sowie 450.000 Frauen („Flakbehelfspersonal“). Die Scheinwerfer-Batterien der Flaks wurden meist von Frauen bedient.

1945 wurden Flakhelferinnen Handfeuerwaffen zur Selbstverteidigung erlaubt. Im Februar 1945 wurden die Helferinnen der drei Wehrmachtteile (Heer, Luftwaffe, Marine) im Wehrmachthelferinnenkorps zusammengefasst.

Den größten Umfang erreichte das Wehrmachthelferinnenkorps zur Jahreswende 1944/45. In dieser Zeit litten viele Helferinnen genau wie die Soldaten und die Zivilbevölkerung unter Tieffliegerangriffen, Bombardements, überstürzten Fluchtbewegungen, Hunger und kollabierender Infrastruktur.

Es ist unbekannt, wie viele Wehrmachthelferinnen in Ausübung ihres Dienstes starben oder in Kriegsgefangenschaft gerieten.

Rezeption nach dem Krieg

1978 veröffentlichte Franz W. Seidler, seinerzeit Ordinarius für Sozial- und Militärgeschichte an der Universität der Bundeswehr München, das Buch "Frauen zu den Waffen?" und in der Folge weitere Untersuchungen unter dem Titel der zeitgenössischen Bezeichnung „Blitzmädchen“. Seidler untersuchte auch, wie weit die Helferinnen durch Wahrnehmung kampfunterstützender Funktionen zu Kombattanten wurden.

Blitzmädel

„Blitzmädel“ oder „Blitzmädchen“ war ein Spitzname aus der Soldatensprache, teilweise mit abwertendem Beiklang. Die Bezeichnung war vom Blitz-Emblem, dem Abzeichen auf dem Uniformärmel oder auf der Krawatte, abgeleitet, der Blitz wiederum ist ein Emblem der Fernmeldetruppe.

Verfilmungen

Siehe auch

Literatur

  • Hildegard Gartmann: Blitzmädchen. Dokumentarroman. Limes-Verlag, Wiesbaden 1971.[3]
  • Ursula von Gersdorff: Frauen im Kriegsdienst 1914-1945. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1969, (Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte. Band 11).
  • Kathrin Kompisch: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-20188-3.
  • Birthe Kundrus: Nur die halbe Geschichte. Frauen im Umfeld der Wehrmacht zwischen 1939 und 1945. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 719–735.
  • Franz W. Seidler: Blitzmädchen. Helferinnen der Wehrmacht. Bechtermünz, Augsburg 2003. ISBN 3-8289-0531-5.
  • Gerda Szepansky: „Blitzmädel“, „Heldenmutter“, „Kriegerwitwe“. Frauenleben im Zweiten Weltkrieg. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1986/1995, ISBN 3-596-23700-9.
  • Gordon Williamson: World War II German Women's Auxiliary Services (Men-at-Arms). 2003, ISBN 978-1841764078.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe Deutsche Rentenversicherung, Fragebogen für Ersatzzeiten V400
  2. Kathrin Kompisch: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus, S. 219
  3. Kurzrezension und „Verriss“ zu Gartmann in: DER SPIEGEL 14/1971

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