- Wetterdienst
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Wetterdienste sind meteorologische Dienstleister im allgemeinen Sinn. Zu unterscheiden ist zwischen privaten Wetterdiensten mit rein kommerzieller Ausrichtung, die sich meist auf Wettervorhersage oder Gutachten konzentrieren, und staatlichen Wetterdiensten, die im Auftrag eines Staates bzw. der öffentlichen Hand (Gemeinde, Bundesland, Kanton) tätig sind.
Inhaltsverzeichnis
Organisationsformen
In Europa und in den USA haben sich hierbei - bedingt durch unterschiedliche staatliche Vorgaben - zwei grundsätzlich unterschiedliche Systeme herausgebildet. Der National Weather Service (NWS) der USA ist verpflichtet, alle Daten kostenlos an private Wetterdienste abzugeben. Dadurch ergibt sich zwischen privaten Wetterdiensten und NWS eine starke Durchdringung, Kooperation und Marktaufteilung. Durch die Loslösung staatlicher Aufgaben von den Wetterinformationen „für den Markt“ kommt der NWS mit weniger Staatsangestellten aus als Europas Wetterdienste.
Staatliche Wetterdienste
Der älteste staatliche Wetterdienst der Welt ist die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Österreich, die am 23. Juli 1851 gegründet worden ist. Aufgaben staatlicher Wetterdienste sind neben dem Betrieb eigener meteorologischer und klimatologischer Messnetze und der Auswertung, Verbreitung und Archivierung dieser Daten vor allem der internationale Datenaustausch bzw. die Mitgliedschaft an internationales Messsystemen (z. B. EUMETSAT) und Vorhersagezentren (z. B. ECMWF). Darüber hinaus sind staatliche Wetterdienste meist in der anwendungsorientierten Forschung aktiv. Auf dem Gebiet der Wettervorhersage müssen sie in vielen Staaten wirtschaftlich arbeiten, stehen also in direkter Konkurrenz zu den privaten Wetterdiensten.
Neben den eigentlichen staatlichen Wetterdiensten gibt es oft noch weitere staatliche oder staatlich beauftragte Stellen, die offizielle meteorologische Dienstleistungen herausgeben, z. B. Flugwetterdienste, Sturmflutwarndienste, Lawinenprognose des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. In vielen Ländern bildet der staatliche Wetterdienst mit den geophysikalischen Aufgaben des Staates eine organisatorische Einheit. Auch an Hochschulen wird die Meteorologie oft im geowissenschaftlichen Fachbereich gelehrt.
Die meisten staatlichen Wetterdienste sind gesetzlich verpflichtet, mit anderen internationalen Wetterdiensten zusammenzuarbeiten. Die Kooperation der verschiedenen Wetterwarten und -dienste hat eine lange Tradition. Sogar in Kriegszeiten bleibt der Datenaustausch manchmal aufrecht.
Beispiele staatlicher Wetterdienste sind EUMETNET (Europa) mit seiner Warnzentrale Meteoalarm, der Deutsche Wetterdienst, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Österreich, MeteoSchweiz, die Japanische Meteorologische Behörde sowie yr.no (Norwegen, mit Vorhersagen für die ganze Welt).
Europas staatliche Wetterdienste sind im allgemeinen verpflichtet, ihre Daten an private Wetterdienste zu verkaufen. Gleichzeitig sollen sie auch zu den Privaten in Konkurrenz treten und kostendeckend oder gewinnbringend Wettervorhersagen vermarkten. Daher sind viele Daten nicht mehr frei auf dem Markt verfügbar. Zur Zeit bildet sich ein europäisches Kartell großer Länder um die Preise für Wetterdaten einheitlich zu regeln (neuer ECOMET-Preismechanismus).
„halb-öffentliche“ Wetterdienste
Auch in Zeiten vollautomatischer Datentransfers und Satelliten ist die Erfahrung des Meteorologen unersetzlich – und ebenso seine Vertrautheit mit den lokalen und regionalen Einflüssen. Eine besonders große Rolle spielt dies bei der Wetterwarte fast jedes Flughafens, besonders bei der exakten Vorhersage des Bodenzustandes (Vereisung, Schneelage, …) und der bodennahen Windverhältnisse (Wahl der geeignetsten Piste, Scherwinde (Seitenwind bei der Landung), Fall-, Auf- und Abwinde, Wirbelschleppen usw.). Deshalb sind Flugwetterdienste in vielen Ländern staatlich oder halbstaatlich oder stehen unter staatlicher Aufsicht.
Eine interessante Entwicklung ist bei der Messung und Analyse von Blitzen und Gewittern zu verzeichnen. Im Rahmen von „Lightning“-Projekten wie dem BLIDS gibt es schon in vielen Ländern Europas „halb-öffentliche“ Dienste, bei deren Aufbau auch die Forschung einzelner Hochschulen und die Interessenslage von Versicherungen einfloss. Letztere finanzieren das System teilweise (z. B. geringere Prozesskosten bei Versicherungsbetrug), wodurch z. B. in Österreich Überblicksdateien allgemein zugänglich sind.
Private Wetterdienste
Neben den Flugwetter-Diensten gibt es in den ECOMET-Ländern seit den 1990ern mehr und mehr private Wetterdienstleister wie beispielsweise WetterOnline, von denen sich viele im Verband Deutscher Wetterdienstleister organisieren. Der Wettbewerb hat zu einer Vielzahl spezieller Produkte geführt. Private Wetterdienste betreiben nur selten (wie beispielsweise Meteomedia) ein eigenes Messnetz.
Datenquellen und Messnetze
Meteorologen stützen sich für die ihre Dienstleistungen auf eine Vielzahl von Daten, Methoden und andere Dienste. Diese Datenquellen befinden sich zumeist in der Hand der staatlichen Wetterdienste. Im Durchschnitt befindet sich in den Industrieländern alle 20–50 Kilometer eine Wetterstation. Ihre Daten gehen automatisch ein oder werden telefonisch durchgegeben (zusätzlich zum späterem Gebrauch auf Listen). Die meisten Daten aus den unten aufgelisteten Messquellen fließen ebenfalls automatisch ein:
- Automatische Wetterstationen – meist in etwa gleichen Abständen über das Land verteilt – zur regelmäßigen Messung von Temperatur (Luft und Boden), Luftdruck, Luftfeuchte, Bewölkung bzw. Sonnenscheindauer, Wind und Niederschlag. Sie senden ihre Ergebnisse mit Funk oder über Datenleitungen in eine Zentrale. Ihre vielfältigen Messgeräte sind innerhalb eines Landes meist einheitlich, von einem Staat zum anderen aber oft verschieden.
- Analoge Wetterstationen mit Wetterbeobachtern (außer an wichtigen Wetterwarten meist Privatpersonen), die o.a. Parameter dreimal täglich zu den so genannten Mannheimer Stunden ablesen (7-14-21 Uhr, oder auch 7-14-19 Uhr).
- Daten und Bilder von Wettersatelliten (beispielsweise Meteosat), Wetterradaren und anderen Fernerkundungsverfahren.
- Daten von Radiosondierungen. Die Sonden werden ja nach Größe eines Landes an einem oder mehreren Orten steigen gelassen und messen den Luftdruck (als Mass für die Höhe) sowie Temperatur und Feuchtigkeit bzw. Taupunkt. Der Wind kann aus der Position des Ballons ermittelt oder teilweise aus seinen Funksignalen berechnet werden. Sonderungen werden meist im zwölfstündigen Rhythmus (0 und 12 Uhr UTC), seltener im sechstündigen Rhythmus durchgeführt.
- Datenerhebung von Seewetterdiensten geschieht meist mit Wetterschiffen.
- Daten anderer Wetterdienste, z. B. der Flugwetterdienste oder von Fachabteilungen von Bundesländern und einzelnen großen Gemeinden.
- Prognosen der eigenen numerischen Wettervorhersagemodelle oder von regionalen Analysezentren (für Europa z. B. vom ECMWF in Reading)
- und spezielle Daten je nach Anwendungszweck.
Die ältesten Wetterwarten haben kontinuierliche Datenreihen von über 200 Jahren (z. B. in Kremsmünster). Dabei kann aber schon die Verlegung der Temperaturmessung um einige Meter problematisch sein.
Siehe auch
Weblinks
- Gesetz über den Deutschen Wetterdienst Wetterdienstgesetz
- Meteorologische Station des Forschungszentrums Jülich, Beschreibung einer komplexen Station, die in das Klimamessnetz des Deutschen Wetterdienstes integriert ist.
Kategorien:- Meteorologische Organisation
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