- Luftwaffenhelfer
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Luftwaffenhelfer (abgekürzt „LwH“) war die offizielle Bezeichnung für 15- bis 17-jährige Oberschüler der Jahrgänge 1926 bis 1928, die als Flakhelfer seit Februar 1943 im Rahmen des Kriegshilfsdienstes bei der Reichsverteidigung im Luftkrieg eingesetzt waren. Ab 1944 wurden nicht nur Oberschüler als Luftwaffenhelfer eingezogen, aus dem Jahrgang 1928 wurden auch Lehrlinge aus dem gewerblichen und kaufmännischen Bereich als Luftwaffenhelfer eingesetzt.
Luftwaffenhelfer hatten nicht den Status von Soldaten. Sie erfüllten zwar wie Soldaten Aufgaben an Geschützen und Geräten und lebten in den Flakstellungen wie sie, waren jedoch gleichzeitig Schüler, die von ihren Lehrern unterrichtet wurden. Offiziell wurden sie als HJ-Jungen dargestellt, was ihnen oft missfiel. Zur „Ausgehuniform“ musste die HJ-Armbinde getragen werden. Drei Institutionen waren beim Festlegen des Einsatzes von Luftwaffenhelfern beteiligt: Luftwaffe, Hitlerjugend und Schule. Freiwillige Meldungen waren nicht möglich, die Schüler wurden klassenweise und innerhalb der Schulklassen jahrgangsweise zum Einsatz abgeordnet.
Die Luftwaffenhelfer sollten Ersatz für fronttaugliche Soldaten schaffen, die aus den Flakstellungen abgezogen wurden und an die Front geschickt wurden, um dort die Verluste zu ersetzen. Jeweils 100 Luftwaffenhelfer ersetzten 70 für die Front freigestellte Soldaten. Gegen den Einsatz der Luftwaffenhelfer gab es Bedenken, so fürchtete Martin Bormann, der Leiter der Parteikanzlei, den Einfluss auf die Stimmung der Bevölkerung. Es galt, den Eindruck zu vermeiden, dass die Wehrmacht ausgeblutet war und auf Jugendliche als Soldaten zurückgreifen musste.
Luftwaffenhelfer wurden in der Regel nach neun Monaten Dienstzeit zum Luftwaffenoberhelfer (LwOH) befördert und trugen dann eine silberne Litze auf den Schulterstücken. Als weitere Maßnahme wurde, um das Prestigestreben der Jugendlichen auszunutzen, in seltenen Fällen das Flak-Kampfabzeichen verliehen.
Die nationalsozialistische Propaganda zielte darauf ab, dass männlichen Jugendlichen in der Pubertät vor allem Ritterkreuzträger, „Fliegerasse“ und erfolgreiche U-Boot-Fahrer als imponierende Figuren galten. Bei Luftwaffenhelfern hörte dies meistens auf, sie waren für diese heroische und pathetische Propaganda in der Regel nicht mehr empfänglich.
In den Jahren 1943 bis 1945 dürften insgesamt 200.000 Luftwaffenhelfer und Marinehelfer im Einsatz gewesen sein. Genaue Daten über Verluste unter den Luftwaffenhelfern existieren nicht, doch lassen Berichte von zahlreichen Volltreffern in Flakstellungen hohe Opferzahlen vermuten.
Literatur
- Manuel Werner: „Macht und Ohnmacht jugendlicher Luftwaffenhelfer – Ein Beispiel vom Fliegerhorst und KZ Echterdingen/Filder“, in: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg/Erzieherausschuss der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart (Hrsg.): Durch Faszination zur Macht – die Faszination der Macht. Bausteine zum Verhältnis von Macht und Manipulation. Handreichungen für den Unterricht, Stuttgart 2003.
- Rolf Schörken: „‚Schülersoldaten‘ – Prägung einer Generation“, in: R.D. Müller, H.E. Volkmann, (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität. München, Oldenburg 1999. ISBN 3-486-56383-1, S. 456 ff.
- Dieter Noll: „Die Abenteuer des Werner Holt – Roman einer Jugend“
Film
- Luftwaffenhelfer – Deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 1980, Regie: Volker Vogeler.
Kategorien:- Luftwaffe (Wehrmacht)
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