Flugabwehr

Flugabwehr
US-Soldaten beim Start einer Stinger-Rakete.

Unter Flugabwehr (veraltet Luftabwehr) versteht man allgemein militärische Maßnahmen zur Verteidigung des eigenen Luftraums gegen das Eindringen feindlicher Flugzeuge und anderer Flugkörper wie beispielsweise Marschflugkörper, Drohnen oder ballistische Raketen.

Der Begriff Fliegerabwehr bezeichnet im Sprachgebrauch der Bundeswehr die Bekämpfung von Luftzielen zur Selbstverteidigung durch nicht auf diesen Einsatzzweck spezialisierte Truppen.

Inhaltsverzeichnis

Grundlage

Fliegerabwehr mit Infanteriewaffen: deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg am Atlantikwall.

Bei den zur Flugabwehr eingesetzten Waffensystemen wird unterschieden zwischen Flugabwehrkanonen und Flugabwehrraketen (Boden-Luft-Raketen). Bei der Bundeswehr werden diese Systeme kurz FlaK bzw. FlaRak genannt. Daneben können prinzipiell alle Waffen, auch Handfeuerwaffen, zur Abwehr feindlicher Luftfahrzeuge eingesetzt werden. Während Ziele früher nach Sicht oder Schall geortet wurden, kommt heute als Sensor primär Radar zum Einsatz. Ferner verwenden Systeme mit geringer Reichweite Infrarot- oder andere optische Sensoren zur Ortung feindlicher Flugzeuge. Bei Nachtangriffen wurden Flugabwehrkanonen durch Flakscheinwerfer unterstützt.

Flugabwehrsysteme können sowohl fest als auch mobil auf Kraftfahrzeugen, Panzern oder Schiffen installiert werden. Außerdem gibt es Flugabwehrraketen, die von einem Mann bedient werden können (sogenannte MANPADS), etwa die US-amerikanische Stinger oder die Strela der ehemaligen Sowjetunion.

Gegenmaßnahmen

Eine erfolgreiche Flugabwehr relativiert den Vorteil der Luftüberlegenheit des Angreifers. Daher wurden parallel zur Entwicklung der Flugabwehr ab dem Zweiten Weltkrieg auch Eigenschutzvorrichtungen für Flugzeuge gegen das neu erfundene Radar entwickelt. Recht primitive Anfangsentwicklungen waren etwa die deutschen Düppelstreifen und die britischen Chaff oder „Windows“. Seit Mitte der 1970er-Jahre ist man bestrebt, mittels der Stealth-Technologie Tarnkappenflugzeuge zu bauen, die für das feindliche Radar unsichtbar sind.

Start einer Patriot-Boden-Luft-Rakete

Die Flugabwehr ist selbst stark durch Luftangriffe gefährdet. Dabei kann man insbesondere radargestützte Systeme durch Sender stören, lokalisieren und schließlich mit speziellen Raketen zerstören. Die Rakete fliegt auf dem Radarstrahl bis zur Quelle der Radarstrahlung, also der Radarantenne. Solche Einsätze werden Unterdrückung der feindlichen Flugabwehr (engl. SEAD, „Suppression of Enemy Air Defenses“) bezeichnet. Für diese Aufgabe setzen die deutsche sowie die italienische Luftwaffe das Waffensystem ECR-Tornado ein, der eine modifizierte Version des Jagdbombers Tornado mit Raketen des Typs HARM ist. Die US-amerikanische Luftwaffe bekämpft die Flugabwehr unter anderem mit der Wild-Weasel-Taktik.

Durch geschickte Taktik lässt sich das Risiko der Lokalisierung und Zerstörung von Flugabwehreinrichtungen reduzieren. Dazu werden die Radarstationen vernetzt und die eigentliche Radaranlage nur betrieben, wenn es unbedingt erforderlich ist.

Organisation und Zuordnung

Bei der Bundeswehr sind mit der Flugabwehr beauftragte Kräfte sowohl Teil des Heeres als auch der Luftwaffe. Im Heer werden diese Truppen als Heeresflugabwehrtruppe bezeichnet und bilden eine eigene Truppengattung, die zu den Kampfunterstützungstruppen gehört. Sie bekämpft den Luftfeind vornehmlich im niedrigen und mittleren Flughöhenbereich und schützt Truppen, deren Einrichtungen und Anlagen. Für die Bekämpfung von feindlichen Luftfahrzeugen in großer Höhe sind die drei Flugabwehrraketengeschwader der Luftwaffe zuständig. Zur Fliegerabwehr der übrigen Truppenteile dienen Maschinengewehre (zum Teil mit speziellem Fliegerabwehrvisier), in Ausnahmefällen sogar Sturmgewehre. Bei der Marine sind für die Luftverteidigung hauptsächlich die Fregatten der Klasse F 124 vorgesehen. Die meisten anderen Schiffe der Marine verfügen ebenfalls über Flugabwehrwaffen.

Im Österreichischen Bundesheer übernimmt die Fliegerabwehr diese Aufgabe. In der Schweizer Armee wird diese Truppengattung als Fliegerabwehrtruppe bezeichnet und ist Teil der Schweizer Luftwaffe.

In den US-amerikanischen Streitkräften wird die bodengebundene Flugabwehr traditionell von der US Army wahrgenommen.

Fliegerabwehr aller Truppen (zu Lande)

Die Fliegerabwehr aller Truppen (zu Lande) erfolgt mit allen der Truppe zur Verfügung stehenden und geeigneten Waffensystemen. Diese sind Maschinenkanone, MG auf Fliegerlafette, bedingt auch Schulter gestützt sowie bei tiefst- und langsam fliegenden Luftfahrzeugen alle Sturmgewehre. Ziel ist, durch einen Feuervorhang Treffer zu erzielen oder das Luftfahrzeug aus seiner Flugbahn zu bringen und in seinem Waffeneinsatz zu behindern. Je nach Luftlage und Einsatz eigener Luftfahrzeuge werden der Truppe die Bereitschaftsstufe und eine Feuerregelung befohlen. Grundsätzlich gilt für die Infanterie die Feuerregelung Feuerverbot, um feindlichen Luftfahrzeugen keinen Anhalt für die eigene Truppe zu bieten.

Bereitschaftsstufen

  • Bedingte Feuerbereitschaft zur Fliegerabwehr – Waffen lafettiert in Hauptschussrichtung;
  • Feuerbereitschaft zur Fliegerabwehr – Bedienungen an den Waffen zur Fliegerabwehr;

Stufen für die Feuerregelung

  • Feuerverbot: die eigene Truppe angreifende Luftfahrzeuge dürfen beschossen werden
  • Bedingte Feuererlaubnis: nur als feindlich erkannte Luftfahrzeuge dürfen beschossen werden
  • Feuererlaubnis: alle Luftfahrzeuge, die in den eigenen Wirkungsbereich einfliegen, dürfen beschossen werden.

Siehe auch

Literatur

  • Raimo Vehviläinen, Ahti Lappi, Markku Palokangas: INDEPENDANT FINLAND AIR DEFENCE CANNONS 1917–2000, Published by the Finnish War Museum, 1/2005, 260 pages
  • Zentrale Dienstvorschrift (zDV) 3/90 Fliegerabwehr (zu Lande) der deutschen Bundeswehr

Weblinks


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