Bläß’sches Palais

Bläß’sches Palais

Das Bläß’sche Palais an der Paulinenstraße 2 in Heilbronn wurde 1758 als städtisches Waisenhaus erbaut und diente ab 1803 als Palais des Herzogs und späteren Königs Friedrich I. von Württemberg. Seinen Namen erhielt das Gebäude nach dem Heilbronner Unternehmer Carl Bartholomäus Bläß, der das Gebäude 1828 erwarb und eine Essig- und Bleiweißfabrik betrieb. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1951 zum Abriss ausgeschrieben.

Geschichte

Das von den Gebrüdern Wolff in einer Lithographie festgehaltene Gebäude wurde 1758 unter Bürgermeister Georg Heinrich von Roßkampff von der Stadt als Arbeits-, Zucht- und Waisenhaus errichtet.[1] Da dieses jedoch unrentabel wurde und kein geglücktes soziales Unternehmen war, diente das Haus nur bis 1795 seiner Zweckbestimmung. Während der Revolutionskriege diente das Gebäude als Militärspital. Die Stadt verkaufte es im Jahre 1803 für 36.000 Gulden an den Kurfürsten von Württemberg, der seinen Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret damit beauftragte, das Gebäude zum Palais umzubauen und einen Park anzulegen. Aber auch für Württemberg war dieses Haus zu groß und daher veräußerte es die königliche Finanzkammer 1828[2] an den Heilbronner Unternehmer Carl Bartholomäus Bläß (1800–1871). Dieser ließ in den Nebengebäuden des Palais eine Essig- und Bleiweißfabrik errichten und bewohnte das Palais selbst mit seiner Familie. In den Jahren 1860 bis 1864 nahm er den Theologen David Friedrich Strauß mit seinen beiden Kindern im Haus auf.

1904 wurde das Anwesen verkauft und das Unternehmen, seit 1871 Kommanditgesellschaft, gelangte in den Besitz von Theodor und Julius Mertz, die Gesellschafter des Unternehmens G. F. Rund waren. Nachdem die Stadt 1906 das Areal aufgekauft hatte, wurde in den Jahren 1938/39 das Innere des Palais umgebaut und das Gebäude der Kreisleitung der NSDAP überlassen.[3] Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, stürzte die südöstliche Ecke des Palais am 5. Februar 1948 ein, woraufhin am 5. Oktober 1951 im Amtsblatt der Abbruch des Palais ausgeschrieben wurde.[4]

Literatur

  • Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8.
  • Alexander Renz: Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945–1951, Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1995, ISBN 3-928990-55-1 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 34).
  • Werner Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit. 36 Lithographien der Gebrüder Wolff. Druck- und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1970 (Reihe über Heilbronn. Band 4)
  • Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. 3. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 14)
  • Christhard Schrenk, Hubert Weckbach: „… für Ihre Rechnung und Gefahr“. Rechnungen und Briefköpfe Heilbronner Firmen. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1994, ISBN 3-928990-48-9 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 30).

Einzelnachweise

  1. Dumitrache/Haag, Archäologischer Stadtkataster …, S. 127 [Waisenhaus, Zucht- und Arbeitshaus, abgegangen]
  2. Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit, S. 15 [Das ehemalige königl. Palais]
  3. Schrenk/Weckbach: „… für Ihre Rechnung und Gefahr“, S. 28 [C. B. Bläß – Rechnung ausgestellt am 27. Juni 1902]
  4. Renz, Chronik Heilbronn … 1945–1951, S. 225 und S. 535


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