Gebrüder Wolff

Gebrüder Wolff

Die Gebrüder Wolff waren ein taubstummes Brüderpaar aus Heilbronn, die dort eine Lithografische Anstalt errichteten, deren Lithografien zu den wichtigsten bildlichen Darstellung württembergischer Städte zur Zeit des Biedermeier im frühen 19. Jahrhundert gehören.

Geschichte

Louis (Ludwig) Wolff (* 20. April 1802, † 3. März 1868) und Fritz (Friedrich) Wolff (* 8. Dezember 1807, † 25. Oktober 1850) waren Söhne des Heilbronner Bäckermeisters Karl Ludwig Wolff (1761–1826) und dessen Frau Maria Magdalena geb. Kenngott (1764–1840). Die Eltern hatten insgesamt 15 Kinder, von denen jedoch nur acht das Erwachsenenalter erreichten. Die Brüder (außerdem auch ihre Schwester Louise) waren taubstumm, hatten jedoch eine außergewöhnliche zeichnerische Begabung, die dem Rat der Stadt Heilbronn nicht verborgen blieb, der die Brüder 1821 auf die 1818 gegründete Lithografische Anstalt nach Stuttgart entsandte, wo sie die neue Technik der Lithografie erlernen sollten. Um 1825 gründeten die Brüder eine eigene Steindruckerei in Heilbronn.

Die Brüder verlegten zunächst lithografische Ansichten der Stadt Heilbronn im Stil der Stuttgarter „Kleinen Ebnerschen Blätter“, die jedoch unkoloriert und sowohl einzeln als auch in Serien erhältlich waren. Später erstellten sie auch Ansichten von Ludwigsburg, Weinsberg, Wimpfen sowie weiteren Orten in Hohenlohe und Oberschwaben. Die Blätter zeigen in einer detailreichen, realistischen Qualität repräsentative Plätze und Gebäude sowie Szenen aus dem städtischen Leben wie Schützen-, Sänger- und Turnfeste. Die Lithografische Anstalt in Heilbronn besorgte darüber hinaus auch den Druck zahlreicher Geschäftsdrucksachen sowie die Fertigung von Buchillustrationen.

Obwohl die Brüder künstlerisch begabt waren und lesen und schreiben konnten, galten sie aufgrund ihrer Behinderung als nicht geschäftsfähig und hatten auch kein Bürgerrecht. In geschäftlichen Dingen wurden sie bis zum Tode des Vaters 1826 von diesem vertreten, danach wurde von der Stadt ein Pfleger eingesetzt, derweil der Bruder Heinrich Wolff (1799–1859) später Geschäftsführer der Druckerei wurde. Heinrich, der wie der Vater Bäcker war, erbte von der Mutter auch die beiden Häuser im Familienbesitz, in denen er den drei taubstummen Geschwistern auf Lebenszeit Wohnrecht und Geschäftsräume für ihre Druckerei einzuräumen hatte.

Nach 1840 scheinen die Brüder aus nicht überlieferten Gründen in seelische oder wirtschaftliche Bedrängnis geraten zu sein. Um 1842 erhielten sie vom Rat der Stadt Heilbronn die Genehmigung, ihr Unternehmen veräußern zu dürfen, fanden jedoch keinen geeigneten Käufer. Nach dieser Zeit sind nur noch wenige Arbeiten der Brüder überliefert, deren künstlerische Qualität hinter früheren Arbeiten zurücksteht. Fritz Wolff verstarb bereits 1850 mit 43 Jahren. Heinrich Wolff musste aus gesundheitlichen Gründen seine Rolle als Geschäftsführer abtreten, worauf der Graveur Gottlob Beitter diese Rolle einnahm. Kurz darauf wurde im Spätjahr 1853 die Lithografische Anstalt von der Pflegschaft Louis Wolffs zum 1. April 1854 an den konkurrierenden Lithografen August Rostert (1813–1868) verkauft, der sich verpflichten musste, Louis Wolff weiterzubeschäftigen.

Literatur

  • Hubert Weckbach: Die „Porträtisten“ des biedermeierlichen Stadtbildes. In: Heilbronner Köpfe III. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2001, ISBN 3-928990-78-0 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 48)
  • Werner Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit. 36 Lithographien der Gebrüder Wolff. Druck- und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1970 (Reihe über Heilbronn. 4)

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