Paltrock- und Bockwindmühlen Langerwisch

Paltrock- und Bockwindmühlen Langerwisch
Paltrockmühle Langerwisch
Große Paltrockmühle und kleine Bockwindmühle (Lehrmühle) im Jahr 2008, die Flügel der Miniaturmühle sind zur Reparatur abmontiert

Große Paltrockmühle und kleine Bockwindmühle (Lehrmühle) im Jahr 2008, die Flügel der Miniaturmühle sind zur Reparatur abmontiert

Lage und Geschichte
Paltrockmühle Langerwisch (Brandenburg)
Paltrockmühle Langerwisch
Koordinaten 52° 19′ 14,8″ N, 13° 5′ 3,4″ O52.32077777777813.084277777778Koordinaten: 52° 19′ 14,8″ N, 13° 5′ 3,4″ O
Standort DeutschlandDeutschland Deutschland
Erbaut 1839 in Oranienburg, 1879 umgesetzt
Stillgelegt Anfang 1980er-Jahre
Zustand Restauriert und betriebsfähig, am Deutschen Mühlentag zu besichtigen
Technik
Nutzung Getreidemühle
Mahlwerk Zwei Gänge, Walzenstuhl, zwei Askaniasichter, Aspiration; Mahlwerk funktionstüchtig
Antrieb Windmühle
Windmühlentyp Paltrockwindmühle; ursprünglich Bockwindmühle, 1930 umgebaut
Flügelart Volljalousien
Anzahl Flügel 4
Nachführung Windrose

Die Paltrock- und Bockwindmühlen Langerwisch sind zwei betriebsfähige und denkmalgeschützte[1] Getreidemühlen in Langerwisch, einem Ortsteil der Gemeinde Michendorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Deutschland). Die Windmühlen liegen nebeneinander am Fuß des 78 Meter hohen Galgenberges, einem Teil des Saarmunder Endmoränenbogens.

Die Bockwindmühle gilt mit einer Flügelspannweite von rund 4,5 Metern als kleinste betriebsfähige Windmühle Deutschlands. Ein Müllermeister hatte sie 1938 im Maßstab 1:4 als Lehrmühle für seinen Sohn gebaut. Eine weitere Langerwischer Mühle, eine Bockmühle aus dem Jahr 1709, war spätestens in den 1970er-Jahren baufällig und stürzte 2002 endgültig ein.[2]

Inhaltsverzeichnis

Paltrockmühle

Die Paltrockmühle wurde 1839 in Oranienburg als Bockwindmühle errichtet. 1879 erwarb der Müllermeister Otto Melior das Bauwerk, ließ es zerlegen und die Einzelteile per Lastkahn und Pferdefuhrwek nach Langerwisch transportieren. Hier wurde die Mühle noch 1879 am heutigen Standort originalgetreu wiederaufgebaut. 1930 wurde die Mühle zu einer leistungsfähigeren Paltrockmühle umgebaut. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete die Mühle oft rund um die Uhr, um den Mehlbedarf der Bäcker in den umliegenden Dörfern zu decken. Die Produktionskapazität lag bei 1,6 bis 1,8 Tonnen Mehl in 24 Stunden.

Die Paltrockmühle im Jahr 1973

Nach 1945 ging die Nachfrage nach Mehl zurück. Die Mühle produzierte in der DDR-Zeit überwiegend Futterschrot für die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, ihre Rentabilität sank. Anfang der 1980er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt. In den 1990er-Jahren hat die Familie Melior die Mühle instandgesetzt und unter denkmalschutzrechtlichen Aspekten auf den Stand von 1930 zurückgebaut. Seit 2000 ist die Mühle wieder funktionsfähig und wird insbesondere zu Vorführungen wie zum Beispiel am Deutschen Mühlentag in Betrieb genommen.[3][4][5]

Die restaurierte Mühle hat einen Flügelkreisdurchmesser von 21 Metern und verfügt über Jalousieflügel (Volljalousien) und einen neuen Gleitkranz. Sie kann mit Wind oder Motor betrieben werden. Die Flügelnachführung besorgt eine Windrose. Die komplett vorhandene Technik besteht aus zwei Gängen, Walzenstuhl, zwei Askaniasichtern, Aspiration und zwei stehenden Mischmaschinen.[6][7]

Bockwindmühle (Miniaturmühle)

Die nur drei Meter hohe Bockwindmühle hat Jalousieflügel mit einer Spannweite von rund 4,5 Metern und einen Schrotgang.[8] Auch die Miniaturmühle ist betriebsfähig und wird am Deutschen Mühlentag präsentiert. Mit ihren kleinen Mahlsteinen und ihrem kleinen Trichter, der viele Kinder an die Darstellung in Max und Moritz erinnert, stößt sie vor allem bei Heranwachsenden auf großes Interesse.[9] Das Technische Denkmal gilt als kleinste betriebsfähige Windmühle in Deutschland.[10]

Die Miniaturmühle im Jahr 2010

Die Mühle wurde 1938 vom Mühlenpächter Fräsdorf in Paretz im Maßstab 1:4 als Lehrmühle für seinen Sohn gebaut.[11] Da der Sohn im Zweiten Weltkrieg verstarb, ging der Mühlenbetrieb nicht in die nächste Generation über. Zu einem unbekannten Zeitpunkt (andere Angabe: 1958)[8] kam die Mühle nach Fahrland zum Müllermeister Karl Gutschmidt, der sie bis in die 1960er-Jahre nutzte.

Gutschmidt, der letzte Müllermeister in Fahrland,[12] traf sich regelmäßig mit seinem Langerwischer Kollegen Otto Melior. Die Brandenburger Landtagsabgeordnete Susanne Melior vermutet, dass bei einem der Treffen verabredet wurde, „dass der kinderlose Gutschmidt dem mit vier Söhnen gesegneten Otto Melior die kleine Mühle für ihren eigentlichen Zweck, die Heranführung der Jugend an das Müllerhandwerk,“ weitergab.[9] 1968 ließ Otto Melior die Mühle nach Langerwisch holen und neben der großen Mühle aufbauen. Ihren Ausbildungszweck erfüllte sie insbesondere 1972/73. Nachdem am 13. November 1972 ein orkanartiker Sturm die Miniaturmühle fast völlig zerstört hatte, übten sich die vier Söhne im Wiederaufbau. Da Ersatzteile in der DDR nur schwer erhältlich waren, fertigten sie viele Einzelteile in Handarbeit. In den Jahren 2000/2001 erhielt die kleine Bockwindmühle neue Jalousie-Flügel, die zusammen mit dem Seitentreppchen 2009 ausgebessert wurden.[9]

Weblinks

 Commons: Paltrock- und Bockwindmühlen Langerwisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum: Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Potsdam-Mittelmark (PDF-Datei; 319 kB)
  2. File:Fotothek df rp-a 0160069 Michendorf-Langerwisch. Bockmühle, Baujahr 1709 (2002 eingestürzt).jpg
  3. Mühlenkarte für Berlin und Brandenburg. 119 technische Denkmale kurz vorgestellt. Hrsg.: Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V., Edition Terra, Berlin 2005 ISBN 3-9810147-3-1.
  4. Wandernde Mühle. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 27. Mai 2004.
  5. Wilhelmshorst, die Waldgemeinde in Brandenburg: Deutscher Mühlentag – Große Paltrockmühle und Kleine Bockwindmühle zu besichtigen. 1. Juni 2009.
  6. Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde. Deutscher Mühlentag 2010, Paltrockwindmühle Langerwisch (Nr. 8).
  7. Mühlen in Berlin und Brandenburg Paltrockwindmühle Langerwisch.
  8. a b Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde. Deutscher Mühlentag 2010, Kleine Bockwindmühle Langerwisch (Nr. 109).
  9. a b c Susanne Melior, MDL Brandenburg: Pfingstmontag ist Deutscher Mühlentag. Große Paltrockmühle und Kleine Bockwindmühle in Langerwisch zu besichtigen. 25. Mai 2009.
  10. Mühlen in Berlin und Brandenburg Bockwindmühle Langerwisch.
  11. City Map, Bockwindmühle Paretz.
  12. Mühlenbaude Fahrland, Geschichte.

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