Netzstieliger Hexen-Röhrling

Netzstieliger Hexen-Röhrling
Netzstieliger Hexenröhrling
2011-07-07 Boletus luridus 71775.jpg

Netzstieliger Hexenröhrling (Boletus luridus)

Systematik
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Röhrenpilze (Boletales)
Familie: Röhrlinge (Boletaceae)
Unterfamilie: Boletoideae
Gattung: Dickröhrlinge (Boletus)
Art: Netzstieliger Hexenröhrling
Wissenschaftlicher Name
Boletus luridus
Schaeff.

Der Netzstielige Hexenröhrling (Boletus luridus) ist ein Vertreter der Dickröhrlinge, der mit vielen Laubbäumen eine Mykorrhiza bilden kann.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Mehrere Fruchtkörper des Netzstieligen Hexenröhrlings

Der Hut wird 5 bis zu 20 cm breit, die Form ist halbkugelig bis gewölbt, die Oberfläche ist wildlederartig matt. Die Hutfarbe reicht von ockerbraun über ziegelrötlich bis dunkeloliv; an den Rändern ist er oft etwas heller, an Druckstellen dunkelblau. Die Huthaut ist trocken und samtig. Die Röhren sind grünlich bis gelblich, an Druckstellen schnell und intensiv dunkelblau verfärbend. Die Oberfläche der Poren an der Hutunterseite ist karminrot, auf Druck dunkelblau gefärbt. Die Porenöffnungen sind rund und klein. Der gedrungene Stiel ist 8 bis 14 cm lang und 1 bis 3 cm breit. Die Grundfarbe ist eher gelblich mit einem dunklen Adernetz überzogen.

Das Fleisch ist gelb, an der Stielbasis rötlich und oberhalb der Röhren rot. Es verfärbt sich im Anschnitt rasch dunkelblau. Für die Blauverfärbung des Fleisches nach Anschnitt oder an Druckstellen sind wie bei den meisten Röhrlingen Pulvinsäure-Derivate verantwortlich. Dies hat aber keinen Einfluss auf die Genießbarkeit.Geruch und Geschmack sind beim frischen Pilz nicht sehr ausgeprägt. Das Sporenpulver ist olivbraun; die Sporen sind länglich spindelig und haben die Abmessungen 10–15 × 5–7 Mikrometer.

Ähnliche Arten

Ähnlich ist der Flockenstielige Hexenröhrling (Boletus erythropus), der am Fuß nicht die netzartige Zeichnung, sondern feine, rötliche Flocken aufweist. Eine Verwechslung wäre kein Schaden, da der Flockenstielige Hexenpilz als besserer Speisepilz gilt. Von unkundigen Sammlern kann der Hexenpilz mit dem giftigen Satansröhrling (Boletus satanas) verwechselt werden, der aber – vor allem im Jugendstadium – eine wesentlich hellere, graue Hutfarbe besitzt. Sehr ähnlich ist der Kaukasische Hexenröhrling, der jedoch eher selten vorkommt. Ein Unterscheidungsmerkmal ist sein gelber Röhrenboden, der allerdings auch vereinzelt beim Netzstieligen Hexenröhrling vorhanden ist. Eindeutiges Unterscheidungsmerkmal ist die Jodreaktion, die bei diesem positiv ausfällt, beim Kaukasischen negativ.[1]

Ökologie

Der Netzstielige Hexenröhrling kommt vom Frühsommer bis Herbst (Juni–Oktober) häufig unter Laubbäumen (Eichen, Linden und Buchen), in Alleen und Parks mit altem Baumbestand und an Straßenrändern vor. Er ist, da kalkhold, auf eher trockenen, lehmigen und basischen Böden häufig zu finden.

Bedeutung

Der Netzstielige Hexenröhrling ist roh giftig, gut gekocht normalerweise essbar. Vereinzelt treten bei gemeinsamem Verzehr mit Alkohol Unverträglichkeiten auf, wofür oft der Wirkstoff Coprin verantwortlich gemacht wird. Er wirkt in Verbindung mit Alkohol giftig. Bisher konnte in dem Pilz jedoch kein Coprin oder ähnlich wirkende Substanzen nachgewiesen werden. Da dieses Gift im verwandten Ochsenröhrling (B. torosus) bereits gefunden wurde, kam die Vermutung auf, dass die Vergiftungen möglicherweise auf Verwechslungen mit diesem Pilz beruhen.[2] Allerdings wird selbst das Vorhandensein dieses Giftes im Ochsenröhrling angezweifelt, da der Pilz auch mit Alkohol schadlos verzehrt werden kann. Außerdem sprechen Symptomatik und Latenzzeit bei Auftreten gegen das Coprinus-Syndrom.[3] Folglich wird diese Form der Vergiftung vom Netzstieligen Hexenröhrling und wohl auch vom Ochsenröhrling nicht verursacht.[3]

Literatur

  • Ewald Gerhardt: BLV Handbuch Pilze, vierte, durchgesehene Auflage, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2006, ISBN 978-3-8354-0053-5

Weblinks

 Commons: Netzstieliger Hexenröhrling – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Gminder: Schlüssel der rotporigen Röhrlinge
  2. Ulrich Kiwitt, Hartmut Laatsch: Coprin in Boletus torosus: Beruht die angebliche Alkoholunverträglichkeit durch den Verzehr des Netzstieligen Hexenröhrlings (Boletus luridus) auf einer Verwechslung? In: Zeitschrift für Mykologie 60(2). 1994. S. 423-430. (PDF; 486 kB)
  3. a b René Flammer: Boletus torosus - Coprin und Alkohol. In: Schweizerische Zeitschrift für Pilzkunde 2008-4. S. 146-147. (PDF; 1,14 MB)
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