Branda Castiglione

Branda Castiglione

Branda Castiglione (manchmal auch: Castiglioni (* 4. Februar 1350 in Castiglione Olona; † 3. Februar 1443 ebenda) war ein italienischer Humanist, Kardinal und päpstlicher Legat, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas tätig war. Er zeichnete sich durch humanistische Gelehrsamkeit, Redegabe, diplomatisches Geschick und kirchlichen Reformeifer aus; zugleich tat er sich als Freund und Mäzen von Wissenschaft und Kunst hervor.

Leben und Wirken

Er studierte in Pavia Zivil- und Kirchenrecht und schloss seine Studien mit dem Doktor beider Rechte ab. Seine religiöse Entwicklung wurde durch die böhmische Devotio moderna beeinflusst, als in den neunziger Jahren führende Vertreter dieser Reformrichtung nach Italien kamen; hierbei lernte er wohl auch Gedanken des Reformpredigers Konrad von Waldhausen (1325-1369) kennen. Seit 1389 kam er in diplomatischer Mission im Auftrag von Gian Galeazzo Visconti mit dem Papst in Kontakt. 1404 wurde er Bischof von Piacenza, 1412 Bischof und Graf von Veszprém (Weißenbrunn/Ungarn). Seit 1411 Kardinalpriester von San Clemente, war er päpstlicher Legat in Ungarn (seit 1410) und in Germanien (ab 1413). Im Gefolge König Sigismunds reiste er viel in Deutschland, Ungarn und Polen. Er nahm auch an den Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1445) teil. Dabei ging es ihm immer wieder um die Einheit der Christenheit, sowohl in Hinblick auf das päpstliche Schisma als auch auf die Ostkirche. Er war die treibende Kraft hinter den Kreuzzügen gegen die Hussiten und ernannte Nikolaus von Dinkelsbühl 1421 zum offiziellen Hussiten-Kreuzzugssprediger. 1421 zum Reformator generalis für ganz Deutschland ernannt, erstrebte er eine Reform des Klerus und der religiösen Lebensführung. Er entwarf Reformstatuten, die Grundlage für Kirchen- und Klosterreformen sein konnten (wie sie dann etwa im Kloster Pillenreuth realisiert wurden).

Im Alter von über 70 Jahren begann er 1423 mit einer regen Bautätigkeit in seinem Heimatort Castiglione, wozu er bedeutende Künstler heranzog. Castiglione ist bis heute davon geprägt. Zugleich engagierte er sich für Bildung sowie soziale Förderung durch Gründung des Collegio Branda an der Universität Pavia und durch die Errichtung von Schulen und Armenhilfen in seinem Heimatort. Kardinal Branda starb 1443 hochbetagt mit 93 Jahren.

Literatur

  • Dieter Girgensohn: Castiglione (de Castilliono, de Casteleone, Castiglioni), Branda da. In: Dizionario biografico degli Italiani Band 22 (online bei treccani.it, italienisch)
  • Hermann Tüchle: Das Mainzer Reformdekret des Kardinals Branda. In: Remigius Bäumer (Hrsg.): Von Konstanz nach Trient. Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. Fs. f. August Franzen. Paderborn 1972, S. 101-117

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Pietro IV. Manieri Bischof von Piacenza
1404–1408
Bartolomeo Caccia


Vorgänger Amt Nachfolger
Sándor Bischof von Wesprim
1412–1424
Péter Rozgonyi

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