- Gian Galeazzo Visconti
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Gian Galeazzo Visconti (auch Giangaleazzo Visconti oder veraltet Johann Galeaz(zo) Visconti; * 16. Oktober 1351 in Pavia; † 3. September 1402 in Melegnano) war der mächtigste Visconti. Er wurde 1378, nach dem Tod seines Vaters Galeazzo II. Visconti, Mitherrscher in Mailand neben seinem Onkel Bernabò Visconti. 1385 brachte er in einem Handstreichverfahren seinen Onkel um und wurde alleiniger Herrscher.
Leben
Gian Galeazzo Visconti legte den Grundstein zur Kathedrale von Mailand, ließ in Pavia die Certosa und die Brücke über den Ticino bauen, förderte die Universität Pavia, gründete die Bibliothek dort und ließ die Universität Piacenza wiederherstellen. Auch vollendete er dort den prächtigen Palast, den schon sein Vater Galeazzo begonnen hatte und verlegte dorthin seine Bibliothek und seine große Sammlung von Reliquien der Heiligen. Seine Verwaltung war ausgezeichnet, er war ein fähiger und wirtschaftlich denkender Herrscher und galt als einer der reichsten Fürsten seiner Zeit. Mit dem Ziel, ganz Oberitalien in seine Hand zu bekommen, eroberte er 1387 Verona und 1388 Padua mit Hilfe Venedigs. Er zog hiernach erfolgreich gegen Mantua und Ferrara und anschließend, als die gesamte Lombardei ihm gehörte, gegen die Toskana. Um Padua und Mantua wehrlos machen zu können, hatte er mit gewaltigem finanziellen Aufwand riesige Dammbauten zur Umleitung der Flüsse Brenta und Mincio unternommen.
- →Hauptartikel:Stundenbuch von Giangaleazzo Visconti, Herzog von Mailand
1399 kaufte er Pisa und annektierte Siena. Der römisch-deutsche König Wenzel hatte ihm 1395 gegen eine Zahlung von 100.000 Florin den Titel eines Herzogs von Mailand verliehen, ihn 1395 zum Grafen von Pavia und 1397 zum Herzog der Lombardei erhoben und sich andererseits geweigert, gegen ihn Krieg zu führen. 1400/1401 eroberte Gian Galeazzo Perugia, Assisi, Lucca und Bologna. Der neue römisch-deutsche König Ruprecht unternahm zwar 1401/02 einen Italienzug, in dessen Verlauf er auch gegen Mailand marschierte, doch war er der Finanzkraft Gian Galeazzos (dessen Steuereinnahmen betrugen mindestens 1,2 Millionen Gulden, teils sogar das doppelte) nicht gewachsen und erlitt eine Niederlage.
Gian Galeazzo war auf dem Höhepunkt seiner Macht und belagerte gerade Florenz, als er am 3. September 1402 im Alter von 50 Jahren an der Pest starb. Seine Söhne aus zweiter Ehe, Giovanni Maria Visconti und Filippo Maria Visconti, waren zu der Zeit noch Kinder und kamen unter den Schutz des Condottiere Facino Cane de Casale. Die meisten seiner Eroberungen gingen an seine selbstsüchtigen Generale verloren.
Gian Galeazzo war von seinem Vater im Juni 1360 mit Isabelle de Valois (1348–1372) verheiratet worden, einer Tochter des französischen Königs Johann II. (regierte 1350–1364). Von dieser hatte er vier Kinder, von denen nur eine Tochter das Erwachsenenalter erreichte. Valentina Visconti (1368–1408) wurde ihrerseits wieder mit einem Franzosen verheiratet, ihrem Cousin Louis de Valois, dem Herzog von Orléans. Valentinas Sohn Charles de Valois machte später vergeblich Ansprüche auf Mailand geltend, die dessen Sohn, König Ludwig XII., für kurze Zeit mit einem Feldzug durchzusetzen schaffte, der den langen Interessenkonflikt zwischen der französischen Krone und dem Haus Habsburg auslöste.
In zweiter Ehe heiratete Gian Galeazzo am 2. Oktober 1380 seine Cousine Caterina Visconti (um 1360–1404), eine Tochter Bernabò Viscontis, die die Mutter seiner beiden überlebenden Söhne wurde.
Literatur
- Hermann Martin Goldbrunner: Die Übergabe Perugias an Giangaleazzo Visconti (1400). Ein Beitrag zur Politik der italienischen Mächte am Ende des Trecento. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken (QFIAB) 42/43, 1963, S. 285–369.
- Gian Galeazzo Visconti. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Weblinks
Commons: Gian Galeazzo Visconti – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienVorgänger Amt Nachfolger – Herzog von Mailand
1395–1402Giovanni Maria Visconti
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