Sprengung von Bunkeranlagen auf Helgoland

Sprengung von Bunkeranlagen auf Helgoland

Die Sprengung von Bunkeranlagen auf Helgoland fand am 18. April 1947 um 13 Uhr statt. Die von den Briten als Operation Big Bang oder British Bang bezeichnete Sprengung war mit 6,7 Megatonnen Sprengstoff ein Fünftel so stark wie die Hiroshima-Bombe und damit die größte nicht-atomare Explosion, die jemals von Menschenhand erzeugt wurde. Das Ziel der Sprengung war, die Bunker- und Militäranlagen der Nordseeinsel Helgoland zu zerstören. Durch die enorme Menge an Sprengstoff nahm man an, die gesamte Insel vollständig vernichten zu können. Allerdings ließ der poröse Sandstein, aus dem die Insel besteht, die Druckwelle entweichen, und nur die Südspitze der Insel wurde gesprengt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Aufgrund ihrer Lage im Zentrum der Deutschen Bucht, in der Nähe der Mündungen der Weser, der Elbe und des Nord-Ostsee-Kanals, war die Insel Helgoland während vieler Kriege umkämpft und Schauplatz der vier Seeschlachten von 1849, 1864, 1914 und 1917. 1807 besetzte das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland Helgoland. 1890 tauschte das Deutsche Kaiserreich die Kolonie Sansibar gegen die Insel Helgoland ein, um sie zu einer Seefestung und später zu einem Marinestützpunkt auszubauen. 1938 begann das nationalsozialistische Dritte Reich das nie vollendete „Projekt Hummerschere“, um die Insel zu einem militärischen Gegengewicht zum britischen Seestützpunkt in der Bucht von Scapa Flow zu machen. Die erste Bombe, die im Zweiten Weltkrieg auf deutschen Boden fiel, traf 1939 Helgoland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Insel erneut von den Briten besetzt und diente zwischen 1945 und 1952 als Spreng- und Übungsgelände.

Sprengung

1945 wurden die etwa 3000 Einwohner evakuiert. Trotz vieler Proteste der Bewohner Helgolands begann man 1947 mit den Vorbereitungen zur Sprengung der Insel. Man füllte die U-Boot-Bunker im Südhafen und die Tunnellabyrinthe mit übriggebliebener Munition aus den Weltkriegen. Da die Vorbereitungen länger andauerten als geplant, konnte der ursprüngliche Termin 31. März nicht eingehalten werden.[1]

Am 18. April 1947, exakt zwei Jahre nach einem Großangriff der Briten auf Helgoland mit etwa 1000 Bombern, wurde von der Royal Navy die Bombe gezündet. Gestapelt wurden etwa 4.000 Torpedoköpfe, fast 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers. Die Sprengung wurde von britischen Pionieren von Bord des Kabellegers Lasso aus 9 km Entfernung ausgelöst.[2][3] Knapp 20 Journalisten duften vom Seedampfer Danzig aus zuschauen.[4] Eine kleinere Explosion ging voraus, um die Vögel zu verscheuchen. Die eigentliche Explosion erfolgte einige Minuten später. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Die Erschütterungen waren noch im 70 Kilometer entfernten Cuxhaven zu spüren. Der Rauchpilz stieg rund neun Kilometer,[5] nach anderen Quellen ein Kilometer,[6] in die Höhe. Die Explosion erschütterte den Inselsockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern.

Folgen

Die Insel überstand zwar die Sprengung, allerdings wurde die Südspitze der Insel, aus deren Schutt das heutige Mittelland besteht, weggesprengt.[7] Auch Teile der Steilküste stürzten ein, und unzählige Krater von bis zu 40 m Tiefe entstanden. Allerdings blieben die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern intakt; die verschonten Zivilluftschutzbunker locken heute jährlich bis zu 10.000 Touristen an. Das einzige Gebäude, das die Sprengung überstand, war der Flakturm, der heutige Leuchtturm Helgoland.[8] Die Detonation konnte in Deutschland seismographisch registriert und zur Untersuchung der Erdkruste genutzt werden.[9] Erst 1952 durften nach Protesten der Bewohner die Helgoländer ihre Insel wieder besiedeln. Heute findet am Jahrestag der Sprengung ein Gedenkgottesdienst im Zivilschutzbunker statt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spiegelartikel: Helgoland muß zerstört werden
  2. Video der Sprengung. BBC (online)
  3. Gregor Haake: Der Tag, an dem Helgoland der Megabombe trotzte. In: Eines Tages, Der Spiegel, 13. April 2007 (online)
  4. 18. April 1947: Die Militäranlagen auf Helgoland werden gesprengt
  5. Der Tag, an dem Helgoland der Megabombe trotzte, Spiegel
  6. Operation Big Bang auf wasistwas.de
  7. Regina Kusch, Andreas Beckmann: Festung, Seebad, Labor. Helgolands Entwicklung nach dem großen Knall. In: Deutschlandradio, 18. April 2007 (online)
  8. Leuchttürme auf den Nordseeinseln
  9. G. A. Schulze: Anfänge der Krustenseismik. (online)

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