Brückenmännchen (Dresden)

Brückenmännchen (Dresden)
Das Dresdner Brückenmännchen
Zeichnung des ersten Brückenmännchens
Kopie der Brückenmännchenfigur an einem Haus in Loschwitz

Das Brückenmännchen ist eines der Wahrzeichen der Stadt Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Relieffigur aus Sandstein befindet sich am Landpfeiler auf der Altstädter Seite der Dresdner Augustusbrücke. Die Figur soll der Überlieferung nach den Italiener Matteo Foccio (um 1265) darstellen. Er soll im 13. Jahrhundert der Baumeister der ersten steinernen Brücke in Dresden gewesen sein.

Die Figur schaut flussabwärts und zeigt Foccio „in kauernder Stellung mit untergestemmten Armen und tief in die Augen gezogenem Mützchen“.[1] Andere Interpretationen gehen davon aus, dass das Männchen auf einem Stuhl oder Quader sitzt, was ihn als Werkmeister als zu einer der vier großen Bauhütten seiner Zeit gehörig auszeichnen würde.[2] Er trägt die Kleidung des 14. Jahrhunderts: Einen anliegenden Rock mit Knöpfen und Stutzkragen, eine Pluderhose mit Zugstiefeln und eine Mütze. Die gelockten Haare sind schulterlang.

Im Jahr 1813 wurde die Brücke gesprengt und die Figur dabei verschüttet. Für den Neubau der Brücke schuf Christian Gottlieb Kühn 1814 eine Nachbildung der Figur. Erst ein halbes Jahr, nachdem sie bereits in die Brücke eingepasst war, fand sich das beschädigte Original im Schutt wieder. Es wurde unter den Sockel der Brückenrampe in der Nähe des Italienischen Dörfchens über dem als Schleuse in die Elbe ausmündenden Kaitzbach eingemauert und verwitterte in der Folge stark. Später ließ der Besitzer von Helbigs Restaurant, das 1911 abgerissen wurde, eine Kopie anfertigen, die neben dem verwitterten Original eingemauert und mit einem Wetterdach versehen wurde. Beide Bilder waren nur schwer einsehbar und selbst von der Brücke aus nur mit Fernrohr zu erkennen.[3]

Die Brückenplastik wurde sowohl im Zuge des Neubaus der Brücke von 1907 bis 1910 als auch 1967 restauriert. Am Haus Kotzschweg 12 im Dresdner Stadtteil Loschwitz ist eine Kopie des Brückenmännchens angebracht. Das Haus gehörte einst dem Architekten Hermann Klette (1847–1909). Das Brückenmännchen zeugt von seinem Mitwirken am Anpassen der Augustusbrücke an die damaligen Verkehrsverhältnisse.

Sprichwort

Zur Zeit des Barock bis ins 19. Jahrhundert wurde das Brückenmännchen im Volksmund nach dem eingedeutschten Namen des Baumeisters auch „Matz-Fotze“ genannt. Der Ausdruck wurde im Dresdner Sprachraum zudem sprichwörtlich verwendet, um einen Duckmäuser zu bezeichnen, so findet sich der Ausdruck in einem Brief Gaetano Chiaveris an einen Beamten. Weitere Dresdner Redewendungen, wie „Ein Brückenmännchen machen“, „Das Brückenmännchen besuchen“ oder „Vom Brückenmännchen gerufen werden“ waren noch im 19. Jahrhundert Umschreibungen für den dringend nötigen Gang zur Toilette.[2]

Heutige Verwendung

Das Brückenmännchen ist Namensgeber der Veranstaltungsreihe Das Brückenmännchen lädt ein im Dresdner Kulturpalast, die seit 1973 jährlich stattfindet.

Literatur

  • Wilhelm Schäfer: Das Brückenmännchen oder die dresdner „Matz-Fotze“ an der alten Elbbrücke. In: Ders.: Deutsche Städtewahrzeichen: ihre Entstehung, Geschichte und Deutung. Band 1. Weber, Leipzig 1858, S. 68–76.
  • Folke Stimmel et al. (Hrsg.): Stadtlexikon Dresden. Verlag der Kunst, Dresden 1998, S. 79.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Theodor Grässe: Vom Brückenmännchen zu Dresden. In: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. 2. Auflage. Schönfeld 1874, S. 88–89.
  2. a b Schäfer, S. 70.
  3. Schäfer, S. 71.
51.05430702743113.738794922829

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