Kulturpalast (Dresden)

Kulturpalast (Dresden)
Kulturpalast Dresden gesehen vom Altmarkt
Kulturpalast (1985)
Wandbild Der Weg der roten Fahne
Datei:Wilsdruffer-Strasse-Dresden.jpg
Fassade an der Wilsdruffer Straße
Kulturpalast von der Kreuzkirche aus gesehen
Kulturpalast von der Schloßstraße aus gesehen

Der 1969 eröffnete Kulturpalast Dresden des Architekten Wolfgang Hänsch besitzt den größten Mehrzwecksaal der Stadt Dresden, der für Konzerte, Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen sowie Tagungen und Kongresse genutzt wird. Der im Stil der Bauhaus-Moderne errichtete quaderförmige Baukörper mit einer Grundfläche von rund 100 mal 70 Metern schließt den Altmarkt an der Nordseite als Teil Bebauung an der Wilsdruffer Straße ab. Östlich der Schloßstraße und südwestlich des nahen Neumarktes gelegen befindet er sich genau im Zentrum der am 13. Februar 1945 zerstörten ehemaligen Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung und Bau

Ursprünglich war der Kulturpalast als gigantisch großes Hochhaus im Stile der sieben Moskauer Hochhäuser geplant. Nach den „16 Grundsätzen des Städtebaus“ und dem Aufbaugesetz der DDR im Jahre 1950 sollten die Prinzipien des sozialistischen Städtebaus nun in der DDR verwirklicht werden. Ein wichtiger Grundsatz lautete: zentraler Platz – zentrales, stadtbildprägendes Hochhaus und breite Magistralen. Der Kulturpalast sollte ursprünglich diese Funktion der Höhendominante übernehmen. Eine Verwirklichung des Projektes in den 1950er Jahren blieb aber aus.

In den 1960er Jahren wird der Kulturpalast als kulturelles Zentrum der Stadt und des Bezirkes Dresden als quaderförmiger Baukörper mit einer Traufe von 19,35 m auf Basis der architektonischen Planung von Leopold Wiel[1] realisiert. Ein zunächst geplantes drittes Geschoss und eine Tribüne für die Paraden auf der Ernst-Thälmann Straße werden nicht ausgeführt.

Brandschutzsanierung 2007

Durch nicht fachgerecht durchgeführte Umbaumaßnahmen in den 1990er Jahren wurde eine Sanierung von Brandschutzvorrichtungen nötig, die eine fünfmonatige Schließung des Kulturpalastes ab dem 19. März 2007 erforderte. In den Wochen vor Beginn der Sanierung wurden während der Veranstaltungen Feuerwehrfahrzeuge direkt neben dem Kulturpalast postiert.

Gegenwart

Seit 2008 steht der Kulturpalast unter Denkmalschutz. Der „Palast“, im Volksmund auch Kulti genannt, hat, die Aufgaben einer Stadthalle erfüllend, eine wichtige Funktion im Kulturleben der Stadt. Betreiber ist die städtische Konzert- und Kongressgesellschaft mbH Dresden.

Gebäude

Der multifunktionale Festsaal mit bis zu 2.435 Plätzen (früher 2740) ist durch das besondere "Kippparkett" in einen komplett mit festen Sitzreihen und Überhöhung bestuhlten Zuschauerraum oder in einen Bankettsaal mit ebenen Boden im Bereich des Parketts vor der Bühne verwandelbar. Der Festsaal wurde in seiner Raumakustik für die Multifunktionalität optimiert und kann auf die Nutzung als Konzertsaal oder für elektronische verstärkte Musik- oder Sprachveranstaltungen durch veränderbare Absorptions- bzw. Reflexionsflächen angepasst werden. Mit heutigen Verfahren könnte die Akustik des Saals etwas verbessert werden, da neben den in den 1960er Jahren verfügbaren Messungen an aufwändig nachgebildeten Modellen auch leistungsfähige Computerberechnungsverfahren nutzbar sind. Die optimale Akustik für Konzerte vergleichbar der eines reinen Konzertsaals ist jedoch nicht erreichbar.

Es können neben Konzerten eine Vielzahl von Unterhaltungsveranstaltungen wie Shows, Musicals sowie Ballett gezeigt werden. Als Bankettsaal ist eine Nutzung für Kongresse oder als Tanzsaal möglich.

Neben dem großen Saal besitzt der Kulturpalast ein Studiotheater mit 192 Sitzplätzen, Seminar-, Proben- und Einspielräume, Foyerebenen, Bürotrakte sowie ein Restaurant mit Tagungsmöglichkeit.

Nach außen zeichnet sich der Festsaal durch das aus dem quaderförmigen Grundbaukörper herausragende Dach mit der Grundfläche eines symmetrischen Trapezes aus.

Wandbild

Das 30 mal 10 Meter große Wandbild „Der Weg der roten Fahne“ an der Westseite des Gebäudes ist seit 2001 als Kulturdenkmal ausgewiesen. Das Wandbild wurde im Jahr 1969 von Gerhard Bondzin und der Arbeitsgemeinschaft der Hochschule für Bildende Künste Dresden geschaffen. Es besteht aus Farbglas auf Betonplatten, die elektrostatisch beschichtet wurden. Die fünf bronzenen Haupteingangstüren schuf Gerd Jaeger 1969, sie stellen die Entwicklung Dresdens vom Fischerdorf zur Großstadt dar.[2]

Brunnen

Wasserspiele am Kulturpalast (1969)

Im Jahre 1969 wurden vor dem Gebäude an der Wilsdruffer Straße drei Wasserspiele angelegt. Im Zuge der Baumaßnahmen für die Tiefgarage am Altmarkt wurden die Brunnen entfernt. Dabei handelte es sich um Terrazzobecken mit den Abmessungen 7,90 x 8,55 Meter. In den Becken befanden sich jeweils eine Strahlenfontäne auf einer Fläche von 3 x 3 Meter, am Beckenrand waren jeweils 24 kleine Häufchenfontänen installiert.[2]

Umbauplanung

Die Stadt Dresden plant ab 2012 den Umbau des Gebäudes. Der Festsaal soll zu einem reinen Konzertsaal mit einer verringerten Kapazität von bis zu 1800 Plätzen als Spielstätte der Dresdner Philharmonie umgebaut werden. Das Kabarett Herkuleskeule und die Hauptbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresdens sollen die heute als Studiobühne und Seminarräume genutzten Bereiche des Kulturpalastes als Spielstätte, Räume für den Büchereibetrieb oder Büroräume übernehmen, um die alten Standorte aufgeben zu können. Damit soll neben der Kostenersparnis eine ganztägige Öffnung und Nutzung des Gebäudes und eine Nutzung durch unterschiedliche Alters- und Interessengruppen erreicht werden. Die ganztägige Öffnung des Gebäudes könnte z.B. auch durch Einrichtung einer Galerie erreicht werden, ohne dass das denkmalgeschützte Bauwerk innen zerstört werden muss.

Architekturwettbewerb

Zu diesem Zweck wurde durch die Landeshauptstadt ein Architekturwettbewerb ausgelobt, bei dem einstimmig und mit Empfehlung das Büro Meinhard von Gerkan den 1. Preis gewann.[3] Der Entwurf sieht einen reinen Konzertsaal in Form eines Weinberges vor (ähnlich dem Saal des Gewandhauses in Leipzig), der gute Bedingungen für die Dresdner Philharmonie bieten würde. Zusätzlich sollen, wie bereits erwähnt, die Dresdner Hauptbibliothek (Zentralbibliothek) und das Kabarett "Die Herkuleskeule" Platz finden.

Kritik am Umbau

Kritiker des Umbaues wie der Konzertveranstalter Bernd Aust verweisen darauf, dass ein Umbau zu einem reinen Konzertsaal mit nur 2/3 der ursprünglichen Plätze einen großen Teil der Unterhaltungsveranstaltungen unmöglich oder unwirtschaftlich macht. Gleichzeitig lehnen mehrere Fraktionen des Dresdner Stadtrates den Umbau ab, da ein funktionierendes wirtschaftlich zu betreibendes Gebäude zerstört würde und der Substanzverlust sowie die Umbaukosten einen höheren Aufwand als der Neubau eines Konzertsaales darstellen würden. Unklar ist, warum der Stadtratsbeschluss von 2004, der eine Sanierung und eine akustische Ertüchtigung des Festsaales in Auftrag gab, nicht umgesetzt und durch einen erneuten Stadtratsbeschluss von 2008 wieder aufgehoben wurde. Es wird die Multifunktionalität des Hauses eliminiert. Die Stadthallenfunktion und somit das Wesentliche, womit sich auch die Bürger identifizieren, geht damit verloren.

Zeitliche Problematik

Zu beachten ist in jedem Fall, dass entweder ein Umbau oder eine Rekonstruktion nötig ist, da die Genehmigung, den Kulturpalast zu betreiben, nur bis 2011 vorhanden ist. Eine Verlängerung der Genehmigung ist möglich, wenn ein Zeitplan vorhanden ist, wie die Mängel beseitigt werden.

Einzelnachweis

  1. Initiative Kulturpalast Dresden erhalten
  2. a b Kunst im öffentlichen Raum. Kulturamt Dresden, Dresden 1996.
  3. Jury ermittelte Siegerentwurf zum Kulturpalastumbau Pressemitteilung der Stadt Dresden vom 23. Juni 2009

Literatur

  • Birk Engmann: Bauen für die Ewigkeit: Monumentalarchitektur des zwanzigsten Jahrhunderts und Städtebau in Leipzig in den fünfziger Jahren. Sax-Verlag, Beucha 2006. ISBN 3-934544-81-9
  • Wolfgang Hänsch: „Haus der sozialistischen Kultur“, in: Deutsche Architektur, Heft 4, Jahrgang 1968, S. 212-671.

Weblinks

 Commons: Kulturpalast (Dresden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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