- Brügger Madonna
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Brügger Madonna ist eine Skulptur von Michelangelo aus den Jahren 1501 bis 1506 in der Moscron-Kapelle der Brügger Liebfrauenkirche.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Brügger Madonna ist unsigniert, mit Basis 1,26 m hoch und aus poliertem Marmor. Sie ist eine Vollplastik, auf Vorderansicht zur Anbetung gestaltet. Die Darstellung zeigt Maria mit dem stehenden Jesusknaben. Beide haben niedergeschlagene Augenlider, welche Leonardo da Vinci bei seinen Mariendarstellungen eingeführt hat. Diese Introvertiertheit ist Ausdruck ihres Bewusstseins der zukünftigenden Ereignisse. Dieser Madonnentyp von Michelangelo entstammt seinen Sibyllen der Sixtinischen Kapelle. Der Knabe steht geschützt in ihrem Mantel. Dieses Motiv hat vermutlich den Platytera-Madonnentyp zum Vorbild.[1] Marias Kleid ist geschlossen mit einem schmuckförmigen Plattenbesatz auf ihrer Brust, von dem zwei Bänder hinabfallen. Es ist nicht die gewohnte Marienfigur, stehend mit dem Jesuskind auf ihrem Arm, sondern eine sitzende, mit einem bereits stehenden Knaben, dessen linke Hand sie ergreift, in ihrer Rechten hält sie ein Buch.
Sie repräsentiert Michelangelos Madonnentyp entsprechend seiner Pietà aus dem Jahr 1500 des Petersdoms in Rom.
Bei beiden Skulpturen drapiert er in der Mitte über ihrer Stirn eine Omega-Falte. Bei der Pietà wurde die Falte zum Ausgleich ihrer leichten Kopfneigung kunstlerisch nach links gelegt. Die Omega-Falte wiederholt sich in der reichen Raffung im Dekolleté. Bei der Brügger Madonna sind ihre Haare, das mit der Omega-Falte geschmückte Kopftuch und ihr Mantel über den Kopf angeordnet.
Das Kunstwerk befindet sich in einer schwarzen Marmorkonche, deren oberen Abschluss, die Kalotte, ein großes Muschelmotiv schmückt als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit.
Zuschreibung und Histoir
Die Zuschreibung erfolgte im 19. Jahrhundert anhand von Michelangelos Brief an seinen Vater 1506, in dem er dieses Kunstwerk erwähnt. Am Mittwoch, den 31. Januar 1506 schrieb Michelangelo aus Rom an seinen Vater Lodovico di Leonardo Buonarroti Simoni in Florenz und bat ihn sich „um jene Madonna aus Marmor zu bekümmern, denn ich möchte, daß man sie in Euer Haus trage und sie niemanden sehen lasse.“[2] Die Marmorblöcke für seine Werke wurden auf Barken über den Flußweg geliefert. Einen weiteren Hinweis über das Werk lieferte das Schreiben von dem Transport über Viareggio nach Brügge und den Erwerb durch die Moscroni.[3]
Dieses Werk repräsentiert die Ideale der Hochrenaissance in Florenz. Michelangelo begann die Skulptur ohne Auftrag. Sie wurde von Johann und Alexander Moscron, Kaufleute aus Brügge erworben, da sie ihren Vorstellungen zu ihrer Altarstiftung entsprach. Während der Französischen Revolution befand sie sich in Paris, 1815 in der Liebfrauenkirche zu Brügge, 1944 bis 1945 in Altaussee.
Einzelnachweise
- ↑ Madonna von Brügge
- ↑ H.Hinderberger: Michelangelo. Lebensberichte. Gedichte. Briefe. Manesse Zürich, 1947. S.110, 499.
- ↑ Brügger Madonna
Weblink
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