- Brugge
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Brügge Staat Belgien Region Flandern Provinz Westflandern Bezirk Brügge Koordinaten 51° 13′ N, 3° 13′ O51.2094444444443.222Koordinaten: 51° 13′ N, 3° 13′ O Fläche 138,4 km² Einwohner (Stand)
- Bevölkerungsdichte117.073 Einw. (1. Januar 2008)
846 Einw./km²Höhe 2 m Postleitzahl 8000 (Brügge, Koolkerke)
8200 (Sint-Andries, Sint-Michiels)
8310 (Assebroek, Sint-Kruis)
8380 (Dudzele, Lissewege)Vorwahl 050 Bürgermeister Patrick Moenaert (CD&V) Adresse der
StadtverwaltungBurg 12
8000 BruggeWebseite www.brugge.be Brügge (Niederl.: Brugge, Franz.: Bruges) ist die Hauptstadt und mit etwa 117.000 Einwohnern die größte Stadt der Provinz Westflandern in Belgien. Außerdem ist Brügge Bischofssitz der katholischen Kirche für das Bistum Brügge.
Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt.
Brügge beherbergt das renommierte Europakolleg (College of Europe) und verfügt über einen wichtigen Seehafen im Teilort Zeebrügge.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Name Brügge geht auf das germanische Wort *brugjō zurück [1] und bedeutet Brücke bzw. Balkengerüst. Anlass für diese Bezeichnung war eine römerzeitliche Brücke über die Reie, an der um das Jahr 892 von Balduin Eisenarm, dem ersten aus dem Geschlecht der Grafen von Flandern, eine Burg gegen die Angriffe der Normannen errichtet wurde[2]. Brügge erhielt 1128 das Stadtrecht.
Zur Zeit der Hanse
1134 riss eine Sturmflut eine Fahrrinne in die Meeresbucht Zwin, so dass die Stadt danach direkten Zugang zur Nordsee hatte. Brügge konnte am internationalen Handel partizipieren, der die Wollproduzenten Englands mit den Weinproduzenten der Gascogne und den flandrischen Tuchmachern verband.
Die Stadt erhielt 1200 das Recht, einen eigenen jährlichen Markt abzuhalten. Bald kamen auch die Händler vom Rhein und als die Hanse zu expandieren begann, auch Kaufleute aus Lübeck und Hamburg in die Stadt. 1253 wurde ihnen von Gräfin Margarete von Flandern spezielle Privilegien wie niedrigere Zölle zugesichert. Die Hanse errichtete in Brügge – neben dem Stalhof in London und der Bryggen in Bergen – eines von drei Kontoren an der Nordsee, wobei Brügge als messeähnlicher Standort die größten Umsätze erzielte und so die Hanse mit Märkten außerhalb ihres eigenen Gebiets verband. Das Zentrum dieses Kontors, das Haus der Osterlinge, ist in Resten noch vorhanden.
- Siehe Hauptartikel: Hansekontor in Brügge.
Im 13. Jahrhundert gehörten neben der Hanse Händler aus Genua, Venedig und Florenz ebenso wie aus Süddeutschland, Kastilien, Portugal oder Schottland zu den regelmäßigen Besuchern der Stadt. Im Haus der Kaufmannsfamilie Van der Beurse entstand das erste „Börsengebäude“; die Bezeichnung Börse soll auf diesen Familiennamen zurückgehen. 1302 stärkt der für Flandern positive Ausgang der Sporenschlacht das bürgerliche Selbstverständnis der Städte Flanderns, auch in Brügge.
Der 1337 ausbrechende und bis 1457 andauernde Hundertjährige Krieg hatte aus der Sicht Flanderns vor allem einen wirtschaftlichen Hintergrund: den Kampf der großen Mächte um die Tuchindustrie Flanderns rund um den Weltmarkt in Brügge.
Ab dem 16. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert wurde Brügge von burgundischen Herzögen regiert, die die Stadt kulturell, architektonisch und wirtschaftlich zu hoher Blüte brachten. Gegen Ende des Mittelalters war Brügge die reichste Stadt Nordeuropas. Zum Ende des 15. Jahrhunderts versandete der Zwin und schnitt der Stadt damit den direkten Zugang zum Meer ab, woraufhin sich auch der burgundische Hof aus der Stadt zurückzog. Kaiser Maximilian I. beschränkte die Rechte der Stadt, die führende Position der Stadt in Flandern wurde an Antwerpen abgegeben.
Die Stadt verarmte und kam von 1524 bis 1713 unter spanische Herrschaft. Die Hugenottenkriege trugen weiter zum Verfall bei. In der Stadt herrschte über Jahrhunderte Stillstand; nacheinander herrschten hier das Kaiserhaus Habsburg (1713 bis 1795), Frankreich (1795 bis 1815) und die Niederlande (bis 1830) über Brügge. Danach wurde Flandern und damit Brügge ein Teil des neuen Königreiches Belgien. An der im 19. Jahrhundert aufkommenden Industrialisierung hatte die Stadt praktisch keinen Anteil.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Brügge einige Aufmerksamkeit als Kulturstadt, als der Schriftsteller Georges Rodenbach die Stadt in seinem Roman Bruges la Morte beschrieb. Als 1907 ein Anschluss an den Seehafen Zeebrügge geschaffen wurde, erhielt Brügge neue wirtschaftliche Perspektiven. Seit 1949 beherbergt Brügge das Europakolleg (College of Europe) als renommierte Europa-Hochschule, 1960 wurde die Stadt mit dem Europapreis für ihre hervorragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet. Heute profitiert Brügge durch den jahrhundertelangen Stillstand, da der mittelalterliche Stadtkern unverbaut erhalten geblieben ist und die Grundlage für den Tourismus bildet.
Stadtteile
- Innenstadt Brügge, Sint-Pieters und Sint-Jozef (I)
- Koolkerke (II)
- Sint-Andries (III)
- Sint-Michiels (IV)
- Assebroek (V)
- Sint-Kruis (VI)
- Dudzele (VII)
- Lissewege, Zeebrügge und Zwankendamme (VIII)
Tourismus und Sehenswürdigkeiten
Die mittelalterliche Altstadt, die von Wallanlagen, auf denen sich Windmühlen befinden, und Kanälen umgeben ist, ist sehr gut erhalten, da sie nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde. Die Stadt ist sowohl auf gepflasterten Straßen als auch per Bootstour erkundbar.
Die Kanäle, die die Stadt durchziehen, nennen die Einheimischen Reien, nach dem im Mittelalter vollständig kanalisierten Flüsschen Reie. Sie dienten dem Warentransport zum Zwin.
Einige der Sehenswürdigkeiten sind:
- Sint-Salvator-Kathedrale
- Liebfrauenkirche mit der Madonna von Michelangelo
- Beginenhof
- Tuchhallen und Belfried
- Rathaus
- Heilig-Blut-Basilika
- Altes Sankt-Jans-Spital, das erste städtische Krankenhaus der Neuzeit
- Die vier übriggeblieben alten Stadttore: Gentpoort, Kruispoort, Smedenpoort und Ezelpoort
- Marktplatz (Grote Markt)
Kunst und Kultur
Museen
Die städtische Museen in Brügge sind unterteilt in die Kategorien „Schöne Künste“ (vom 15. bis zum 21. Jahrhundert), „Bruggemuseum“ (Sammelname für elf historische Museen) und „Hospitaalmuseum“ (Hospitalmuseen).
Die drei Museen der Schönen Künste sind das Groeningemuseum (mit der Kollektion der flämischen Primitiven und Gemälden und Skulpturen der Renaissance, des Barock, des Klassizismus und des Expressionismus), das Arentshaus und Forum+ (im Concertgebouw), eine Plattform der zeitgenössischen Kunst.
Bruggemuseum enthält das Archäologie-Museum, den Gentpoort, den Belfried, das Rathaus, das Brügger Freiamt, das Gruuthusemuseum, die Liebfrauenkirche, das Heimatmuseum, die Koelewei-Mühle, die Sint-Janshuis-Mühle und das Guido-Gezelle-Museum.
Die zwei Hospitalmuseen sind das Alte Sankt-Jans-Spital (unter anderem mit Werken von Hans Memling) und „Unserer Lieben Frau zur Potterie“.
Privatmuseen in Brügge sind das Beginenhaus, das Brauereimuseum, das Diamantmuseum, das Schokoladenmuseum Choco-Story, das Englische Kloster, das Pommes-Frites-Museum, die Heilig-Blut-Basilika, der Hof Bladelin, die Jerusalemskirche, das Lampenmuseum Lumina Domestica, Museum-Gallery Xpo: Salvador Dalí, das Spitzenzentrum, die St.-Georgs-Schützengilde, die St.-Sebastian-Schützengilde, die St.-Salvator-Kathedrale, die St.-Trudo-Abtei, die Sternwarte Beisbroek und das Kloster Ter Doest in Lissewege.
Theater und Konzertsäle
Brügge hat verschiedene Theater und Konzertsäle. Die wichtigsten sind das für Brügge 2002 – Europäische Kulturhauptstadt neugebaute Concertgebouw („Konzertgebäude“), die Stadsschouwburg, Biekorf, De Dijk, De Werf, der Magdalenazaal, Het Entrepot und der Joseph Ryelandtzaal.
Kinos
Die drei Kinos in Brügge sind Cinema Lumière für nicht-kommerzielle Filme, Cinema Liberty, ein kleines kommerzielles Kino, und das große Komplex von Kinepolis in Sint-Michiels.
Verkehr, Wirtschaft und Bildung
Verkehr
- Brügge ist durch die Autobahnen A10/E 40 Brüssel-Ostende, A18/E 40 Brügge-Frankreich, A10/E 403 Brügge-Doornik und N49/E 34 Antwerpen-Brügge/Zeebrügge/Knokke-Heist erschlossen.
- Der Hauptbahnhof von Brügge liegt an den Eisenbahnlinien Brüssel-Ostende (Strecke 50A), Brügge-Kortrijk (Strecke 66) und Brügge-Blankenberge (Strecke 51); weitere Strecken führen nördlich nach Zeebrügge (Strecke 51A) und nordöstlich nach Knokke-Heist (Strecke 51B). Zwischen 1863 und 1959 gab es auch eine weitere Verbindung (Strecke 58) nach Eeklo. Rund um die Uhr gibt es unter anderem mehrere IC-Verbindungen in andere wichtige Städte Belgiens. Der Hauptbahnhof ist auch ein Stopp für den Thalys Paris-Brüssel-Ostende.
- Mit Gent, Ostende und Sluis ist es über den Kanäle Gent-Brügge, Brügge-Ostende und Brügge-Sluis verbunden, und mit Zeebrügge, an der Nordsee, über dem 12 km langen, für Seeschiffe befahrbaren Boudewijnkanal.
- Der nächstgelegene Flughafen ist der Internationale Flughafen Ostende-Brügge in Ostende, ungefähr 25 km vom Zentrum von Brügge.
- Der öffentliche Stadtverkehr in Brügge besteht aus einem umfangreichen Busnetz. Betreiber ist die Gesellschaft De Lijn.
Hafen
→ Hauptartikel: Hafen von Brügge-Zeebrügge
Der Hafen von Brügge-Zeebrügge gilt als einer der modernsten und wichtigsten in Europa. Seine Hauptvorteile sind seine geographische Lage an der Nordsee mit der Straße von Dover, die Nähe zu England und sein Zugang mit großen Wassertiefen.
Bildung
In Brügge befindet sich unter anderem das renommierte Europakolleg, ein unabhängiges postgraduales Hochschulinstitut für europäische Studien.
Sport
Fußball
Beide spielen im Jan-Breydel-Stadion (30.000 Sitzplätze). Jedoch plant der FC Brügge, ein neues Stadion mit 40.000 Sitzplätze zu bauen.
Fahrradrennen
In Brügge befindet sich der Startpunkt für die Flandern-Rundfahrt.
Brügge in den Medien
Film und Fernsehen
Filme, die (überwiegend) in Brügge spielen (Auswahl):
- Geschichte einer Nonne, Regie Fred Zinnemann, USA, 1959
- Herz aus Schokolade, Regie Oliver Dommenget, Deutschland, 2008
- Brügge sehen… und sterben?, Regie Martin McDonagh, Irland, Vereinigtes Königreich, 2008
- Aspe (Fernsehserie), belgische Krimiserie, seit 2004
Literatur
- Georges Rodenbach: Das tote Brügge, Reclam, Dietzingen 1986, ISBN 3-15-005194-0.
- Die Kriminalromane des belgischen Schriftstellers Pieter Aspe, die in Brügge spielen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Pieter Aspe, Kriminalschriftsteller
- Pierre Basin, Sänger
- Arsène Becuwe, Komponist und Dirigent
- Arnold von Bruck, österreichischer Komponist
- Peter Candid, Maler und Grafiker
- Eugène Charles Catalan, Mathematiker
- Hugo Claus, Schriftsteller
- Albert Van Coile, Fußballspieler
- Jean Cordier, Priester, Sänger, Botschafter der Medicis in Brügge
- Octave Delepierre, Schriftsteller
- Paul Devaux, Politiker
- Guido Gezelle, Dichter des 19. Jahrhunderts
- Franciscus Gomarus, reformierter Theologe
- Eugène Goossens, Dirigent
- Henri Milne Edwards, französischer Naturforscher
- Joseph-Denis Odevaere, Maler
- Tony Parker, französischer Basketballspieler
- Philipp I. (Kastilien), erster spanischer König aus dem Hause Habsburg
- Simon Stevin, niederländisch-belgischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur
- James Vanlandschoot, Radrennfahrer
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Gilles Binchois, Komponist, Dichter und Kleriker
- Antoine Busnoys, französischer Komponist, Sänger, Dichter und Kleriker
- William Caxton, der erste englische Buchdrucker
- Petrus Christus, niederländischer Maler
- Gerard David, altniederländischer Maler
- Guy Duijck, belgischer Komponist, Professor und Dirigent
- Franky Van der Elst, Fußballspieler
- Jan van Eyck, Vertreter der altniederländischen Malerei
- Gilles Joye, Theologe, Dichter, Sänger und Komponist
- Hans Memling, deutscher Maler der niederländischen Schule
- Jacob Obrecht, flämischer Komponist und Sänger sowie Kleriker der Renaissance
- Werner Quintens, belgischer römisch-katholischer Priester
- Jacek Saryusz-Wolski, 1997 bis 1999 Vizerektor des Europakollegs in Brügge
- Guy Thys, belgischer Fußballtrainer
- Johan Vandewalle, Orientalist
- Hildebrand Veckinchusen, Kaufmann der Hansezeit
- Gaspar van Weerbeke, Komponist und Sänger
- Joseph H. H. Weiler, Professor für Internationales Recht und Europarecht am Europakolleg in Brügge
Städtepartnerschaften
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226), 2 Bde., Brüssel 1960
- ↑ Encyclopædia Britannica 2004 Deluxe Edition CD
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