Carl Lampe

Carl Lampe
Carl Lampe (Lithographie von 1850)
Carl Lampe in der Ratsstube des Alten Rathauses (zusammen mit Bürgermeister Otto Koch am runden Tisch im Hintergrund sitzend; etwa 1858)

Carl Lampe (* 10. Juli 1804 in Leipzig; † 15. Dezember 1889 ebenda) war ein deutscher Unternehmer, Kunstmäzen und Eisenbahnpionier.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Lampe war der Sohn von Johann Caspar Lampe, dem Hauptteilhaber der Drogenhandlung Brückner, Lampe & Co., die aus einer seit 1750 bestehenden Drogerie mit Geschäftsbeziehungen bis nach Russland und Amerika hervorgegangen war. Lampe baute das väterliche Unternehmen als Großhandelsgeschäft aus und ergänzte es durch eine Fabrik für ätherische Öle und chemische Produkte. Mit regelmäßig herausgegebenen Handelsberichten verschaffte er der Fachwelt eine Übersicht über den Arzneimittelmarkt und förderte so auch die gesamte pharmazeutische Branche. Außerdem stiftete er der Universität Leipzig eine pharmakognostische Sammlung.

Carl Lampe (Mitte, stehend) im Kreise des Direktoriums der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (1852)
Carl Lampe im Alter (Photographie)

Auf Anregung von Carl Lampe und Hermann Härtel kamen im November 1836 fünfzehn Leipziger Bürger, unter ihnen Kaufleute und Verlagsbuchhändler, in seinem Haus „Milchinsel“ zur Gründung des Leipziger Kunstvereins zusammen. Der Zweck des Vereins war, ein Kunstmuseum zu errichten, was 1848 mit der Eröffnung des Städtischen Museums auch geschah. Dem Museum stiftete er eine Sammlung von mehr als 1.600 nach didaktischen, kunsthistorisch systematisierenden Prinzipien zusammengestellten Kunstblättern. Damit legte er den Grundstein für die Grafische Sammlung des Museums. Auch zahlreiche historische Aufnahmen in der Fotografischen Sammlung stammen aus Lampes Besitz.

Carl Lampe war von 1834 bis 1838 Stadtrat und Stadtverordneter. Als Stadtrat setze er sich für die Ideen Friedrich Lists zum Bau einer Eisenbahnstrecke nach Dresden ein. 1835 war er Mitbegründer der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie und Mitglied des ersten Direktoriums der Gesellschaft.

1832 gehörte er zu den Mitbegründern des Gustav-Adolf-Werks. Über 50 Jahre lang wirkte er als ehrenamtlicher Schatzmeister des Zentralvorstands des Vereins.

Im Jahr 1845 gehörte er zu den Gründern des Allgemeinen Turnvereins zu Leipzig. Er ließ auf seinem Grundstück einen Turnplatz für den Verein einrichten.

In den 1840er Jahren kaufte er Land der Rittergutschaft Schönefeld, das durch den Bau der Eisenbahnstrecke Leipzig–Dresden, die damals entlang der heutigen Eisenbahnstraße verlief, seinen landwirtschaftlichen Wert verloren hatte. Lampe legte zugleich einen Entwurf zur Parzellierung dieses Gebietes vor. Auf 78 Bauplätzen entstanden so Häuser mit je sechs Mietwohnungen. Die neu angelegten Straßen benannte er nach seinen Kindern Georgstraße (seit 1907 Melchiorstraße),[1] Clarastraße (seit 1890 Teil des Rabet)[1] und Friedrichstraße (seit 1905 Thümmelstraße).[1] 1845 bekam der Ort den Namen Neuschönefeld.

Carl Lampe starb im Alter von 85 Jahren. Seine Grabstätte auf dem Neuen Johannisfriedhof mit einem von ihm selbst entworfenen Neorenaissance-Grabdenkmal ist nicht mehr erhalten.

Die Milchinsel

Restauration zur Milchinsel (um 1860)
Kugeldenkmal (um 1909)

Lampes Vater kaufte 1806 das Erblehngut Egelspfuhl, genannt „Die Milchinsel“, das sich von der Tauchaer Straße (heute Rosa-Luxemburg-Straße) bis zum Marienplatz erstreckte.

Da damals die der „reformirten Religion Zugethanen“[2] in Sachsen keine eigenen Grundstücke besitzen durften, wurde das Anwesen vom Generalakzisinspektor Ernst Conrad Dähne erworben. Nach Aufhebung des Verbots wurde Lampe am 20. September 1815 das Gut von Dähne als Eigentum überlassen. Später befand sich dort die Gartenwirtschaft „Die Milchinsel“, die in der Zeit des Biedermeier wegen ihrer Milchwirtschaft eines der beliebtesten Ausflugslokale war. Heute erinnern in der Marienvorstadt noch die Straßennamen „An der Milchinsel“[1] und „Inselstraße“[1] (führte zum Gut) daran.

Die vor dem Hintertor gelegene Milchinsel war in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813 von Truppen des III. Preußischen Korps erstürmt worden und zählt damit zu den von den Verbündeten zuerst eroberten Teilen des Stadtgebietes. Aus diesem Grund ließ Lampe auf seinem Privatgrundstück ein Denkmal auf eigene Kosten errichten, da städtische Gelder und öffentliche Plätze dafür nicht zur Verfügung standen. Am 5. Juli 1845 wurde das „Kugeldenkmal“ aus 20 Kanonenkugeln und einem großen Stein, der das Grab eines gefallenen preußischen Offiziers bezeichnete, eingeweiht. Im Laufe der Jahre traten Schäden am Denkmal auf. Deshalb wollte Lampe das Denkmal erneuern und veranstaltete eine öffentliche Sammlung, die jedoch nur einen geringen Teil der Kosten einbrachte. Die Grundsteinlegung des neuen Kugeldenkmals, dessen Hauptkosten Lampe selbst trug, fand am 5. August 1863 statt. Von 1989 bis 1992 fand eine gründliche Restaurierung des Denkmals statt.[3]

Ehrungen

  • 1860: Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig für seine kunstgeschichtlichen Verdienste
  • 1884: Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig für die Stiftung der pharmakognostischen Sammlung
  • 1884: Benennung der Lampestraße im Leipziger Musikviertel[1]
  • 1878: Ehrenbürgerwürde der Stadt Leipzig für das „verdienstvolle Wirken bei der Begründung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie“
  • 1878: Aufnahme von Lampes Namen auf die vier Tafeln am Eisenbahnobelisken in den Schwanenteich-Anlagen an der Leipziger Goethestraße[3]
  • 1887: Benennung der Brücke über den Pleißemühlgraben zwischen Haydnstraße und Hoher Straße in Lampebrücke[4][5]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Gina Klank; Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 25, 109, 131, 149, 174, 209
  2. Werner Wendt, a. a. O., S. 169
  3. a b Markus Cottin et al.: Leipziger Denkmale. Hrsg. vom Leipziger Geschichtsverein e. V., Sax-Verlag, Beucha 1998, ISBN 3-930076-71-3, S. 86, 162 f.
  4. Bettina Weil: Leipziger Brücken I. Brücken über Pleiße, Mühlpleiße, Floßgraben und Pleißemühlgraben. Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, Leipzig 2008, S. 38
  5. Die in der Wölbleitung nicht mehr vorhandene Lampebrücke soll nach Offenlegung des überwölbten Mühlgrabens an gleicher Stelle wiedererstehen.

Literatur

  • Werner Wendt: Beiträge zur Sozialgeschichte Leipziger Kaufleute des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Johann Marc Albert Dufour-Féronce (1798–1861), Gustav Harkort (1795–1865) und Carl Lampe (1804–1889). Frankfurt (Main), Univ., Diss., 2010, urn:nbn:de:hebis:30-88457
  • Karsten Hommel: Carl Lampe. Ein Leipziger Bildungsbürger, Unternehmer, Förderer von Kunst und Wissenschaft zwischen Romantik und Kaiserreich. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-930076-95-0
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 330, 403, 433
  • Albert Dufour-Féronce: Hundertfünfzig Jahre einer deutschen Drogenhandlung 1750–1900. Ein Beitrag zur Geschichte ihrer Firma herausgegeben am 7. Februar 1900 von Brückner, Lampe & Co. Leipzig Berlin Hamburg. Meisenbach Riffahrt & Co., Leipzig 1900

Weblinks


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