- Charles Woodcock
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Charles Burger Woodcock (* 1. Mai 1850 in New York City; † 26. Juni 1923 ebenda), der erst zum Freiherrn Charles von Woodcock-Savage ernannt wurde und sich später Charles Savage nannte, war der Liebhaber des um einige Jahrzehnte älteren Königs Karl I. von Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Charles Woodcock wurde in New York als Sohn des Jonas Gurnee Woodcock (1822–1908) und der Sarah Savage Woodcock (1824–1893) geboren. Er ging zum Studium ins Ausland und fand eine Stelle als Kammerherr am Hofe von Württemberg, wo er der Liebling des Königs wurde, der zuvor schon mehrere männliche Liebhaber gehabt hatte.[1] Im Jahr 1888 führte seine bevorzugte Stellung beim König und sein Einfluss auf Personal- und politische Entscheidungen dazu, dass die politische Spitze des Königreichs Württemberg, insbesondere Ministerpräsident Hermann von Mittnacht, seine Abreise ins Ausland erzwangen. Kurz zuvor hatte ihn der König noch zum "Baron von Woodcock-Savage" ernannt. Von dort erpresste er eine Abfindung in Höhe von 300.000 Mark mit privater und staatlicher Korrespondenz, die der König ihm gegeben und er mitgenommen hatte.[2] In New York nahm er den Nachnamen "Savage" an.
Am 14. Juni 1894, heiratete er eine Witwe, Henrietta Knebel Staples, die vier Söhne in die Ehe mitbrachte. Am 19. Juni 1897 änderten alle ihre Söhne (Joseph, Harry, Herbert und Leslie Curtis) ihren Nachnamen rechtlich zu Savage. Leslie Curtis änderte darüber hinaus seinen Vornamen zu Charles.
Im Jahre 1906 veröffentlichte er unter dem Titel A Lady in Waiting Auszüge aus dem Tagebuch der Julie de Chesnil, einer früheren Zofe der Königin Marie Antoinette.[3] Er widmete es einer edlen Seele, die er kannte, liebte und betrauerte:[4] d.h. dem geliebten König, der 1891 gestorben war. Die Einführung gibt einen fiktiven Bericht über Umstände des Fundes des Tagebuchs der Julie de Chesnil, dessen vergilbte Seiten im verschlossenen Geheimfach eines Louis-Seize-Schranks gefunden wurden, der im Auktionshaus des Hôtel Drouot vom Übersetzer und lieben Freund aus Pariser Tagen ersteigert worden war, einem Ästhet, der die Erlaubnis zur Veröffentlichung gegeben hatte. Die Memoiren, die in diesem Rahmen veröffentlicht wurden, sind in der Tat eine romanhafte Pseudo-Autobiographie Woodcocks.
Quellen
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 75 (Württembergische Gesandtschaft in München) Bü 6 (Presseerörterungen betr. den Freiherrn von Woodcock-Savage, 1888)
- Übersendung der dem Gesandten in München von dem Bayerischen Major z.D. Freiherr von der Heydte übergebenen Papiere aus dem Nachlass des ehemaligen Bankdirektors L. Colin, betr. den Amerikaner Woodcock-Savage. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 55
- Roots: Charles Burger Woodcock
Literatur
- Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann - Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Hamburg 1998.
- Jonathan Ned. Katz: Americans in Württemberg Scandal. OutHistory in 4 Teilen.
- Paul Sauer: Regent mit mildem Zepter. König Karl von Württemberg. DVA, Stuttgart 1999. ISBN 3-421-05181-X. (Zu Woodcock: S. 229ff)
- Charles Savage: A Lady in Waiting: Being extracts from the diary of Julie de Chesnil, sometime lady-in-waiting to her Majesty, Queen Marie Antoinette New York: D. Appleton & Company 1906.
- Geoffrey Dayton Smith: American Fiction, 1901-1925: A Bibliography (Cambridge University Press, 1997) no. W-847.
Einzelnachweise
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- Homosexualität in der Literatur
- Geschichte der Homosexualität (Deutschland)
- Geboren 1850
- Gestorben 1923
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