Olga Nikolajewna Romanowa (1822–1892)

Olga Nikolajewna Romanowa (1822–1892)
Franz Xaver Winterhalter: Königin Olga von Württemberg, Öl auf Leinwand, 1865

Olga Nikolajewna Romanowa (* 30. Augustjul./ 11. September 1822greg. in Sankt Petersburg, Russland; † 30. Oktober 1892 in Friedrichshafen) war eine russische Großfürstin und als Ehefrau Karls I. Königin von Württemberg. Sie ging als Olga Königin von Württemberg in die württembergische Landesgeschichte ein. Heute steht ihr Name für zahlreiche Institutionen in Stuttgart und Umgebung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Olga, im Familienkreis „Olly“ genannt, wurde als drittes von sieben Kindern des russischen Zaren Nikolaus I. und seiner Ehefrau Charlotte von Preußen, die als Zarin den Namen Alexandra Fjodorowna führte, im Anitschkow-Palais in Sankt Petersburg geboren. Sie war auch eine Urenkelin von Katharina der Großen. Am 1. Julijul./ 13. Juli 1846greg. heiratete sie in Sankt Petersburg den Thronfolger und späteren König Karl I. von Württemberg. Ihre Ehe blieb kinderlos. 1870 adoptierten Karl und Olga Wera Konstantinowna, die Tochter ihres Bruders Konstantin. Sie bewohnte unter anderem die Villa Berg und das Schloss Friedrichshafen.

Franz Xaver Winterhalter: Großfürstin Olga Nikolajewna Romanowa, spätere Königin von Württemberg, Öl auf Leinwand, um 1856

Olgas Schwiegervater König Wilhelm I. erhoffte sich durch die Ehe seines Sohnes Karl mit Olga eine Erneuerung der dynastischen und politischen Verbindung zwischen Württemberg und Russland, die bereits durch die Ehe seiner Tante Zarin Maria Fjodorowna begonnen und durch seine eigene Ehe mit Katharina Pawlowna fortgeführt worden war. Die württembergisch-russische Verbindung hatte allerdings keinen Einfluss auf die europäische Politik des 19. Jahrhunderts.

Olga widmete sich vor allem sozialen Aufgaben. Sie bestätigte bestehende und gründete neue soziale Einrichtungen, kümmerte sich um die Versorgung Behinderter und Kriegsverwundeter sowie um die Bildung und Erziehung von Mädchen. 1847 übernahm sie die Schirmherrschaft über die Stuttgarter Heilanstalt für Kinder. Die Anstalt wurde nach ihr Olgahospital („Olgäle“) genannt. 1872 richtete die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins in Württemberg zusammen mit dem Württembergischen Sanitätsverein am Städtischen Krankenhaus Heilbronn eine Krankenpflegeschule ein, aus der die nach ihr benannte evangelische Olgaschwesternschaft hervorging. Die Olgaschwestern, deren Schirmherrin Königin Olga war, übernahmen die Pflege in Krankenhäusern und Gemeinden und verpflichteten sich, auch im Krieg pflegerischen Dienst zu leisten. Durch ihr soziales Engagement wurde Königin Olga sehr beliebt bei der Bevölkerung. In Stuttgart sind zahlreiche Einrichtungen auch heute noch nach Königin Olga benannt (zum Beispiel das Olgahospital, das Karl-Olga-Krankenhaus und das Gymnasium Königin-Olga-Stift); sie gründete außerdem 1856 die Nikolaus-Pflege für blinde Kinder (Nikolauspflege) benannt nach ihrem Vater Zar Nikolaus I.. Auf betreiben von Olga hin wurde mitten in Stuttgart in der Seidenstraße die Russische Kirche errichtet, die als ein Kleinod in Stuttgart gilt. Zwar hat Olga selbst die Fertigstellung und die Einweihung der Kirche nicht mehr erlebt. Doch ist ihr Bestehen ihrer Energie und Geschick zu verdanken. In vielen württembergischen Orten tragen Straßen ihren Namen.

Auf Betreiben von Ferdinand von Mueller benannte der Entdecker Ernest Giles die australischen Berge Kata Tjuṯa Mounts Olga. Noch heute heißen sie bei den Anwohnern Die Olgas.

Ehrungen

Werke

  • Parademarsch componirt von Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstinn [!] Olga von Rußland. (Königl. Preuss. Cavallerie-Marsch No. 48.) Arrangement [für Pianoforte] von E. D. Wagner. Berlin, Eigenthum von Ad. Mt. Schlesinger. [1846]

Literatur

Königin Olga im Sessel mit zwei Hofdamen und einem Vorleser, vermutlich Charles Woodcock
  • Detlef Jena: Königin Olga von Württemberg. Glück und Leid einer russischen Großfürstin. Pustet, Regensburg 2009. ISBN 978-3-7917-2228-3.
  • Sophie Dorothea Gräfin Podewils (Hrsg.): Traum der Jugend goldner Stern. Aus den Aufzeichnungen der Königin Olga von Württemberg, Pfullingen 1955.
  • Durst-Benning: Die Zarentochter [Historischer Roman] List, München 2009 ISBN 3-471-35027-6.
  • Durst-Benning: Die russische Herzogin [Historischer Roman] List, München 2010 ISBN 3-471-35028-4.
  • Jetta Sachs-Collignon: Königin Olga von Württemberg Historischer Roman, Stieglitz, Stuttgart 1991.
  • Friedrich Freiherr Hiller von Gärtringen: Olga Nikolajewna. in: Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 323–325.
  • Sabine Thomsen: Die württembergischen Königinnen. Charlotte Mathilde, Katharina, Pauline, Olga, Charlotte – ihr Leben und Wirken. Tübingen 2007. S. 176–237.
  • Olga - russische Großfürstin und württembergische Königin. Ein Leben zwischen höfischer Repräsentation, Politik und Wohltätigkeit. Herausgegeben vom Haus der Heimat Baden-Württemberg. Stuttgart 2008.

Weblinks


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