Charlotte Holzer

Charlotte Holzer

Charlotte Holzer, geborene Abraham (* 7. Dezember 1909 in Charlottenburg; † 29. September 1980 in Berlin-Pankow) war eine deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Angehörige der Gruppe Herbert Baum und Krankenschwester jüdischer Konfession.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Ausbildung

Erika Charlotte Abraham wurde am 7. Dezember 1909 als zweite Tochter von Max und Margarete Abraham in Berlin-Charlottenburg geboren. Sie wuchs in einem gutbürgerlich-jüdischen Elternhaus auf, der Vater konnte der Familie als Vertreter der Lederbranche jedoch nur ein bescheidenes Auskommen sichern. Nach Abschluss der Mittelschule begann sie eine Ausbildung zur Säuglingsschwester in einem jüdischen Kinderheim in Berlin-Niederschönhausen. Anschließend wechselte sie an das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Gesundbrunnen, um dort eine Ausbildung als Vollschwester anzuschließen. Sie war dort von 1927 bis 1942 als Krankenschwester angestellt.

Mitgliedschaft in der KPD und der Gruppe Herbert Baum

Abraham trat 1931 der Kommunistischen Partei Deutschlands bei. Im selben Jahr heiratete sie Gustav Paech; ihre Tochter Eva wurde am 21. August 1933 geboren. Fünf Tage später wurde ihr Mann als Mitglied einer illegalen kommunistischen Zelle festgenommen und zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach diesen Ereignissen war sie zunächst nicht mehr politisch aktiv. Das Paar ließ sich 1936 wegen Entfremdung scheiden. 1940 begegnete sie ihrem früheren Bekannten aus der jüdischen Jugendbewegung Herbert Baum, der als Patient im Jüdischen Krankenhauses behandelt wurde. Sie schloss sich der Widerstandsgruppe um Herbert Baum an. Als die Gruppe am 18. Mai 1942 einen Brandanschlag auf die NS-Propagandaausstellung Das Sowjet-Paradies verübte, wurden eine Reihe der Mitglieder der Gruppe festgenommen. Charlotte, die nicht an dem Brandanschlag beteiligt war, tauchte zunächst unter, wurde jedoch am 7. Oktober 1942 von der Gestapo wegen der illegalen Verteilung von Lebensmittelkarten verhaftet. Nach einem Prozess wurde sie wegen „Verstoßes gegen die Kriegswirtschaftsordnung“ zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt und in ein Gefängnis in Leipzig überstellt.

Verurteilung und Flucht

Kurz darauf entdeckte die Gestapo ihre Mitgliedschaft in der Gruppe Baum und sie wurde wegen Hochverrats gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Gruppe Baum am 29. April 1943 vom zweiten Senat des Volksgerichtshofes zum Tode verurteilt. Sie war bei der Urteilsverkündung wegen einer Scharlacherkrankung in Quarantäne und erfuhr erst später von dem Urteil. Nach mehrfachen Verlegungen in verschiedene Gefängnisse gelang ihr während eines Bombenangriffes die Flucht. Sie wurde zunächst von Dorothea Schneider, einer Pfarrerswitwe in Potsdam aufgenommen und versteckt. Es gelang ihr anschließend unter falscher Identität in einem Zwangsarbeiterlager unterzutauchen.

Nach 1945

Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes heiratete sie 1946 Richard Holzer, einen Bekannten aus der Gruppe Herbert Baum. Am 2. Juni 1947 wurde ein gemeinsamer Sohn geboren, der jedoch nicht überlebte und kurz nach der Geburt verstarb. Sie nahm eine Tätigkeit in der Schwangeren- und Mütterberatungsstelle im Stadtbezirk Berlin-Pankow auf und engagierte sich in der Tuberkulose- und Säuglingsfürsorge. 1953 trat sie der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands bei.

Sie setzte sich für das Gedenken an Herbert Baum und seine Mitstreiter ein, zu deren Andenken ein Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee aufgestellt wurde.

Charlotte Holzer verstarb am 29. September 1980 in Berlin; sie, ihr Mann Richard und der gemeinsame Sohn sind auf dem Jüdischen Friedhof in Weissensee beerdigt.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Holzer — ist der Familienname folgender Personen: Adi Holzer (* 1936), österreichischer Künstler Alois M. Holzer (* 1976), österreichischer Redakteur und Meteorologe Andy Holzer (* 1966), österreichischer blinder Extremsportler Anna Holzer (1871–1952),… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert-Baum-Gruppe — Porträtzeichnung von Herbert Baum Herbert Baum (* 10. Februar 1912 in Moschin, Provinz Posen ; † 11. Juni 1942 in Berlin) war ein jüdischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Baum — Porträtzeichnung von Herbert Baum Herbert Baum (* 10. Februar 1912 in Moschin, Provinz Posen ; † 11. Juni 1942 in Berlin) war ein deutsch jüdischer Widerstandskämpfer …   Deutsch Wikipedia

  • BAUM, HERBERT — (1912–1942), German Communist and anti Nazi fighter. Baum was a member of the German communist youth movement from 1932 and led a clandestine Jewish communist cell in Berlin from 1936. In 1937 he and his wife Marianne organized a political circle …   Encyclopedia of Judaism

  • List of Ace single volumes — Ace Books began publishing genre fiction in 1952. Initially these were mostly in the attractive dos à dos format, but they also published a few single volumes, in the early years, and that number grew until the doubles stopped appearing in about… …   Wikipedia

  • Europameisterschaften im Dressurreiten 2011 — Die Europameisterschaften im Dressurreiten 2011 fanden vom 17. August bis 21. August 2011 in Rotterdam statt. Es handelte sich hierbei um die 25. Europameisterschaft im Dressurreiten, zum 24. Mal wurden neben Einzelmedaillen auch Medaillen in der …   Deutsch Wikipedia

  • List of Ace titles in H series — Ace Books published its H series of books from 1966 to 1968, at a price of 60 cents.Some titles are missing from this list, and may not exist. The missing serial numbers are 2, 45, 75 and 82.*H 1 NA Theodore R. Kupferman The Family Legal Advisor… …   Wikipedia

  • Victory (1737) — Loss of the Victory, Gemälde von Peter Monamy aus dem 18. Jahrhundert.[1] Schiffsdaten Name: Victory …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Lang (fashion designer) — Helmut Lang (born March 10 1956), is an Austrian fashion designer, known for his minimalist, deconstructivist, and often severe designs. The fashion label he created, Helmut Lang, still exists today but is carried on without Mr. Lang s… …   Wikipedia

  • 4-mal-100-Meter-Staffel — Leichtathletik Weltmeisterschaften 2007 in Osaka. Athleten aus verschiedenen Nationen bei der Übergabe des Staffelstabes. Der 4 mal 100 Meter Staffellauf ist ein olympischer Wettbewerb der Leichtathletik, bei dem vier Läufer (die Stafette)… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”