- Candide (Musical)
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Musicaldaten Titel: Candide Originaltitel: Candide Originalsprache: Englisch Musik: Leonard Bernstein Buch: Hugh Wheeler Liedtexte: Richard Willur, John Latouche, Dorothy Parker und Stephen Sondheim Literarische Vorlage: “Candide” von Voltaire Uraufführung: Urfassung:
1. Dezember 1956,
Neufassung:
8. März 1974Ort der Uraufführung: New York City Spieldauer: ca. zwei Stunden Ort und Zeit der Handlung: Europa und überall in der Welt um 1750 Rollen/Personen - Dr. Voltaire alias Dr. Pangloss
- Kunigunde, Tochter des Barons
- Maximilian, Sohn des Barons
- Candide, Neffe des Barons
- Paquette, Dienstmädchen des Barons
- Die alte Dame
- Ein Kuli
- Ein Jäger
- Die Baroness
- Der Baron
- Ein Diener
- Ein Werber für die Armee
- Zwei Sünderinnen
- Ein Adliger
- Zwei bulgarische Soldaten
- Westfälischer Soldat
- Der Kannibalenkönig (in der Urfassung ein reicher Jude)
- Zwei weibliche Adlige
- Die Dame mit dem Strickzeug
- Weitere 59 Nebenpersonen, die von den Darstellern der oben genannten Figuren gespielt werden
Candide ist in der Urfassung eine Operette in zwei Akten von Leonard Bernstein. Das Libretto stammt von Lillian Hellman. Es basiert auf dem satirischen Roman „Candide oder der Optimismus“ des französischen Philosophen Voltaire. Die Gesangstexte steuerten Richard Wilbur, John Latouche und Dorothy Parker bei. Uraufführung war am 1. Dezember 1956 am Martin Beck Theatre in New York City. Die Operette entpuppte sich als großer Flop. Nach nur 73 Vorstellungen wurde sie abgesetzt. Der Misserfolg lag jedoch nicht an Bernsteins Musik, sondern am Libretto Lillian Hellmans, das in keiner Weise Voltaires satirischer Vorlage gerecht wurde. Um das Stück für die Bühne zu retten, arbeiteten es siebzehn Jahre später Hershy Kay, der schon bei der Urfassung dem Komponisten beim Orchestrieren assistiert hatte, Hugh Wheeler (vollständig neues Libretto) und Stephen Sondheim (zusätzliche neue Gesangstexte) zu einem einaktigen Musical um. Dieses erlebte seine Uraufführung am 8. März 1974 am Broadway Theatre in New York und brachte es auf 740 Vorstellungen.
Im großen Sendesaal des Funkhauses Wien fand im April 1963 die erste Aufführung von Candide in deutscher Sprache statt. In der Rundfunkbearbeitung und Regie von Marcel Prawy mit dem Orchester und Chor von Radio Wien und der musikalischen Leitung von Samuel Krachmalnick lasen Voltaires Novelle unter anderem die Burgschauspieler Blanche Aubry, Heinrich Schweiger, es sangen Mimi Coertse und Rudolf Christ. Die erste deutschsprachige szenische Aufführung nach der Originalinszenierung der Musicalfassung fand am 5. August 1976 in der Stadthalle Wien statt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Ort und Zeit
Schauplätze der Handlung sind Westfalen, Lissabon, Spanien, Cartagena (Kolumbien), Montevideo, der südamerikanische Dschungel, das fiktive Land Eldorado und eine verlassene Insel zur Zeit Voltaires, also um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Einziger Akt
Der junge Edelmann Candide wächst im Schloss seines Onkels, des Barons Thunder-ten-tronckh, in Westfalen auf. Er entstammt einem Seitensprung der Schwester des Barons mit einem Unbekannten. Zusammen mit Kunigunde und Maximilian, den beiden halbwüchsigen Kindern des Barons, sowie der Kammerjungfer Paquette wird er von dem Hauslehrer Dr. Pangloss unterrichtet, der den jungen Leuten weismacht, sie lebten in der besten aller Welten. Gerade hat er eine Lektion beendet und entlässt seine Schüler – außer Paquette. Mit ihr will er noch ein physikalisches Experiment für Fortgeschrittene durchführen. Dieses besteht darin, dass er ihr den Geschlechtsverkehr demonstriert. Kunigunde kommt zurück und beobachtet die beiden bei ihrem Tun. Sie ist von dem Experiment so entzückt, dass sie sogleich ihren Vetter Candide aufsucht und ihn bittet, das gleiche mit ihr zu versuchen. Candide zögert nicht lange und befriedigt seine Cousine. Dabei werden die beiden von Maximilian überrascht. Diesem fällt nichts Besseres ein, als seinen Vater zu informieren. Der alte Baron jedoch zeigt für derlei physikalische Experimente kein Verständnis und jagt Candide aus dem Schloss. Unterwegs trifft er auf ein paar Männer, die Freiwillige für die bulgarische Armee anwerben. Candide nimmt das Angebot an und wird Soldat.
Das bulgarische Heer überfällt das Schloss des Barons. Dabei finden fast alle Bewohner den Tod; nur Kunigunde, ihr Bruder, Paquette und Dr. Pangloss überleben.
Kunigunde sehnt sich nach Reichtum. Um ihr Ziel zu erreichen, verkauft sie ihren Körper an wohlhabende Männer. In Lissabon werden ihre Liebesdienste abwechselnd vom Großinquisitor und von einem Kannibalenkönig reichlich honoriert.
Inzwischen hat es auch Candide nach Lissabon verschlagen. Dort trifft der junge Mann wieder auf seinen Lehrer Dr. Pangloss. Die Stadt wird gerade von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Auf der Suche nach Schuldigen werden Candide und Dr. Pangloss von Agenten der Hohen Inquisition gefangen genommen. An ihnen soll ein Exempel statuiert werden, bei dem die Strafe öffentlich vollzogen wird. Unter den Zuschauern befindet sich auch Kunigunde. Sie muss mit ansehen, wie Candide ausgepeitscht wird und Dr. Pangloss sein Leben am Galgen aushaucht.
Nachdem sich Candide von den erlittenen Strapazen erholt hat, führt ihn eine alte Dame zu Kunigunde. Zu dritt fliehen sie nach Spanien. Dort tritt Candide einem Trupp Soldaten bei, der nach Montevideo unterwegs ist, wo er Jesuitenpadres vor den „Eingeborenen“ beschützen soll. Kunigunde und der alten Dame wird erlaubt, die Truppe zu begleiten. Auf der Überfahrt wird das Schiff von Piraten ausgeraubt. Alle weiblichen Passagiere werden von ihnen gefangen genommen.
Mit letzter Kraft schafft es Candide, in die Missionsstation in Montevideo vorzudringen. In dem Empfangskomitee erkennt er Paquette und Maximilian. Candide hat nur noch ein Ziel vor Augen: Kunigunde zu befreien und sie zu heiraten. Nachdem Maximilian infolge einer Verkettung widriger Umstände tödlich verunglückt ist und Candide glaubt, dass er die Schuld daran trage, flieht er mit Paquette in den Dschungel. Ein paar Wochen später entdecken die beiden das sagenhafte Land Eldorado. Anschließend führt sie ihr Weg nach Cartagena, wo sie erfahren, dass Kunigunde wahrscheinlich nach Konstantinopel entführt worden sei. In dieser Stadt finden sie die Gesuchte in einem Harem und kaufen sie frei. Als sie hören, in einer naheliegenden Höhle würde der weiseste Mann der Welt hausen, der auf alle brennenden Fragen der Menschheit eine Antwort wisse, suchen sie diesen auf. Dabei erleben sie ein Wunder, denn der Weise ist kein anderer als der in Lissabon am Galgen geendete Dr. Pangloss. Candide erwirbt ein Stück Land, und alle tragen mit ihren bescheidenen Mitteln zum gemeinsamen Leben bei. Sollen doch andere vom Paradies träumen - sie aber werden diesen ihren Garten bestellen:
Let dreamers dream what dreams they please.
Those Edens can't be found.
The sweetest flowers, the finest trees
Are grown in solid ground.
We're neither pure, nor wise, nor good,
We'll do the best we know.
We'll build our house and chop our wood
And make our garden grow.Musik
Hershy Kay hat die Musik für die Musical-Fassung nahezu unverändert von der 1956 entstandenen Operette übernommen. An vielen Stellen klingt sie sehr opernhaft. Nicht umsonst wird das Werk hin und wieder auch als „komische Oper“ bezeichnet. Am ausgeprägtesten kommt die Verwandtschaft zur Oper in Kunigundes Lied Glitter And Be Gay / Mich umglitzert Gold zur Geltung, das schon in der Ouvertüre anklingt und streng genommen eine Arie für Koloratursopran ist. Aber auch die anderen Hauptrollen sind musikalisch so anspruchsvoll, dass sie mit ausgebildeten Opernsängern besetzt werden müssen. Das bekannteste Musikstück aus dem Werk ist jedoch die Ouvertüre. Viele Sinfonieorchester haben sie in ihr Repertoire aufgenommen. Sie erklingt daher auch oft im Konzertsaal und im Rundfunk. Ansonsten gehören zu den musikalischen Höhepunkten
- The Best Of All Possible Worlds / Die beste aller möglichen Welten (Quintett Pangloss, Kunigunde, Candide, Pasquette und Maximilian)
- Oh Happy We / Wir streiten nie (Duett Kunigunde und Candide)
- Auto Da Fe (Ensemble)
- Make Our Garden Grow / Bis unser Garten blüht (Sextett Candide, Kunigunde, Alte Dame, Pangloss, Maximilian und eine Kuh)
Literatur
- Siegfried Schmidt-Joos: „Das Musical“, Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) München (1965)
- Charles B. Axton und Otto Zehnder: „Reclams Musicalführer“, 10. Auflage 2009, ISBN 978-3-15-010697-6
Weblinks
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