Cobstädter Kirche

Cobstädter Kirche
Kircheninneres
Südwestseite
Grabplatte des „Magisters“ an der Kirchenmauer

Die Kirche von Cobstädt ist die evangelische Ortskirche und trägt anders als die Kirchen der Umgebung keinen Namen. Sie entstand aus einer Kapelle, die nach der Reformation erweitert und zu einer Kirche umgewandelt wurde. Der Turm trägt an seiner Ostseite die Jahreszahl 1581. Der Schlussstein der Rundbogentür an der Ostseite zeigt die eingemeißelte Jahreszahl 1653. Die gleiche Jahreszahl befindet sich auf dem Schlussstein der Rundbogentür im Westen des Langhauses. Der erste evangelische Gottesdienst wurde von einem Pfarrer Andreas Wiegand im Jahre 1540 abgehalten. Fenster und Türen weisen auf verschiedene Entstehungszeiten hin. Die Spitzbogentür innen vom Langhaus zum Turm ist gotisch, ein Rundfenster links oben an der Ostseite (heute zugemauert und verputzt) ist der Rest des romanischen Baues. An der Südseite sind drei rechteckige Fenster, von denen das mittlere eine spätgotische Verzierung des Sturzes aufweist. 1720 wurde eine Orgel eingebaut. 1863 wurde für 500 Taler eine neue Orgel angeschafft, die noch heute in der Kirche steht. 1887 wurde die Kirche, besonders der Turm, umfänglich restauriert.

Die Priester wohnten in den Häusern rund um die Kirche. Während des Bauernkriegs wurden die Häuser 1525 von den wütenden Bauern niedergebrannt. 1875 hingen im Kirchturm zwei Glocken von 1657 und 1669. Heute sind es drei. Die zitierte Quelle enthält eine Liste von 21 Pfarrern, die in der Zeit von 1540 bis 1856 die Pfarrei geleitet haben. Als Pfarrbesoldung wurden bezahlt: 42 Rthlr. (Reichstaler) in bar, 181 Rthlr. Grundstücksertrag, 43 Rthlr. Holz, 13 Rthlr. Früchte, 6 Rthlr. Accidenzien, 30 Rthlr. Wohnung. Das Kirchenvermögen betrug 5195 Rthlr., davon 1800 Rthlr. Grundstückswert.

Zur Inneneinrichtung zählt die Orgel, ein achteckiges, pokalförmiges, hölzernes Taufbecken aus der Renaissance, eine Kanzel, ebenfalls im Renaissancestil mit einem 1850 erneuerten Schalldeckel, ein Luther-Gemälde, ein alter Opferstock und ein schönes Kirchenfenster. In den Quellen aufgeführt aber verschollen sind: gusseiserner Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert, eine Weinflasche von 1768 mit Schraubdeckel, eine Weinkanne in Seidelform von 1799, ein zinnerner Kelch für Kranke von 1717, ein weiterer Kelch von 1721 aus vergoldetem Silber.

Auf dem Kirchhof befinden sich einige gut erhaltene, sandsteinerne Grabplatten (Epitaphe) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine davon, die wie auch noch andere an der Kirchenmauer lehnt, ist etwa 1,50 m hoch. Sie zeigt einen alten Mann mit kleinem Kopf auf breiten Schultern und mit kahlem Schädel und seitlich schulterlang herab fallenden Haaren. Die Stirn liegt in Falten, der Blick ist durchdringend, die Oberlippe des schmallippigen Mundes trägt einen schmalen Schnauzbart mit leicht gezwirbelten Enden, an der Unterlippe "hängt" mittig ein schmaler Kinnbart. Der Mann trägt über einem etwa hüftlangen Unterkleid einen langen, vielknöpfigen Rock (etwa 25 Knöpfe in einer Reihe) in Magister-Tracht. Er trägt ein Halstuch der damaligen Mode. Die rechte Hand ist vor der Brust gehalten und trägt eine Pflanze, in der herabhängenden Linken sind ein Paar Handschuhe. Insgesamt ist die Darstellung sehr realistisch. Dem Zeitgeist des 18. Jahrhunderts entsprechend, handelt es sich um die lebensnahe Darstellung eines bekannten Menschen (z.B. ein Lehrer, Notar o.ä.), dessen Name auf der Grabplatte nicht genannt zu werden brauchte. Die Gestalt steht vor einer Rückplatte, die als Schweifbogennische gedacht ist, deren Pilaster mit Blumengehängen besetzt ist. Davor stehen auf vortretenden Sockeln links eine Sanduhr (Stundenglas) und rechts ein Totenkopf, Symbole für die Vergänglichkeit des Lebens (siehe Sanduhr und Totenkopf als Sinnbilder der Vergänglichkeit. Der Epitaph wird gekrönt von einem schalenförmigen Relief, in das die Worte eingemeißelt sind: „Ich weiß dass mein Erlößer lebt“. Links und rechts in Schulterhöhe des Mannes standen früher je eine Urnen tragende Putte, von denen die eine heute fehlt, die andere stark beschädigt ist.

Galerie

Einzelnachweise

  • August Beck: Geschichte der gothaischen Landstädte, Marktflecken und Dörfer ..., Theil I., 1875, Gotha, S. 84-89
  • Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens Heft VIII., Herzogthum Sachsen Coburg und Gotha, 1891, Jena, S. 16-17

Weblinks

 Commons: Kirche Cobstädt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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