Weinflasche

Weinflasche

Die Weinflasche ist das gängigste, gläserne Transport- und Lagerbehältnis für den Weinverkauf an den Endverbraucher. Zu Beschriftung wird sie mit einem Weinetikett versehen. Flaschen für Wein werden in vielen Größen und Formen hergestellt. Die gängigste Größe fasst 0,75 Liter Wein. Diese Größe ist seit 1977 EU-Norm. Davor wurden die meisten Flaschen in Größen zwischen 0,7 und 0,8 Liter hergestellt. In den USA und in der Schweiz wird diese 0,75 Liter-Standardgröße bis heute nicht durchgängig eingesetzt. Neben Glasflaschen wird Wein auch in Tetra Paks verkauft.

Gängige Weinflaschenformen – von links: Burgunder, Bordeaux (rot und weiß), Schlegelflasche, Champagner, Portwein

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Weinflasche um 1750

In früheren Zeiten wurde Wein in der Regel in Fässern und Bottichen gelagert und in Metall- und Keramikkrügen serviert, die in der Form eher an Kochtöpfe als an Flaschen erinnern. Außerdem wurde Wein in so genannten „Schläuchen“ gehandelt – Behältern aus Tierhäuten. Im 17. Jahrhundert kam die Glasflasche auf, die sich im 18. Jahrhundert immer mehr ausbreitete und Mitte des 19. Jahrhunderts zum populärsten Behälter für Wein avancierte. Der Grund dafür ist einfach: Glas ist auch chemisch neutral, was es ideal für Flüssigkeitsbehälter macht.

Mit der Erfindung der Glasflasche und des Korkens (gegen Ende des 17. Jahrhunderts) wurde Wein länger haltbar und konnte sogar noch in der Flasche nachreifen, statt zu oxidieren oder den Geschmack seines Behälters anzunehmen. Vorher wurde der Wein oft mit Harzen versetzt, gezuckert oder verdünnt, sodass erst mit der Erfindung der Glasflasche die Art Wein entstand, die wir heute kennen.

Die ersten Flaschen wurden noch aus schwarzem Glas gemacht, später kam olivfarbenes, grünes und dann braunes Glas dazu. Aus einer anfangs sehr bauchigen, „zwiebelartigen“ oder Holzhammer-artigen Mallet-Form wurden mit der Zeit höhere, zylindrische Flaschen. Mit der Zeit bildeten sich eigene Formen für die verschiedenen weinerzeugenden Regionen heraus. Im 19. Jahrhundert wurden häufig Siegel der Hersteller zur Identifizierung ins Glas geprägt. 1894 wurde dann die erste maschinengefertigte Cognacflasche hergestellt, und das Zeitalter der uniformen Flaschen begann.

Flaschenformen

Es gibt hunderte, wenn nicht sogar tausende verschiedene Weinflaschenformen, dennoch haben sich einige wenige Grundformen heraus kristallisiert.

Die Bordeauxflasche

Weiße Bordeauxflaschen

Die Bordeauxflasche ist leicht an ihren „Schultern“ zu erkennen. Sie gehört heute zu den populärsten Flaschenformen für trockene Rotweine. Der Boden ist leicht gewölbt, um zu verhindern, dass Ablagerungen beim Eingießen aufgespült werden. Ein alter Bordeaux sollte deshalb rechtzeitig vor dem Servieren aufrecht gestellt werden, damit das Depot in die kleine Rille um die Beule rutschen kann (dies trifft gleichermaßen auf Burgunder zu). Bordeauxflaschen gibt es in grün (für trockene Rot- und Weißweine) und in klarem Glas (für süße und einige trockene Weißweine). Die klassischen Rebsorten für die Bordeauxflasche sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot, Cabernet Franc, Sauvignon Blanc und Semillion. Es gibt sie, wie alle Weinflaschen, in einer Reihe verschiedener Größen (s.u.).

Die Burgunderflasche

Die Burgunderflasche hat keine Schultern. Sie wird für Rotwein (in der Regel Pinot Noir) und Weißwein (meist Chardonnay) verwendet. Die klassische Burgunderflasche ist dunkel- bis hellgrün, es gibt aber auch Klarglasvarianten. Sie ist auch die klassische Flaschenform für Rhôneweine (meist etwas breiter) und viele Loireweine. In Kalifornien benutzt man sie unter anderem auch für Chenin Blanc. In Italien wird sie teilweise in sehr dunklem (auch braunem) Glas für viele verschiedene Weine verwendet (zum Beispiel Barolo). In Deutschland nimmt man sie zum Beispiel für Grau- oder Spätburgunder.

Die Hoch- oder Schlegelflasche

Einige Hochflaschenvarianten

Die Hoch- oder Schlegelflasche ist eine schlanke, flötenartige Flasche, die einer langgezogenen Burgunderflasche ähnelt. Sie hat ihren Ursprung in Deutschland. Sie wird deshalb auch vorzugsweise für die in Deutschland üblichen Rebsorten (Riesling, Rieslaner, Gewürztraminer) verwendet. Es gibt sie in der Regel in braun (Rhein) und grün (Mosel). Neben Deutschland ist die Hochflasche eine typische Form für das Elsass (meist etwas höher als in Deutschland), Österreich und die Schweiz. Weltweit wird sie gerne für Rieslinge und Dessertweine benutzt.

Die Champagnerflasche

Schaumweine

Die Legende sagt, die Champagnerflasche gehe auf den Mönch Dom Pérignon zurück. Sie ist recht dickwandig, um dem Druck im Flascheninneren standzuhalten. Der gewölbte Boden entstand ursprünglich beim Glasblasen, weil die Flasche über einen Holzstab gedreht wurde, allerdings gibt der gewölbte Boden den Druck auch besser an die Wände ab und sorgt damit dafür, dass der Flaschenboden nicht bricht. Die klassische Champagnerflasche ist grün, nur wenige Ausnahmen sind klar. Allerdings sollten solche Flaschen nicht länger der Sonne ausgesetzt sein, da der Geschmack der Weines schnell leiden würde (dies ist der Grund, weshalb klare Champagnerflaschen auch meist in Kartons oder farbiger Folie verkauft werden). Die grüne (oder bei anderen Weinen braune) Farbe schützt den Wein generell vor der schädlichen Wirkung der UV-Strahlen und ist gerade bei lange lagerndem Wein wichtig. Generell gilt: je dunkler die Flasche (und der Lagerort), desto besser der Schutz.

Klassischer Champagner erfährt in der Flasche eine zweite Gärung. Diesen Vorgang nennt man Flaschengärung oder auch Champagnerverfahren. Hierfür wird nach der ersten Gärung Hefe, Grundwein und Zucker in die Flasche gefüllt und dieser in der Regel mit einem Kronkorken verschlossen (deshalb auch der wulstige Rand der Flasche). Durch regelmäßiges Rütteln der Flasche lagern sich die Gärungsrückstände, das Depot, im Flaschenhals ab. Nach dem Abschluss der zweiten Gärung wird das Depot entfernt. Dies geschieht durch Einfrieren des Flaschenhalses. Beim Öffnen der Flasche schießt der Eispfropfen heraus. Diesen Vorgang nennt man Degorgieren. Der Sekt wird mit der Dosage aufgefüllt, um ihm seinen endgültigen Geschmack zu verleihen und endgültig verkorkt.

Weitere Flaschenformen

Weitere Beispiele

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer typischer Flaschenformen, so wird zum Beispiel der flache, bauchige Bocksbeutel in Franken (und Portugal) verwendet, der ungarische Tokajer hat ebenso wie der Portwein, die Weine der Provence, die traditionell in Keulenflaschen gefüllt werden oder auch der Vin Jaune eine eigene Flaschenform. Ihre Erzeugnisse unverwechselbar am Markt zu positionieren ist das Ziel, das die Winzer aus dem Rheingau mit der neuen Rheingau-Flöte verfolgen. Durch die schlanke, gestreckte Form, die dunkle Glasfarbe und die Facettierung ist ein Design gewählt worden, das einerseits einen Bezug zu der Rheingau-Flasche um die Jahrhundertwende herstellt, andererseits besitzt die Rheingau-Flöte eine auffällige und originelle Gestaltungsweise, die Eigenständigkeit vermitteln sowie elegant und ansprechend wirken soll.

Sachsenkeule, hier mit Müller Thurgau aus dem Spaargebirge, Weingut Vincenz Richter, Meißen

Eine besondere Form ist ebenfalls die Sachsenkeule. Diese Form wurde zur Verbesserung der Attraktivität des Elbtalweines 1931 im Staatsweingut Hoflößnitz als grüne Flasche in Keulenform entwickelt. Mit der Rückkehr zu Lokalstolz auf sächsische Weine wurde diese Form in den 1990er Jahren zur Kennzeichnung wieder aufgegriffen. Als Alleinstellungsmerkmal für Sachsen, war eine gleiche Qualitätsauszeichnung wie mit der Bocksbeutelflasche für Frankenweine beabsichtigt. Die Keule fand aber keine allseitige Verwendung für Sachsenweine. Im Kasten hat diese Form eine schlechtere Auflage und Standfestigkeit gegenüber der Normalform.[1]

Korbflasche

Seit Anfang der Neunziger gibt es eine eigene Flaschenform für kalifornische Weine (ohne Kapsel, mit verbreitertem Halsende), und seit den neunziger Jahren gibt es eine generelle Tendenz zu meist schlanken Designerflaschen. Die Liste der Sonderflaschen ist lang: Im Bordeaux hat das Château Haut-Brion schon seit vielen Jahrzehnten eine einzigartige Flaschenform.

Es gibt aber noch besondere Flaschen, die nicht für den Verkauf, sondern ausschließlich zur Lagerung bestimmt sind. Eine klassische Variante ist die Demi-John, die 45 Liter fasst und zum Beispiel zur Lagerung von Non-Vintage Portwein, aber auch von Sherry oder Moscatel genutzt wird, bevor dieser auf die (0,75 Liter-)Flasche gezogen wird.

Flaschengrößen

Die ersten mundgeblasenen Mallet-Flaschen waren deutlich kleiner als die heute üblichen 0,75 Liter-Flaschen, die für zwei Personen gedacht sind, denn anfangs füllte man in der Regel Wein für eine Person in eine Flasche, um keinen Wein zu verschwenden. Heute enthält eine Standardweinflasche 750 ml, Bruchteile oder Vielfache davon. Die USA haben sich 1979 angepasst, nur in der Schweiz gibt es noch vereinzelt 0,70 Liter-Flaschen.

Wein in kleinen Flaschen reift schneller als in großen. Aus diesem und anderen Gründen wird Wein in verschiedene Flaschengrößen abgefüllt:

  • 0,187 Liter: Dinky, Split
  • 0,25 Liter: Piccolo oder Viertel-Flasche
  • 0,375 Liter: Halbe Flasche, Demi (Frankreich), half bottle(USA/UK), Stifterl (Österreich), dreiachtel (Schweiz)
  • 0,5 Liter: Französischer Pot oder auch Dumpy (USA/Südafrika)
  • 0,62 Liter: Clavelin-Flasche (nur im Jura), s. auch Vin Jaune
  • 0,7 Liter: fast ausschließlich Spirituosen vorbehalten, manchmal in der Schweiz anzutreffen. Für deutsche Weine bis 1971 üblich.
  • 0,75 Liter: Flasche, Normalflasche, Bouteille in Frankreich und Österreich (nicht für Sektflaschen), Bottle (USA/UK/ZA) häufigstes Volumen beim Bocksbeutel, entspricht ungefähr dem American fifth = 4/5 eines Quart = 0,757 l, wird in der Gastronomie oft auch als 1/1 (eintel) Flasche bezeichnet
  • 0,8 Liter: ein französischer Litron, vor der Französischen Revolution gebraucht
  • 1 Liter: Literflasche
  • 1,5 Liter: Magnumflasche = 2 Flaschen
  • 2 Liter: Doppelliterflasche (umgangssprachlich „Doppler“)
  • 2,25 Liter: Marie-Jeanne (veraltet, nur noch bei alten Bordeaux bis zirka 1970) auch Tregnum oder Tappithen = 3 Flaschen
  • 3 Liter: Doppelmagnum (Bordeaux), Jeroboam (Champagner) = 4 Flaschen
  • 4,5 Liter: Jeroboam (Bordeaux), Rehoboam (Champagner, Burgunder) = 6 Flaschen
  • 5,0 Liter: Jeroboam (moderne Größe, seit zirka 1978 ausschließlich für dieses Format benutzt)
  • 6 Liter: Methusalem (Champagner, Burgunder)
  • 6,4 Liter: Imperiale (Bordeaux)

selten:

  • 9 Liter: Salmanazar (nur für Champagner/Burgund) = 12 Flaschen
  • 12 Liter: Balthazar (nur für Champagner/Burgund) = 16 Flaschen
  • 15 Liter: Nebukadnezar (i.d.R. für Champagner, manchmal Burgund) = 20 Flaschen

seltener auch:

  • 18 Liter: Goliath bzw. Melchior = 24 Flaschen
  • 20 Liter: Solomon = 28 Flaschen
  • 26,25 Liter: Sovereign (nur für Champagner)
  • 27 Liter: [Primat (nur für Champagner) = 36 Flaschen
  • 30 Liter: Melchisedech (nur für Champagner)
  • 45 Liter: Demi-John, entspricht einer 60-fach-Flasche
  • 50 Liter: ebenfalls Sovereign = 67 Flaschen
  • 98,5 Liter: Adelaide

Übrigens reift Champagner in kleinen Flaschen und wird nur für besondere Anlässe (wie die Siegerehrung der Formel 1) in die Riesenflaschen umgefüllt.

Verschlüsse

Glasstopfen im Vergleich zum herkömmlichen Korken

Die klassische Weinflasche wird in der Regel mit einem Korken verschlossen. Aber selbst hochwertige Weine sind immer öfter mit Alternativverschlüssen versehen: zum Beispiel mit Kunststoffkorken, Glasverschlüssen oder Schraubverschlüssen, diese sind kein Merkmal für Weine geringer Qualität. In der Schweiz sind auch die hochwertigsten einheimischen Produkte gewöhnlich mit Schraubverschlüssen versehen. Silikonstopfen halten oft den Schwefel nicht so gut und lassen die Weine schneller altern. Schraubverschlüsse sind immer mehr verbreitet und geschmacklich neutral. Neu sind elegante Glasstopfen (Produkt Vino-Lok/Vino-Seal des Herstellers Alcoa) Allerdings sind diese noch recht neu auf dem Markt, die Dichtung zur Flasche besteht hier aus Kunststoff. Das Problem des Korkschmeckers lässt immer wieder Diskussionen um den Korkverschluss aufkommen und hat zu Kunststoff-, Schraub- und Glasverschlüssen geführt.

Generell ist festzustellen, dass die Verschlussart kein direktes Qualitätsmerkmal darstellt, aber auf die Reifeentwicklung Einfluss hat.

Flaschenreife

Im Allgemeinen ist dies die Bezeichnung für das Ende des Ausbaus, mit dem der füllfertige Wein auf die Flasche gefüllt wird. Man spricht von erreichter Flaschenreife. Mit Flaschenreife kann allerdings auch die Reife gemeint sein, die der Wein durch das Altern in der Flasche selbst erreicht hat.

Alternativen

Alternative Verpackungen für den Endverbraucher stellen Bag-In-Boxen und Getränkekartons dar.

Literatur

  • Zürn, Friedrich; Jung, Rainer: Alternative Verschlüsse für Weinflaschen: vergleichende Untersuchungen mit verschiedenen Verschlussarten. ATW – Ausschuss für Technik im Weinbau, Darmstadt 2000 (ATW-Forschungsbericht Nr. 103).

Weblinks

 Commons: Weinflaschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Weinflasche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Sachsen – Eines der kleinsten und nördlichsten Weinanbaugebiete Europas

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