Giuseppe Cocconi

Giuseppe Cocconi

Giuseppe Cocconi (* 1914 in Como; † 9. November 2008) war ein italienischer Physiker, der sich mit Elementarteilchenphysik beschäftigte und früher Forschungsdirektor des CERN war.

Leben und Werk

Cocconi interessierte sich als Jugendlicher vor allem für Astronomie. Er studierte Physik an der Universität Mailand, wo er 1937 sein Diplom (Laurea) erhielt. Ab Februar 1938 war er auf Einladung von Edoardo Amaldi in Rom, wo er der Teil der renommierten Physiker-Gruppe um Enrico Fermi wurde[1] . Mit Fermi baute er eine Wilson-Nebelkammer zum Nachweis des Zerfalls von Mesonen aus der kosmischen Höhenstrahlung (in der Vor-Teilchenbeschleuniger-Zeit[2] die Hauptquelle für Elementarteilchen hoher Energie). Im August 1938 kehrte er nach Mailand zurück und übertrug die in Rom gelernten physikalischen Verfahren in eine Forschungsgruppe zur kosmischen Strahlung. Eine seiner dortigen Doktoranden, Vanna Tongiorgi, wurde 1945 seine Ehefrau (ihre erste gemeinsame Veröffentlichung erfolgte allerdings schon 1939). 1942 wurde er Professor an der Universität Catania und führte gleichzeitig Arbeiten über Infrarot-Detektion für die italienische Luftwaffe aus. Auch nach dem Krieg lehrte er in Catania.

1947 ging er auf Einladung von Hans Bethe an die Cornell University. In Experimenten am Echo Lake in den Rocky Mountains bewies Cocconi mit seiner Frau den galaktischen und sogar außergalaktischen Ursprung der kosmischen Strahlung. In Cornell begann sich Cocconi auch in Zusammenarbeit mit Philip Morrison für den Nachweis außerirdischer Intelligenz zu interessieren[3]. Sie befürworteten eine Suche auf der 21 cm-Radiowellenlänge des neutralen Wasserstoffs mit Radioteleskopen, was später im SETI-Programm verfolgt wurde.

1959 bis 1961 war er am CERN in den frühen Phasen des dortigen Proton-Synchrotrons beteiligt (ab 1959 in Betrieb) und untersuchte mit diesem das Verhalten der Wirkungsquerschnitte z.B. in Proton-Proton-Streuung oder Proton-Kern-Streuung. 1962-1963 experimentierte er in ähnlichen Experimenten am Protonen-Synchrotron des Brookhaven National Laboratory. 1963 war er wieder am CERN und entdeckte dort mit Alan Whetherell, Bert Diddens und anderen ein Phänomen im Hochenergieverhalten der Proton-Proton-Streuung, das als Austausch zweier Regge-Pole interpretiert wurde, das sogenannte „Pomeron“, das von Pomerantschuk vorhergesagt worden war. 1967 bis 1969 war er Forschungsdirektor des CERN. Er entwickelte dort einen Teilchendetektor, den er „Römischen Topf“ nannte und mit dem er an den Intersecting Storage Rings (ISR) des CERN den Anstieg der Proton-Proton-Wirkungsquerschnitte bei hohen Energien nachwies. In den 1970er Jahren war er mit Klaus Winter führend in der Charm-Kollaboration[4] am CERN, die Elektron-Neutrino Streuung untersuchte. 1979 ging er am CERN in den Ruhestand, besuchte aber weiter regelmäßig das CERN.

1955 war er Guggenheim Fellow. Was seine Einstellung zu Preisen und Akademien betrifft, stand im CERN-Nachruf: His refusal of association with academies, and his lack of interest in prizes and honours, as well as his wish not to talk publicly, after his retirement, of his scientific life, are well known .[5]

Weblinks

Verweise

  1. zu der auch Gilberto Bernardini gehörte, der spätere erste Forschungsdirektor des CERN
  2. Zyklotrone wurden damals gerade entwickelt, zuerst in Berkeley bei Ernest Lawrence um 1932
  3. Cocconi, Morrison „Searching for interstellar communication“, Nature 1959, geschrieben als beide am CERN waren
  4. Charm für CERN-Hamburg-Amsterdam-Rom
  5. CERN Bulletin, November 2008, Bd.49/50

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Giuseppe Cocconi — (born 1914) is a physicist who first proposed searching microwave signals for interstellar communication. [citebook|title=The Biological Universe|author= Steven J. Dick|year= 2000|publisher=Cambridge UniversityPress|url=… …   Wikipedia

  • Paradoxe de Fermi — Pour les articles homonymes, voir Fermi. Le radiotélescope Very Large Array dans le Nouveau Mexique (États Unis), haut lieu du …   Wikipédia en Français

  • SETI — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Die Rückseite …   Deutsch Wikipedia

  • Search for Extraterrestrial Intelligence — SETI ist das Akronym für “Search for Extraterrestrial Intelligence” (deutsch: „Suche nach außerirdischer Intelligenz“). Damit bezeichnet man die Suche nach außerirdischen Zivilisationen. Seit 1960 werden verschiedene wissenschaftliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Hydrogen line — For hydrogen lines in general, see Hydrogen spectral series. The hydrogen line, 21 centimeter line or HI line refers to the electromagnetic radiation spectral line that is created by a change in the energy state of neutral hydrogen atoms. This… …   Wikipedia

  • Philip Morrison — Infobox Scientist name = Philip Morrison caption = birth date = birth date|1915|11|7|df=y birth place = Somerville, New Jersey death date = death date and age|2005|4|22|1915|11|7|df=y death place = Cambridge, Massachusetts residence = United… …   Wikipedia

  • Hughes–Drever experiment — Hughes–Drever experiments (also clock comparison , clock anisotropy , mass isotropy , or energy isotropy experiments) are testing the isotropy of mass and space. As in Michelson–Morley experiments, the existence of a preferred frame of reference …   Wikipedia

  • Search for extraterrestrial intelligence — The search for extraterrestrial intelligence is sometimes abbreviated as SETI. For other uses, see SETI (disambiguation). Screen shot of the screensaver for SETI@home, a distributed computing project in which volunteers donate idle computer power …   Wikipedia

  • Hughes-Drever-Experiment — Hughes Drever Experimente (auch Uhrenvergleichs , Uhrenanisotropie , Massenisotropie , oder Energieisotropie Experimente) werden zur Überprüfung der Isotropie der Masse bzw. des Raumes eingesetzt. Diese Experimente testen grundlegende Aussagen… …   Deutsch Wikipedia

  • 1959 in science — The year 1959 in science and technology involved some significant events, listed below.Astronomy and space exploration* August 7 The United States launches Explorer 6 from the Atlantic Missile Range in Cape Canaveral, Florida. * September 15… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”