Jacques Coursil

Jacques Coursil

Jacques Coursil (* 1938[1] in Paris) ist ein französischer Sprachphilosoph und Jazzmusiker (Trompete, Komposition).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Coursil, dessen Familie aus Fort de France auf Martinique stammt, wuchs mit karibischer Musik auf. Ab dem siebten Lebensjahr lernte er Violine, um dann zur Klarinette und schließlich zur Trompete zu wechseln. Von 1958 bis 1961 reiste er durch Westafrika; in Dakar wohnte er im Haus von Leopold Senghor. Zurück in Frankreich, begann er sein Literaturstudium, beschäftigte sich aber nebenher weiter mit Musik. Nach der Ermordung von Malcolm X zog er 1965 nach New York City, wo er bei Maynard Ferguson wohnte. Er studierte Jazz bei Bill Dixon (mit dem er auch im Duo auftrat) und bei Jaki Byard und Komposition bei Noel DaCosta. 1966 arbeitete er mit Sunny Murray (an dessen Album „Quintet“ er auch beteiligt war); dann spielte er kurzzeitig Lead-Trompete im „Arkestra“ von Sun Ra, bevor er mit Rashied Ali und Marion Brown auftrat. 1967 hatte Coursil Gelegenheit, eine Schallplatte unter eigenem Namen für ESP-Disk aufzunehmen, an der Marion Brown mitwirkte; sie blieb jedoch wegen eines Rechtsstreit zwischen Coursil und Brown unveröffentlicht. Im gleichen Jahr schrieb er seine Black Suite im Idiom des Free Jazz, die er 1969 in Paris mit Anthony Braxton und Burton Greene einspielte und die bei BYG Actuel erschien.

1970 kehrte er wieder in die Vereinigten Staaten zurück, wo er sich allmählich von der Musikszene entfernte und sich zunehmend mit Linguistik und Mathematik beschäftigte. In den frühen 1970er Jahren gab er dort auch Französischunterricht; einer seiner Studenten war John Zorn, den er für improvisierte Musik begeisterte. Mitte der 1970er Jahre kehrte er nach Frankreich zurück, wo er seine Studien fortsetzte und sich zunächst in Linguistik promovierte; darauf aufbauend, die linguistischen Kenntnisse mit denen der Informatik und der Künstliche-Intelligenz-Forschung verknüpfend, legte er noch eine naturwissenschaftliche Promotion vor. Nachdem er zunächst in Caen als Hochschullehrer tätig war, lehrte er ab 1992 als Professor an der Universite de Martinique Linguistik und Romanistik (bis zu seiner Emeritierung 2002). Anschließend war er an der Cornell University in Ithaca (New York) und der University of California, Irvine als Gastprofessor tätig.

Seit 2005 ist er wieder zunehmend als Musiker tätig. Durch einen erneuten Kontakt mit John Zorn spielte er sein Solo-Album Minimal Brass auf Zorns Tzadik-Label (2005) ein.[2] Auf seinem Album Clameurs setzt er sich mit Texten von Frantz Fanon, Edouard Glissant, Antar oder Monchoachi auseinander.

Coursil war weiterhin an Frank Wrights zweitem Album Your Prayer (1967) und Burton Greenes Album Aquariana (1969) beteiligt; ferner nahm er mit Jean Rochard und François Tusques auf (1981). Er arbeitete auch mit dem von Archie Shepp gegründeten Label Archieball in Paris zusammen. 2006 wirkte er mit Archie Shepp und Gonzales an dem Album Identité en crescendo des französischen Rapsängers Rocé mit.

Veröffentlichungen

Bücher

  • Grammaire analytique du français contemporain. Essai d'intelligence artificielle et de linguistique générale Caen 1992
  • La Fonction Muette du Langage Matoury 2000; ISBN 2-84450-090-0

Tonträger

  • Black Suite (BYG Actuel, 1969)
  • Way Ahead (BYG Actuel, 1969)
  • Minimal Brass (Tzadik, 2005)
  • Clameurs (Universal Jazz, 2007)
  • Trails of Tears (Universal, 2010)

Lexigraphische Einträge

Todd S. Jenkins Free Jazz and Free Improvisation: An Encyclopedia. Band 1 Greenwood 2004, ISBN 978-0313333132

Weblinks

Anmerkungen

  1. Jenkins schreibt abweichend von Coursils Webauftritt als Geburtsjahr 1939
  2. So entstanden Coursils erste Aufnahmen unter eigenem Namen seit 35 Jahren

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jacques Coursil — (né en 1938 à Paris) est un professeur de linguistique, chercheur en philosophie des mathématiques, compositeur et musicien de jazz français d origine martiniquaise. Son instrument de prédilection est la trompette. Sommaire 1 Biographie 2… …   Wikipédia en Français

  • BYG Actuel — was a French record label specialising in free jazz. It was founded in the late 1960s by Jacques Bisceglia, Jean Luc Young and Jean Georgakarakos, the name of the label coming from the initial letters of the three founders surnames.The label is… …   Wikipedia

  • Roce (chanteur) — Rocé (chanteur) Pour les articles homonymes, voir Rocé. Rocé, de son vrai nom José Kaminsky, est un rappeur français né en 1977. Sommaire 1 Biographie 1.1 Débuts …   Wikipédia en Français

  • Rocé (chanteur) — Pour les articles homonymes, voir Rocé. Rocé, de son vrai nom José Kaminsky, est un rappeur français né en 1977. Sommaire 1 Biographie 1.1 Débuts …   Wikipédia en Français

  • Rocé (rappeur) — Pour les articles homonymes, voir Rocé. Rocé, de son vrai nom José Kaminsky, est un rappeur français né en 1977[1]. Sommaire 1 Biographie …   Wikipédia en Français

  • Jean Rochard — Jean Rochard, né le 1er avril 1957, est producteur de disques depuis 1980, date à laquelle il fonde la maison de disques nato. Sommaire 1 Biographie 1.1 Chantenay Jazz et Images 1.2 nato …   Wikipédia en Français

  • Arthur Jones (Musiker) — Arthur Jones (* um 1940 in Cleveland; † 1998 in New York City[1]) war ein amerikanischer Altsaxophonist des Free Jazz, der für einen trotz seines hochenergetischen Spiels warmen Ton bekannt war.[2] Jones wirkte zunächst mehrere Jahre in einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Tusques — François Tusques (* 1938 in Paris) ist ein französischer Jazz Pianist. Tusques kam mit seiner Familie kurz nach seiner Geburt in die Bretagne, da sein Vater in der Résistance aktiv war. Später lebte er zwei Jahre in Afghanistan und zwei Jahre in… …   Deutsch Wikipedia

  • Roberto Maria Grassi — (né en 1970 à Turin) est un réalisateur italien installé en France depuis 1994. Sommaire 1 Biographie 2 Filmographie récente (théâtre) 3 Filmographie récente (fiction) …   Wikipédia en Français

  • François Tusques — (* 1938 in Paris) ist ein französischer Jazz Pianist. Leben und Wirken Tusques kam mit seiner Familie kurz nach seiner Geburt in die Bretagne, da sein Vater in der Résistance aktiv war. Später lebte er zwei Jahre in Afghanistan und zwei Jahre in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”