Kraniomandibuläre Osteopathie

Kraniomandibuläre Osteopathie

Die kraniomandibuläre Osteopathie (auch Cranio-mandibuläre Osteopathie, CMO, oder Osteopathia craniomandibularis hypertrophicans) ist eine vermutlich erblich bedingte, sehr schmerzhafte Knochenerkrankung des Schädels bei Haushunden, vor allem bei West Highland White Terriern. Die Erkrankung ist vor allem in den USA häufig und wurde 1958 durch Littleworth[1] erstmals beschrieben. In den europäischen Zuchten tritt die Erkrankung seltener auf.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Die kraniomandibuläre Osteopathie kommt vor allem bei West Highland White und bei mit ihm nahe verwandten Rassen wie Cairn und Scottish Terriern vor. Einzelfälle wurden auch für andere Rassen wie Deutscher Schäferhund, Labrador Retriever, Dobermann, Deutsche Dogge und Deutsch Drahthaar beschrieben.

Der genaue Erbgang ist unbekannt, er ist aber vermutlich polygen bedingt.

Klinisches Bild

Die Erkrankung beginnt ab einem Alter von etwa 4 Monaten. Die betroffenen Tiere zeigen eine starke Schmerzhaftigkeit der Kiefergelenksregion, Berührungen des Kopfes werden nicht mehr toleriert. Sie vermeiden es, den Fang zu öffnen und die Futteraufnahme wird, trotz erhaltenen Appetits, stark vermindert oder sogar eingestellt. Gelegentlich können auch Fieberschübe auftreten. Die Symptome verschlechtern sich zunächst zunehmend, ab einem Alter von einem Jahr bilden sich jedoch die Knochenveränderungen wieder spontan zurück.

Röntgenuntersuchung

Röntgenologisch zeigen sich Knochenzubildungen und Sklerosierungen an Unterkiefer, Kiefergelenk oder Bulla tympanica (knöcherne Kapsel um das Mittelohr). Gelegentlich sind auch Veränderungen an den Gliedmaßenknochen nachweisbar. Osteolytische Prozesse oder Infiltrationen des umgebenen Gewebes treten nicht auf.

Zu Beginn sind die Knochenveränderungen nur gering ausgeprägt und können daher übersehen werden. Anfangs bilden sich nur flach geschichtete Zubildungen, die eine leichte Unregelmäßigkeit der Knochenkonturen von Unterkieferkörper und Bulla tympanica verursachen. Für den Nachweis solcher geringgradigen Veränderungen eignen sich vor allem Schrägaufnahmen, bei denen der Kopf gestreckt und etwa 30–40° zur Seite gedreht wird. Im weiteren Krankheitsverlauf treten durch Auflösung der Knochenbälkchen wolkige Verschattungen und schließlich deutliche Verdickungen auf. Sie zeigen meist einen geschichteten Aufbau, der durch den schubweisen Krankheitsverlauf verursacht wird.

Differentialdiagnostisch müssen gutartige (Osteome) oder bösartige (Osteosarkome) Knochentumore sowie das Cavarial-Hyperostosis-Syndrom ausgeschlossenen werden.

Pathologie

Pathohistologisch kommt es zu einer Knochenresorption durch Osteoklasten, wobei der Lamellenknochen durch Geflechtknochen ersetzt wird. Das Knochenmark der Hohlräume der Substantia spongiosa wird durch stark durchblutetes Bindegewebe ersetzt. Am Rand der Knochenzubildungen sind Entzündungszellen zu finden.

Behandlung und Bekämpfung

Ein kausale Therapie ist nicht möglich. Ziel der Behandlung ist es, für die Zeit bis zur spontanen Remission die Schmerzen zu lindern. Hier werden zumeist Entzündungshemmer wie Carprofen, Meloxicam oder Metamizol eingesetzt. Einige Autoren setzen alternativ Prednisolon ein.

Aufgrund der vermuteten erblichen Genese sollten Tiere mit einer kraniomandibulären Osteopathie nicht zur Zucht eingesetzt werden. Verpaarungen aus denen CMO-Tiere hervorgingen sollten nicht wieder vorgenommen werden. Stur et al. (1991) empfehlen auch den Zuchtausschluss gesunder Geschwister erkrankter Tiere.

Quellen

Literatur

  • W. Beck: Cranio-mandibuläre Osteopathie. Ein eindrückliches Krankheitsbild verschiedener Terrier. In: Kleintier konkret 5(2002), S. 9–12.
  • Max Hildenbrand: Fallbericht: Craniomandibuäre Osteopathie bei einem Schäferhund. In: Kleintierpraxis 37 (1992), S. 779–784.
  • Irene Stur et al.: Cranio-mandibuläre Osteopathie beim West Highland White Terrier. In: Kleintierpraxis 36 (1991), S. 491–500.

Einzelnachweise

  1. M.C.G. Littleworth: Tumor-like exostoses on the bones of the head in puppies. In: Vet. Rec. 70 (1958), S. 977–982.

Weblinks


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