Cut In (Musikindustrie)

Cut In (Musikindustrie)

Cut In ist in der Musikindustrie die Bezeichnung für die illegale Praxis, eine oder mehrere Personen als Komponist oder Liedtexter urheberrechtlich anzumelden oder zuzulassen, die keinerlei geistige Beiträge zum Entstehen eines bestimmten Musikwerkes geleistet haben.

Entstehung

Cut-in (engl. „vordrängeln, sich einmischen“) entstand aus der Tatsache, dass die einen Autoren bei der Verwertungsgesellschaft anmeldenden Musikverlage nicht prüfen können, ob die gemeldeten Autoren auch wirklich die geistigen Urheber eines Musikwerkes sind. Erst recht ist dies den Verwertungsgesellschaften nicht möglich. Deshalb können auch Personen angemeldet werden, die an der Entstehung einer Komposition kreativ nicht beteiligt waren. Dies ist der eigentliche Vorgang des cut-in. Illegal ist hieran, dass jemand als Komponist registriert wird, dem kein geistiges Eigentum zusteht.

Praxis in den USA

Das Starmagazin Variety erwähnte im Oktober 1938 erstmals den Begriff Payola als jede Art der Bestechung in der Musikindustrie. Als besondere Form von Payola kam es nicht selten vor, dass Interpreten, Produzenten, Manager oder Diskjockeys als Begünstigte eines cut-in mehr oder weniger freiwillig durch die regulären Autoren zugelassen werden mussten. Arnold Shaw[1] nennt Al Jolsons berühmten Hit Sonny Boy, zu dessen Entstehung Jolson - außer einer sensationellen Präsentation - nichts beigetragen habe. Auch die Mitautorenschaft des Diskjockeys Alan Freed bei Chuck Berrys Maybelline war Shaw zufolge nicht echt. Das träfe auch auf die Inhaber kleiner Plattenlabels wie Peacock Records (Don Robey) oder Modern Records (Bihari-Brüder)[2] zu. Musikverleger Max Dreyfus hatte sich nicht selbst als Autor registrieren lassen, sondern verlangte von den Autoren Kick-backs aus vereinnahmten Tantiemen.[3] Ansonsten führt das cut-in dazu, dass die unberechtigten Autoren ebenfalls Tantiemen vereinnahmen können, wodurch die Tantiemen der berechtigten Autoren geschmälert werden.

Prominentestes Beispiel war Elvis Presley, als er von Sun Records zu RCA Records wechselte. Bei RCA wurde ihm vertraglich erlaubt, andere Musikverlage als Hill & Range zu wählen, wenn die ausgesuchten Musikstücke nicht bei Hill & Range registriert waren. Das galt nach Klausel 19 des Plattenvertrags vom 21. November 1955 jedoch nicht, wenn er den Song selbst geschrieben oder sein Name im Wege des cut-in als Autor erscheine.[4] Davon wurde rege Gebrauch gemacht, denn weder hat Elvis Presley Love Me Tender[5] noch Don't Be Cruel geschrieben. So ist zu erklären, dass bei BMI insgesamt 51 Musiktitel für Elvis Presley als Komponist urheberrechtlich registriert sind.[6] Elvis hat der American Music Preservation zufolge lediglich geringen künstlerischen Einfluss auf die Arrangements der Fremdkompositionen genommen, der zu gering war, um die urheberrechtliche Schwelle als Ko-Autor zu überschreiten.

Einzelnachweise

  1. Arnold Shaw, Dictionary of American Pop/Rock, 1982, S. 100 f.
  2. von denen Jules Bihari sich unter dem Pseudonym J. Taub oft als Mitautor registrieren ließ
  3. Bar Biszick-Lockwood, Restless Giant: The Life and Times of Jean Aberbach & Hill and Range Songs, 2010, S. 29
  4. Bar Biszick-Lockwood, a.a.O., S. 187
  5. American Music Preservation, Roger Lee Hall über Love Me Tender
  6. BMI-Eintrag für Elvis Presley

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