Chuck Berry

Chuck Berry
Chuck Berry bei einem Konzert im Jahr 2007, Brunnsparken (Örebro, Schweden)

Chuck Berry (* 18. Oktober 1926 in St. Louis, Missouri; eigentlich Charles Edward Anderson Berry) ist ein US-amerikanischer Sänger, Gitarrist, Komponist und ein Pionier des Rock ’n’ Roll.[1] Berry wurde 1985 in die Blues Hall of Fame aufgenommen und war 1986 das erste Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame. Berrys Vorbilder waren Nat King Cole, Louis Jordan und Muddy Waters. Chuck Berry gilt als Erfinder des Duckwalk.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Chuck Berry begann an der High School mit dem Gesang und dem Gitarrespielen. Wegen einiger Vergehen saß Berry für drei Jahre in einem Jugendgefängnis ein. Nach seiner vorzeitigen Entlassung arbeitete er in einer Autofabrik. Er heiratete 1948 Themetta Suggs. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Ab 1951 war er Pförtner beim Radiosender WEW und kaufte dort einem Musiker eine E-Gitarre ab. Er erwarb ein Tonbandgerät und begann damit seine Musik aufzunehmen. Im Jahr 1952 hatte Chuck Berry seine ersten öffentlichen Auftritte im Huff’s Garden, einem Club in St. Louis. Durch einen Auftritt als Ersatzmann im Johnnie Johnson Trio begann seine fast zwanzig Jahre dauernde Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Komponisten Johnnie Johnson. Ende des Jahres wechselte er in den Cosmopolitan Club. Dort spielte er zunächst vor fast ausschließlich schwarzem Publikum. Es sprach sich jedoch schnell herum, dass dort ein schwarzer Hillbilly auftrat, und schon bald war fast die Hälfte der Zuschauer weiß.

Im Mai 1955 machte er zusammen mit einem Schulfreund einen Ausflug nach Chicago, um dort Howlin’ Wolf, Elmore James und Muddy Waters live zu sehen. Als er sich bei Muddy Waters ein Autogramm holte, fragte er Waters, wo er selbst Aufnahmen machen könne. Dieser verwies ihn an Chess Records. Nach ein paar Tagen Arbeit war ein Demoband aufgenommen worden, und Chuck Berry wandte sich damit an Chess. Der Produzent Leonard Chess war von dem Stück Ida Red beeindruckt und Berry wurde eine Aufnahme-Session versprochen. Am 21. Mai wurden die beiden Stücke Ida Red, umbenannt in Maybellene, und Wee Wee Hours aufgenommen.

Auf Anhieb gelang ihm mit Maybellene ein Top-Ten-Hit in den Billboard Charts. Außerdem erhielt er einen dreijährigen Vertrag. Während der anschließenden Tourneen präsentierte er auch seinen Duckwalk (Entengang), der seitdem zu seinem Markenzeichen geworden ist. Nach eigener Aussage erfand er diese Showeinlage ursprünglich, um von den Falten in seinem Anzug abzulenken. Im April 1956 nahm Chuck Berry mit Roll Over Beethoven einen seiner bekanntesten Hits auf. In den folgenden Jahren entstanden so bekannte Songs wie Sweet Little Sixteen, Rock & Roll Music, Memphis Tennessee, Carol und Johnny B. Goode, wobei Johnson seine Rechte dem Komponisten Berry überließ. Der letztgenannte, Johnson gewidmete Titel wurde später als Beispiel der irdischen Pop-/Rockmusik Teil der Voyager Golden Record und mit den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 ins Weltall geschickt.

Mit Beginn der 1960er geriet Berry mit der Justiz in Konflikt. Des angeblichen Vergehens gegen den sogenannten Mann Act beschuldigt, wurde Chuck Berry im Oktober 1961 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem er nach 20 Monaten vorzeitig entlassen worden war, schaffte er es jedoch, erneut Fuß zu fassen, und hatte nachfolgend insbesondere in Großbritannien eine Reihe Hits mit Songs wie No Particular Place To Go und You Never Can Tell.

Im Jahre 1964 veröffentlichte er eines seiner besten Alben mit dem Titel St. Louis to Liverpool. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wechselte er von Chess Records zu Mercury und spielte dort mehrere Platten ein, jedoch ebbte der Erfolg erneut ab.

Wieder zurück bei Chess entstand 1970 Back Home. 1972 kam sein meistverkauftes Album The London Chuck Berry Sessions heraus. Mit der Single-Auskoppelung My Ding-A-Ling landete er seinen ersten Nummer-Eins-Hit und verursachte wegen des für damalige Verhältnisse recht schlüpfrigen Inhaltes einen mittleren Skandal. Er wurde zu einem der gefragtesten Rock-Idole und hatte zahlreiche beachtete Fernsehauftritte. Beispielsweise war er 1973 als eine von vielen Attraktionen zum 25-jährigen Jubiläum des „American Bandstand“ geladen. Als er auftrat, wollte das Publikum ihn nicht mehr gehen lassen, und forderte eine Zugabe nach der anderen. So geriet die Veranstaltung ungeplant schließlich zu einer Chuck-Berry-Show. In der Folge gab Berry weiterhin weltweit zahlreiche Konzerte und ging immer seltener ins Plattenstudio. 1979 spielte er seine (bis jetzt) letzte Studio-LP ein. Im selben Jahr trat er unter anderem für Präsident Jimmy Carter auf.

Chuck Berry, der sich musikalisch stets treu geblieben ist, gehört zu den lebenden Legenden des Rock ’n’ Roll. Er steht in einer Reihe mit Stars wie Little Richard und Fats Domino. Seine Riffs und Licks prägen nach wie vor den Rock ’n’ Roll. Viele seiner Hits wurden von Rockgrößen wie den Beatles, den Beach Boys, den Rolling Stones, Jimi Hendrix und Elvis Presley nachgespielt. Die Beatles äußerten später einmal, dass sie ohne Berry niemals angefangen hätten, Musik zu machen. Die Rolling Stones starteten ihre Karriere mit Chuck-Berry-Songs, und Keith Richards bezeichnete sich wiederholt als seinen größten Fan. Musiker wie Simon and Garfunkel, Eric Clapton, Bruce Springsteen, AC/DC (deren Gitarrist Angus Young als glühender Verehrer von Berrys Musik gilt) und Motörhead coverten ebenfalls seine Stücke. Status Quo beenden seit über 40 Jahren ihre Konzerte mit "Bye Bye Johnny" und spielten auch andere Berry Songs, wie z.B. "Rock n Roll Music", "Carol" oder "Roll over Beethoven" live.

Seit Mitte der 1960er Jahre lösen Berrys Auftritte bei den Zuhörern mitunter gemischte Gefühle aus. Kritisiert wird oft, dass er keine eigene Begleitband mitbringt, sondern mit örtlichen Bands – etwa The Firebirds – spielt, mit denen er so gut wie nie probt. Dass seine Konzerte trotzdem ein Erlebnis sein können, mag nicht zuletzt an der Ausstrahlung des Musikers liegen, der seine alten Hits durch waghalsige Synkopierung seit 50 Jahren in immer neuem Gewand vorträgt. Ungeachtet seines Alters tritt er noch regelmäßig auf und unternimmt weiterhin Tourneen, oft zusammen mit Jerry Lee Lewis.

2008 wurde er in Deutschland für sein Lebenswerk mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

Equipment

Chuck Berry spielte in den 1950ern bis Anfang der 60er eine Gibson ES-350T, danach hauptsächlich eine Gibson ES-335 in rot, oder, z.B. Live at BBC Theatre 1972, eine Gibson ES-355 in braun.

Songs (Auswahl)

  • 1954: Oh Maria (mit Joe Alexander & The Cubans)
  • 1955: Maybellene
  • 1956: Roll Over Beethoven
  • 1956: You Can’t Catch Me
  • 1957: School Day
  • 1957: Rock and Roll Music
  • 1958: Sweet Little Sixteen
  • 1958: Johnny B. Goode
  • 1958: Carol
  • 1959: Memphis Tennessee
  • 1959: Back in the USA
  • 1960: Too Pooped to Pop
  • 1963: Go Go Go
  • 1964: No Particular Place to Go
  • 1964: You Never Can Tell
  • 1964: Nadine
  • 1965: Dear Dad
  • 1969: Tulane
  • 1972: My Ding-a-Ling
  • 1972: Reelin’ and Rockin’ (live)
  • 1973: Bio
  • 1975: Shake, Rattle and Roll (mit Ingrid Gibson)
  • 1979: Oh What a Thrill

Diskografie

  • 1956: Rock, Rock, Rock (soundtrack) (mit The Moonglows und The Flamingos)
  • 1957: After School Session
  • 1958: One Dozen Berrys
  • 1959: Berry is on Top
  • 1960: Rockin’ at the Hops
  • 1961: New Juke Box Hits
  • 1962: Chuck Berry Twist (Kompilation)
  • 1963: Chuck Berry on Stage (Live-dub)
  • 1964: The Latest And The Greatest
  • 1964: Two Great Guitars (mit Bo Diddley)
  • 1964: You Never Can Tell
  • 1964: St. Louis to Liverpool
  • 1965: Chuck Berry in London
  • 1965: Fresh Berry's
  • 1967: Golden Hits (Re-Recordings)
  • 1967: Chuck Berry in Memphis
  • 1967: Live at the Fillmore Auditorium (mit Steve Miller Band)
  • 1968: From St. Louis to Frisco
  • 1969: Concerto in B. Goode
  • 1970: Toronto Pop (Live)
  • 1971: Back Home
  • 1971: San Francisco Dues
  • 1972: Six To Five (TV/Live)
  • 1972: The London Sessions (Studio und Live)
  • 1973: Bio
  • 1975: Chuck Berry ’75
  • 1979: Rock It
  • 1981: Tokyo Session [live]
  • 1983: Live at The Roxy

Einzelnachweise

  1. Zur Interpretation seiner Songs und zur musikhistorischen Relevanz Chuck Berrys siehe Werner Faulstich: Chuck Berry: "Roll Over Beethoven", "Rock and Roll Music" und "Johnny B. Goode" - Ausdruck der neuen "youth culture. In: Werner Faulstich: Vom Rock'n'Roll bis Bob Dylan. Tübinger Vorlesungen zur Rockgeschichte. Teil I: 1955 - 1963. Gelsenkirchen: Rockpaed Verlag, 1983, S. 54 - 59

Literatur

  • Bruce Pegg: Brown Eyed Handsome Man: The Life and Hard Times of Chuck Berry.
    Taylor & Francis, 2005, ISBN 978-0-415-93751-1 (englischsprachige Biografie)
  • Chuck Berry: Die Autobiographie. Das Buch zum Film. Hail Hail Rock'n Roll. Pabel-Moewig Verlag, 1988, ISBN 978-3-811-81026-6
  • Nik Cohn: Awopbopaloobop Alopbamboom, S. 34 ff. Nachdruck der Originalausgabe von 1969,
    Minerva Paperback/Reed International Books Ltd., London 1996, ISBN 0-7493-8653-3 (englisch)
  • Barry Graves/Siegfried Schmidt-Joos: Das neue Rocklexikon, Bd. 1, S. 82 f. rororo Handbuch 6320, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg. Vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe, 1990, ISBN 978-3-499-16320-3

Weblinks

 Commons: Chuck Berry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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