- Georg Katzer
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Georg Katzer (* 10. Januar 1935 in Habelschwerdt, Niederschlesien) ist ein deutscher Komponist. Er war einer der Pioniere elektronischer neuer Musik in der DDR.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Katzer legte sein Abitur an der Internatsschule Schloss Wendgräben ab. Er studierte zwischen 1953 und 1959 Klavier, Musiktheorie und Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny und Ruth Zechlin an der Ost-Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Von 1957 bis 1958 studierte er bei Karel Janáček an der Akademie der musischen Künste in Prag. Von 1961 bis 1963 war er Meisterschüler von Hanns Eisler, Ruth Zechlin und Leo Spies an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin.
Seit 1963 ist er freischaffender Komponist und Musiker in Berlin. Von 1966 bis 1967 war er Musikdramaturg am Erich-Weinert-Ensemble der NVA der DDR. Er arbeitete mit Künstlern wie mit Johannes „Hannes“ Bauer, Wolfgang Fuchs, Paul Lytton, Phil Minton, Ernst-Ludwig Petrowsky, Radu Malfatti, Phil Wachsmann und der Bläservereinigung Berlin zusammen.
1978 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin gewählt. 1982 gründete er das der Musikabteilung der Akademie der Künste angegliederte Studio für Elektroakustische Musik, dessen künstlerischer Leiter er bis 2005 war.
1986 war er Gastprofessor an der Michigan State University. 1987 wurde er zum Professor ernannt und unterrichtete in der Folge eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, Freien Akademie der Künste zu Leipzig und Akademie für Elektroakustische Musik in Bourges/Frankreich.
Bis 1989 war er Vizepräsident des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Von 1988 bis 1991 war er Präsident der deutschen Sektion der C.I.M.E. (Internationale Vereinigung für elektroakustische Musik), 1990 Präsident des Musikrates der DDR und von 1990 bis 2001 Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats.
Katzer lebt heute in Zeuthen bei Berlin.
Zu Katzers Kompositionen gehören Werke für Kammerensembles, Orchesterwerke, Solokonzerte, Opern, Ballette, Puppenspiele und oratorische Werke. Sein Werk umfasst auch elektroakustische Stücke, Hörspielmusik, Multimediaprojekte und Projekte mit improvisierter Musik.
Werke (Auswahl)
Opern, Hörspiele u.a.
- Die Igeltreppe für Sprecher und 13 Instrumente. Text: Sarah Kirsch, 1973.
- Das Land Bum-Bum. Oper, 1973.
- Schwarze Vögel. Ballett, 1975.
- Szene für Kammerensemble. Instrumentales Theater, 1975.
- Ein neuer Sommernachtstraum. Ballett, 1979.
- Gastmahl oder über die Liebe. Oper, Libretto: Gerhard Müller, 1987.
- Antigone oder die Stadt. Oper, Libretto: Gerhard Müller, 1989 .
- Mein 1989. Radiokomposition, 1990.
- Ich bin ein anderer. Hörspiel nach Arthur Rimbaud, 1990.
- L'homme machine. multimediale szenische Aktion, 2000.
- Medea in Korinth. Oratorische Szenen, Libretto: Christa Wolf (nach Medea: Stimmen). Uraufführung 6. September 2002, Konzerthaus Berlin.
- Streichquartette: Nr. 1 (1965), Nr. 3 (1987) und Nr. 4 tempi fragili (2004) - Ersteinspielung 2010 durch das Sonar Quartett Berlin.
Auftragswerke
Katzer komponierte folgende Auftragswerke der Bläservereinigung Berlin:
- Konzert für Cembalo u. Bläserquintett, „Kommen und Gehen“
- „La Mettrie oder Anmerkungen zum Maschinen-Menschen“
- „La Mettrie oder Anmerkung zum Pflanzen-Menschen“
- „Il re pastore“ nach Texten Friedrich des II.
Filmmusik
- 1962: Josef und alle seine Brüder
- 1963: Verliebt und vorbestraft
- 1964: Lütt Matten und die weiße Muschel
- 1965: Engel im Fegefeuer
- 1965: Berlin um die Ecke
- 1966: Karla
- 1967: Geschichten jener Nacht. Episode 1: Phönix
- 1968: Leben zu zweit
- 1982: Stella
- 1985: Hälfte des Lebens
- 1988: Melanios letzte Liebe
- 1988: Der Mann an der Rampe
Auszeichnungen/Preise
- 1975 1. Preis eines Dramatikwettbewerbs des Kinder- und Jugendtheaters
- 1976 Hanns-Eisler-Preis des Rundfunks der DDR
- 1976 Kunstpreis der DDR
- 1981 Nationalpreis der DDR (für kompositorisches Gesamtwerk)
- 1986 Erster Preis beim Wettbewerb für Elektroakustische Musik in Bourges, Frankreich
- 1986 Reine-Marie-José-Preis, Genf
- 1987 Kunstpreis des FDGB für Musik[1]
- 1992 Ehrengast der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
- 1992 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen
- 1998 Johann-Wenzel-Stamitz-Preis
- 1999 Musikpreis des Landes Brandenburg
- 2003 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 2011 Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 1/2011)[2]
Literatur
- Georg Katzer. In: Sigrid Neef, Hermann Neef: Deutsche Oper im 20. Jahrhundert. DDR 1949–1989. Lang, Berlin 1992, S. 247ff., ISBN 3-86032-011-4.
- Jutta Raab: Georg Katzer. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Edition Text & Kritik, München 1996, ISBN 978-3-86916-164-8.
Weblinks
Commons: Georg Katzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von und über Georg Katzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Georg Katzer
- Der Komponist Georg Katzer über die Situation in der DDR in den 80er Jahren
Einzelnachweise
- ↑ Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Institut für Marxistisch-Leninistische Kultur- und Kunstwissenschaften (Hrsg.), Autorenkollektiv unter Ltg. von Erika Tschernig: Unsere Kultur: DDR-Zeittafel, 1945-1987. Dietz, Berlin 1989, ISBN 3-320-01132-4, S. 424.
- ↑ Bestenliste 1-2011. PdSK, 15. Februar 2011, abgerufen am 30. September 2011.
Peter Dom, Gerhard Rosenfeld, Ruth Zechlin (1968) | Siegfried Matthus, Wolfgang Strauss (1969) | Gerhard Rosenfeld (1970) | Jürgen Elsner und Inge Lammel (1971) | Gerhard Tittel, Peter Wicke, Udo Zimmermann (1972) | Friedrich Goldmann, Rainer Kunad, Hans-Joachim Schulze, Udo Zimmermann (1973) | keine Verleihung (1974) | Frank-Volker Eichhorn, Winfried Höntsch, Friedrich Schenker (1975) | Willy Focke, Georg Katzer (1976) | Manfred Schubert, Manfred Weiss (1977) | Thomas Böttger, Paul-Heinz Dittrich (1978) | Manfred Grabs, Peter Herrmann, Bert Poulheim (1979) | Wilfried Krätzschmar, Günter Neubert, H. Johannes Wallmann (1980) | Thomas Ehricht, Bernd Franke, Heinz Weitzendorf (1981) | Gerd Domhardt, Thomas Hertel (1982) | Rainer Böhm, Reiner Dennewitz, Hans-Peter Jannoch (1983) | Ralf Hoyer, Burckhardt Meier, Reinhard Pfundt, Kurt Dietmar Richter (1984) | Günter Mayer, Reinhard Wolschina (1985) | Gottfried Glöckner, Fritz Hennenberg, Reinhard Pfundt (1986) | Walter Thomas Heyn, Helmut Zapf (1987) | Reinhard Wolschina (1988) | Johannes Schlecht, Steffen Schleiermacher (1989) | Helmut Oehring, Annette Schlünz (1990)
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