Die Geschichte vom armen Hassan

Die Geschichte vom armen Hassan
Filmdaten
Originaltitel Die Geschichte vom armen Hassan
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1958
Länge 60 Minuten
Altersfreigabe FSK 0
Stab
Regie Gerhard Klein
Drehbuch Rosel Klein
Produktion DEFA
Musik Hans-Dieter Hosalla
Kamera Götz Neumann
Schnitt Evelyn Carow
Besetzung

Die Geschichte vom armen Hassan ist ein deutscher Kinderfilm der DEFA von Gerhard Klein aus dem Jahr 1958. Er beruht auf Motiven eines uigurischen Märchens.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Eine Steinwüste in Asien. Vor dem Anwesen des reichen Kaufmanns Machmud, der Wasser aus seinem Brunnen an Händler verkauft, lebt der arme Hassan in seiner Hütte. Geld für Wasser hat er mal wieder keines; sein Besitz besteht aus einer Wasserschale und einem sprechenden Papageien. Als der Papagei eines Tages in das Anwesen Machmuds fliegt und dort am Brunnen sitzt, geht Hassan an das Eingangstor Machmuds und versucht, den Vogel zurückzuholen. Machmud hetzt seinen Hund auf Hassan. Als der Hund den Papagei töten will, versucht Hassad, ihn mit einem Steinwurf zu vertreiben. Der Hund wird vom Stein getroffen und stirbt. Vor dem bestechlichen Kadi setzt Machmud durch, dass Hassan ihm nun als Hund dienen muss.

Hassan wird im Hof des Machmudschen Anwesens an einer Kette als Hund gehalten. Machmuds Sklavin Fatima versucht, Hassan zur Flucht zu bewegen, doch lehnt der ab, da das Urteil des Kadi stehts Ausdruck des Willens Allahs ist. Als eines Nachts Diebe in das Anwesen Machmuds eindringen und ein Pferd stehlen, versucht Hassan sie zunächst aufzuhalten, doch hindert ihn seine Kette am Handeln. Er fängt an zu bellen, doch Machmud reagiert nicht darauf. Als er den Diebstahl bemerkt, klagt er Hassan erneut vor dem Kadi an, da er durch sein Nichtstun den Diebstahl des Pferdes ermöglicht habe. Da dem Kadi die lange begehrte Fatima versprochen wird, spricht dieser das Urteil, dass Hassan Machmud nun das gestohlene Pferd ersetzen soll.

Hassan muss zunächst wie ein Pferd das Brunnenrad in Gang halten und wird – als er sich gegen den Kadi und Machmud stellt, die noch während des Gebets um den Preis für Fatima streiten – vor die Kutsche gespannt, um beide Männer in die Wüste zu fahren. Er plant, sich zu befreien und bricht in der Wüste zusammen. Während zwischen beiden Männern ein Streit um die letzten Wasserrationen beginnt, sammelt Hassan seine letzten Kräfte, befreit sich aus dem Geschirr und steuert den Wagen gegen einen Felsen. Beiden Männern suggeriert er, dass hinter dem Felsen ein Löwe säße, den beide durch Gebell vertreiben könnten, und beide Männer beginnen zu bellen. Hassan kehrt zu Machmuds Anwesen zurück, dessen Tore er öffnet. Endlich gelangt er zum Brunnen und trinkt. Fatima beginnt, ein Lied zu singen, in dem es heißt, dass nur der lastenfreie Mensch auch die Schönheiten der Welt genießen könne.

Produktion

Die Geschichte vom armen Hassan wurde im Studio gedreht und erlebte am 19. Juli 1958 seine Premiere. Ein weiterer Verleihtitel des Films war Hassan und der reiche Kaufmann Machmud.

Der Film beginnt in einer Schwarzweißeinstellung, in der sich Hauptdarsteller Ekkehard Schall, bereits in Maske, den Zuschauern als Schauspieler vorstellt und die weiteren Darsteller des Filmes nennt. Die Credits, die in einem Buch niedergeschrieben sind, erscheinen durch sein Umblättern der Seiten. Er schließt das Buch und beginnt, in die Handlung einzuführen. Erst jetzt blendet der Film in die Farbeinstellung über und die eigentliche Handlung beginnt. Diese erscheint im Gegensatz zum zugrundeliegenden Märchen „aller phantastischen Schnörkel [entledigt]“ und orientiert sich an der „Brechtschen Lehrstücktheorie“:[1] „‚Glotzt nicht so romantisch!‘, hat Brecht den Bildungsbürgern im Theater zugerufen. Diesen Eindruck vermittelt auch das ungewöhnliche und wohl einmalige Experiment in der DEFA-Geschichte.“[2]

Kritik

Die zeitgenössische Kritik schrieb, dass „diese symbolisch verschlüsselte Märchenparabel […] vielerlei Lehren in sich [birgt], die durch die verfremdete Gestalt, in die sie gekleidet sind, besonders deutlich werden. […] Eine solche Parabel aber dürfte sich Kindern kaum erschließen, und die offizielle Uraufführung in Anwesenheit zahlreicher Kinder zeigte auch, daß diese sich ausschließlich an das äußere Geschehen hielten. Es kann also keinesfalls empfohlen werden, diesen Film in Kindervorstellungen zu zeigen.“[3] Andere Kritiker sahen in der Geschichte vom armen Hassan einen Film, der „für große und kleine“ Zuschauer geeignet sei, wobei er für Kinder ab zehn Jahren zu empfehlen sei, „wenn Eltern und Lehrer ihnen das Verständnis für die Wahrheit öffnen, die hier gesagt wird.“[4]

Andere Kritiker stellten die Frage, „ob man die Dramaturgie Brechts ohne weiteres auf die Leinwand übernehmen kann“, beruhe die Wirksamkeit des Film im Gegensatz zum Theater doch vor allem „auf der Suggestion eines unmittelbaren Erlebnisses“. Der Film versuche, „das Publikum auf Distanz zu halten“. Im Ganzen sei der Film jedoch „ein anspruchsvolles kleines Kunstwerk, ein interessanter Versuch auf dem Weg zum Märchenfilm unserer Zeit.“[5]

Literatur

  • Die Geschichte vom armen Hassan. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 203–204.
  • Die Geschichte vom armen Hassan. In: Ingelore König, Dieter Wiedemann, Lothar Wolf (Hrsg.): Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder. Henschel, Berlin 1996, ISBN 3-89487-234-9, S. 110–112.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zwischen Marx und Muck, S. 111.
  2. Zwischen Marx und Muck, S. 112.
  3. Christoph Funke. In: Der Morgen, 26. November 1958.
  4. -ler. In: National-Zeitung, 27. November 1958.
  5. Rosemarie Rehan: Neue Filme von der DEFA. Die Geschichte vom armen Hassan, Tilman Riemenschneider. In: Wochenpost, Nr. 50, 1958.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Geschichte Sudans — Bildnis eines nubischen Königs Die Geschichte Sud …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Sudans — Bildnis eines nubischen Königs Die Geschichte Sud …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Sudan — Bildnis eines nubischen Königs Die Geschichte des Sudan ist stark verknüpft mit der Geschichte Ägyptens, mit dem sich das historische Nubien das Niltal teilt, eine der Wiegen der menschlichen Zivilisation. Der Sudan ist von der Fläche her das… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der DEFA-Filme — Die Liste der DEFA Filme beinhaltet eine Aufstellung aller vom DEFA Studio für Spielfilme realisierten Filmproduktionen, sowie Co Produktionen mit dem Fernsehen der DDR bzw. mit anderen zumeist sozialistischen Staaten. Allen gemein ist, dass die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Poppe — Hans Albert Poppe (* 23. November 1928 in Berlin; † 13. August 1999) war ein deutscher Szenenbildner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie (Auswahl) 3 Auszeichnung …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Klein (Regisseur) — Gerhard Klein (* 1. Mai 1920 in Berlin; † 21. Mai 1970 in Ost Berlin) war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor. Leben Schon während der Zeit des Zweiten Weltkrieges beschäftigte sich der Sohn eines Drehers autodidaktisch auf dem Gebiet… …   Deutsch Wikipedia

  • Evelyn Carow — (* 1931 in Berlin) ist eine deutsche Schnittmeisterin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere 2 Auszeichnungen 3 Filmografie 3.1 Dokumen …   Deutsch Wikipedia

  • Erwin Geschonneck — Geschonneck (Mitte) erhält 1961 den Nationalpreis der DDR Erwin Geschonneck (* 27. Dezember 1906 in Bartenstein, Kreis Friedland, Ostpreußen; † 12. Mä …   Deutsch Wikipedia

  • Ekkehard Schall — Autogrammkarte von Ekkehard Schall, 1989 …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Schubert (Schauspieler) — Heinz Schubert (* 12. November 1925 in Berlin; † 12. Februar 1999 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Schauspiellehrer und Fotograf, der vor allem durch seine Rolle als „Ekel“ Alfred Tetzlaff in der Fernsehserie Ein Herz und eine Seele… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”