- Die Zerstörung der Vernunft
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Die Zerstörung der Vernunft ist ein 1954 erstveröffentlichtes Werk des ungarischen marxistischen Philosophen Georg Lukacs. In späteren Ausgaben wurde der Untertitel Der Weg des Irrationalismus von Schelling zu Hitler hinzugefügt, der auch als verkürzte Inhaltsangabe zu verstehen ist.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Von Hegels Begriff der "universalen Vernunft" ausgehend, interpretiert Lukacs die gesamte deutsche bürgerliche Philosophie nach Hegel als reaktionäre und irrationale Antwort auf das Phänomen des Klassenkampfes. Die Entwicklungslinie dieses Denkens führt vom Spätwerk Schellings über Schopenhauer, Kierkegaard, Nietzsche und die Lebensphilosophie hin zur politischen Wirksamkeit im Faschismus. Auch in der verhältnismäßig jungen Wissenschaft der Soziologie sei diese Entwicklung zu beobachten; der liberale Rationalismus Webers sei von den metaphysisch-theologischen Konzepten von Carl Schmitt und Othmar Spann abgelöst worden.
Lukacs definiert Irrationalismus anhand der Merkmale
„Herabsetzung von Verstand und Vernunft, kritiklose Verherrlichung der Intuition, aristokratische Erkenntnistheorie, Ablehnung des gesellschaftlich-geschichtlichen Fortschritts, Schaffung von Mythen[1]“
Für Lukacs ist dieser Irrationalismus im Philosophischen vor allem dadurch gekennzeichnet, dass die Möglichkeit von Erkenntnis überhaupt als beschränkt angesehen wird, anstatt in der Nachfolge Hegels weitere Erkenntnisfortschritte durch Anwendung der Methode des dialektischen Materialismus zu versuchen. Die höchste Entwicklungsstufe bürgerlicher Philosophie sei Hegels Dialektik gewesen; von dessen Begriff des objektiven Geistes her sei jede individualistische Position in der Philosophie als irrational zu bewerten.
Rezeption
Im Historischen Wörterbuch der Philosophie wird Lukacs' Irrationalismus-Begriff als pauschal und polemisch bezeichnet, nach der Auffassung des ungarischen Philosophen sei jedes Denken, das sich nicht auf der Grundlage des Marxismus entwickelte, irrational, was jedoch nicht zutreffend sei. [2]
Reinhard Kühnl betrachtete das Werk als zutreffende Analyse der geistesgeschichtlichen Genese des Faschismus, welches überdies auch eine grundsätzliche politisch-philosophische Strategie zum Kampf gegen Faschismus und Kriegsgefahr in der Gegenwart enthalte. [3]
Von marxistischer Seite wurde Lukacs hingegen der Vorwurf des Revisionismus gemacht, besonders nach der Beteiligung des Philosophen an der Regierung von Imre Nagy 1956. Theodor Adorno wiederum erklärte sarkastisch, das Buch zeige am deutlichsten die Zerstörung von Lukacs eigener Vernunft.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Georg Lukacs: Die Zerstörung der Vernunft. Berlin (Ost), 1954, S. 10f.
- ↑ Silvie Rücker: Irrationalismus. In: Joachim Ritter/Karlfried Gründer: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4. Schwabe& Co. Verlag, Basel-Stuttgart, 1976 ISBN 978-3796507021
- ↑ Reinhard Kühnl: Georg Lukacs. in: Bernd Lutz (Hg.): Metzlers Philosophen-Lexikon 3. Aufl. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart-Weimar, 2003 , ISBN 3-476-01953-5
- ↑ Der Spiegel 52/1963: Lukacs - Kaninchen am Himalaya.
Literatur
- Franco Volpi (Hg.): Großes Werklexikon der Philosophie, Bd. 2. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-520-83901-6
Kategorien:- Neomarxistische Literatur
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