Maratona dles Dolomites

Maratona dles Dolomites
Der erste Pass des Tages: Campolongo-Pass
Im Herzen der Dolomiten
Das Ziel in Corvara
Die drei Strecken
Das Höhenprofil der Marathon-Strecke

Die Maratona dles Dolomites (Dolomitenmarathon) ist ein Straßen-Radmarathon in der Südtiroler Dolomiten-Region um Alta Badia, der seit 1987 jährlich am ersten Sonntag im Juli vom Comitato Maratona dles Dolomites, dem Organisationskomitee des Maratona dles Dolomites, veranstaltet wird.

Obwohl die heutige Strecke mit offiziell 138 Kilometern angegeben ist, zählt er aufgrund der zu bewältigenden 4.190 Höhenmeter als Marathon. Die Zahl der Voranmeldungen zum Losverfahren für eine Teilnahme übersteigt die Kapazität der rund 8.500 Startplätze regelmäßig um das Zwei- bis Dreifache. Die Hälfte der Plätze wird an Italiener vergeben, der Rest auf 35 bis 40 Nationen verteilt, wobei deutsche Radsportler die größte internationale Teilnehmergruppe stellen. Neben der Maratona selbst findet ein umfangreiches mehrtägiges Rahmenprogramm statt, in dem alljährlich auch ein wohltätiges Projekt vorgestellt wird, dem ein Teil der Startgebühren zugute kommt.

Inhaltsverzeichnis

Strecke

Die gesamte Veranstaltung ist in drei verschieden lange und schwere Strecken aufgeteilt. Noch unterwegs kann sich jeder Teilnehmer entscheiden, welche der Strecken er fahren möchte:

Sellaronda: 55 Kilometer; 4 Pässe mit 1780 Höhenmetern
Mittlere Runde: 106 Kilometer; 7 Pässe mit 3090 Höhenmetern
Maratona: 138 Kilometer; 8 Pässe mit 4190 Höhenmetern

Die Hauptstrecke der Maratona führt über insgesamt 8 Dolomiten-Pässe. Der Start findet seit 2001 um 6:30 Uhr in La Villa statt. Über Corvara, dem späteren Ziel, geht es mit dem Passo Campolongo auf die berühmte Sellaronda, bestehend aus dem Pordoijoch, Sellajoch und dem Grödnerjoch. Jedem Teilnehmer steht es frei, die Maratona danach zu beenden. Nach spätestens 4 Stunden muss jedoch der Zielbereich in Corvara durchfahren werden, ansonsten untersagt der Veranstalter eine Weiterfahrt. Für alle anderen geht es ein zweites Mal über den Passo Campolongo nach Arabba und anschließend in Richtung Cernadoi. Dort fällt eine weitere freiwillige oder durch das Zeitlimit vorgegebene Entscheidung für die kürzere Strecke über den Passo di Falzarego (Südwestauffahrt) oder die längere Variante über den Passo di Giau und folgend den Passo di Falzarego von Osten. Beide Strecken vereinigen sich auf der Passhöhe und führen mit dem Passo Valparola über den letzten Pass und zurück nach Corvara ins Ziel.

Die Teilnehmer starten in vier Gruppen. In der ersten Gruppe, in der neben einigen Ehrengästen überwiegend italienische Halbprofis zu finden sind, wird üblicherweise das eigentliche Rennen ausgetragen. Der italienische Fernsehsender Rai Tre überträgt die Veranstaltung bis zur Siegerehrung gegen 12 Uhr.

Seit 2006 wird die gesamte Strecke während des Marathons etwa 8 Stunden für den Autoverkehr gesperrt, darüber hinaus gibt es den ganzen Tag über starke Einschränkungen für den motorisierten Verkehr.

Geschichte

Der erste Dolomitenmarathon fand 1987 statt, an ihm nahmen 166 Radfahrer aus Italien, Österreich und Deutschland teil. Eduard Tavella und Moritz Craffonara wollten anlässlich des 10-jährigen Bestehens ihres Radsportvereins Alta Badia-Raiffeisen ein besonderes Radrenntreffen organisieren. Die damalige Strecke führte von Pedraces (heute: Badia) über 175 Kilometer durch die Dolomiten. Dabei waren die Fahrer mehr oder weniger auf sich allein gestellt, und es kam durchaus vor, dass der eine oder andere bei schlechtem Wetter einfach in einem der Dörfer an der Strecke übernachtete.[1]

In den ersten beiden Jahren hatten die Veranstalter mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch die Teilnehmerzahlen stiegen und erreichten 1990 bereits knapp 1.000 Radsportler aus 12 Nationen. Ab Mitte der 1990er Jahre wurden zwischen 6.000 und 6.500 Personen zu der Veranstaltung zugelassen, die Logistik professionalisiert sowie die Organisation der Strecken, die Einschreibung und die Verpflegung in die Hände des Komitees gelegt. Zusätzlich halfen bei den Veranstaltungen über 1.000 Freiwillige.

2003 wurde die Zahl der Teilnehmer auf 8.000 bis 8.500 Radsportler angehoben. Seit 2001 besteht die Streckenführung in der beschriebenen Form, und La Villa etablierte sich anstelle von Pedraces als Startort. Zuvor wurde die Strecke mehrfach verändert: In den 1990er Jahren gab es vier verschiedene Streckenlängen, von denen die Marathonstrecke 194 Kilometer betrug und unter anderem zusätzlich über den Passo di Fedaia und Forcella Staulanza führte.

2011 ist die Maratona Bestandteil der im September 2010 gegründeten "Five Star League", dem Zusammenschluss der fünf bedeutendsten Amateur-Langstreckenrennen Italiens (Granfondi): Maratona delle Dolomiti, Granfondo Sportful, Granfondo Pinarello, Granfondo Felice Gimondi und Granfondo Nove Colli. Die insgesamt über 40.000 Teilnehmer verpflichten sich damit, sportethischen, gesundheitlichen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.[2]

Wohltätigkeitsprojekte

Im Jahre 2002 wurde der Dolomitenmarathon erstmalig unter ein Motto gestellt, das visuell auch auf dem Teilnehmer-Trikot umgesetzt ist. Ab 2005 wird das jeweilige Motto mit einem wohltätigen Projekt verknüpft. Seitdem liegt dem Starterpaket, das von den Sponsoren an die Radsportler ausgegeben wird, ein gemaltes Bild bei, das von einem der Kinder aus jenem Projekt stammt, dem ein Teil der Startgebühren als Spende zugute kommt. 2006 gab es daneben auch ein tibetanisches Freundschaftsbändchen, das zum Zeichen der Solidarität während des Marathons getragen werden sollte.

Den Veranstaltern, allen voran Präsident Michil Costa, der dem Organisationskomitee vorsteht, ist es wichtig, Zeichen zu setzen und über den Marathon hinaus die Verbundenheit und Verantwortung für Natur, Kinder und Gesellschaft zu fördern.[3][4]

Projekte der vergangenen Jahre

Jahr Motto Wohltätigkeitsprojekt[5]
2011 25 Insgesamt werden 25 Projekte unterstützt und durch die Vereinigung "Insieme si può", die Südtiroler Sporthilfe, den Südtiroler Bäuerlichen Notstandfond, die Vereinigung "La Strada-Der Weg" und die Südtiroler Krebshilfe umgesetzt
2010 Öko? Logisch! Projekt "Acqua Pulita in Uganda der Vereinigung "Insieme si può" aus Belluno
Sporthilfe Bozen zur finanziellen Unterstützung talentierter Sportler
2009 Energie Projekt zum Aufbau eines Fürsorgeraums und zur Ausstattung einer Schule in Burkina Faso mit Sonnenkollektoren (Missionsgruppe Meran)
Verband Sporthilfe zur finanziellen Unterstützung talentierter Sportler
2008 Spuren Projekt für die Wiederaufforstung einiger Hektar Gebirgslandschaft in der Sierra Ecuadors (Anden) (Missionsgruppe Meran)
2007 Tropfen Bau von Wasserbrunnen in Afrika (Missionsgruppe Meran)
2006 Farben Tibetan Children's Village (Internatsschulen für Flüchtlingskinder) in Tibet
2005 Engel Unterstützung von Peter Pan – Vereinigung für krebskranke Kinder – Südtirol (ONLUS)
2004 Familie
2003 Behinderte
2002 Frauen

Persönlichkeiten

Die aus dem Gadertal stammende Maria Canins ist eine der erfolgreichsten Radsportlerinnen Italiens. Unter anderem gewann sie zweimal die Tour de France der Frauen und war mehrfache italienische Meisterin im Straßenrennen und Zeitfahren. Sie engagiert sich persönlich für den Marathon, bietet alljährlich geführte Touren an und ist auf vielfältigen Rahmenveranstaltungen zu finden.

Der Italiener Emanuele Negrini wurde nach seinem vierten Sieg des Maratona dles Dolomites in Folge im Jahr 2006 vom Fernsehsender Rai Tre als „König der Dolomiten“ bezeichnet. 2008 gewann er den Marathon zum fünften Mal und ist damit der erfolgreichste Starter der Rennwertung.

Bedeutung für die Region

Der Dolomitenmarathon ist ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen des Tourismusverbandes Alta Badia, die beliebte Region Dolomiti Superski auch im Sommer für den Radsport zu vermarkten. Seit 2003 werden 1.500 Übernachtungsgäste über spezielle Marathon-Pauschalangebote des Anbieters Holimites[6] untergebracht. Die Zahl der Übernachtungen im Rahmen der Veranstaltung ist seit Jahren steigend und erreichen laut Angaben des Komitees rund 60% der Gesamtkapazität der Region Alta Badia, deren Hauptsaison als Skigebiet im Winter liegt.

Viele Freiwillige, Schulen und Vereine der Regionen Alta Badia, Val di Fassa und Gröden schmücken am Veranstaltungstag Häuser entlang der Strecke, stellen Trachtengruppen, Musikkapellen und vieles mehr und bemühen sich um die Teilnehmer. Mit einem Bergzeitfahren von Arabba auf den Pordoipass startet das Komitee eine Woche vor dem eigentlichen Marathon eine Radfahrer-Woche mit von Maria Canins geführten Pass-Touren, Vorträgen und Informationen über die Region. Seit 2006 wird eine Woche nach dem Marathon der Sellaronda Bike Day veranstaltet, bei dem die Sellaronda für den motorisierten Verkehr gesperrt wird. Darüber hinaus gibt es verschiedene Mountainbike-Veranstaltungen.

Einzelnachweise

  1. Lodovico Scolari: Der Vater des Radmarathons - Interview. In: Gotes - Gocce - Drops. Teilnehmerbegleitheft 2007.
  2. Nove Colli, one of the Five Stars League for a new sporting ethics abgerufen am 13. Juli 2011
  3. vgl. Grußworte vom Präsidenten Michil Costa: Tashi Delek! In: Colori - Colours Teilnehmerbegleitheft 2006.
  4. vgl. Grußworte vom Präsidenten Michil Costa: Ein Tropfen. In: Gotes - Gocce - Drops Teilnehmerbegleitheft 2007.
  5. Auskünfte der Pressestelle des Komitees "Maratona dles Dolomites" Str. Damez 34 I-39036 Badia (Bozen)
  6. www.holimites.com über den Marathon

Weblinks


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