Dorothea Waley Singer

Dorothea Waley Singer

Dorothea Waley Singer, geb. Cohen (* 17. Dezember 1882 in London; † 24. Juni 1964 in Par bei St Austell, Cornwall), war eine britische Wissenschaftshistorikerin mit dem Schwerpunkt mittelalterliche Geschichte und Medizinhistorikerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dorothea Waley Cohen kam 1882 als zweite Tochter des Börsenmaklers Nathaniel L. Cohen und von Julia M. Waley in London County Council (LCC) zur Welt. Nach der Schulzeit verbrachte sie einige Jahre am Londoner Queen's College, dem 1853 als erstem Mädchencollege der Royal Charter gewährt worden war. Die Ausbildung beendete sie mit einem Abschluss, der dem Bachelor gleichkommt.[1]

1910 heiratete Dorothea Waley Cohen den Mediziner Charles Singer, einen angesehenen Wissenschafts- und Medizinhistoriker. An der Seite ihres Mannes arbeitete sie sich intensiv in die Medizingeschichte ein. Gemeinsam veröffentlichte das Ehepaar verschiedene Schriften, zuerst 1913 eine Arbeit zum contagium vivum, einen von Lorenz von Crell und Jakob Henle geprägten Begriff zur Theorie von Mikroorganismen als Ursache von Infektionskrankheiten. Bis 1927 publizierten die Singers sieben weitere gemeinsame medizinhistorische Arbeiten, darunter Studien zum Arzt und Dichter Girolamo Fracastoro und zur Schule von Salerno. Zunehmend betrieb Dorothea Waley Singer auch eigene Studien, insbesondere zur Medizingeschichte der Vorrenaissance[1], darunter Arbeiten zu Gilbertus Anglicus.[2]

Spezielle Studien betrieb sie ferner zur Wissenschaft und Literatur des Mittelalters und der Renaissance. Zu Giordano Bruno veröffentlichte sie 1950 das Werk Giordano Bruno: His Life and Thought. Das Buch enthält unter dem Titel On the Infinite Universe and Worlds ihre Übersetzung Brunos De l'infinito, universo e mondi von 1584 ins Englische (deutsch: Über das Unendliche, das Universum und die Welten) und einen Kommentar zu dieser Schrift.

1956 wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann mit der George-Sarton-Medaille ausgezeichnet, dem höchst renommierten Preis für Wissenschaftsgeschichte der von George Sarton und Lawrence Joseph Henderson gegründeten History of Science Society (HSS). Dorothea Waley Singer war Vizepräsidentin der HSS und Mitglied weiterer wissenschaftlicher Vereinigungen. Sie stand in engem Kontakt mit verschiedenen Wissenschaftlern ihrer Zeit wie dem Sinologen und Biochemiker Joseph Needham, der größten Autorität auf dem Gebiet der chinesischen Wissenschaftsgeschichte. Mit Needham führte sie einen intensiven Briefwechsel.[3]

Die Singers lebten nach den Stationen London und Oxford in Kilmarth, einem herrschaftlichen Anwesen aus dem 14. Jahrhundert in der Nähe des Fischerdorfes Fowey bei Par an der Südküste von Cornwall. Hier starb Dorothea Waley Singer vier Jahre nach ihrem Mann am 24. Juni 1964. Nach ihrem Tod erwarb die Romanautorin Daphne du Maurier das Haus. Das Anwesen bildete den Hintergrund für Mauriers Novelle The House on the Strand von 1969.[4]

Werke (Auswahl)

  • Alchemical Texts Bearing The Name of Plato. In: Ambix, the Journal of the Society for the study of alchemy and early chemistry Nr. 2, London 1946, S. 115–128.
  • Catalogue of Latin and vernacular alchemical manuscripts in Great Britain and Ireland. Verlag Lamertin, Brüssel 1930.
  • Giordano Bruno: His Life and Thought. With Annotated Translation of His Work – On the Infinite Universe and Worlds. Verlag Henry Schuman, New York 1950, ISBN 1-11731-419-7. online
  • Selections from the works of Ambroise Paré. In: Isis Nr. 7, 1924, S. 208.
  • Robert Steele (1860–1944) (Obituary Notice). In: Isis Nr. 38, 1947/48, S. 103.
  • The Cosmology of Giordano Bruno (1548–1600). In: Isis Nr. 33, 1941/42, S. 187–196.
  • Verzeichnis der Briefe von Dorothea Waley Singer an Joseph Needham (englisch). bei Janus, Cambridge

Literatur

  • E. A. Underwood: Mrs. Dorothea Waley Singer (1992–1964). In: The British Journal for the History of Science, Volume 2, Issue 3, Juni 1965, S. 260–262 Seite 1 des Artikels bei JSTOR

Einzelnachweise

  1. a b E. A. Underwood: Mrs. Dorothea Waley Singer (1992–1964). In: The British Journal for the History of Science, Volume 2, Issue 3, Juni 1965, S. 260–262 Seite 1 des Artikels bei JSTOR
  2. Royal College of Surgeons of England Translation of Gilbertus Anglicus (englisch)
  3. Janus Briefe von Dorothea Waley Singer an Joseph Needham, Verzeichnis (englisch)
  4. Anna K. Mayer: When Things Don't Talk: Knowledge and Belief in the Inter-War Humanism of Charles Singer (1876–1960). 11. Oktober 2005 red orbit

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