Offene Karte

Offene Karte
Beispiel für eine preußische „Offene Karte“ von 1866
Beispiel einer Karte von einer Ravensburger Fabrik

Die Offene Karte oder Drucksachenkarte bzw. Avis(a)karte war ein Vorläufer der Postkarten in den meisten altdeutschen Postgebieten. Heute werden sie in Sammlerkreisen oft als „Vertreterkarten“ bezeichnet, da sie meist zur Ankündigung eines Vertreterbesuchs oder andere geschäftliche Zwecke verwendet wurden. Diese Karten konnten zu ermäßigtem Drucksachenporto versandt werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Offene Postsendungen waren ursprünglich, mit Ausnahme der Postanweisung in altdeutschen Staaten nicht erlaubt.[1] Drucksachen mussten mit einem über Kreuz verschlungenen Streifband aus Papier, dem sogenannten „Kreuzband“, versendet werden.[1] Diese Sendungen wurden „Kreuzbandsendungen“ genannt.[1] 1865 wurden Offene Karten als erstes in Preußen durch ein Generalverfügung vom 30. Mai 1865[1] zum 1. Juni 1865 eingeführt. Somit entfiel die zeitaufwendige und damit kostenträchtige Umlegung von Kreuz- oder Streifbändern.[1] Beinahe alle altdeutschen Staaten beziehungsweise Postgebiete (nämlich Baden, Bayern, Braunschweig, Norddeutscher Postbezirk, Oldenburg, Sachsen und Württemberg) folgten bald diesem preußischen Vorbild.[2] Als 1870 in den deutschen Postgebieten Postkarten eingeführt wurden, wurde gleichzeitig die Offene Karte eingestellt.

Die ältesten bekannten ganzseitig bebilderten Offenen Karten:[3]

  • 5. Dezember 1866: Älteste bekannte deutsche Ansichtskarte (als Offene Karte) von Lithograf Wilhelm Schneider, Worms mit Poststempel vom 5. Dezember 1866, gelaufen von Westhofen nach Offstein, mit 1-Kronen-Freimarke (Thurn-und-Taxis-Post), gedruckt auf hellgrünem Karton.[4][5] 1993 wurde die Karte durch das Auktionshaus Kruschel versteigert.[6] Ausrufpreis war 3000 DM und der Zuschlagspreis war 5500 DM.[6]
  • 28. März 1867: Eine Karte die 2007 auf einem Flohmarkt entdeckt wurde mit Berliner Poststempel: P.E. No. 12 vom 28. März 1867, mit preußischer Briefmarke, Michel Nr. 16[7]
  • 30. Oktober 1867: Diese sogenannte „Breslau-Karte“ galt lange Zeit als die älteste dieser Art.

Merkmale

In der Regel sind auf den Karten Adresse und der gedruckte Mitteilungstext auf der Vorderseite vereint, auf der außerdem die Frankatur aufzukleben war, während die Rückseite meist unbedruckt war.[8][9] Sie waren mit Freimarken zu bekleben.[10] Als handschriftliche Vermerke waren außer der Adresse des Empfängers nur die Absenderangaben und bei Geschäftsanzeigen die Unterschrift zugelassen.[11] Die Rückseite war nicht für individuelle beliebige Mitteilungen freigegeben.[12] Manchmal waren sie mit meist kleinen Bilddrucken versehen. Nur ausnahmsweise nimmt auf diesen Karten eine Illustration die volle Rückseite ein,[2] diese können als Vorläufer der Ansichtskarten in Deutschland angesehen werden. Einige sind mit bildlichen Darstellungen auf der Vorderseite werbewirksam ergänzt.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Wolfgang Maassen: Spieglein, Spieglein, an der Wand – wer ist die Älteste im ganzen Land? Ein Beitrag zur Geschichte der (Bild-)Post-(Ansichts)karte (3) In: Philatelie - Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 310 vom April 2003, Seite 54 f
  2. a b c Hanspeter Frech: Entwicklungsgeschichte bebilderter Postkarten, in: Michel-Rundschau Nr. 10/1994, Seite 766 bis 768
  3. AnsichtsKarten-Sammlerbrief (Mitteilungsblatt der Ansichtskarten-Interessengemeinschaft und der Philokartisten Union), Nr. 175, Juni 2010, Seite 2
  4. Arnold Linke: Ansichten und Karten gleich Ansichtskarten. Ergänzendes zur Frühgeschichte der Ansichtspostkarte, in: Post- und Telekommunikationsgeschichte, Heft 1 / 1997, ISSN 1430-4597, Seite 63
  5. Deutsche Briefmarken-Zeitung, Heft Nr. 19/1986, Artikel: Wege der Postkarte (III), Seite 1046
  6. a b AnsichtsKarten-SammlerBrief (Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft), Nr. 175, September 2010, Seite 2
  7. AK Express Nr. 123
  8. Hanspeter Frech: Entwicklungsgeschichte bebilderter Postkarten, in: Michel-Rundschau Nr. 10/1994, Seite 766
  9. Philalexikon Stichwort: Drucksachenkarte, abgerufen am 6. September 2009, Autor: Gert W. F. Murmann
  10. Zumstein Spezialkatalog: Die Ganzsachen der Schweiz, Verlag Zumstein & Cie., Bern 2002, Seite 39
  11. Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Postbezirk, abgerufen am 6. September 2009
  12. Wolfgang Maassen: Spieglein, Spieglein, an der Wand – wer ist die Älteste im ganzen Land? Ein Beitrag zur Geschichte der (Bild-)Post-(Ansichts)karte (4) In: Philatelie - Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 311 vom Mai 2003, Seite 53

Weblinks

 Commons: Offene Karte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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