Eberhard Cronemeyer

Eberhard Cronemeyer

Eberhard Cronemeyer (* 24. Juli 1842 in Rittergut Hovedissen; † 24. Juni 1896 in Detmold) war ein deutscher Theologe. Er gründete in Düring (heute Ortsteil der Gemeinde Loxstedt) eine Kolonie für Arbeits- und Obdachlose "Friedrich-Wilhelmsdorf".

Pastor Eberhard Cronemeyer, der in Düring die "Heimatkolonie Friedrich-Wilhelmsdorf" gründete.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Cronemeyer besuchte in Herford und Detmold das Gymnasium. Danach studierte er Theologie in Tübingen und Berlin. Mit 25 Jahren besteht er das Examen und wird Rektor der Höheren Bürgerschule in Oerlinghausen und Frühprediger[1] in Lage und Detmold. 1877 wird der Vater von drei Kindern als einer von sechs Bewerbern an die Große Kirche in Bremerhaven berufen. Dort gründete er mehrere Sozialhilfeeinrichtungen, bevor in Deutschland das Sozialversicherungssystem 1883 von Bismarck gegründet wurde.

Leben und Wirken

1879 gründet Cronemeyer den Frauenverein der vereinigten evangelischen Gemeinde. 1884 wird mit seiner Hilfe der "Verein zur Förderung des Volkswohls" ins Leben gerufen. Eine Volksküche und eine Naturalverpflegestation (ähnlich den heutigen Tafeln in der Geestemünder Ankerstraße helfen den Menschen, die auf diese soziale Unterstützung angewiesen sind. In der Schifferstraße kommt ein Arbeiterheim hinzu, in der Deichstraße eine Kinderhort, die Station der Seemannsmission. Mit städtischer Unterstützung gelingt es, die erste öffentliche Einrichtung zu schaffen, in der auch Wannenbäder genommen werden können.

"Arbeit statt Almosen" ist das Prinzip, nach dem in Bethel bei Bielefeld Friedrich von Bodelschwingh die nach ihm benannten Anstalten der Inneren Mission errichtete. Den "Brüdern von der Landstraße", wie Bodelschwingh sie nennt, wird dort geholfen. Ähnliches scheint Cronemeyer in Bremerhaven notwendig zu sein. Nichtsesshafte, das sind oft brotlos gewordene Handwerkergesellen. Sie klopfen oft bei dem Pastor der Großen Kirche an. Und der würde ihnen gern ein Zuhause geben und Arbeit bieten, von der sie sich ernähren können. Während einer Zugfahrt auf der Strecke zwischen Bremerhaven und Bremen kommt ihm die Erleuchtung beim Blick aus dem Fenster auf Moor und Heide in der Nähe von Düring: "Hier könnte eine Heimat- und Arbeiterkolonie entstehen - bewohnt von Tagelöhnern und Ansiedlern, die Brachland kultivieren und durch Bodenersträge eine Lebensgrundlage gewinnen wollen."[2].

Friedrich-Wilhelmsdorf - eine Kolonie im Moor bei Düring

Kaiser Friedrich III. übernahm das Protektorat für die Heimatkolonie in Düring.

Um 1877 hatten erboste Bürger den "Nordwestdeutschen Verein gegen das Moorbrennen" gegründet. Statt mit Asche die nährstoffarmen Moorböden zu düngen, wollte Cronemeyer Seeschlick von Baggerarbeiten im Hafen einsetzen. Durch solche Hilfe zur Selbsthilfe könnte vielen Menschen geholfen werden, wie der Pastor in Denkschriften vorstellte. Bodelschwingh und Cronemeyer gelingt es, Sponsorengelder zusammen zu bekommen. Nach einer Audienz bei Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren Kaiser Friedrich III., am 21. Februar 1886 bekommt Cronemeyer schnell 15.000 Mark Startkapital zusammen. Am 22. September 1886 wird auf 75.000 Quadratmetern Moorland die Heimatkolonie "Friedrich-Wilhelmsdorf" bei Düring eingeweiht.

Der Betrieb des Moorkolonie-Projektes

Am Eröffnungstag gibt es eine Baracke mit Platz für 14 Personen. Zwei Plätze werden von einem Diakon und einem Koch belegt. Die Kolonisten bekommen Wohnung und Essen frei sowie 50 Pfennige als Lohn. Seeschlick wird mit Sonderzügen bis an die Grenze der Kolonie geliefert und dann auf den Boden der Kolonie verteilt. Nach einem Jahr ist die Hälfte der Fläche kultiviert. Es bleibt ein Gewinn von 700 Mark übrig. Ein zweites Gebäude, Ställe und eine Fabrik für Torfstreu kann gebaut werden. Bis zu 34 Männer können jetzt Arbeit und Unterkunft bekommen.

1892 wird ein Trägerverein tätig, nicht mehr Eberhard Cronemeyer als Person. Der Verein bekommt später den Namen "Verein für Bodenkultur und Siedlung". Zum Vorstand gehören außer Cronemeyer der Landrat des damaligen Kreises Geestemünde, Gutsbesitzer und Kaufleute der Region. Die Produkte werden auf den Wochenmärkten der Umgebung verkauft. In schwierigen Zeiten nimmt Cronemeyer einen privaten Kredit auf[2].

Weitere Entwicklung

Ab 1890 leben außer Tagelöhnern auch Ansiedler in Friedrich-Wilhelmsdorf. Jede Siedlerstelle besteht aus 10.000 Quadratmeter mit einem Siedlungshaus und kostet 5000 Mark. Die jährliche Pacht beläuft sich auf 250 - 300 Mark. Zur Jahrhundertwende sind sieben[3] Bauernhöfe entstanden[4], später kommen einige Eigenheime hinzu.

In der "Kolonie" leben heute etwa 100 der knapp über 800 Einwohner Dürings. "Die Kolonie gehört also einfach dazu, wie alles andere auch", erklärt Ortsvorsteher Manfred Koppe. Er findet, das Besondere am Leben in der Kolonie sei "die Weite der Landschaft, die Natur, die gleich neben der Straße beginnt und die Größe der Grundstücke, das ist echte Lebensqualität"[5]

Ende Cronemeyers

Während es Friedrich-Wilhelmsdorf gut geht, lassen die gesundheitlichen Kräfte Cronemeyers nach. Er kehrt aus einer Kur nicht nach Bremerhaven zurück. Schon mit 53 Jahren stirbt er in Detmold - in seiner Heimat. Aber es gibt inzwischen 200 Mitglieder im Trägerverein. Aus ganz Deutschland kommen jährlich 10.000 Mark zusammen. 1898 wird in Friedrich-Wilhelmsdorf ein Denkmal zu Ehren Eberhard Cronemeyers enthüllt.

Quellen

  • 850 Jahre Düring, hrsgb. vom Arbeitskreis 850 Jahre Düring, 1990, S. 82 - 91
  • Geschichten der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/096, online-Version
  • Arne Krone, Ein großes Herz für Arme, Nordsee-Zeitung, 16. Juli 2009, S. 16
  • "Denkmal in Düring ist nicht verwildert", Cuxhavener Kreisanzeiger der Nordsee-Zeitung, 29. August 2009, S. 28
  • Eberhard Cronemeyer, auf Literaturportal-Westfalen.de

Veröffentlichungen

Cronemeyer hat Predigten, einen Leitfaden für den Religionsunterricht, Schriften über die "Heimath-Kolonie und die Besserungskolonie" Friedrich Wilhelmsdorf sowie "50 Lieder für gemeinschaftliche und einsame Andacht" verfasst[6].

Einzelnachweise

  1. Die alte Bezeichnung „Frühprediger“ bezieht sich auf die Unterscheidung zwischen Früh- und Abendgottesdiensten in vergangener Zeit. Heute sind die Frühprediger zuständig für insgesamt zwölf Hauptgottesdienste der Stiftskirchengemeinde. (aus: Evangelischer Kirchenbezirk Tübingen)
  2. a b Arne Krone, Ein großes Herz für Arme, Nordsee-Zeitung, 16. Juli 2009, S. 16
  3. "Denkmal in Düring ist nicht verwildert", Cuxhavener Kreisanzeiger der Nordsee-Zeitung, 29. August 2009, S. 28: "nämlich das Haupthaus, das auch Gut Friedrich-Wilhelmsdorf genannt wurde, mit Schmiede und Kapelle und anderen Gebäuden sowie sechs Kolonate"
  4. Die ersten Ansiedler waren: Wilhelm Bostelmann, Wilhelm Fischer, Hinrich Harling, Hermann Grotheer, Heinrich Mensing und Georg Zahnleuter (850 Jahre Düring, S. 83)
  5. "Denkmal in Düring ist nicht verwildert", Cuxhavener Kreisanzeiger der Nordsee-Zeitung, 29. August 2009, S. 28
  6. siehe Quellenangaben im Online-Artikel des Literaturportals Westfalen

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