Edgar Herfurth

Edgar Herfurth
Grabstätte Edgar Herfurth auf dem Südfriedhof in Leipzig
Grabplatte Edgar Herfurth

Julius Edgar Herfurth (* 24. Oktober 1865 in Leipzig; † 21. Mai 1950 in Marktredwitz) war ein bedeutender Leipziger Zeitungsverleger.

Leben und Wirken

Edgar Herfurth wurde als Sohn eines wohlhabenden Tuchfabrikanten geboren und gründete 1892 mit seinem älteren Bruder Paul den Verlag Edgar Herfurth & Co., der die seit 1860 von Guido Reusche herausgegebene Zeitung „Leipziger Nachrichten“ übernahm.

Dem jungen Verleger gelang es, namhafte Redakteure für sein Blatt, das er bald als „Leipziger Neueste Nachrichten und Handelszeitung“ firmieren ließ, zu gewinnen und innerhalb weniger Jahre zur auflagenstärksten Tageszeitung Leipzigs auszubauen. Dabei blieb Edgar Herfurth seinem konservativen Politikverständnis treu, er verehrte zeitlebens den ehemaligen Reichskanzler Bismarck, zu dem er in den 1890er Jahren regen Kontakt pflegte.

Die Auflage der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ stieg seit 1892 von 5.000 auf 36.000 Exemplare im Jahr 1897 und erreichte schließlich vor dem Ersten Weltkrieg 100.000 Abonnenten. Der wirtschaftliche Erfolg Herfurths beruhte vor allem auf Lokalnachrichten, Fortsetzungsromane und Kleinanzeigen, mit denen er das breite Informations- und Unterhaltungsbedürfnis seiner – nicht nur bürgerlichen – Leserschaft abdeckte.

Der Verlag Edgar Herfurth & Co. gab außerdem weitere Blätter wie die „Leipziger Abendpost“, die „Leipziger Weltmesse“, den „Schwimmer“ und die Familienzeitschrift „Welt und Haus“ heraus. Die Druckereien Herfurths waren technisch auf dem neuesten Stand. So setzte er 1897 als erster deutscher Verleger die Linotype-Setzmaschine ein und 1909 führte er in Europa die erste 64-seitige Zwillingsrotationsmaschine ein.

Des Weiteren förderte Edgar Herfurth den Journalismus. Der „deutsche Pulitzer gewährte 1916/17 Karl Bücher finanzielle Unterstützung zur Gründung des ersten Instituts für Zeitungswissenschaft an der Universität Leipzig und 1929 regte er die Einrichtung einer Studienabteilung für Wirtschaftsjournalismus und Zeitungsbetriebslehre an der Handelshochschule Leipzig an. Die Universität Leipzig ernannte Edgar Herfurth zum Ehrensenator und die Handelshochschule verlieh ihm für seine Verdienste die Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften ehrenhalber.

1945 verließ der Verleger nach dem Einmarsch der Roten Armee seine Heimatstadt und zog nach Marktredwitz, wo er am 21. Mai 1950 verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem Südfriedhof in Leipzig.

Edgar Herfurths älterer Bruder war der Unternehmer Paul Herfurth (* 1855 in Leipzig, † 1937 in Markkleeberg), der seinen Wohnsitz in Markkleeberg zu einem der schönsten Privatparks in Sachsen ausbaute. Infolge der Bodenreform wurde die Familie Herfurth 1946 enteignet, der Park wurde Bestandteil der Landwirtschaftsausstellung agra.

Literatur

  • Katrin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz; Der Leipziger Südfriedhof – Geschichte / Grabstätten / Grabdenkmäler; Edition Leipzig in der Dornier Medienholding Berlin, 1. Auflage 2000; ISBN 3-361-00526-4
  • Walter Fellmann, Sachsen-Lexikon, Koehler & Amelang Verlagsgesellschaft mbH München Berlin, 2000, ISBN 3-7338-0234-9

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herfurth — ist der Familienname folgender Personen: Edgar Herfurth (1865–1950), Leipziger Zeitungsverleger Egbert Herfurth (* 1944), deutscher Grafiker Karoline Herfurth (* 1984), deutsche Schauspielerin Otto Herfurth (1893–1944), Berufsoffizier und… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Herfurth — (* 3. Juni 1855 in Leipzig; † 1. Januar 1937 in Markkleeberg) war ein deutscher Verleger und Politiker (NLP). Stadtvilla Paul Herfurth, Leipzig, Karl Tauchnitz Straße …   Deutsch Wikipedia

  • Südfriedhof (Leipzig) — Kapellenanlage und Friedhofsareal vom Völkerschlachtdenkmal aus gesehen, im Hintergrund das Kraftwerk Lippendorf Der Südfriedhof ist mit 82 Hektar der größte Friedhof Leipzigs. Er befindet sich im Leipziger Süden in unmittelbarer Nähe des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Leipzig — Diese Übersicht enthält bedeutende Persönlichkeiten, die in Leipzig geboren worden sind, unabhängig davon, ob sie dort ihren späteren Wirkungskreis hatten. Inhaltsverzeichnis 1 15. Jahrhundert 2 16. Jahrhundert 3 17. Jahrhundert 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Verband Mittel- und Ostdeutscher Zeitungsverleger — Der Verband Mittel und Ostdeutscher Zeitungsverleger (VMOZV) [1] war von 1952 bis 1993 ein Zusammenschluss von Zeitungsverlegern, die in den östlich der Bundesrepublik gelegenen Gebieten des Deutschen Reiches von 1937 Zeitungen verlegten. In… …   Deutsch Wikipedia

  • Verband der Mittel- und Ostdeutschen Zeitungsverleger — Der Verband Mittel und Ostdeutscher Zeitungsverleger (VMOZV) [1] war von 1952 bis 1993 ein Zusammenschluss von Zeitungsverlegern, die in den Gebieten des Deutschen Reiches von 1937 Zeitungen verlegten. In diesem Verband sollten sie sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Mitteldeutsche Rundfunk AG — Logo der MIRAG Die Mitteldeutsche Rundfunk AG (MIRAG) war eine Rundfunkgesellschaft und der zweitälteste Hörfunksender in Deutschland. Geschichte Die MIRAG wurde am 22. Januar 1924 in Leipzig gegründet. Sendebeginn war am 2. März 1924. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Musikviertel (Leipzig) — Das Musikviertel 1906 – Blick vom Turm des Neuen Rathauses Als Musikviertel (mitunter umgangssprachlich auch Musikerviertel genannt) wird inoffiziell das Wohngebiet der Leipziger Südwestvorstadt bezeichnet. Der Name des Viertels geht auf die im… …   Deutsch Wikipedia

  • Prödel (Markkleeberg) — Prödel mit Zöbigker auf einer Karte von 1907 Prödel ist der Name eines ehemaligen Dorfes im Landkreis Leipzig, das ab 1937 zu Markkleeberg gehörte und in den 1970er Jahren dem Braunkohletagebau weichen musste. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hep–Her — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”