- Südfriedhof (Leipzig)
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Der Südfriedhof ist mit 82 Hektar der größte Friedhof Leipzigs. Er befindet sich im Leipziger Süden in unmittelbarer Nähe des Völkerschlachtdenkmals. Der Südfriedhof zählt neben dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf und dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin zu den größten parkähnlichen Friedhöfen Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Planungen für den Friedhof begannen im Jahr 1879. Zunächst wurde er auf einem Gelände von 54 Hektar angelegt. Die Hauptverantwortlichen hierfür waren der Leipziger Gartenbaudirektor Otto Wittenberg und der Architekt Hugo Licht.
Durch die rasante Entwicklung der Stadt während der Industrialisierung, sich ankündigender Eingemeindungen umliegender Orte und der damit verbundenen stetig steigenden Bevölkerungszahl wurden neue Friedhofsareale nötig. Nach dem Leipziger Nordfriedhof 1881 wurde der Südfriedhof am 1. Juni 1886 durch Bürgermeister Carl Bruno Tröndlin eröffnet. Kurz darauf wurde auch die erste Bestattung vorgenommen. Das Grab ist heute noch in der I. Abteilung erhalten. Jedoch war dieser als Begräbnisplatz zunächst sehr unbeliebt. Die Leipziger ließen sich weiter auf dem Neuen Johannisfriedhof (heute der Friedenspark) beisetzen. Dies änderte sich, als der Neue Johannisfriedhof sich zu füllen begann und die Bäume auf dem Südfriedhof größer und der beabsichtigte Parkcharakter erkennbar wurde.
Besuchern des benachbarten Völkerschlachtdenkmals fällt als erstes die 1910 eröffnete Kapellenanlage mit ihrem 60 Meter hohen Glockenturm auf. Das neoromanische Gebäudeensemble, das unter der Leitung des Leipziger Baudirektors Otto Wilhelm Scharenberg errichtet wurde, hatte die romanische Klosteranlage Maria Laach in der Eifel zum Vorbild und gilt als das größte Friedhofsbauwerk in Deutschland. Der Komplex aus Kapellenanlage, Krematorium und Kolumbarium fügt sich unauffällig in das Gesamtbild ein.
In den letzten Jahren wurde das Bauwerk schrittweise instand gesetzt. Die Einäscherungsanlage wurde 1998/99 erneuert. Anstelle der ehemals drei Öfen wurden im historischen Gebäude zwei neue Einäscherungsöfen samt drei Rauchgaskanälen errichtet. Der dritte Rauchgaskanal befindet sich derzeitig nicht in Nutzung, er ist Vorgesehen für eine mögliche Erweiterung mit einem dritten Ofen. Die Hauptkapelle wurde 1996/97 rekonstruiert, dabei erfolgte die Neuausmalung des Chorraumes nach historischem Befund. Das denkmalgeschützte Kolumbarium wurde nach jahrelanger Vernachlässigung und Vandalismus in zweijähriger Arbeit renoviert und zum 125. Jahrestag der Eröffnung des Friedhofs im Juni 2011 wieder in Benutzung genommen.[1]
Bis 1924 erweiterte man den Friedhof auf 63 Hektar. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die bisher letzte Friedhofserweiterung auf die heutige Fläche von 82 Hektar vorgenommen. Man bestattete die 3474 Opfer der Bombenangriffe auf Leipzig in der heutigen XXVIII. Abteilung.
Besonders sehenswert sind die historischen Grabmäler, die teilweise von bedeutenden Künstlern wie Max Klinger, Fritz Behn, Max Lange oder Carl Seffner in den verschiedensten Stilarten geschaffen wurden.
Flora und Fauna
Auf dem Gelände des Friedhofs kann man etwa 10.000 Rhododendronbüsche finden, die bis zu vier Meter hoch sind. Weitere baumkundliche Besonderheiten sind Amberbaum, Mahonie, Zierkirsche, Urweltmammutbaum, Traueresche, Geweihbaum, Ginkgo und verschiedene Arten der Linde. Auf dem Friedhof sind 60 brütende Vogelarten verzeichnet. Es gibt viele Eichhörnchen und in den ruhigen Morgen- und Abendstunden kann man Kaninchen oder Füchse beobachten.
Beigesetzte Persönlichkeiten (Auswahl)
- Cliff Aeros, Artist und Gründer des Zirkus Aeros
- Albrecht Alt, Theologe
- Wilhelm Andreas, Bildhauer (Grab aufgelassen)
- Fritz Baedeker, Verleger
- Johannes Baensch-Drugulin, Buchdruckereibesitzer
- Carl Bartuzat, Flötist
- Fritz Baumgarten, Illustrator (Grab aufgelassen)
- Paul Beckers, Schauspieler und Komiker
- Herbert Beckert, Mathematiker
- Paul Benndorf, Historiker und Sepulkralforscher
- Ernst Beyer, Schulrat, Namensgeber des ehem. Leipziger Lehrervereinshauses
- Volker Bigl, Mediziner und Rektor der Universität Leipzig
- Felix Victor Birch-Hirschfeld, Mediziner
- Julius Blüthner, Klavierbauer, Unternehmer
- Helga Brauer, Sängerin
- Friedrich Braun, Germanist
- Hans Adolf von Brause, Reformpädagoge, Schuldirektor
- Karl Brugmann, Universitätsprofessor, Sprachwissenschaftler
- Carl James Bühring, Architekt und Stadtbaurat
- Max Bürger, Arzt
- Reinhold Carl, Bildhauer und Maler
- Ludolf Colditz, Jurist und Unternehmer
- Heinrich Curschmann, Mediziner
- Franz Delitzsch, Theologe
- Fred Delmare, Schauspieler
- Georg Dertinger, Politiker
- Anton Dietrich, Maler
- Rudolf Dittrich, Oberbürgermeister von Leipzig
- Otto Engert, Politiker
- Eduard Erkes, Sinologe
- Conrad Fiedler, Kunsttheoretiker
- Werner Fischel, Professor für Tierpsychologie
- Otto Fischer, Physiologe und Physiker
- Paul Flechsig, Neurologe und Psychiater
- Alfred Frank, Maler
- Theodor Frings, Mediävist
- Christian Fürchtegott Gellert, Schriftsteller
- Otto Georgi, Oberbürgermeister von Leipzig
- Ottmar Gerster, Komponist
- Peter Gläser, Musiker
- Richard Graul, Kunsthistoriker, Direktor des Kunstgewerbemuseums Leipzig
- Ernst Johann Groth, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Pädagoge
- Hans Grüß, Musikwissenschaftler
- Sigfrid Grundeis, Pianist
- Emil Franz Hänsel, Architekt
- Hugo Haschke, Zigarrenfabrikant/-händler, Mäzen von Leipzig
- Hellmuth von Hase, Verleger, Mitinhaber von Breitkopf & Härtel
- Otto Harrassowitz, Verleger
- Jürgen Hart, Kabarettist
- Samuel Heinicke, Gehörlosenpädagoge
- Walter Heise, Politiker und Widerstandskämpfer
- Hans Held, Anatom
- Paul und Edgar Herfurth, Zeitungsverleger
- Johannes Hertel, Indologe
- Joachim Herz, Opernintendant
- Karl Wilhelm Hiersemann, Antiquar und Verleger
- Eduard Hölder, Jurist
- Arthur Hoffmann, Politiker
- Ludwig Hupfeld, Unternehmer
- Waldemar Ilberg, Physiker
- Johannes Jahn, Kunsthistoriker
- Karl Jungbluth, Politiker
- Johannes Junck, Politiker
- Sigfrid Karg-Elert, Komponist
- Alfred Kästner, Politiker
- Oskar Kellner, Agrikulturchemiker, Tierphysiologe
- Rudolf Kittel, Theologe, Herausgeber der Biblia Hebraica
- Julius Klengel, Chellist
- Julius Klinkhardt, Verleger
- Arthur Knick, Mediziner
- Rudolf Kötzschke, Historiker
- Franz Konwitschny, Gewandhauskapellmeister
- Hermann August Korff, Germanist und Goetheforscher
- Franz Kossmat, Geologe
- Kurt Kresse, Politiker
- Julius Kreutzbach, Pianofortefabrikant
- Karl Krug, Maler und Grafiker
- Louis Kuhne, Naturheilkundler
- Manfred Künne, Schriftsteller
- Wilhelm Kunze, Generalmajor
- Richard Lehmann, Politiker
- Adolf Lehnert, Bildhauer
- Albrecht Leistner, Bildhauer
- August Leskien, Slawist
- Hugo Licht, Architekt (u. a. Neues Rathaus und Anlage des Südfriedhofs)
- Julius Lips, Ethnologe
- Robert Richard Lipinski, Politiker
- Hans Lissmann, Konzertsänger
- Heinrich Julius Mäser, Verleger
- Wilhelm Maßmann, Senatspräsident Reichsgericht
- Wolfgang Mattheuer, Maler
- Erhard Mauersberger, Thomaskantor
- Georg Maurer, Schriftsteller
- Ferdinand May, Autor
- Hans Meyer, Geograph und Erstbesteiger des Kilimandscharo
- Herrmann Julius Meyer, Verleger
- Eugen Mogk, Philologe
- Julius Motteler, Politiker
- Kurt Nowak, Theologieprofessor (Kirchengeschichte)
- Arthur Nikisch, Gewandhauskapellmeister
- Arthur von Oettingen, Physiker und Musiktheoretiker
- Erwin Payr, Chirurg
- Max Pommer, Architekt
- Walter Queck, Kunstmaler
- Richard Quelle, Verleger
- Günther Ramin, Thomaskantor
- Hildegard Maria Rauchfuß, Schriftstellerin
- Franz Rendtorff, Theologe
- Klaus Renft, Musiker
- Max Robitzsch, Meteorologe und Polarforscher
- Renate und Roger Rössing, Fotografen
- Wolfgang Rosenthal, Konzertsänger und Kiefernchirurg
- Karl Rothe, Oberbürgermeister von Leipzig
- Hans Sandig, Komponist und Dirigent
- Otto Schelper, Opernsänger
- Adolf Heinrich Schletter, Seidenwarenhändler und Kunstsammler (Überführt vom Neuen Johannisfriedhof)
- Wilhelm Schomburgk, Bankier, Sportfunktionär, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
- Gustav Schreck, Thomaskantor
- Georg Schumann, Politiker
- Georg Schwarz, Politiker
- Gerhard Seeliger, Historiker
- Carl Seffner, Bildhauer (u. a. Bachdenkmal vor der Thomaskirche sowie eine Vielzahl von Grabdenkmalen auf dem Südfriedhof)
- Friedrich Seger, Politiker
- Karl Straube, Thomaskantor
- Adolf von Strümpell, Mediziner
- Paul Stuckenbruck, Bildhauer
- Karl Sudhoff, Medizinhistoriker
- Peter Sylvester, Grafiker & Maler
- Werner Teske, Opfer der DDR-Justiz
- Alfred Thiele, Bildhauer
- Clemens Thieme, Architekt
- Georg Thieme, Verleger
- Ulrich Thieme, Kunsthistoriker
- Johannes Thummerer, Schriftsteller
- Siegfried Tiefensee, Dirigent
- Walter Tiemann, Typograph, Grafiker, Illustrator
- Stanislaw Trabalski, Politiker
- Arthur Trebst, Bildhauer (Grabstelle aufgelassen)
- Georg Trexler, Komponist
- Werner Tübke, Maler
- Ernst und Pauline Ulbricht, Eltern von Walter Ulbricht
- Wolfgang Unger, Kapellmeister und Universitätsmusikdirektor
- Marinus van der Lubbe (es ist nur ein Gedenkstein zu sehen, das Grab ist nicht markiert)
- Elisabeth Voigt, Malerin und Grafikerin
- Lene Voigt, Mundartdichterin
- Johannes Volkelt, Philosoph
- Karl Weule, Geograph, Direktor des Völkerkundemuseums
- Otto Wiener, Physiker
- Bernhard Wildenhain, Theater- und Filmschauspieler
- Manfred Wittich, Schriftsteller
- Edgar Wollgandt, Violinist
- Georg Wünschmann, Architekt
- Wilhelm Wundt, Psychologe und Philosoph
- Erich Zeigner, Politiker
- Julius Zeißig, Architekt
- William Zipperer, Politiker
Siehe auch
Commons: Südfriedhof Leipzig – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienLiteratur
- Joachim Aubert: Handbuch der Grabstätten berühmter Deutscher, Österreicher und Schweizer. Deutscher Kunstverlag, München 1975. ISBN 3-422-00344-4
- Wolfgang Knape; Thomas Steinert: Vom Südfriedhof erzählen. Geschichte und Geschichten, Spaziergang und Lebenszeichen. Verlag Kunst u. Touristik, Leipzig 1993, ISBN 3-928802-15-1
- Rosemarie Fret; Brunhilde Rothbauer: Lebensorte. Leipzigs alte Friedhöfe. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-934544-03-7
- Katrin Löffler; Iris Schöpa; Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Geschichte, Grabstätten, Grabdenkmäler. Edition Leipzig, Berlin 2004, ISBN 3-361-00526-4
- Alfred E. Otto Paul: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. Privatdruck, Bde. 1 und 2, Leipzig 2009, 2010.
Weblinks
Commons: Südfriedhof Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Südfriedhof bei Leipzig.de
- Karte bedeutender Grabstätten des Leipziger Südfriedhofs (inklusive Kurzbeschreibungen)
- Bildergalerie des Südfriedhofs
Einzelnachweis
51.30916666666712.4125Koordinaten: 51° 18′ 33″ N, 12° 24′ 45″ OKategorien:- Friedhof in Leipzig
- Kolumbarium (Deutschland)
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