- Carl Bozi
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Carl Bozi (* 10. April 1809 in Friedrichsdorf; † 27. Mai 1889 in Bielefeld) war Unternehmer und Gründer der Spinnerei Vorwärts in Bielefeld.
Bozi war Sohn von Michael Bozi, eines ursprünglich aus Ungarn stammenden ehemaligen Kleinbauern, dem es gelungen war, einen Korn- und Garnhandel aufzubauen. Bozi stieg nach einer kaufmännischen Ausbildung in den Leinengarnhandel seines Vaters ein. Im Jahr 1832 ging er nach Belfast, um im damaligen Zentrum der Leinenindustrie neue Erfahrungen zu sammeln. Anschließend gründete Bozi in Irland ein Handelsunternehmen und exportierte Maschinengarne nach Deutschland.
Nach der Rückkehr nach Deutschland gründeten Bozi und sein Bruder Gustav 1850 mit Kapital, das vorwiegend aus der eigenen Familie kam, die Spinnerei Vorwärts. Dabei stieß er auf massiven Widerstand der Handspinner des Ravensberger Landes, die ihre Absatzchancen bedroht sahen. Unterstützt wurde der Plan allerdings von der preußischen Regierung. Diese beteiligte sich auch massiv an der Finanzierung des Unternehmens.
Anfangs gestützt auf irische Fachkräfte, entstand so die erste mit Dampfkraft betriebene Flachsspinnerei in Deutschland. Die Gründung stand am Anfang der Mechanisierung der Leinenproduktion im Ravensberger Land und der Provinz Westfalen insgesamt. Der Betrieb nahm 1852 seine Arbeit auf. Während Carl Bozi vor allem im kaufmännischen Bereich tätig war, übernahm sein Bruder Gustav die technische Leitung. Die Fabrik verfügte anfangs über 3419 Spindeln und 219 Arbeiter. Die neue lokale Konkurrenz durch die günstigen Maschinengarne der Gebrüder Bozi setzte die etablierten Kaufleute unter Druck. Sie zogen daher mit Fabrikgründungen, wie der Ravensberger Spinnerei, nach.
1852 ließ Bozi eine repräsentative Villa im irischen Landhausstil errichten.[1]
Nach nur wenigen Jahren wurde die Zahl der Spindeln bei der Spinnerei Vorwärts auf etwa 10.000 erhöht. Außerdem wurde eine Maschinenweberei angegliedert. Zum Beschaffung des Kapitals wurde eine „Aktiengesellschaft Vorwärts für Flachsspinnerei und Weberei“ gegründet. Wieder hielten sich die etablierten Leinenkaufleute Bielefelds mit Einlagen zurück. Dagegen engagierten sich auswärtige Unternehmer wie Wilhelm Bergenthal für das Unternehmen.
Allerdings stieß die Produktionsausweitung auf technische und konjunkturelle Schwierigkeiten. Die Brüder Bozi mussten daher ihr Aktien verkaufen und sich aus dem Unternehmen zurückziehen. Die Spinnerei Vorwärts erholte sich später wieder und war bis zum ersten Weltkrieg ein erfolgreiches Unternehmen. Carl Bozi war nach dem Rückzug unternehmerisch im Baubereich sowie in der Brau- und Zementindustrie tätig.
Einzelnachweise
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