Emilie Lehmus

Emilie Lehmus

Emilie Lehmus (* 30. August 1841 in Fürth; † 17. Oktober 1932 in Gräfenberg) war die erste Medizinstudentin Deutschlands und erste Berliner Ärztin.[1]

Leben

Die Tochter des Pfarrers Friedrich Th. Eduard Lehmus hatte nach dem Lehrerseminar und Sprachenstudien in Paris noch ein Medizinstudium in Zürich aufgenommen. Nach der Promotion mit Auszeichnung[2] und Volontariat bei Prof. Winckel in Prag betrieb sie neben ihrer Privatpraxis ab 1877 mit einer Kommilitonin Franziska Tiburtius die erste Poliklinik weiblicher Ärzte für Frauen und Kinder.[3][4] 1881 gründeten die beiden die Pflegeanstalt für Frauen, die später zu einer modernen chirurgischen Klinik ausgebaut wurde und vor allem jungen Ärztinnen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bot. Als 1908 die Vereinigung weiblicher Ärzte ins Leben gerufen wurde, unterstützte Lehmus diese Initiative mit einer Geldspende von 16.000 Reichsmark.[5]

Der Berliner Mathematiker Ludolph Lehmus (1780-1863) ist ihr Großonkel.

Bedeutung

Emilie Lehmus wurde aufgrund ihres Geschlechtes zunächst die Anerkennung der Arztausbildung in Deutschland verweigert und wurde mit Badern und Heilpraktikern gleichgestellt, obwohl sie ihr Studium lt. Kölner Zeitung 1874: „Fräulein Emilie Lehmus aus Fürth, die erste deutsche Dame, die in Zürich Medizin studiert, machte daselbst in voriger Woche ihr Examen und erhielt das Prädikat ausgezeichnet. Es ist dieser Grad in den letzten zehn Jahren nur sechs männlichen Examinanden zuteil geworden.“ außergewöhnlich gut abschloss. Zu Zeiten Emilie Lehmus' lachte der deutsche Reichstag über weibliche Ärzte und sie selbst klagte - „Am gehässigsten war Virchow“ - über die Berliner Ärzteschaft. Anlässlich des 100. Geburtstages wurde sie für ihre Leistung in einem Nachruf von den deutsche Ärztinnen gewürdigt, ob ihrer Vorreiterrolle.

Einzelnachweise

  1. Dokumentation: Ärztinnen im Kaiserreich, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Geschichte der Medizin, http://web.fu-berlin.de/aeik/HTML/rec00546c1.html
  2. Korrespondent von und für Deutschland vom 24. Dezember 1874
  3. http://www.abendblatt.de/kultur-live/article440702/Samantha-will-Aerztin-werden.html
  4. Bornemann R (Hrsg.): Erste weibliche Ärzte. Die Beispiele der „Fräulein Doctores“ Emilie Lehmus (1841–1932) und Franziska Tiburtius (1843–1927) – Biographisches und Autobiographisches. In: Brinkschulte E: Weibliche Ärzte. Die Durchsetzung eines Berufsbildes in Deutschland. Edition Hentrich, Berlin, 1993; 24–32.
  5. http://www.scheinschlag.de/archiv/2004/05_2004/texte/17.html

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