- Sylvester Engbrox
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Sylvester Engbrox (* 1964 in Kleve) ist ein deutscher zeitgenössischer Maler. Er lebt und arbeitet in Paris.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
1983 absolvierte Engbrox sein Fachabitur in Grafik. Anschließend arbeitete er als Grafiker, Fotoassistent und Beleuchter. In dieser Zeit hatte er die Gelegenheit auf einem Fotoshooting mit Wolfgang Flür von Kraftwerk zu arbeiten. 1984 begann er zu malen. 1986 verließ er Düsseldorf, zog nach Paris und widmete sich der Fotografie. Von 1988 bis 1991 studierte er Fotografie an der Kunsthochschule in Arles (Frankreich) bei Arnaud Claas, Christian Milovanoff und Christian Gattinoni. Währenddessen arbeitete er 1990 als Assistent für Larry Fink.
1999 gründete er mit 2 Freunden das Independent Label Home Laboratoire Moderne in Paris. Er komponierte und arrangierte für die französische Gruppe Sporto Kantes.
2005 richtete Engbrox ein Atelier ein und widmete sich definitiv der Malerei. 2008 fand eine erste Ausstellung in der Galerie VivoEquidem in Paris statt.
Werk
Die ersten im Katalog aufgenommen Arbeiten stammen von 1994 : Helen, Hotel Aya, Air Disaster 1. Es handelt sich um auf Leinwand gemalte Ölbilder nach aus der Presse ausgeschnittenen Bildern von schlechter Druckqualität. Meist werden in seinen Bildern Figuren in einen unwahrscheinlichen szenischen Raum gestellt.
Jean-Luc Chalumeau stellt im Vorwort des 2008 erschienenen Ausstellungskataloges fest, dass sich die Arbeiten des Künstlers nicht aus einer künstlerischen Schule, sondern direkt aus der mit Bildern bombardierten, zeitgenössischen Welt ableiten lassen.
Die Tatsache, dass der Künstler in den 70er und 80er Jahren in Düsseldorf lebte, ist von Bedeutung. Die künstlerische Ästhetik des Rheinlandes, insbesondere die von Bernd und Hilla Becher, Gerhard Richter und Kraftwerk, sowie die sichtbare Welt dieser Jahre gehören zum Nährboden seiner Vision. Ebenso wesentlich sind aber Einflüsse amerikanischer Künstler wie Andy Warhol oder David Lynch.
Seine kulturellen Wurzeln und seine Ausbildung als Fotograf tragen zu seinem Interesse an einer ganz bestimmten Wirklichkeitsprojektion bei. Das Sortieren und Analysieren großer Mengen Bilder aus der Regenbogenpresse, Fernsehzeitschriften, Urlaubsprospekten und aus dem Web hilft dem Künstler die Zusammenhänge zwischen dargestellter und wirklicher Welt zu erforschen. Er akzeptiert, dass die Welt die Gesamtheit der Tatsachen ist, und nicht der Dinge (Ludwig Wittgenstein, Tractatus, 1.1).
Die digitale Ära, deren Entstehung die Generation des Künstlers quasi von Anfang an miterlebte, bestätigt diesen Gedanken. Das «digitale Ding» vergisst nichts, wirft nichts weg, sammelt alle Realitäten und überlagert sie.
Zitate
- « Ich begann ziemlich früh Bilder aus Reisekatalogen, Fernsehzeitschriften oder anderen gedruckten Medien auszuschneiden und große Mengen dieser gesammelten Bilder nach einer frei erfundenen Typologie zu sortieren. Diesen Teil der Arbeit erledige ich heute elektronisch, ich finde Bilder im Internet und mache selbst viele Fotos. Dieses eigentlich vollkommen unnütze Inventar trägt seltsamer Weise nicht zu einem besseren Verständnis der dargestellten Welt bei, im Gegenteil. Durch die ständig anwachsende Menge an Bildern und Standpunkten wird das Puzzle Welt nur komplizierter. Doch das Sortieren und Vergleichen der Bilder führt dazu, dass manchmal Brücken zwischen ihnen entstehen. Im Glücksfall entsteht durch diese Konfrontation eines neues Bild. Genau dieses ohne mein Zutun entstandene Bild male ich. Meine Arbeit ist das Resultat dieser obsessionellen Aufräumearbeiten. » Sylvester Engbrox, Februar 2008.
- « Wenn ein Festplatte ihrem Ende zugeht, versucht man mit einem Rekonstruktionsprogramm einen Teil der Daten zu retten. Meine Bilder versuchen ein nach einem Crash durcheinander geratenes Zeit/Raumverhältnis zu reparieren, neu zu definieren und die Überreste, Bilder denen ihre ursprüngliche Welt noch anhaftet, in die Malerei einzubauen. » Sylvester Engbrox, Februar 2008.
- « Seine Malerei ist typisch für unsere Epoche. Eindeutig figurativ und in eine lange pikturale Geschichte eingebettet, öffnet sie selbstbewusst unsere Vorstellung. Sie zeigt effizienter als jeder Diskurs wie die Lebendigkeit der Malerei den technologischen Fortschritt durchkreuzt und genüsslich verzehrt. » Gérard Gamand, Azart, September 2008.
- « Engbrox sucht in der Bilderflut des Webs nicht die Bilder, die irgendeine Sehnsucht/Lust/Leidenschaft durch Täuschung stillen könnten, sondern die, die es ihm ermöglichen diese Sehnsucht methodisch lahm zu legen, indem er ihre Maschinerie sichtbar macht. » Jean-Luc Chalumeau, Sylvester Engbrox, Ausstellungskatalog, 2008.
- « Der Künstler sieht sich selbst als Schaltwerk, seine Rolle ist die eines Werkzeuges oder einer Maschine. In seinen Bildern wird nichts erklärt, weder Erotik, noch Schuld, noch Leiden. Der Maler konzentriert sich auf das Sichtbarmachen. Genauer gesagt handelt es sich um ein Schauspiel. » Max Torregrossa, Sylvester Engbrox, Ausstellungskatalog, 2008.
Literatur
- Max Torregrossa : Approches techniques, [Ausstellungskatalog], 2008.
- Léo Pajon: Sylvester Engbrox, Arts Magazine, März 2008, S. 43.
- Lydia Harambourg: Sylvester Engbrox, La Gazette de l’Hotel Drouot Nr. 10, 14. März 2008, S. 278.
- Jean-Luc Chalumeau: Sylvester Engbrox : Un déplacement du désir de peindre, Verso Nr. 49, April 2008, S. 24 - 25.
- Gérard Gamand: Sylvester Engbrox - Les images du siècle, Azart Nr. 34, September-October 2008, S.50 - 58
- Ulrich Schönleber: Hyperceptions, ParisBerlin Nr. 44, September 2009, S.40 - 45.
- Naissance de la Modernité, Mélanges offerts à Jacques Vilain, Editions du Relief, Paris, 2009, ISBN 978-2-35904-000-5
- Florence Besson, Elle, Nr. 3386, November 2010, S. 58.
- Arts Magazine, Nr. 51, Dezember 2010, Dans les galeries en décembre, S. 36.
- Sylvester Engbrox, Follow Me, Patrick Williams, éditions VivoEquidem, 80 Seiten, Paris, 2010, ISBN 978-2-9531926-1-2
Weblinks
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