- Erich Friedrich Podach
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Erich Friedrich Podach (* 22. November 1894 in Budapest; † 20. August 1967 in Heidelberg) war ein Literaturwissenschaftler und Ethnologe.
Leben
Podach wurde als Erich Friedrich (Frigyes) Podach als Sohn von Ágoston Podach und seiner Frau Irma geb. Feiler in eine deutsch-ungarisch-jüdische Familie geboren. Er promovierte 1927 zum Dr. phil., ging 1931 in die Schweiz und 1941 nach Deutschland.
In der Literaturwissenschaft wirkte Podach als Spezialist für Friedrich Nietzsche, insbesondere in Diskussionen um Nietzsche-Ausgaben. Er übte scharfe Kritik am Nietzsche-Archiv, wie auch später an einer Ausgabe Karl Schlechtas. Er sollte nach ersten Plänen an der Ausgabe von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, welchem er 1961 in Weimar begegnet war, mitarbeiten; wegen unüberbrückbarer Differenzen im Nietzsche-Verständnis kam es aber nicht dazu.
Podach, der als einziger Teilnehmer aus der sowjetisch besetzen Zone an der ersten informellen Nachkriegstagung der deutschen Ethnologen (Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde, 19. bis 21. September 1946) in Frankfurt am Main teilnahm, verfolgte schon früh einen kulturwissenschaftlichen Ansatz, der in der Völkerkunde der späten 1940er und 1950er Jahre eher marginal war. Dies legen seine Deutungen über Haarfarbe und Stand nahe, in denen er gegen eine bis dahin übliche rassebiologische Deutung von nordischen Mythen und eines blonden nordischen Schönheitsideals argumentiert. Auch wandte er sich gegen den Romantizismus in der deutschen Völkerkunde – für diesen steht etwa die Deutung Lévy-Bruhls primitiver Mentalität: In Deutschland nahm man nur den frühen Lévy-Bruhl wahr, für den Partizipation – das Zentralmerkmal der Primitiven Mentalität – als v.a. bei den Naturvölkern verbreitet galt. Lévy-Bruhls spätere Revisionen dieser seiner eigenen Position würden – so Podach – in Deutschland aber nicht rezipiert; dort stelle nämlich Lévy-Bruhl klar, dass Partizipation eine anthropologische Grundkonstante darstelle, mithin also Merkmal aller Völker und Kulturen sei.
Podach verwies schon 1948 darauf, dass sich hunderttausende Fremde auf deutschem Boden niedergelassen hätten, wo ihnen eine fremdartige Kultur begegne. Er betont, dass Ethnologen diesen Fremden im Akkulturationsprozess beistehen sollten, um Konflikte und schwierige Lebensumstände zu vermeiden.
1948 ging Podach ins Ausland, wo er unter anderem mit Handschriften- und Quellenstudien zur Geistes- und Wissenschaftsgeschichte des 16. Jahrhunderts beschäftigt war, die sich bis 1953 erstreckten. 1952 lebte er in Paris. Mitte der 1950er Jahren unterrichtete er Ethnologie an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Mitte der 1960er Jahre war er Honorarprofessor für systematische Kulturwissenschaft, insbesondere Kulturelle Anthropologie, an der Universität Stuttgart. Er war befreundet mit Harry Pross.
Werke (Auswahl)
- Körper, Temperament und Charakter, Ullstein, Berlin, 1927
- Gestalten um Nietzsche, Weimar, 1932
- Der kranke Nietzsche, Wien, 1937
- Zum Abschluß von Lévy- Bruhls Theorie über die Mentalität der Primitiven, in: Zeitschrift für Ethnologie, 1951, N 1., S. 42-49
- Haarfarbe und Stand. Ein aktualisierter Beitrag zur Ethnologie des Schönen, in: Tribus, Jahrbuch des Linden Museums 1952/53, NF 2/3, S. 103-24
- Alexander von Humboldt und Condorcet, 1958/59
- Friedrich Nietzsches Werke des Zusammenbruchs, Wolfgang Rothe Verlag, Heidelberg, 1961.
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