- Erich Gust
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Erich Gust (* 31. August 1909 in Klein Boelkau; † 18. Februar 1992 in Melle) war ein deutscher SS-Obersturmführer und zweiter Schutzhaftlagerführer im KZ Buchenwald.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gust, Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 465.978) und SS (Mitgliedsnr. 54 444),[1] gehörte ab 1938 zur Lagermannschaft des KZ Buchenwald. 1941 wurde Gust ins KZ Stutthof versetzt. Dort wurde Gust Lagerführer des Arbeitserziehungslagers Mühltal der Umwandererzentrale Danzig, das auch dem Lagerkommandanten des KZ Stutthof Max Pauly unterstand.[2] Von dort wurde er 1942 wieder ins KZ Buchenwald zurückversetzt. Von 1942 bis 1944 war Gust zweiter Schutzhaftlagerführer im KZ Buchenwald und ab 1944 dortiger Rapportführer. In diesen Funktionen nahm Gust an der Ermordung von KZ-Häftlingen teil.[3][4]
Gust wird auch mit der Ermordung Ernst Thälmanns im KZ Buchenwald in Verbindung gebracht. Der Tod Thälmanns am 18. August 1944 ist jedoch nicht aufgeklärt. Der ehemalige Buchenwaldhäftling Marian Zgoda sagte im Buchenwald-Hauptprozess aus, er habe gesehen, dass neben Werner Berger und Wolfgang Otto auch Erich Gust an der Erschießung Thälmanns teilgenommen hätte. Otto und Berger waren im Buchenwald-Hauptprozess beziehungsweise einem Nebenprozess wegen Verbrechen an Angehörigen alliierter Staaten angeklagt und verurteilt worden.[5]
Gust, der unter dem Pseudonym Franz Giese nach Kriegsende untertauchte, wurde 1946 in die Liste gesuchter Kriegsverbrecher der United Nations War Crimes Commission aufgenommen.[6]
Ab 1966 betrieb Gust gemeinsam mit seiner Ehefrau das Lokal Heimathof in Melle. Dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war durch Inoffizielle Mitarbeiter spätestens seit 1969 der Aufenthaltsort von Gust bekannt.[3] Obwohl in der DDR bereits 1948 ein Haftbefehl gegen Gust vorlag, wurden die westdeutschen Ermittler, die seit 1959 ebenfalls nach Gust fahndeten, darüber nicht informiert. Bis 1984 waren inoffizielle Mitarbeiter auf Gust angesetzt. In der Akte des MfS zu Gust stand: „Gust soll für operative Zwecke im Operationsgebiet genutzt werden“.[6][5]
Im Lokal Heimathof verkehrte auch bekannte Bonner Politiker, so Kai-Uwe von Hassel und auch Willy Brandt. Diesen Umstand wollte das MfS nutzen, um Bonner Politiker später bloßzustellen. Dazu ist es aber aus unbekannten Gründen nicht gekommen. Der westdeutschen Justiz wurde jedoch durch DDR-Behörden vorgeworfen, im Fall Gust nicht energisch genug zu ermitteln.[3] Aufgrund einer Verwechslung wurde in Westdeutschland gegen einen anderen Erich Gust ermittelt, dieses Verfahren wurde jedoch 1976 – nachdem die Verwechslung offenkundig wurde – eingestellt.[5]
Die Akten des MfS brachten die Fahnder im November 1992 nach der Wiedervereinigung auf die richtige Spur. Unbehelligt von der Justiz war Gust jedoch ein dreiviertel Jahr zuvor verstorben.[6]
Literatur
- Falco Werkentin: Politische Strafjustiz in der Ära Ulbricht. Berlin 1995, ISBN 3-86153-069-4.
- Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager; Frechen: Komet, 2000; ISBN 3-89836-107-1 (= München: Heyne, 199531; ISBN 3-453-02978-X; Reinbek bei Hamburg: Kindler, 1974)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Erich Gust auf www.dws-xip.pl
- ↑ Marek Orski: Organisation und Ordnungsprinzipien des Lagers Stutthof. In: Ulrich Herbert et. al. (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt/M 2002, ISBN 3-596-15516-9, S. 298.
- ↑ a b c Ernst Thälmann und der Gastwirt vom "Heimathof" - Wann wurde der Kommunist ermordet?, in: Welt-Online vom 10. Oktober 1996
- ↑ Foto von Erich Gust
- ↑ a b c Falco Werkentin: Politische Strafjustiz in der Ära Ulbricht. Berlin 1995, S. 203ff
- ↑ a b c Für ehrliche Zusammenarbeit, in: Der Spiegel, Ausgabe 19/1994, S. 89
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