- Kai-Uwe von Hassel
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Kai-Uwe von Hassel (* 21. April 1913 in Gare, Deutsch-Ostafrika (heute: Tansania); † 8. Mai 1997 in Aachen) war ein deutscher Politiker (CDU).
Er war von 1954 bis 1963 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, von 1963 bis 1966 Bundesminister der Verteidigung, von 1966 bis 1969 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte und von 1969 bis 1972 Präsident des Deutschen Bundestages.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Kai-Uwe von Hassels Großvater, Generalleutnant Friedrich Hassel (1833–1890), wurde am 22. März 1887 in den preußischen Adelsstand erhoben. Sein Vater Theodor von Hassel (* 1868) war Hauptmann der Schutztruppe und nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst Plantagenbesitzer in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. 1919 wurde die Familie durch die britische Mandatsverwaltung ausgewiesen und siedelte nach Glücksburg über.
Kai-Uwe von Hassel war zweimal verheiratet. Er hatte aus erster Ehe einen Sohn und eine Tochter. Sein Sohn, Oberleutnant zur See Joachim von Hassel, kam am 10. März 1970 beim Absturz seines Starfighters ums Leben. Seine Tochter Barbara Weisse-von Hassel lebt in Italien. Nach dem Tod seiner ersten Frau Elfie heiratete er 1972 ein zweites Mal. Aus dieser Ehe mit Monika von Hassel hatte Kai-Uwe von Hassel noch einen weiteren Sohn: Jan von Hassel (* 1974).
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur 1933 in Flensburg absolvierte Hassel eine landwirtschaftlich-kaufmännische Ausbildung und kehrte 1935 als Pflanzenkaufmann nach Tanganjika zurück. Von September 1939 bis Februar 1940 wurde er dann in Daressalam interniert und schließlich nach Deutschland ausgewiesen. Es folgte dann ab 1940 die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg. 1943 bis 1945 war Hassel mit dem Dienstgrad eines Leutnants als Dolmetscher in dem von Admiral Wilhelm Canaris geführten Militärgeheimdienst Amt Ausland/Abwehr tätig und geriet anschließend in Kriegsgefangenschaft bis September 1945.
Danach war er bis 1947 als Angestellter des Landkreises Flensburg beschäftigt.
Partei
Seit 1946 war Hassel Mitglied der CDU. 1950 wurde er stellvertretender Vorsitzender und war dann von 1955 bis 1964 schließlich Landesvorsitzender der CDU Schleswig-Holstein, anschließend war er bis 1975 erneut stellvertretender Landesvorsitzender. Von 1956 bis 1969 war er außerdem stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands. Von 1973 bis 1981 war er Präsident der Europäischen Union Christlicher Demokraten. 1968 initiierte Hassel die Gründung der CDU-nahen Hermann Ehlers Stiftung, deren Vorsitzender er lange Jahre war.
Abgeordneter
Von 1947 bis 1963 war Hassel Mitglied des Stadtrates von Glücksburg, von 1948 bis 1955 gehörte er auch dem Kreistag des Kreises Flensburg an und von 1950 bis 1965 war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Er vertrat dort nacheinander die Wahlkreise Flensburg-Land-West, Schleswig und Flensburg-West. Auch war Hassel von 1953 bis zur Niederlegung seines Mandates am 4. November 1954 und erneut von 1965 bis 1980 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Am 5. Februar 1969 wurde er zum Nachfolger von Eugen Gerstenmaier, der Ende Januar von seinem Amt zurückgetreten war, zum Präsidenten des Deutschen Bundestages gewählt. Nach der Bundestagswahl 1969 erfolgte am 20. Oktober 1969 trotz des Regierungswechsels seine Wiederwahl, weil CDU und CSU weiterhin die stärkste Fraktion stellten. Da nach der Bundestagswahl 1972 die SPD erstmals die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag stellte und damit das Vorschlagsrecht für das Amt des Bundestagspräsidenten hatte, wurde er nun Vizepräsident des Deutschen Bundestages.
Als Präsident und Vizepräsident des Bundestages leitete er auch verschiedene Unterkommissionen und Ausschüsse des Ältestenrates und war Vorsitzender des Bundestagsausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes, er leitete am 30. Oktober 1972 die einzige Sitzung, die dieser Ausschuss je durchführte.
Kai-Uwe von Hassel ist 1953 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Schleswig - Eckernförde und seit 1965 stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Steinburg - Süderdithmarschen bzw. seit 1972 Steinburg - Dithmarschen-Süd in den Bundestag eingezogen.
1977 wurde von Hassel für ein Jahr Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, von 1977 bis 1980 war er Präsident der Versammlung der WEU. Vom 17. Juli 1979 bis zum 23. Juli 1984 war er Mitglied des ersten direkt gewählten Europaparlamentes.
Hassel wurde vom Schleswig-Holsteinischen Landtag in die dritte (1. Juli 1959) und vierte (1. Juli 1964) Bundesversammlung, die jeweils Heinrich Lübke zum Bundespräsidenten wählte, sowie in die achte (23. Mai 1984) Bundesversammlung, die Richard von Weizsäcker wählte, entsandt.
Öffentliche Ämter
Von November 1947 bis April 1950 war von Hassel Bürgermeister von Glücksburg, danach Bürgervorsteher. Vom 7. August 1951 bis zum 6. August 1954 war Hassel Parlamentarischer Vertreter des Schleswig-Holsteinischen Innenministers. Am 11. Oktober 1954 wurde er als Nachfolger von Friedrich-Wilhelm Lübke zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt. Als Ministerpräsident führte er zwei Kabinette, das erste von 1954 bis 1958, das zweite anschließend bis 1963. Als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins war er vom 7. September 1955 bis zum 6. September 1956 auch Bundesratspräsident. Hassel war somit bislang der einzige Politiker, der sowohl Bundesrats- als auch Bundestagspräsident war. Vom 11. August bis zum 25. November 1955 war er auch geschäftsführender Innenminister und vom 21. Oktober 1962 bis zum 7. Januar 1963 auch geschäftsführender Justizminister Schleswig-Holsteins.
Als nach der Spiegel-Affäre 1962 der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß zurücktreten musste, wurde Hassel am 9. Januar 1963 als Bundesminister der Verteidigung in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Dieses Amt behielt er auch unter Bundeskanzler Ludwig Erhard.
Während der Großen Koalition gehörte Hassel als Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte der von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger geleiteten Bundesregierung an. Am 5. Februar 1969 schied er aus der Bundesregierung aus, da er zum Bundestagspräsidenten gewählt worden war.
Auszeichnungen und Ehrungen
Hassel wurde am 7. September 1956 mit dem Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes und dem Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik ausgezeichnet. Nach ihm ist der Kai-Uwe-von-Hassel-Förderpreis und die Kai-Uwe-von-Hassel-Kaserne des Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“ in Kropp bei Schleswig benannt worden.
Am 8. Mai 1997 erlag Kai-Uwe von Hassel während der Karlspreisverleihung in Aachen an den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) einem Herzinfarkt. Acht Tage nach seinem Tod wurde er vom Deutschen Bundestag mit einem Staatsakt im Plenarsaal geehrt.
Stiftung
Die Kai-Uwe-von-Hassel-Stiftung wurde von Monika von Hassel in Erinnerung und zum Gedenken an das Wirken von Hassels für die Regensburger Domspatzen 2005 ins Leben gerufen. Sie fördert Schüler des Musikgymnasiums der Regensburger Domspatzen durch die Verleihung einer Dotation an Abiturienten, die sich durch überdurchschnittliche und besondere Leistungen während ihrer Domspatzenzeit ausgezeichnet haben. Zusätzlich werden jedes Jahr weitere Schüler mit einem Förderpreis ausgezeichnet, der nicht zu verwechseln ist mit dem Kai-Uwe-von-Hassel-Förderpreis der Hermann Ehlers Stiftung.
Veröffentlichungen
- Parlament und Öffentlichkeit – ein belastetes Verhältnis?, in: Emil Hübner, Heinrich Oberreuter, Heinz Rausch; Der Bundestag von Innen gesehen, München 1969, Seiten 235-240.
- Reform im Deutschen Bundestag. Vorschläge, in: Limes, Jg. 1969, Heft 3, Seiten 9–12.
- Parlamentsreform, in: Politische Studien, Jg. 1971, Heft 198, Seiten 359–371.
- Demokratie und Demokratieverständnis, in: Evangelische Verantwortung, Jg. 1972, Heft 1, Seiten 1–6.
- Schwierige Entscheidungen, in: Rupert Schick Der Bundestagspräsident. Amt, Funktionen, Personen, 9. Auflage, Stuttgart 1987, Seiten 111–116.
- Die Qualität der Abgeordneten verbessern, in: Sonde, Jg. 1988, Heft 1, Seiten 112–117.
- Der Bundesrat zwischen Länderinteressen, gesamtstaatlicher Verantwortung und Parteipolitik, in: Vierzig Jahre Bundesrat, Baden-Baden 1989, Seiten 71–79.
Literatur
- Uwe Barschel; Im Dienst für die Freiheit. Kai-Uwe von Hassel zum 70. Geburtstag. Neumünster 1983.
- Philipp Jenninger: Unverdrossen für Europa. Festschrift für Kai-Uwe von Hassel zum 75. Geburtstag. Baden-Baden 1988.
- Mark Speich: Kai-Uwe von Hassel. Eine politische Biographie. Univ., Diss., Bonn 2001.
- Volker Koop: Kai-Uwe von Hassel. Eine politische Biographie. Köln 2007.[1]
- Hans Magnus Enzensberger: Brief an den Bundesminister für Verteidigung, Herrn Kai–Uwe von Hassel. aus Deutschland, Deutschland unter anderem. Frankfurt am Main 1967.
Weblinks
Commons: Kai-Uwe von Hassel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Foto: Kai-Uwe von Hassel
- Literatur von und über Kai-Uwe von Hassel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
Theodor Blank | Franz Josef Strauß | Kai-Uwe von Hassel | Gerhard Schröder | Helmut Schmidt | Georg Leber | Hans Apel | Manfred Wörner | Rupert Scholz | Gerhard Stoltenberg | Volker Rühe | Rudolf Scharping | Peter Struck | Franz Josef Jung | Karl-Theodor zu Guttenberg | Thomas de Maizière
siehe auch: Amtsinhaber seit 1919
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