Ernestinum Rinteln

Ernestinum Rinteln
Gymnasium Ernestinum
Schulform Gymnasium
Gründung 1817
Ort Rinteln
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 10′ 41″ N, 9° 4′ 19″ O52.1780555555569.0719444444445Koordinaten: 52° 10′ 41″ N, 9° 4′ 19″ O
Schüler ca. 1320
Leitung OStD Reinhold Lüthen
Website http://www.ernestinum.eu/

Das Ernestinum Rinteln ist ein allgemeinbildendes neusprachliches Gymnasium in Rinteln (Landkreis Schaumburg). Es trägt zudem den Titel Europaschule.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Am Ernestinum werden ca. 1340 Schülerinnen und Schüler vor allem aus der Stadt Rinteln und der Gemeinde Auetal in den Jahrgängen 5–12 unterrichtet. Das Gymnasium bietet seinen Schülern im sprachlichen Bereich die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Latein, Spanisch und Chinesisch an und deckt zudem den mathematisch-naturwissenschaftlichen und den musisch-künstlerischen Bereich ab.

Geschichte

Gründung der Academia Ernestina

Die Academia Ernestina wurde im Jahr 1610 in Stadthagen von Fürst Ernst von Schaumburg gegründet. Sieben Jahre später wurde die Einrichtung in den Rang einer Universität erhoben und in das Kloster der Benediktinerinnen nach Rinteln verlegt.

Schließung der Universität und Gründung der höheren Schule

In der napoleonischen Zeit verfügte König Jérome Bonaparte die Aufhebung der Universität Rinteln und die Überführung der Buchbestände an die Universität Marburg. Nach dem Zerfall des napoleonischen Königreichs Westfalen wurde eine Neugründung der Universität Rinteln vom kurhessischen Landesherrn zunächst abgelehnt. Eine Initiative der Rintelner Ratsherrn zur Neugründung der Universität führte schließlich im Jahr 1817 zur Gründung der Schule, die damit neben den Schulen in Kassel, Marburg, Hanau, Fulda und Hersfeld zum sechsten Gymnasium in Kurhessen wurde.

Der Unterricht zwischen humanistischen Idealen und Realklassen

Nach der Gründung des Gymnasiums orientierte sich der Unterricht an der humanistischen Vorstellung von der "Erziehung des Menschen zum Menschen" im Sinne der klassischen Paideia. Ziel war also eine Beschäftigung mit Lerngegenständen, die frei vom reinen Zweckgedanken waren. Vielmehr sollten sie dem von Alexander von Humboldt formulierten Bildungsideal entsprechen. Dieses Ideal erhoffte man durch die ausführliche Beschäftigung mit den Alten Sprachen zu erreichen. Demenstprechend wurde diesen Fächern bis zum Zweiten Weltkrieg das bei weitem größte Stundendeputat zugewiesen. Wohl auf Betreiben des städtischen Bürgertums wurde ab 1841 neben den rein humanstischen Klassen auch Realkklassen eingerichtet, deren Lernstoff sich stärker an den Bedürfnissen des späteren Berufslebens orientierte. Nach 1866 stand Hessen-Nassau und damit das Gymnasium Ernestinum unter preußischer Oberhoheit. Bis 1918 blieb die Schule Königlich Preußisches Gymnasium.

Das Gymnasium Ernestinum im Ersten Weltkrieg

Nach der deutschen Mobilmachung am 31. Juli 1914 meldeten sich viele Schüler bis hinunter zu den Schülern der Untersekunda (den heutigen Zehntklässlern) als Kriegsfreiwillige für den Ersten Weltkrieg. Insgesamt nahmen 49 aktive Schüler der Schule am Krieg teil, von denen 24 starben. Von den drei einberufenen Lehrern wurde einer schwer verwundet.

Das Gymnasium Ernestinum in der Zwischenkriegszeit

Aufgrund des Krieges fand die Hundertjahrfeier der Schule erst im Jahr 1921 statt. Im Rahmen der Feierlichkeiten artikulierten die Teilnehmer den Wunsch, einen Ehemaligenverein ins Leben zu rufen. Dieser wurde 1922 gegründet, ging 1966 in der Ernestina auf und besteht bis heute. Bereits in der Zwischenkriegszeit wurde der Entschluss gefasst, zu Ehren der im Krieg getöteten Schulkameraden ein Ehrenmal zu errichten. Am 6. August 1933 wurde das Ehrenmal auf dem Schulhof am Kollegienplatz errichtet, wo es heute noch steht.

Das Gymnasium Ernestinum in der Zeit von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg

Gemäß den Vorstellungen von der Erziehung im Nationalsozialismus war die deutsche Schule, und damit auch das Gymnasium Ernestinum, den nationalsozialistischen Erziehungszielen verpflichtet. Die Umsetzung dieses Vorhabens erschließt sich unter anderem in den Begriffen Rassenkunde, Wehrsport, Woche der Volksgasmaske, artfremdes Schrifttum, Verbindungslehrer zur HJ, Aufmarsch, Führernachwuchs-Auslese, Verdunklungsübung, Staatsjugendtag und Luftschutzübung. Am 17. November 1933 wurden kommunistische Schüler des Ernestinums der Schule verwiesen. Im April 1933 beschränkte im gesamten Deutschen Reich das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ den Anteil von Schülerinnen und Schülern jüdischer Abstammung an höheren Schulen auf maximal 1,5 %. Nach der Reichspogromnacht 1938 war ihnen der Besuch höherer Schulen untersagt. Auch die jüdischen Bürger Rintelns waren von den antisemitischen Maßnahmen betroffen, darunter Leo Schönfeld, der 1913 als bester Abiturient des Ernestinums vom deutschen Kaiser ein Buchgeschenk erhalten hatte, im Ersten Weltkrieg schwer verwundet und 1944 in Auschwitz ermordet worden war. Nach Kriegsbeginn erschwerten am Ernestinum die Einberufung von Lehrern, später der Luftkrieg und das Näherrücken der Front den geregelten Unterrichtsbetrieb. Am 23. März 1945 trat das Kollegium zu einer letzten Konferenz zusammen. Die Osterferien im Jahr 1945 begannen am 26. März 1945 und reichten bis zum Oktober, für einige Klassen bis zum Dezember 1945. 38 aktive Schüler des Ernestinums wurden im Zweiten Weltkrieg als Soldaten getötet. Der jüngste Schüler war zum Zeitpunkt seines Todes 17 Jahre alt. Aus dem Kollegium des Ernestinums wurden drei Kollegen im Krieg getötet, darunter Studiendirektor Friedrich Wilhelm Ande.

Das Gymnasium Ernestinum in der Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation wurde die Schule vorübergehend eine amerikanische Truppenunterkunft. Nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten durfte ab Herbst 1945 mit der Genehmigung der britischen Militärregierung der Unterricht in der Schule wiederaufgenommen werden. Die Arbeit an der Schule war gekennzeichnet von einer Reihe von organisatorischen Unzulänglichkeiten. Im Schulgebäude war zusätzlich noch die Mädchenschule zu Gast, Unterricht wurde unter anderem in Kellerräumen, einer alten Küche, dem ehemaligen Karzer sowie in den Räumen der Direktorenvilla erteilt, die eigentlich der Sitz des Ausschusses für Entnazifizierung war. Küchenstühle und Hocker wurden von den Schülerinnen und Schülern von zuhause mitgebracht. Die Sextaner, die heutigen Fünftklässler, waren häufig aufgrund des Krieges schon 14 Jahre alt. Für die Lehrkräfte stellte das Sekretariat vierzehntägig gültige Lebensmittelkarten aus.

Das Schulgebäude

Angesichts stetig wachsender Schülerzahlen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren wurde das Schulgebäude aus der Vorkriegszeit schnell zu klein. Ein moderner Anbau im Jahr 1956 und die Errichtung von zwei Pavillons auf dem hinteren Schulhof im Jahr 1965 schufen keine ausreichende Entlastung, so dass die Stadt Rinteln im Jahr 1969 den Neubau des Gymnasiums beschloss. Am 30. Oktober 1975, einen Tag vor dem Gründungsdatum, wurde das neue Gebäude eingeweiht. Es umfasste in seinem ersten Bauabschnitt die Räumlichkeiten nicht nur für das Gymnasium Ernestinum, sondern auch für Hildburg-Realschule. Nach der Errichtung eines weiteren Baubschnitts war der Einzug der Hauptschule geplant. In das Gebäude am Kollegienplatz zog die Orientierungsstufe ein.

Bedeutende Lehrer

Berühmte Schüler

Aktuelle Infromationen

Die Schüler werden von ca. 85 Lehrkräften unterrichtet. Das Ernestinum unterhält Patenschaften mit Schulen in Belgien, China, Frankreich, Polen, Spanien und den Niederlanden.

Quellen


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