Ernst Baasch

Ernst Baasch

Ernst Theodor Baasch (* 19. November 1861 in Hamburg; † 29. Januar 1947 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Historiker.

Ernst Baasch entstammte einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Ab 1878 besuchte Baasch die Gelehrtenschule des Johanneums. Dort legte er 1883 das Abitur ab. Anschließend studierte er in Berlin, Tübingen und Marburg Geschichte, Geografie und Nationalökonomie. Georg von Below wurde sein wichtigster akademischer Lehrer mit dem er lebenslang befreundet blieb. 1887 promovierte Baasch in mittelalterlicher Geschichte mit der Arbeit Die Steuer im Herzogthum Baiern bis zum 1. landständischen Freiheitsbrief (1311). 1888 wurde er Volontär am Hamburger Stadtarchiv. Noch im selben Jahr wurde er als Assistent der Commerzbibliothek Vertreter des schwer erkrankten Bibliothekar Hermann Otto Matsen. 1889 wählte ihn die Handelskammer zum leitenden Bibliothekar. Baasch war entschieden gegen alle Bestrebungen in Hamburg eine Universität zu gründen. In den Universitätsplänen sah er eine „Überfremdung“ des von Kaufleuten geprägten Charakters der Stadt. Die Handelskammer teilte seine Abneigung gegen eine Universitätsgründung. Baasch befürchtete nicht nur in dem Universitätsprojekt durch „auswärtige Gelehrte“ eine „geistige Überfremdung“, sondern auch in der Besetzung von Nichtheimischen bei Beamtenstellen in wichtigen Kulturinstitutionen.[1]

In Hamburg verfasste er grundlegende Arbeiten zu den hamburgischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. 1915 legte Baasch zum 250-jährigen Jubiläum der Handelskammer mit dem Werk Die Handelskammer zu Hamburg 1665–1915 ein dreibändiges Werk vor. Ihm wurde daraufhin der Titel „Direktor der Commerzbibliothek“ verliehen. 1919 fasste die Kammer jedoch den Beschluss sich von Baasch zu trennen. Um nicht in eine politische Abseitsposition zu gelangen, musste die Kammer angesichts der Wahlergebnisse vom März 1919, der der SPD einen Stimmenanteil von 50,5 Prozent brachte, auf die veränderte politische Situation reagieren. Für die Trennung von Baasch war die Universitätsgründung etscheiden. Baasch ging daraufhin von Hamburg nach Freiburg. Zusammen mit von Below trat er der DNVP bei und unterstützte den Kampf gegen die Weimarer Republik. 1919 erhielt Baasch auf Veranlassung von Belows die Ehrendoktorwürde. In seiner 1924/25 veröffentlichten zweibändigen Geschichte Hamburgs 1814–1918 wurde sowohl die Rolle der Juden als auch die der Sozialdemokraten feindselig kommentiert. Die mit der Revolution von 1918 eingetretenen Veränderungen der politischen Verhältnisse wurden mit der französischen Besatzungsherrschaft von 1806 bis 1814 verglichen. In Freiburg entstanden mit Holländische Wirtschaftsgeschichte (1927) und Geschichte des Hamburgischen Zeitungswesens. Von den Anfängen bis 1914 noch zwei bedeutende Monografien.

Schriften

  • Die Handelskammer zu Hamburg 1665–1915. 3 Bde. Hamburg 1915.
  • Quellen zur Geschichte von Hamburgs Handel und Schiffahrt im 17., 18. und 19. Jahrhundert. Hamburg 1908–1910.
  • Hamburgs Handel und Verkehr im 19. Jahrhundert. Hamburg 1901.
  • Hamburgs Convoyschiffahrt und Convoywesen. Ein Beitrag zur Geschichte der Schiffahrt und Schiffahrtseinrichtungen im 17. und 18. Jahrhundert. Hamburg 1896.
  • Die Steuer im Herzogthum Baiern bis zum 1. landständischen Freiheitsbrief (1311). Hamburg 1888.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Joist Grolle: Blick zurück im Zorn. Das Revolutionstrauma des Ernst Baasch. In: Ders., Hamburg und seine Historiker, Hamburg 1997, S. 99–122, hier: S. 120.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Baasch — ist der Name von Ernst Baasch (1861–1947), deutscher Historiker Hans Friedrich Baasch (1784–1853), Kunstmaler und Senator in Eckernförde Jürgen Baasch (* 1945), deutscher Politiker (SPD) Wolfgang Baasch (* 1957), deutscher Politiker (SPD) …   Deutsch Wikipedia

  • Das Wappen von Bremen — Modell der Wappen von Bremen [1] Schiffsdaten Name: Wappen von Bremen, Das Wappe …   Deutsch Wikipedia

  • Wapen van Bremen — Modell der Wappen von Bremen [1] Schiffsdaten Name: Wappen von Bremen, Das W …   Deutsch Wikipedia

  • Wapen von Bremen — Modell der Wappen von Bremen [1] Schiffsdaten Name: Wappen von Bremen, Das W …   Deutsch Wikipedia

  • Wappen von Bremen — Gemäldeausschnitt mit Schiffsdarstellung[1] Schiffsdaten Name: Wappen von Bremen, Das Wappen von Bremen oder Wapen van Bremen …   Deutsch Wikipedia

  • Konvoischifffahrt — Bei Konvoischiffen handelte es sich um bewaffnete Handelsschiffe oder Kriegsschiffe mit der Aufgabe Schiffskonvois zu begleiten und vor feindlichen Angriffen zu beschützen. Joachim Luhn: Stadtansicht Hamburg von 1681. Am linken Bildrand ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopoldus Primus — Modell der Leopoldus Primus (moderne Rekonstruktion). Schiffsdaten Name: Leopoldus Primus Bauwerft …   Deutsch Wikipedia

  • August Fournier — (* 19. Juni 1850 in Wien; † 18. Mai 1920 ebenda), eigentlich Augustin Oktavian Fournier, Hofrat, Uni. Prof. Dr. phil., war ein bedeutender österreichischer Historiker und Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Berend Jacob Karpfanger — Statue am Sockel der Hamburger Kersten Miles Brücke Berent Jakobsen Karpfanger (* 1622; † 10. Oktober 1683 Reede von Cádiz) war der Kapitän des hamburgischen Konvoischiffes …   Deutsch Wikipedia

  • Berent Jakobsen Karpfanger — Berend Jacob Karpfanger Statue am Sockel der Hamburger Kersten Miles Brücke Berent Jakobsen Karpfanger (* 1622; † 10. Oktober 1683 Reede von Cádiz) war der Kapitän des hamburgischen Konvoischiffes …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”