Hieronymus von Colloredo (1732–1812)

Hieronymus von Colloredo (1732–1812)
Hieronymus von Colloredo im Bischofsornat
Wappen Erzbischof Hieronymus von Colloredo

Hieronymus Franz de Paula Josef, Graf Colloredo von Waldsee (auch Wallsee) und Mels (* 31. Mai 1732 in Wien; † 20. Mai 1812 ebenda) war nach 1762 Bischof von Gurk und von 1772 bis 1803/12 der letzte Fürsterzbischof von Salzburg.

Inhaltsverzeichnis

Colloredos Jugend

Hieronymus wurde als fünftes von achtzehn Kindern geboren. Sein Vater war Rudolph Joseph Graf von Colloredo-Waldsee und Mels, seine Mutter Maria Franziska Gabriela, geborene Gräfin von Starhemberg. Die Familie wurde 1763 in den Reichsfürstenstand erhoben. Hieronymus wurde in der frühen Kindheit streng und religiös erzogen. Ursprünglich für die militärische Laufbahn vorgesehen, wurde für den kränklichen Sohn bald eine geistliche Laufbahn bestimmt. Colloredo war dabei als Gymnasialschüler am Theresianum und als Student der Philosophie der Universität Wien ehrgeizig und zielstrebig. Bald begann er am Collegium Germanicum in Rom das Studium der Theologie, das er mit dem Doktorat abschloss.

1756 wurde Colloredo in Salzburg Kapitular mit Sitz und Stimme. 1759 wurde er auf Vorschlag des Kaisers vom Papst zum Auditor rotae romanae für die Deutsche Nation ernannt, weshalb er nun mehrere Jahre nach Rom ging. Am 14. April 1762 ernannte ihn Fürsterzbischof Schrattenbach zum Gurker Bischof. Die Einkünfte dieses Bistums vermehrte Colloredo durch besondere Wirtschaftlichkeit, sparsamen Beamteneinsatz und durch Modernisierung der Eisen- und Hammerwerke um mehr als die Hälfte. Bereits im Jahre 1771 schuf Colloredo sich vor dem Mirabelltor in Salzburg einen kleinen Landsitz.

Colloredo als Erzbischof

Erzbischof Colloredo war ein Verfechter der Reformen Kaiser Josephs II. und versuchte diese im Sinne der Aufklärung im Erzbistum durchzusetzen. Lebenslang stand er dem Jansenismus nahe.

Colloredo war ein führender Verfechter der Aufklärung im süddeutschen Raum, der Salzburg zu einem geistlichen Musterland im deutschen Reich machen wollte. Dies wollte er durch umfassende Reformen im Kirchenwesen, im Kultur- und Sozialbereich und im Schulwesen erreichen. Erstes Ziel war für Colloredo vorerst die Beseitigung der hohen Schuldenlast des Erzstiftes, was ihm durch eine eiserne Sparpolitik verbunden mit Steuererhöhungen bald gelang. Durch seine strenge Sparpolitik machte sich Colloredo nicht nur Freunde. Hieronymus versuchte die allmählich steigenden Staatsreserven möglichst gut zinsbringend anzulegen. Durch den Konkurs der Wiener Bank, wo er große Summen anlegte, ging dabei viel Kapital verloren.

Der fortschrittliche Geist lockte führende Wissenschaftler, Schriftsteller und Musiker aus dem deutschen Sprachraum nach Salzburg. Michael Haydn war neben Wolfgang Amadeus Mozart ein von Colloredo sehr geschätzter Kirchenmusiker. Mozart komponierte für seine Nichte, Antonia Gräfin Lützow, Schüler seines Vaters, ein Klavierkonzert, KV 246. Für Mozart bot aber die damalige Kleinstadt Salzburg auf Dauer keine ausreichenden Möglichkeiten, sodass es 1781 zum Bruch mit dem Erzbischof kam.

Im Sinne der Katholischen Aufklärung erließ er viele kirchliche Verordnungen und griff dabei auch in viele religiöse und nichtreligiöse Bräuche ein. Er ließ die Zahl der beschaulichen Klöster (vor allem die Bettelorden) verringern, hob viele Bruderschaften auf, die Zahl der Seelsorgestellen hingegen erhöhte er deutlich. Er verbot die Sonnwendfeuer, die übliche Wassertaufe der Metzgergesellen („Metzgerspringen“), das Wetterläuten, das Mitführen von Figuren, insbesondere der Samsonfiguren und den Gebrauch von Böllern bei Prozessionen oder die österlichen Eselsritte. 1779 kritisierte er auch die Passionsspiele: „Ein seltsameres Gemenge von Religion und Possenspiel kann nicht leicht erdacht oder gesehen werden!“ Das einfache Volk stand den neuen Entwicklungen ohne größeres Verständnis gegenüber, und so entstand im Volk auch der bis heute vielzitierte Spottvers: „Unser Fürst von Colloredo hat weder Gloria noch Credo.“

Grabstätte von Erzbischof Colloredo

Der Arbeitsablauf Colloredos war geprägt von Stetigkeit und Energie. Der Fürst besaß eine hohe Intelligenz, eine schnelle Beurteilungskraft, eine ausgezeichnete Menschenkenntnis sowie eine weltmännische und geschickte Verhandlungsweise. Geschäfte blieben nie liegen, die meistens eigenhändigen Entschließungen belegen einen richtigen und schnellen Geschäftsblick.

Colloredo beherrschte neben Deutsch und Latein Französisch, Italienisch und Tschechisch. Er war ein guter Violinspieler und liebte die Musik. Dabei führte der stets kränkliche Colloredo ein schlichtes und einfaches Leben und hielt stets eine strenge Diät. Graf von Colloredo war einer der rund 1500 ermittelten Mitglieder des Illuminatenordens .

Im Jahr 1800 musste Colloredo vor dem anrückenden Franzosenheer erst nach Brünn und dann nach Wien flüchten. 1803 wurde das Fürsterzbistum säkularisiert, der im Wiener Exil lebende Erzbischof verzichtete auf alle weltlichen Herrschaftsansprüche. Als Erzbischof von Salzburg blieb Colloredo bis zu seinem Tod aber geistliches Oberhaupt der Erzdiözese. Bestattet wurde er auf eigenem Wunsch im Stephansdom in Wien. Im Jahr 2003 wurde er in die Krypta des Salzburger Doms überführt.

Seine unermüdlichen Leistungen für die Aufklärung machten Fürsterzbischof Colloredo weithin bekannt und begründeten seinen Nachruhm.

Literatur

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Joseph I. Maria Graf von Thun Bischof von Gurk
17611772
Joseph II. Anton Graf von Auersperg
Sigismund III. Graf von Schrattenbach Erzbischof von Salzburg
17721812
Sigmund Christoph Graf von Zeil und Trauchburg

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