Stephansdom (Wien)

Stephansdom (Wien)
Stephansdom

Der Stephansdom (eigentlich: Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien. Der von Wienern mitunter auch kurz Steffl genannte römisch-katholische Dom gilt als Wahrzeichen Wiens und wird häufig auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet.[1][2] Namensgeber ist der Heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt.

Das Bauwerk ist 107 Meter lang und 34 Meter breit. Der Dom ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Vorgängerbaues von 1230/40–1263 sind noch erhalten und bilden die Westfassade, flankiert von den beiden Heidentürmen, die etwa 65 Meter hoch sind. Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Der höchste davon ist der Südturm mit 136,4 Meter, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Südturm des Stephansdoms erbaut werden. So wurde beispielsweise der Maria-Empfängnis-Dom in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.

Der Südturm ist ein architektonisches Meisterwerk seiner damaligen Zeit – trotz seiner bemerkenswerten Höhe ist das Fundament weniger als 4 Meter tief. Im Südturm befinden sich insgesamt 13 Glocken, wovon 11 das Hauptgeläut des Stephansdoms bilden. Die Pummerin selbst, zweitgrößte freischwingend geläutete Kirchenglocke Europas, befindet sich im Nordturm unter einer Turmhaube aus der Renaissance-Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Baugeschichte des Domes: Grün das Riesentor, Rosa der später abgerissene romanische Dom, Violett der Albertinische Chor, Blau das gotische Langhaus
Vogelschau auf den Stephansdom von Norden. Erkennbar ist rechts die Magdalenenkapelle, das Leihbahr- Messner- und Cantorhaus sowie der Heiltumstuhl (um Anfang 1600)
Rudolf von Alt: Stephansdom vom Stock-im-Eisen-Platz (1832)

An Stelle der Kirche scheint schon im Frühmittelalter ein Friedhof gewesen zu sein, einige Gebäude sind archäologisch gesichert. Die Anfänge des Domes gehen auf das Jahr 1137 zurück, aus dem der Tauschvertrag von Mautern zwischen Markgraf Leopold IV. und dem Bischof von Passau überliefert ist.

Dabei wurden Güter ausgetauscht, um dem Bischof zu ermöglichen, außerhalb der damaligen Stadt eine Kirche zu bauen, die dem heiligen Stephan geweiht sein sollte – dem Patron der Bischofskirche von Passau. Die anderen Kirchen im damaligen Wien, die Ruprechtskirche und die Peterskirche waren nach Salzburger Heiligen benannt – das Patrozinium der Kirche war also ein politisches Signal. Die erste Kirche wurde 1147 fertiggestellt und im selben Jahr vom Passauer Bischof Reginbert von Hagenau geweiht (Patronat nach der Mutterkirche Passau). Die Kirche war für die damalige Stadt völlig überdimensioniert – es könnte also damals schon Bestrebungen gegeben haben, sie in eine Bischofskirche zu verwandeln. Geostet ist die Kirche auf den Sonnenaufgang des 26. Dezember 1137.

Von 1230 bis 1245 entstand ein weiterer spätromanischer Bau, von dem die Westfassade noch erhalten ist. Sie besteht aus den beiden Heidentürmen und dazwischen dem Riesentor. Der Ursprung beider Namen ist nicht völlig geklärt. Heidentürme kommt vielleicht von den Steinen, die von altrömischen Ruinen stammten, möglicherweise auch von den beiden Darstellungen der nichtchristlichen Fruchtbarkeitssymbole Phallus und Vulva, die die beiden Blendsäulen in der Westwand unterhalb der Türme krönen. Der Name Riesentor geht der Legende nach auf einen riesigen über dem Tor aufgehängten Mammutknochen oder einen beim Bau helfenden Riesen zurück; tatsächlich dürfte die Bezeichnung aber auf das mittelhochdeutsche Wort "risen" (=sinken, fallen) zurückgehen und sich auf die Trichterform des Portals beziehen. Oberhalb des Tores war eine Herzogsempore, ähnlich dem Kaiserstuhl Karls des Großen in Aachen und den Westemporen der Kaiserdome.

1258 brach ein Brand aus. Die Obergeschoße der Heidentürme wurden erst danach gebaut. Die feierliche Weihe erfolgte 1263.

Zwischen 1304 und 1340 wurde ein vergrößerter Chor gebaut, nunmehr im gotischen Stil. Nach den Herzögen Albrecht I. und Albrecht II., die diesen Bau vorantrieben, spricht man vom Albertinischen Chor.

Das Herzogtum Rudolfs IV. war in zweierlei Hinsicht bedeutsam für die Kirche: zum einen wurde 1359 der Grundstein für den gotischen Neubau des Langhauses gelegt, andererseits wurde ein von Passau unabhängiges Domkapitel eingerichtet, da es auch Rudolf IV. nicht gelingen wollte, Wien zum Bischofssitz zu erheben. Dieses Domkapitel hatte ein Allerheiligenpatrozinium, das seitdem das zweite Patrozinium des Domes ist.

1433 konnte der Südturm vollendet werden und war mit 136 Metern einige Jahre lang der höchste Turm Europas.[3] Das gotische Langhaus konnte noch vor 1474 beendet werden, es wuchs wie eine äußere Zwiebelschale um das romanische Langhaus, das dann 1430 abgebrochen werden konnte. Zur selben Zeit wurde auch der Dachstuhl fertig; die Einwölbung des Langhauses begann 1446 unter dem Baumeister Hans Puchsbaum.

1469 endlich wurde Wien zum Bistum erhoben, der Stephansdom wurde zur Kathedrale.

1450 legte Friedrich III. den Grundstein für den Nordturm (früher auch Albertinischer Turm), wobei der Legende nach der Wein eines ganzen Jahrganges als Bindemittel verwendet wurde. Nach langer Unterbrechung erfolgte erst 1467 unter Dombaumeister Lorenz Spenning der Weiterbau. Dieser Turm war aber schon viel zu groß und viel zu prunkvoll konzipiert, zumal die Zeit der gotischen Kathedralen sich ihrem Ende zuneigte. Die Bauarbeiten endeten 1511, 1578 wurde auf den Turmstumpf eine Renaissance-Haube gesetzt, die nach dem Baumeister Hans Saphoy Saphoy'sche Haube heißt.

Von 1511 bis 1515 übernahm der Bildhauer und Baumeister Anton Pilgram die Leitung der Bauhütte, er vollendete unter anderem die Domkanzel, der dortige Fenstergucker wurde traditionell für sein Selbstbildnis gehalten.

Unter Hans Herstorffer, der von 1637 bis 1650 als Dombaumeister wirkte, wurde 1647 die Innenausstattung barockisiert, vor allem der Hochaltar des Bildhauers Johann Jacob Pock und seines Bruders, des Malers Tobias Pock, stammt aus dieser Zeit. Während der Türkenbelagerung 1683 wurde der Dom durch türkische Kanonenkugeln beschädigt. Aus den Kanonen der Belagerer wurde danach die große Glocke (die Pummerin) gegossen.

1713, gleich zu Beginn der Amtszeit von Dombaumeister Johann Carl Trumler, leistete Kaiser Karl VI. im Dom das Gelöbnis, eine Kirche zu stiften, wenn die Pest ausklingt. Rund drei Jahre später wurde mit dem Bau der Karlskirche begonnen.

Der Stephansdom im Jahr 1861 mit abgetragener Südturmspitze

Seit den Renovierungen im 19. Jahrhundert wird auf dem Dach des Stephansdoms der österreichische Reichsadler in bunten Ziegeln ausgelegt. Im Brustschild dieses Adlers steht ein Monogramm Kaiser Franz I. Seit 1950 bilden ein österreichischer Bundesadler und das Wiener Wappen das Pendant auf der anderen Dachseite dazu, wobei der Bundesadler in die heraldisch falsche Richtung blickt.[4]

In den Jahren 1839–1842 wurden die obersten 17 Meter der baufälligen Spitze des Südturmes, die sich nach Norden neigte, durch Paul Sprenger abgenommen und die Steinornamente wurden an einen Kern aus Eisen angefügt. Diese Materialkombination erwies sich jedoch aufgrund der thermischen Ausdehnungsunterschiede zwischen Stein und Eisen als Fehler und etliche Steine zerbrachen. Deshalb wurden rund 20 Jahre später die obersten 40 Meter von Leopold Ernst wieder abgetragen und 1862–1864 von dem 1863 zum Dombaumeister bestellten Friedrich von Schmidt in mittelalterlicher Steintechnik möglichst originalgetreu neu errichtet. Mehrere Phasen dieses Vorganges sind auf Aquarellen von Rudolf von Alt zu sehen.[5]

Schmidt leitete über Jahrzehnte die Restaurierung des Domes, wobei auch „verbesserende“ Eingriffe im Sinne der Neugotik und Viollet-le-Ducs unternommen wurden (etwa im Giebelbereich der Südfenster des Domes). Am 18. August 1864, dem Geburtstag des Kaisers, wurde im Zuge der Turmrenovierung ein neues Kreuz und ein drei Zentner schwerer Adler auf die fertiggestellte Turmspitze aufgesetzt.

Die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs sowie die Kämpfe im Stadtgebiet überstand der Stephansdom ohne größere Schäden. Als am 11. April 1945 zivile österreichische Plünderer in Geschäften um den Steffl Feuer legten, griffen die Brände in der Nacht zum 12. April auch auf den Dom über, dem Tag als die Sowjetarmee einmarschierte. Dabei brannte sowohl der Dachstuhl als auch der Glockenturm vollständig aus. Aufgrund der militärischen Lage waren keine effektiven Löscharbeiten möglich. Die Pummerin stürzte bei diesem Großbrand aus dem Glockenstuhl ab und zerschellte daraufhin am Boden. Die wertvolle Walcker-Orgel von 1886 wurde durch den Einsturz des brennenden Daches oberhalb der Westempore zerstört. Der Brand wurde nicht, wie oftmals behauptet wird, durch Artilleriebeschuss verursacht, sondern durch Funkenflug, der von Geschäften in der Umgebung ausging, die im Zuge der Plünderung in Brand gesteckt wurden.

Der Wiederaufbau des Stephansdoms begann sofort nach Kriegsende. Er wurde er 1952, mit dem Einzug der neu gegossenen Pummerin, wiedereröffnet. Der Wiederaufbau wurde unter anderem durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung finanziert.

Das Äußere

Südturm

Dach und Turm des Stephansdom in der Abendsonne

Der Südturm ist der Hauptturm, der bis auf eine Höhe von 72 Metern erklommen werden kann. Er ist 136,4 Meter hoch und hat einen quadratischen Grundriss, der durch ein raffiniertes Arrangement von Giebeln allmählich in ein Achteck übergeführt wird. Unterhalb der Spitze ragen zwölf Fialtürmchen empor.

Der südliche Hochturm von St. Stephan kann als eine der monumentalsten Lösungen, die im Mittelalter vollendet wurden, gelten.[6] Er verbindet sich nicht mit dem Kirchenbau (wie beim Kölner Dom als Zweiturmfassade, am Ulmer Münster als Westeinturm oder am Mailänder Dom als Vierungsturm), um seine Baumasse in einem zentralen Aufsatz kulminieren zu lassen, sondern ist ihm als ein zusätzliches Element seitlich angefügt. Die Sonderstellung des Wiener Turms verdeutlicht sich heute noch dadurch, dass sein nördliches Gegenstück nur mehr teilweise zur Ausführung kam und daher in der Gesamterscheinung des Bauwerks nicht mitspricht, ohne dass der Eindruck des Unvollendeten aufkommen müsste.

Die Gesamtdauer der knapp fünfundsiebzigjährigen Bauzeit des Turmes, die zwischenzeitliche Planänderungen wahrscheinlich macht, wird durch die überlieferten Eckdaten festgelegt, welche die Grundsteinlegung von 1359 durch Rudolf IV. und das Versetzen der abschließenden Kreuzblume für 1433 angeben.

Dazwischen liegt ein Planwechsel, der zunächst die Einführung des Doppelfenstergeschosses und dann dessen Reduktion bewirkte. Dieses war in der ersten Konzeption erheblich bis über die Traufhöhe hinaufgeführt worden, wurde dann aber wieder bis knapp oberhalb der Fensterscheitel reduziert, so dass die bereits ausgeführte Wanddekoration mit Fialenbaldachinen für die hier vorgesehenen Statuen verlorenging. Der gesamte Turmbereich oberhalb der Traufhöhe des Kirchbaus wurde gänzlich nach dem Konzept des Peter von Prachatitz errichtet und stellte keine Rückkehr zu einem vermeintlichen Erstplan dar. Aber selbst hier noch lassen sich zwischen den einzelnen Geschoßabschnitten weitere Plankorrekturen feststellen, die vor allem im Übergang zum Helmbereich mit dem überlieferten Meisterwechsel von Peter zu Hans von Prachatitz zusammenfallen.

Die entscheidende Planänderung zwischen Unterbau und Freigeschossen betraf zugleich die Bestimmung des Turms als gemeinschaftsstiftendes Zeichen. Begonnen von Rudolph IV. und fortgeführt von seinen Brüdern, hatte der Turm ausschließlich als kommemoratives Denkmal des Stifters dienen sollen, doch mit der Übernahme durch die Stadt zu Beginn des 15. Jahrhunderts stand er nicht mehr für Partikularinteressen, sondern für den Zusammenhalt aller Gruppen der Gesellschaft unter habsburgischer Krone. Zu demselben Zeitpunkt, als aufgrund der hussitischen Unruhen in Böhmen der südliche Hochturm des Prager Veitsdomes unvollendet liegenblieb, gelang in Wien die Fertigstellung eines Turmbaus mit einem ständig erhöhten Anspruch. Der vollendete Turmbau gab durch seine beherrschende Stellung unmissverständlich zu erkennen, dass Wien inzwischen in architektonischer Hinsicht an die Stelle Prags getreten war, aber auch bereit war, dessen Funktion als „des reiches houptstat“ zu übernehmen.[7]

Dach

Am auffälligsten neben den Türmen ist das Dach. Es erhebt sich 37,5 Meter über dem Langhaus und 25,3 Meter über dem Chor mit einer Länge von 110 Meter. Es ist mit rund 230.000 Dachziegeln bedeckt, die in einem Zickzackmuster arrangiert sind und in insgesamt zehn Farbtönen von den Ziegelbrennereien in Poštorná (Mähren, heute Ortsteil von Břeclav) hergestellt wurden.

Über dem Chor ist auf der Südseite das Wappen des kaiserlichen Doppeladlers mit den Initialen von Kaiser Franz I. und der Jahreszahl 1831, auf der Nordseite das Wappen der Stadt Wien und das Wappen der Republik Österreich, unten mit der Jahreszahl 1950.

Tore

Das Riesentor

Das Hauptportal auf der Westseite, das Riesentor, ist noch romanisch. Es befindet sich innerhalb eines trichterförmigen Portals, das nachträglich zum Platz hin erweitert wurde. In ihm sind Relieffiguren eingelassen, unter anderem der Dornauszieher, eine sitzende Figur in eigenartiger Haltung, die einen Richter darstellt.

Das Portal selbst wird auf jeder Seite mit sieben trichterförmigen Säulen begrenzt, die mit gewundenen Pflanzenmustern geschmückt sind. Auf den Kapitellen sind Figuren, teils Apostel und Heilige, teils schwer deutbare Szenen. Über den Kapitellen erheben sich andere Säulen, die das Tympanonfeld begrenzen. Auf ihm ist eine Darstellung eines Christus Pantokrator (Christus als Weltenherrscher) zu sehen, bei der ein Knie frei ist – diese Symbolik ist unklar und wird mit Aufnahmezermonien in Bauhütten in Verbindung gebracht.

Seitlich sind das Singer- und das Bischofstor, zwei gotische Meisterwerke: Sie sind in einem Spitzbogen arrangiert und im Gewände stehen Apostelfiguren. In der Mitte sind Statuen von Herzog Rudolf IV. und seiner Frau Katharina von Böhmen. Im Tympanonfeld ist im Singertor die Lebensgeschichte des heiligen Paulus und im Bischofstor die Lebensgeschichte der heiligen Maria festgehalten. Gleich neben dem Singertor liegt das angebliche Grabmal des Minnesängers Neidhart.

Auch bei den Türmen gibt es Seiteneingänge, im Norden das Adlertor, benannt nach einem einst auf der Kuppel des Nordturms angebrachten Adler, sowie im Süden das Primglöckleintor, so genannt, weil hier einst zur ersten Messe, also zur Prim, geläutet wurde.

Weitere Merkmale

Auf der Westseite sind die denkmalgeschützten Zeichen der Widerstandsbewegung O5 zu sehen, die 1938 bis 1945 Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete. Ursprünglich waren sie in weißer Farbe aufgemalt; als sie verblassten, hat man sie durch die Eingravierung ersetzt.

Auf der linken Seite des Haupttores sind zwei Metallstäbe in der Mauer eingelassen, es handelt sich hierbei um die Tuch- und Leinenelle. Diese Ellen waren einst rechtsgültige Längenmaße und konnten von jedem Bürger zur Überprüfung der Abmessungen von Waren genutzt werden. Im Mittelalter drohte Handwerkern Bestrafung, wenn ihre Produkte nicht die korrekten Maße vorweisen konnten (Stichwort: Bäckerschupfen), mit Hilfe der Ellen konnten sich somit die Handwerker vor Bestrafung und die Konsumenten vor etwaigem Betrug schützen. Links über den Ellen befindet sich eine kreisrunde Vertiefung im Mauerwerk, die der Legende nach als Maß für die Größe eines Laibes Brot diente. In Wahrheit handelt es sich lediglich um Abnutzungserscheinungen einer Torbefestigung, da das Haupttor des Doms bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Rokokogitter verschlossen war, das sich nach außen hin öffnen ließ und mit Haken an der Außenmauer befestigt wurde.[8] Auf der rechten Seite des Tores befindet sich ein gleich großer Kreis, bei dem man anhand von metallischen Überresten im Zentrum erkennen kann, dass hier ein Haken befestigt war.[9]

Am südlichen Strebepfeiler des Chors (über dem kleinen Weihwasserbecken von 1506) ist eine vertikale Sonnenuhr von Georg von Peuerbach aus dem Jahre 1451 zu finden. Sie gilt als die älteste Sonnenuhr Wiens.

Auer- und Mannersdorfer Stein für den Stephansdom

Die erhalten gebliebenen Rechnungen des Kirchenmeisteramtes[10] bezeugen die enormen Auer-[11] und Mannersdorfer[12] Steinlieferungen für St. Stephan nachweislich in den Jahren 1404, 1407, 1415-1417, 1420, 1422, 1426, 1427, 1429, 1430 und 1476. Die Steinmengen, die aus den Brüchen zwischen Mannersdorf und Au am Leithagebirge bezogen wurden, sind nach den Rechnungen sehr groß, z.B. im Jahre 1415: 732 Stück, 1416: 629 Stück, 1417: 896 Stück, 1426: 963 Fuhren, 1427: 947 Fuhren und 1430: 761 Fuhren.

Der Steinkauf erfolgte durch das Kirchenmeisteramt unter der fachlichen Beratung und Kontrolle des Dombaumeisters, bzw. seines Vertreters, des Parliers. Jedenfalls standen die Arbeiten in den Brüchen unter Aufsicht der Dombauhütte. Bekannt sind einige Namen der „Auer Steinbrecher“: Michelen Unger von Au, Peter stainprecher von Au und „Mannersdorfer Steinbrecher“: Chrempel, Amman, Niklas, Sallmann, Uchsenpaur, Velib, Hannsen von Menhersdorf (Mannersdorf), Trunkel und von dem Perendorffer. Die Steine wurden mit Pferdewagen zugeführt. Die Fuhren vom Leithagebirge aus Mannersdorf und Au umfassen jeweils nur einen Block („stuk“), bei dem der Preis für das Brechen gleichbleibend war, jener für die Fracht aber schwankte, offenbar nach Gewicht.

Der vollkommene Wechsel zum Mannersdorfer Gestein tritt mit dem Bau des Albertinischen Chores (1304-1340) ein. Der „Mannersdorfer ist wie der Auerstein“ ein fein- bis mittelkörniger Kalksandstein. Aus ihm besteht die Mehrzahl der Wandquader und alle Profilierungen einschließlich der Figurenkonsolen im Chore. Besonders deutlich sind die Verhältnisse beim Hochturm in der großen Glockenstube, wo die anspruchsvolleren Ortssteine und Eckpfeiler und alle feineren Profilierungen, Fenstergewände, Maßwerke usw. dem Mannersdorfer/Auerstein aus dem Leithagebirge vorbehalten blieben. Im Langhaus sind Quader in den Mauern, sowie die an die Eligiuskapelle anschließenden Joche und vor allem die nördlichen Wandpfeiler aus „Mannersdorfer“ gefertigt.

Neben dem Mannersdorfer Sandstein kam auch der Mannersdorfer Algenkalk am Altbestand des Domes zum Einsatz. Nachweisbar sind einige Wasserspeier, z.B. an der Vorhalle des Singertores (1440-1450).

Haltbarkeit der Steine

Alois Kieslinger, Geologe der Technischen Hochschule Wien, merkte 1930 zur Frage der Haltbarkeit des Natursteines kritisch an:[13]. Auszugsweise: .. Die sechs "alten" Kirchen von Wien? Und wieviel ist denn alt davon? Wir sind gerade daran, bei St. Stephan den zwölften Turmhelm auszubessern.

Das Innere

Das Mittelschiff des Domes

Das Langhaus des Domes ist dreischiffig, was ihn als Stadtpfarrkirche ausweist. Das Hauptschiff ist auf den Hauptaltar ausgerichtet, das linke Seitenschiff hat ein Marienprogramm, das rechte Seitenschiff ist den Aposteln gewidmet.

Obwohl das Innere sein Aussehen im Mittelalter erhielt, ist das ursprüngliche künstlerische und liturgische Ensemble aus der Zeit nur noch lückenhaft vorhanden, da der Bau während des Barocks nochmal umfassend verändert wurde. Die Gnadenfigur der sogenannten Dienstbotenmuttergottes aus der Zeit zwischen 1280 und 1320 ist ein Original aus der Zeit.

Altäre

Erste überlieferte Meldungen über Altäre stammen aus der Zeit der Chorweihe durch Bischof Albert von Passau am 23. April 1340. Der Bischof weihte nicht nur die Chorhalle und salbte sie an den noch heute teilweise erhaltenen Apostelzeichen ein, sondern weihte auch noch sechs weitere Altäre. Drei befanden sich im Chor und drei am Lettner, der steinernen Trennwand zwischen Langhaus (auch bekannt als Laienkirche) und Chor (auch bekannt als Kleruskirche). Der Hauptaltar wurde häufig wegen seiner Nähe zum Sakramentshäuschen in mittelalterlichen Quellen „Vronaltar“ genannt und war an der Rückwand des Mittelchores mit dem Heiligen Stephan als Patron. Weitere Informationen über den Hauptaltar sind nicht überliefert, außer dass es sich wahrscheinlich um einen Flügelaltar handelte. Eine Rechnung aus dem Jahr 1437 zeigt wie der Mesner für das Auf- und Zuklappen der Flügel bezahlt wurde.[14]

Zeitgenössischen Berichten zufolge wurde der alte Flügelaltar irgendwann wurmstichig und musste abgetragen werden. Er wurde in das Kloster zur Heiligen Agnes an der Himmelpfortgasse (deshalb auch bekannt als Himmelpfortkloster ) übertragen. Dieses Kloster wurde später unter der Herrschaft von Kaiser Joseph II. im 18. Jahrhundert aufgehoben, spätestens da verliert sich die Spur des Flügelaltars.

Hochaltar

→ Hauptartikel: Hochaltar des Stephansdoms (Wien)

Barocker Hochaltar
Wiener Neustädter Altar

An seiner Stelle wurde ein frühbarocker Hochaltar von den Gebrüdern Johann Jacob Pock, Bildhauer und Steinmetzmeister, und Tobias Pock, Maler des Altarblattes, errichtet. Das Bild zeigt die Steinigung des Heiligen Stephan, im Hintergrund ist eine Menschenmenge zu sehen, in der andere Heilige repräsentiert sind – ein Hinweis auf das Allerheiligenpatrozinium. In seinem Aufbau gleicht er einem Hausportal, er ist daher ein Porta-Coelis-Altar.

Seitenaltäre

An den Pfeilern und an den Seitenschiffen befinden sich zahlreiche andere Altäre. Für den Dom schuf Tobias Pock später noch das Altarblatt des Peter- und Paul-Altares, den die Steinmetzzunft 1677 errichtete und der sich als zweitältester Barockaltar des Domes unter dem Orgelfuß erhalten hat.[15]

→ Hauptartikel: Wiener Neustädter Altar
Der bedeutendste ist der Wiener Neustädter Altar aus dem Jahr 1447, ein typischer gotischer Flügelaltar der Szenen aus dem Leben der Heiligen Jungfrau Maria zeigt. Der Wiener Neustädter Altar kam erst 1883 in den Dom, davor befand er sich in der Zisterzienserkirche von Wiener Neustadt. Er gehört somit nicht zur ursprünglichen mittelalterlichen Ausstattung des Stephansdoms.

Unter dem spätgotischen Öchsel-Baldachin befindet sich der Altar des Gnadenbildes Maria Pócs oder Pötsch. Es handelt sich um eine im heutigen Máriapócs (Ungarn, damals Pötsch) entstandene Kopie einer ostkirchlichen Ikone. Dem Bild wurde ein Tränenwunder nachgesagt und dem Volksglauben nach unterstützte es die kaiserlichen Truppen in den Türkenkriegen. Es wurde auf Befehl Kaiser Leopolds I. 1697 nach Wien gebracht und ursprünglich am Hochaltar aufgestellt. Seit 1945 hat es seinen jetzigen Standort.

Hochgrab Kaiser Friedrichs III.

Grabmäler

Daneben steht ein Kenotaph Rudolfs IV. und seiner Frau, der aber in sehr schlechtem Zustand ist. Ursprünglich stand er im Mittelchor mit dem Porträt Rudolfs IV. darüber gehängt.

Im Südchor ist das Grabmal Friedrichs III.. Es ist 8 Tonnen schwer, aus Adneter Marmor (ein österreichischer Kalkstein), der wegen seiner Buntscheckigkeit schwer zu bearbeiten ist. Auf der Grabplatte ist eine portraitähnliche Darstellung des Kaisers, rundherum sind die Wappen seiner Besitzungen.

Die Reliefdarstellungen an den Wänden erinnern an die zahlreichen Klostergründungen des Kaisers. Der ganze Sarkophag wurde zwischen 1463 und 1479 von Niclaes Gerhaert van Leyden angefertigt.

Kanzel

Ein weiteres Meisterwerk der spätgotischen Plastik ist die Kanzel aus dem Breitenbrunner Kalksandstein. Sie wurde lange Anton Pilgram zugeschrieben, der Entwurf wird aber heute eher mit der Werkstatt Niclaes Gerhaert van Leydens in Verbindung gebracht[16]. Als sicher gilt allerdings eine Beteiligung Pilgrams an der Ausführung – es prangt in der Nähe des Fensterguckers sein Steinmetzzeichen. Der Kanzelkorb erhebt sich wie eine stilisierte Blüte aus dem Kanzelfuß – das gotische Maßwerk wird hier zu etwas quasi-floralem. Auf dem Kanzelkorb sind die Portraits der vier Kirchenväter: Augustinus, Ambrosius, Gregor der Große und Hieronymus, die gleichzeitig die vier Temperamente und vier Lebensalter symbolisieren. Der Handlauf ist von Fröschen und Lurchen bevölkert, die sich ineinander verbeißen und so den Kampf Gut gegen Böse symbolisieren. Am oberen Ende der Treppe sitzt ein steinernes Hündchen, das aufpasst, dass kein Tier den Prediger erreicht. Im unteren Teil der Treppe ist der Fenstergucker – das plastische Selbstportrait eines unbekannten Meisters. Zum Geländer siehe Zahlensymbolik.

Kaiserliches Oratorium

Das Kaiseroratorium

Das zweite große vollendete Werk von Johann Jacob Pock im Dom war das im Jahre 1644 begonnene kaiserliche Oratorium, das im Auftrage der Stadt Wien gebaut wurde. Die erste Zahlung für die Steinmetzarbeit erfolgte am 16. April 1644 mit Gesamtkosten von 1.100 fl. Der Oberkämmerer notierte im Rechnungsbuch im März 1646 den Abschluss der Arbeiten. Die Stadt war mit der Arbeit zufrieden, sie überreichte Meister Pock einen silber vergoldeten pecher sambt deckhl mit gestochenen wäppels wegen seines mit vleiß gemachten arbeit.

Von der Domherren-Sakristei erreicht man über eine geschwungene Treppe den Gebetsraum des Kaisers. Die Stufen aus härtestem Kaiserstein, aus dem Steinbruch beim Haus („Hausbruch“), Pächter war der kaiserliche Hofbildhauer Pietro Maino Maderno. Das Oratorium wurde von Kaiser Ferdinand III. erstmals betreten.

Kapellen

Die Seitenkapellen sind die Barbara- und die Katharinenkapellen. Die Katharinenkapelle hat einen hängenden Schlussstein. In ihr steht auch der Taufstein aus 1476, über dem die Taufkrone aus 1481 hängt. Der Taufstein hat einen achteckigen Fuß, über dem sich ein vierzehnseitiges Taufbecken befindet, die Krone ist siebeneckig. In lebendigen spätgotischen Darstellungen werden die Sieben Sakramente, die Evangelisten und Szenen aus dem Leben Christi dargestellt.

In dem Bischofstor, einem nördlichen Seiteneingang, ist der Kolomanistein, auf dem angeblich der Heilige Koloman ermordet wurde. Gegenüber der Barbarakapelle befindet sich der Zahnwehherrgott, ein gotischer Schmerzensmann. Der Legende nach hätten sich Studenten über ihn lustig gemacht, dass er aussehe, als habe er Zahnweh, woraufhin sie selbst mit Zahnweh geschlagen worden seien und Abbitte hätten leisten müssen.

Auch im Westen neben dem Haupteingang gibt es Kapellen, in der Tirna- oder Savoyenkapelle links neben dem Eingang befindet sich das Grabmal des Prinzen Eugen. Die Herzogin von Savoyen-Carignan, geb. Prinzessin Liechtenstein, ließ für ihren Onkel Prinz Eugen von Savoyen im Dom einen Marmor-Epitaph errichten. Ausführende Künstler waren Joseph Wurschbauer als Bildhauer und Goldschmied, sowie Gabriel Steinböck als Steinmetz. Darüber liegt die Valentinskapelle, in der die Reliquien des Doms aufbewahrt sind.

Epitaph von Bischof Aleksander Mazowiecki

Epitaphe

Sowohl innen als auch außen ist die Wand des Domes mit Epitaphen bedeckt. Sie wurden aus dem Friedhof um den Dom (dem Stephansfreithof) genommen, der 1760 aufgelassen wurde. Unter anderem finden sich Epitaphe für den Humanisten Johannes Cuspinianus, den Arzt und Universitätsrektor Paul Sorbait, für Georg Slatkonia, den ersten Bischof von Wien, und den Gegenreformator Kardinal Melchior Khlesl, weiters für die Steinmetzmeister Franz Hieß und Johann Georg Prunner.

Die Ostung der Kirche ermöglicht Besuchern an zwei besonderen Tagen im Jahr mittags ein schönes Lichtspiel zu beobachten: immer am 26. Dezember, dem Namenstag des Kirchenpatrones, ist seine Ikone am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet; am 6. Jänner, dem Ende der Epiphanie und Dreikönigstag, erstrahlen die drei Kronen der Heiligen Drei Könige im Lichterglanz.

Fenster

Die farbenprächtigen, mittelalterlichen Fenster des Stephansdomes sind, während Umbauten in der Barockzeit, durch farblose Fenster ersetzt worden da man die alten nicht mehr als zeitgemäß empfand. Im Barock bevorzugte man helle Kirchenräume. Im 19. Jahrhundert wurden wieder sehr farbenfrohe und prächtige Buntglasfenster im Stil der Neugotik eingesetzt. Diese gingen jedoch im Laufe des Zweiten Weltkriegs durch Bomben und den Brand des Domes verloren. Die heutigen, einfachen Glasfenster aus der Nachkriegszeit sind Geschenke des Landes Tirol. Nur die Fenster hinter dem Hauptaltar, im 19. Jahrhundert allerdings stark ergänzt und aus Restbeständen neu zusammengefügt, sind noch Originale aus dem Mittelalter. Das Buntglasfenster der Rosette hinter der Hauptorgel ist eine moderne Ausführung.

Orgeln

Kauffmann-Orgel
Rieger-Orgel

→ Hauptartikel Orgeln des Stephansdomes (Wien)

Unweit von der Kanzel ist der Orgelfuß – ein Vorsprung, an dem die ursprüngliche Orgel stand. Es wird von schlingenförmigen Diensten an der Wand gehalten, die in einem plastischen Selbstportrait Anton Pilgrams münden, der dadurch scheinbar alles darüber zu tragen hat. Er ist als Universitätsprofessor mit Doktorhut und Talar gekleidet und hält Winkelmaß und Zirkel in der Hand. Seine Gesichtszüge wirken melancholisch und sollen wohl seine Verantwortung ausdrücken. Unterhalb des Portraits ist die Jahreszahl 1513 zu lesen.

Beim Brand des Domes 1945 wurde die wertvolle Walcker-Orgel aus dem Jahr 1886 vernichtet. Ihre „kleine Schwester“ ist heute noch in der Wiener Votivkirche zu hören.

Auf der Westempore erblickt man die große Kauffmann-Orgel, die 1956 bis 1960 vom Wiener Orgelbauer Johann M. Kauffmann erbaut wurde. Sie besitzt vier Manuale, 125 Register und rund 10.000 Pfeifen, deren längste 12 Meter hoch ist. Sie war bereits zu ihrer Entstehungszeit eine der letzten noch mit elektrischen Kegelladen errichteten Orgeln. Der Prospekt der Orgel zählt heute noch zu den bemerkenswertesten Freipfeifenprospekten der Welt.

Im südlichen (rechten) Seitenschiff, nahe der Vierung, steht ebenerdig die neue, 1991 errichtete Domorgel. Nach langen Jahren erreichte Domorganist Peter Planyavsky die Aufstellung eines weiteren adäquaten, musikalischen und liturgischen Ansprüchen genügenden Instruments. Die österreichische Orgelbauanstalt Rieger fertigte 55 Register auf 4 Manualen. Die moderne Universalorgel besteht aus einem schwellbaren barocken Positiv und je einem romantischen Schwellwerk und Hauptwerk. Die Klangkrone bildet das Solowerk. Diese Orgel ermöglicht zwar eine möglichst große Breite an Musikstücken spielen zu können, füllt aber den großen Kirchenraum klanglich nicht ausreichend aus.

Mit Einweihung der neuen Rieger-(Dom)Orgel wurde die Kauffmann-Orgel stillgelegt. Sie wurde bislang weder renoviert noch entfernt.

Im Oktober 2009 wurde, wiederum von der Firma Rieger, die Haydn-Orgel als mobile Chororgel mit 12 Registern auf zwei Manualen und Pedal fertig gestellt, um die liturgischen Anforderungen der Gottesdienste bei den verschiedenen Altären im Stephansdom erfüllen zu können.

Glocken

Pummerin

Der Stephansdom verfügt über 22 Glocken, von denen 17 läutbar sind. Die bedeutendste Glocke ist die Pummerin.

Nordturm

Die größte Glocke, die Pummerin, hängt im Nordturm. Sie ist die größte Glocke in Österreich und die drittgrößte Glocke in West- und Mitteleuropa. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1951 als Geschenk des Bundeslandes Oberösterreich aus dem Metall ihrer Vorgängerin erneut gegossen. Sie wird nur zu Neujahr, zu hohen katholischen Feiertagen (solistisch) und aus staatlichen Anlässen (z.B.: Unterzeichnung des Staatsvertrages, Tod des Bundespräsidenten) geläutet.

Name
 
Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr
 
Gießer
 
Pummerin c0 +4 20130
(Klöppel: 613)
314 1951 St. Florian

→ Hauptartikel: Pummerin

Südturm

Das Hauptgeläut – Festgeläut genannt – besteht aus den elf Glocken, die im hohen Südturm hängen und 1960 durch die Glockengießerei Pfundner gegossen wurden.[17] Die große Stephanusglocke – auch als Halbpummerin bezeichnet – rundet das Hauptgeläut nur an Festtagen ab.[18] Das Sonntagsgeläut ist um ebendiese reduziert. Zu allen übrigen Messen und zum Angelus ertönt ausnahmslos nur die dritte Glocke.[19]

Nr.
 
Name
 
Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
1 Stephanus (Halbpummerin) g0 +6 5221,5 198,7
2 Leopold c1 +6 2193 150,6
3 Christophorus es1 +6 1286 125,7
4 Leonhard f1 +6 956 112
5 Josef g1 +6 593 100
6 Petrus Canisius b1 +6 388 86
7 Pius X. c2 +6 266,9 75
8 Allerheiligen d2 +6 261,4 71
9 Clemens Maria Hofbauer f2 +6 108,9 56
10 Erzengel Michael a2 +6 63,9 45
11 Tarzisius c3 +6 44,4 39

Uhrschlagglocken im Turmhelm des Steffl:

Name
 
Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr
 
Gießer
 
Uhrschelle cis1 +2 ~1500 149 1449 J. Straiffing & P. Obrecht
Primglöcklein g2 −2 ~140 60 1771 Franz Josef Scheichel

Nördlicher Heidenturm

Nebengeläute (Aspergesgeläut) im nördlichen Heidenturm:

Nr.
 
Name
 
Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr
 
Gießer
 
1 Feuerin (Feuer- oder Ratsglocke) es1 ±0 ~1750 141 1879 Friedrich Gössner
2 Kantnerin oder Gnandt (Genanntenglocke) es1 +2 ~1250 130 1772 Franz Josef Scheichel
3 Feringerin ges1 +2 ~750 110 1772 Franz Josef Scheichel
4 Bieringerin (Bierglöckl) as1 +2 ~530 98 1772 Franz Josef Scheichel
5 Churpötsch c2 +5 ~290 79 1772 Franz Josef Scheichel

Übrige Glocken

Außerdem sind in der Glockenstube der Pummerin noch drei kleine Glocken abgestellt:

Name
 
Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr
 
Gießer
 
Speisglocke c2 ±0 ~240 73,5 1746 Joh. Josef Pfrenger
Zügenglocke es2 −3 ~150 65 1830 Bartholomäus Kaffel
Kleine Glocke g2 +4 ~180 62 um 1280 Konrad von München

Grabstätten

Stich vom Kenotaph Rudolf IV. und Katharina von Böhmen
Stich von der Herzogsgruft um 1758
  1. Grabmal Kaiser Friedrichs III. im Apostelchor
  2. Kenotaph für Herzog Rudolf IV. und Katharina von Böhmen im Frauenchor

In der Herzogsgruft:

  1. Friedrich III., König des Heiligen Römischen Reiches (1289 – 13. Jänner 1330)
  2. Herzogin Elisabeth (1317 – 23. Oktober 1336) – (Tochter von König Friedrich III.)
  3. Friedrich III., Herzog von Österreich (31. März 1347 – 10. Dezember 1362)
  4. Rudolf IV., Erzherzog von Österreich (1. November 1339 – 27. Juli 1365)
  5. Erzherzogin Katharina (1342 – 10. Jänner 1381) – (Tochter von Herzog Albrecht II.)
  6. Katharina von Luxemburg (1342 – 25. April 1395) – (Gemahlin von Rudolf IV.)
  7. Albrecht III., Erzherzog von Österreich (9. September 1348 – 29. August 1395)
  8. Albrecht IV., Erzherzog von Österreich (21. September 1377 – 14. September 1404)
  9. Johanna Sophie von Bayern (1373 – 15. November 1410) – (Gemahlin von Albrecht IV.)
  10. Beatrix von Zollern (1362 – 10. Juni 1414) – (Gemahlin von Albrecht III.)
  11. Erzherzog Georg (16. Februar 1435 – 16. Februar 1435) – (Sohn von König Albrecht II.)
  12. Wilhelm, Erzherzog von Österreich (1370 – 15. Juli 1406)
  13. Leopold IV., Erzherzog von Österreich (1371 – 3. Juni 1411)
  14. Albrecht VI., Erzherzog von Österreich (18. Dezember 1418 – 2. Dezember 1463)
  15. Erzherzog Ferdinand (28. März 1551 – 25. Juni 1552) – (Sohn von Kaiser Maximilian II.)
  16. Elisabeth von Österreich, Königin von Frankreich (5. Juni 1554 – 22. Jänner 1592) – (Gemahlin von König Karl IX. von Frankreich)
  17. ein unbenannter Prinz (20. Jänner 1557) – (Sohn von Kaiser Maximilian II.)
  18. Erzherzogin Maria (19. Februar 1564 – 26. März 1564) – (Tochter von Kaiser Maximilian II.)
  19. Eleonora Gonzaga, deutsche Königin (23. September 1598 – 27. Juni 1655) (zweite Gemahlin von Kaiser Ferdinand II.)

In der Gruft sind außerdem die Eingeweide von zahlreichen Habsburgern (unter anderem von Napoleon Franz Bonaparte) sowie die Wiener Kardinäle und Erzbischöfe und Mitglieder des Domkapitels begraben.

Maße

Bronzenes Modell neben dem Dom
Gesamtlänge außen 107,2 m
Gesamtbreite außen 34,2 m
Höhe Seitenschiffe 22,4 m
Höhe Hauptschiff 28,0 m
Höhe der drei Chorhallen 22,4 m
Südturm 136,44 m
Nordturm 68,3 m
Heidentürme 66,3 m und 65,3 m
Dachlänge 110 m
Dachhöhe von der Mauerkrone 37,85 m

Zahlensymbolik

Den Maßen des Domes liegen die Zahlen Drei (für die Dreifaltigkeit) und Vier (die Zahl des Irdischen – Temperamente, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten u.s.w.) zugrunde. Drei plus Vier ist Sieben, die Zahl der Schöpfungstage, Sakramente, Haupttugenden, Hauptlaster, Seligpreisungen, Worte am Kreuz, Gaben des Heiligen Geistes und anderes.

Sieben hinter der Drei ergibt Siebenunddreißig. Drei mal Siebenunddreißig ist Hundertelf. Nach häufiger Angabe ist der Dom 111 Fuß breit und 333 Fuß lang, der Südturm ist 444 Fuß hoch;[20] in der Realität weicht jedoch die Länge davon ab (ca. 350 Fuß).[21]

Das Treppengeländer zur Kanzel setzt sich aus stilisierten Rädern zusammen, einem Dreipass (dreimal unterteilt) und einem Vierpass.

Die Anzahl der Stufen auf der Treppe zur Türmerstube des Glockenturms (und damit der heutigen Aussichtsterrasse) beträgt 343, das ist (3 + 4)3 bzw. 7 * 7 * 7.

Zwölf (= 3 x 4) Fialentürmchen schließen den Unterbau des Südturms ab. Aus deren Mitte erhebt sich die Turmspitze (Christus und die 12 Apostel).

Die Fenster im Langhaus (Aufenthaltsort der Laien) bestehen aus je vier, die Fenster im Priesterbereich aus je drei Teilen.

Der Dom als Feuerwache

Als jahrhundertelang höchstes Gebäude Wiens beherbergte der Dom einst auch die Feuerwache der Stadt. So wurde im Jahre 1534, also fünf Jahre nach der Ersten Türkenbelagerung, die Funktion eines Türmers eingerichtet, der in einer Türmerstube in einer Höhe von 72 Metern seinen Dienst versah. Bei Ausbruch eines Brandes innerhalb der Stadt musste dieser am Tag eine rote Fahne und in der Nacht eine roten Laterne in Richtung des Feuers schwenken und mit einem blechernen Sprachrohr die Bevölkerung warnen. Gleichzeitig wurde eine schriftliche Meldung durch ein Rohr zum Turmmeister hinuntergeschickt, der die militärische Feuerwache am nahen Petersplatz mittels eines Glockenzuges alarmierte.

Die Türmerstube war einige Jahrhunderte lang zur Früherkennung besetzt. Im Jahr 1835 entwickelte der Direktor der Wiener Sternwarte Karl Ludwig von Littrow ein sogenanntes Toposkop, mit dem auch in der gewachsenen Stadt noch Brände erkennbar waren. An dem auf Gelenken befestigte Fernrohr konnte man die Winkel ablesen und so Koordinaten weitergeben. Bis 1855 erfolgten diese Meldungen in schriftlicher Form. Später wurde ein Zeigertelegraph eingerichtet, der die Meldung direkt zur Hauptfeuerwache Am Hof weitergab. Letzte Reste dieser Anlage fand man bei Ausgrabungen im Jahr 1955.

Obwohl bereits in der Zwischenkriegszeit Zweifel an der Notwendigkeit aufkamen, waren Türmer bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Der letzte Türmer versah bis zum 31. Dezember 1955, also 421 Jahre nach Einrichtung dieser Funktion, seinen Dienst.[22]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Demokratiezentrum Wien.
  2. Peter Diem: Der Stephansdom und seine politische Symbolik.
  3. Der Dombau von St. Stephan
  4. Ottfried Neubecker: Wappen. Ihr Ursprung, Sinn und Wert. ISBN 3-8105-1306-7.
  5. ORF-Dokumentation Die Dombauhütte zu St. Stephan.
  6. Johann Josef Böker: Der Wiener Stephansdom, Architektur als Sinnbild für das Haus Österreich, Der südliche Hochturm, S. 97-131, Verlag Anton Pustet, 2007 ISBN 978-3-7025-0566-0
  7. Peter Csendes: "Des riches houptstat in Osterrich", 1987
  8. viennatouristguide.at Brotmaß und Bäckerschupfen.
  9. Universität Wien Regelungen und Normen am Stephansplatz.
  10. Karl Uhlirz: Die Rechnungen des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu Wien, Verlag Wilhelm Braumüller, Wien 1902
  11. Karl Tschank: Die Bedeutung des „Auersteins“ als Bau- und Werkstein im Wandel der Zeit Enthalten in Rudolf Krauscher (Hg.): „Au am Leithagebirge“, 2002, S. 311-323
  12. Karl Tschank: „Mannersdorfer Stein für den Stephansdom“. Enthalten in Helmuth Furch (Hg.): „Bildende Kunst - und manch anderes mehr - in und vom Leithagebirge, 2006
  13. Österreichischer Steinmetzmeister-Verband, Nachrichten vom 13. September 1930
  14. Archiv der Domkirche St. Stephan.
  15. „Stadt Wien: Wiener Stephansdom“
  16. Dehio Wien I, S. 215.
  17. Wien, Stephansdom; Vollgeläute (8:54 min)
  18. Wien, Stephansdom; Große Stephanusglocke (Halbpummerin) g0 (3:37 min)
  19. Wien, Stephansdom; Leopoldsglocke c1 (1:02 min)
  20. Peter Diem: Der Stephansdom und seine politische Symbolik
  21. Stephansdom auf planet-vienna
  22. Die „Feuerwache“ am Turm zu St. Stephan von Heinrich Krenn, Kustos des Wiener Feuerwehrmuseums.

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 5. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 335ff.
  • Eva Frodl-Kraft: Die mittelalterlichen Glasgemälde in Wien. CVMA Band I. Graz u. a. 1962
  • Reinhard H. Gruber, Robert Bouchal: Der Stephansdom. Monument des Glaubens – Stein gewordene Geschichte. Pichler Verlag, Wien 2005, ISBN 3-85431-368-3.
  • Anton von Perger: Der Dom zu Sanct Stephan in Wien. Triest 1858 (Digitalisat)
  • Hans Tietze (Bearb.): Geschichte und Beschreibung des St. Stephansdomes in Wien. Mit Planaufnahmen von Michael Engelhart. (= Österreichische Kunsttopographie, hrsg. vom Kunsthistorischen Institut des Bundesdenkmalschutzes; Band 23). Filser, Wien 1931
  • Johann Trost: Der Umbau der oberen Pyramide des Wiener Stephansthurmes, in: Allgemeine Bauzeitung, Wien, 8. Jg. 1843, S. 5–17 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Stephansdom – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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