Esteban Jordan

Esteban Jordan

Esteban „Steve“ Jordan (* 23. Februar 1939 in Elsa, Texas; † 13. August 2010 in San Antonio) war ein mexikanisch-stämmiger US-amerikanischer Blues-, Tejano-[1] und Latin Jazz-Akkordeonist. Bekannt wurde er durch Dutzende Alben, durch Fernsehauftritte und David Byrnes Dokumentarfilm True Stories als „Jimi Hendrix des Akkordeons“[2] und „Chicano-Musik Superstar“[3]. Nicht nur im Conjunto genannten Musikstil war er stilprägend und ein Wegbereiter der Weiterentwicklung des Akkordeons.[4]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Schaffen

Er entstammte als jüngster Sohn einer 17-köpfigen Landarbeiter-Familie aus Mexiko in Elsa im Flusstal des Rio Grande. Schulbildung bekam er nahezu keine.[1] Er begann das Gitarrenspiel im Alter von sieben Jahren und das Akkordeon mit zehn Jahren. Als 20-Jähriger behauptete er, rund zwanzig Instrumente zu beherrschen. Während der 1960er tourte er in einer Band, der auch einige seiner Brüder angehörten, durch die spanischsprachigen Clubs der Westküsten-Bundesstaaten. Als Mitglied der Tour-Band des Latin Jazz-Perkussionisten Willie Bobo in den Jahren 1969/70 wurde er auch in den Bundesstaaten der Ostküste bekannt.

In seiner fast 50-jährigen Musikerlaufbahn von den 1960er Jahren bis 2010 nahm er über hundert Singles und Dutzende Alben auf, die überwiegend von südtexanischen Plattenfirmen auf Labels wie Falcon, Freddie und Hacienda veröffentlicht wurden.[3] 1976 hatte er mit La Camelia einen regionalen Hit. Weitere Single-Erfolge waren El Corrido de Johnny el Pachuco und La Polka Loca (The Crazy Polka). Im Jahr 1985 erhielt er einen Plattenvertrag beim Major Label RCA Records. Sein Album Turn me loose aus 1986 wurde für den Grammy nominiert. Roland Garcia von Hacienda Records traute ihm zu, einen Millionen-Seller auf dem Mainstream-Pop-Markt zu landen. Auch der Fernseh-Moderator Johnny Canales hielt ihn für einen der Hispanics, die es schaffen könnten im Mainstream-Pop.[3]

Dem entgegen stand die Unberechenbarkeit seiner Zeiteinteilung („famously mercurial“)[3], die ihn öfter Auszeiten von einem Monat etwa zum Angelsport nehmen ließ. Wer ihn für ein Club-Konzert buchen wollte, musste ihn manchmal erst mit detektivischem Spürsinn auffinden. Wenn er dann aber auf der Bühne stand, etwa für die „Channel 4 TV“-Reihe oder Hank Wangford's „A to Z of C&W“, beeindruckte er. Das Jazz-Magazin Downbeat beschrieb ihn etwa als "one of America's unique musical experiences".[3] Durch David Byrnes Film True Stories wurde er weltweit[5] bekannt als ein unverwechselbarer Americana-Musiker aus Texas. Sein Auftritt im „Club Islas“ in Austin beim Fernseh-Bandwettkampf gegen die nordtexanische „Brave Combo“ war ein Höhepunkt der Reihe.[3]

Als besonders vielseitiger Musiker konnte Jordan in zahlreichen Stilrichtungen zwischen Rock, Pop, Country und dem Zydeco aus Louisiana spielen. Seine musikalische Entwicklung ging von den traditionellen Polkas und Corridos der frühen Jahre weiter zum Latin Jazz und darüber hinaus zu einer hoch experimentierfreudigen, improvisatorischen Spielweise. Mit elektronischen Hilfsmitteln schuf er eine Art „Chicano Psychedelik“-Sound[6], der ihm den respektvollen Beinamen „Jimi Hendrix des Akkordeons“ verschaffte. Von dem New York Times-Jazzkritiker Ben Ratliff wurde er 1992 als der "invisible genius of Texas accordion music" bezeichnet.[6]

Seine wegen eines medizinischen Kunstfehlers bei seiner Geburt notwendig gewordene schwarze „Piraten“-Augenklappe über dem blinden rechten Auge war sein äußeres Kennzeichen. Das trug ihm den Spitznamen „El Parche“ (Die Augenklappe) ein. Ein Messerstecher-Angriff 1973 auf einem Parkplatz kostete ihn erneut beinah das Leben.[6] Danach änderte er weitgehend sein zuvor sehr trinkfestes und party-freudiges Privatleben. Seine beiden Ehen endeten dennoch jeweils mit Scheidung. Als er am Freitag den 13. August im seiner Wohnung im Stadtteil Westside von San Antonio an Komplikationen einer Leber-Krebserkrankung[7] verstarb, hinterließ er zwei Söhne und drei Töchter.

Sonstiges

Eines seiner stolzesten Momente war die Reise zu den deutschen Hohner-Akkordeon-Werken, die ihn 1988 einluden, als er einen Aufritt bei JazzFest Berlin hatte, sich ein Instrument nach eigenen Wünschen bauen zu lassen und persönlich abzuholen. Die Knöpfe waren gemäß seinen Vorgaben besonders flach ausgelegt. Das erlaubte ein noch schnelleres Spiel. Er gab den Produktions-Arbeitern eine kurze Ehren-Vorstellung, die zeigte, wozu die von ihnen zusammengebauten Instrumente taugten. "I showed 'em what they were making", schilderte er 2001 sein Erlebnis gegenüber Michael Corcoran.[6]

Die Hohner Werke bieten seit einigen Jahren ein nach Jordans Spezifikationen gebautes „Steve Jordan Tex-Mex Rockordion“ in ihrem Sortiment an. [8][9]

Diskografische Anmerkungen

  • Turn me loose (Album) RCA Records 1986, Grammy nominiert 1987
  • The Return Of El Parche (LP, Comp) Rounder Records 1988
enthalten auf
  • Texican Badman (Album) Appaloosa 1981
  • Sounds from True Stories (Album) EMI 1986
  • Planet Squeeze Box ((3 CDs) Ellipsis Arts 1995
  • 15 Tex-Mex Conjuntp Classics (CD) Arhoolie Records 1996

Literatur

  • Michael Corcoran: All Over The Map: True Heroes of Texas Music. University of Texas Press, Austin 2005[4][10]
  • Michael Corcoran: The ivisible genius Steve Jordan in: The Journal of Texas Music History Volume 3 (Spring 2003) Number 1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b National Public Radio vom 2. Juni 2009: The Corrido Of Esteban 'Steve' Jordan, World's Best Accordionist
  2. Washington Post vom 14. August 2010: Influential Tejano accordionist Esteban 'Steve' Jordan dies at 71
  3. a b c d e f The Guardian vom 21. September 2010: Nachruf
  4. a b Austin Post vom 16. August 2010: Nachruf Esteban Jordan 1939-2010
  5. Jazzinstitut Darmstadt: Jazz-Nachrufe August 2010
  6. a b c d Michael Corcoran vom American Statesmann am 14. August 2010: Steve 'Esteban' Jordan gave the accordion a new sound
  7. Accordion legend Esteban Jordan dies, abgerufen am 19. Oktober 2010
  8. National Public Radio vom 24. August 2010: Remembering Esteban 'Steve' Jordan, Genius Of The Accordion
  9. Hohner: Hohner Akkordeon Modell-Tabelle - Hohner Musikinstrumente GmbH, abgerufen am 19. Oktober 2010
  10. http://texasmusicjournal.com/bibliography/

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