FMS Wertmanagement

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Die FMS Wertmanagement (FMS-WM) in München ist die größte so genannte Bad Bank in Deutschland. Sie wurde am 8. Juli 2010 gegründet. Ihr Zweck als Abwicklungsanstalt ist es, die während der Finanzkrise in eine existenzbedrohende Schieflage geratene und dann verstaatlichte Hypo Real Estate-Gruppe (HRE) von Risikopositionen und nicht strategienotwendigen Geschäftsbereichen zu befreien und die HRE-Gruppe damit zu stabilisieren. Die FMS Wertmanagement ist eine organisatorisch und wirtschaftlich selbstständige, teilrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts innerhalb der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA).

Inhaltsverzeichnis

FMS Wertmanagement

Zum 1. Oktober 2010 übernahm die FMS Wertmanagement von der Hypo Real Estate Holding AG und deren unmittelbaren und mittelbaren Tochterunternehmen und Zweckgesellschaften im In- und Ausland ein Portfolio in der Größenordnung von rund 173 Milliarden Euro. Die FMS Wertmanagement hat den Auftrag, dieses Portfolio wertmaximierend abzuwickeln. Im Abwicklungsplan, der für eine Zeitspanne von zehn Jahren ausgelegt ist, wurde diese Zielsetzung konkretisiert. Nach zehn Jahren sollen rund 70 Prozent des Portfolios abgebaut sein und die verbleibenden 30 Prozent sollen buchwertneutral veräußerbar sein.

Die FMS Wertmanagement ist kein Kreditinstitut oder Finanzdienstleistungsinstitut im Sinne des Kreditwesengesetzes. Sie verfügt über keine Banklizenz und unterliegt keinen regulatorischen Eigenmittel- oder Liquiditätsanforderungen gemäß den Basel-Richtlinien. Sie darf aber alle Arten von Bankgeschäften betreiben, die der Abwicklung des Portfolios dienen. Anders als Banken, die nach IFRS-Standard bilanzieren, bilanziert die FMS Wertmanagement nach den Vorschriften des HGB. Als Aufsichtsbehörden fungieren die FMSA und das BaFin. Als Rechtsaufsicht der FMS Wertmanagement stehen der FMSA umfassende Informations-, Kontroll- und Prüf- sowie Weisungsrechte zu. Sie bestimmt über die Besetzung des Verwaltungsrats, genehmigt Änderungen des Abwicklungsplans und wird bei strategisch wichtigen Entscheidungen, welche die Geschäftstätigkeit der FMS Wertmanagement betreffen, einbezogen. Die FMS Wertmanagement informiert die Aufsichtsbehörde regelmäßig über die laufende Geschäftstätigkeit und legt ihr den Jahresabschluss, den Lagebericht und den Prüfungsbericht vor. Für Verluste, die bei der Abwicklung des Portfolios entstehen, steht laut Statut der FMS Wertmanagement der SoFFin ein. In § 7 Abs.1 des Statuts heißt es : „Der SoFFin ist gegenüber der Abwicklungsanstalt sowie gegenüber der FMSA bis zur Auflösung der Abwicklungsanstalt nach § 16 verpflichtet, …. sämtliche Verluste auszugleichen.“ Faktisch belasten Verluste der FMS Wertmanagement damit den Bundeshaushalt.

Organe

Mitglieder der erweiterten Geschäftsleitung

  • Christian Bluhm, Vorstand, Chief Risk Officer
  • Ernst-Albrecht Brockhaus, Vorstand, Treasury/Markets
  • Frank Hellwig, Generalbevollmächtigter, Chief Operating Officer

Mitglieder des Verwaltungsrats

  • Karl Kauermann, Vorsitzender
  • Christopher Pleister, stellvertretender Vorsitzender
  • Bernd Giersberg
  • Eckart John von Freyend
  • Rita Geyermann
  • Andreas Ricker

Das Portfolio

Das von der HRE übernommene Portfolio der FMS Wertmanagement umfasst Kredite und Wertpapiere sowie die damit zusammenhängenden Derivate-Positionen. Es ist geprägt durch lange Laufzeiten. In 59 % der Fälle laufen Kreditrisiken erst in 2020 oder viel später aus. Der von der HRE mitgegebene Abwicklungsplan gibt allerdings als Abwicklungshorizont das Jahr 2020 vor. Viele der übernommenen Konsortialfinanzierungen beinhalten nach Aussage des Managements zudem schwierige Verhandlungspositionen; Kontrolle und Einflussnahme durch die FMS Wertmanagement seien dadurch erschwert. Eine signifikante Anzahl von Kreditpapieren ist nach der Krise nur noch sehr illiquide und kann deshalb schwer oder nur mit hohen Abschlägen veräußert werden. Und bei einigen Marktsegmenten reflektieren die Margen bei Weitem nicht mehr das heutige Risikoprofil der zugrunde liegenden Assets.

Das Portfolio ist in fünf Segmente unterteilt:

  1. Public Sector: In diesem Segment sind überwiegend Anleihen der Staaten der Eurozone, der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie der angrenzenden Staaten Osteuropas zusammengefasst. Darin enthalten waren zum Stichtag 31. Dezember 2010 zum Beispiel Anleihen des Staates Griechenland im Volumen von 7,4 Milliarden Euro. Das Segment Public Sector macht rund 50 Prozent des Gesamtportfolios aus.
  2. Structured Products: Dieses Segment umfasst Asset Backed Securities (ABS) verschiedener Art, wie beispielsweise strukturierte Wertpapiere aus dem Bereich der Gewerbe- und Wohnimmobilien, sowie strukturierte Anleihen, die auf Kreditforderungen aus dem öffentlichen Sektor basieren oder in denen Studentenkredite gebündelt sind. Das Segment Structured Products macht rund 25 Prozent des Gesamtportfolios aus.
  3. Commercial Real Estate: Dieses Segment setzt sich überwiegend aus nicht leistungsgestörten Finanzierungsprodukten für gewerbliche Immobilien zusammen. Das Segment Commercial Real Estate macht rund 11 Prozent des Gesamtportfolios aus.
  4. Infrastructure: Dieses Segment beinhaltet Finanzierungslösungen für internationale Infrastrukturprojekte. Das Segment Infrastructure macht rund 10 Prozent des Gesamtportfolios aus.
  5. Workout: In diesem Segment werden leistungsgestörte weitgehend besicherte Immobilienengagements in Europa, Asien und den USA zusammengefasst. Das Segment Workout macht rund 5 Prozent des Gesamtportfolios aus.

Griechenland-Risiko

Laut einer Präsentation zur Bilanzpressekonferenz am 24. Mai 2011 betrug das Nominalvolumen der im Portfolio der FMS Wertmanagement befindlichen Kredite und Anleihen aus Griechenland zum 31. Dezember 2010 rund 9,1 Milliarden Euro. Darunter befanden sich zu diesem Zeitpunkt griechische Staatsanleihen im Volumen von nominal 7,4 Milliarden Euro. Nur rund 32 Prozent der Forderungen und Anleihen sind dabei in den kommenden zehn Jahren fällig, weitere 32 Prozent des Portfolios haben eine Laufzeit von noch mehr als 20 Jahren. Besonders diese Langläufer sind zu mehr als der Hälfte inflationsindexiert. Das wirtschaftliche Risiko aus dem Griechenland-Exposure gab die FMS Wertmanagement mit 10,8 Milliarden Euro an. Am 20. Juli 2011 berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, dass die FMS Wertmanagement den Wert ihrer Griechenlandanleihen noch gar nicht wertberichtigt hat und dass auf sie bei einem Schuldenschnitt von 30 Prozent fast drei Milliarden Euro Verlust entfallen würde.[1]

Am 2. September 2011 gab der Vorstand per Pressemitteilung bekannt, dass sich die FMS Wertmanagement am Umtausch von Griechenland-Anleihen beteiligen werde. Aktuell verfüge die Bad Bank über ein Gesamtvolumen von Anleihen und Krediten mit griechischen Schuldnern von 8,76 Milliarden Euro. Von den 30 Einzelpositionen würden sich 13 Anleihen mit einem Laufzeitende vor dem Jahr 2020 für den von der griechischen Regierung angebotenen Umtausch in länger laufende Papiere qualifizieren. Das Gesamtnominalvolumen dieser 13 Anleihen betrage 975 Millionen Euro.

Am 18. Oktober 2011 teilte die FMS Wertmanagement mit, dass die Wertberichtigungen auf das Griechenlandportfolio im ersten Halbjahr 2011 808 Millionen Euro betragen hätten.

Geschäftsberichte und Halbjahresberichte

Am 24. Mai 2011 präsentierte die Geschäftsleitung der FMS Wertmanagement im Rahmen einer Pressekonferenz in München die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung für das Rumpfgeschäftsjahr vom 8. Juli bis 31. Dezember 2010. Die wesentlichen Ergebnisse sind: Durch eine Risikovorsorge von 2,98 Milliarden Euro ergibt sich ein Verlust von 3,04 Milliarden Euro. Das Eigenkapital von zwei Millionen Euro wird durch den Verlust vollständig aufgezehrt und steht auf Null. Dadurch greift die SoFFin-Verlustkompensation in Höhe von 3,04 Milliarden Euro, die in der Bilanz unter „Sonstige Vermögensgegenstände“ aktiviert wurde. Zum 31. Dezember 2010 betrug die Bilanzsumme 358 Milliarden Euro. Die Verwaltungskosten lagen bei 129 Millionen Euro und waren im Wesentlichen getrieben durch Zahlungen an den Portfolio-Servicer Deutsche Pfandbriefbank pbb (laut der Präsentation der FMS Wertmanagement waren dies 100,5 Millionen Euro im vierten Quartal 2010).

Am 18. Oktober 2011 gab die FMS Wertmanagement per Pressemitteilung das Ergebnis für das erste Halbjahr 2011 bekannt. Der Verlust aus normaler Geschäftstätigkeit beträgt 690 Millionen Euro und wird maßgeblich beeinflusst durch die Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen in Höhe von 808 Millionen Euro. Ohne Griechenland-Effekt hätte die Bad Bank ein positives Ergebnis von 118 Millionen Euro erzielt. Das Portfolio schrumpfte um 8,7 Prozent auf 160,5 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme verringerte sich um 9,4 Prozent auf 301,8 Milliarden Euro.

Verluste für den Staat

Am 3. August 2011 berichtet das Magazin „Stern“[2], dass die Rettung der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) nach Einschätzung des Bankenexperten Dirk Schiereck für die Steuerzahler voraussichtlich sehr viel teurer wird als bisher bekannt. Der Professor von der TU Darmstadt rechnet mit einem Ausfallrisiko von etwa 50 Milliarden Euro. Auf die Schätzung von 50 Milliarden Euro kam Schiereck auf der Basis des vertraulichen Abwicklungsplans der FMS Wertmanagement vom August 2010. Das Bundesfinanzministerium ging bisher nach Angaben des „Stern“ davon aus, dass die zu erwartenden Verluste der FMS Wertmanagement mit der bisherigen Rückstellungssumme von 3,87 Milliarden Euro abgedeckt seien. Noch im August 2010 habe etwa die HRE die Risikovorsorge für das Jahr 2010 auf 827,5 Millionen Euro veranschlagt. Doch bereits im Geschäftsbericht für die letzten drei Monate des Jahres 2010 weist die FMS Wertmanagement einen Verlust von über drei Milliarden Euro aus. Zitat aus „Stern“: „Damit hatte die Bad Bank freilich in nur drei Monaten schon fast den gesamten Betrag aufgezehrt, der laut Plan in den gesamten zehn Jahren bis 2020 verloren gehen durfte. Hinter den Kulissen stemmten sich sowohl HRE wie Ministerium wochenlang gegen dieses Eingeständnis.“ Außerdem steckten in der Bilanz, vor allem wegen der Anleihen für Euro-Krisenstaaten, so genannte Stille Lasten von über 24,4 Milliarden Euro.

In mehreren Presseveröffentlichungen wurde am 19. Oktober 2011 darauf hingewiesen, dass die FMS Wertmanagement mit dem Verlust aus dem Rumpfgeschäftsjahr von 3,04 Milliarden Euro und dem Verlust aus dem ersten Halbjahr 2011 von 690 Millionen Euro das insgesamt vorgesehene Verlustbudget von 3,87 Milliarden Euro bereits nahezu komplett verbraucht habe.

Am 28. Oktober 2011 wurde bekannt, dass durch Buchungsfehler die Schulden der Bank um 55,5 Milliarden Euro in der Bilanz zu hoch ausgewiesen wurden. Dadurch verringerte sich auch die Staatsverschuldung Deutschlands von 83,7 auf 81,1 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt.[3][4][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Catherine Hoffmann; Harald Freiberger, Martin Hesse (20. Juli 2011): Banken müssen Anleihen abschreiben - "Das wird reinhageln in die Zahlen". sueddeutsche.de. Abgerufen am 17. September 2011.
  2. Rettung der HRE wird womöglich viel teurer. auf: stern.de 3. August 2011.
  3. Stern.de: Der 55-Milliarden-Rechenfehler, vom 28. Oktober 2011
  4. Financial Times Deutschland: Bad Bank beschert Schäuble Milliardensegen, vom 29. Oktober 2011
  5. FTD: Fehlbuchung von 55,5 Milliarden Euro hat Nachspiel, vom 30. Oktober .2011

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