Hervé Falciani

Hervé Falciani

Hervé Falciani (* 1972 in Monte Carlo, Fürstentum Monaco) ist ein französisch-italienischer Informatiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Falciani arbeitete seit 2002 als Informatiker und Finanzsachverständiger bei der Genfer HSBC Private Bank (Suisse), einer Tochter der britischen HSBC-Bank, in deren Niederlassung in Monaco. In dieser Zeit wurde er Kassierer im Ruderklub Société Nautique de Monaco. 2006 wechselte er als IT-Spezialist für Datenbanken in die HSBC-Zentrale nach Genf.[1] Bis 2008 arbeitete Falciani bei der HSBC.[2]

Ende 2008 setzte sich Falciani nach Nizza ab. Auch das Nachrichtenmagazin Focus berichtete, dass Falciani im französischen Nizza leben soll, ein Auslieferungsantrag gegen ihn sei unwahrscheinlich.[3] In der Schweiz ist er polizeilich zur Fahndung ausgeschrieben.

Nach einem Bericht des Zweiten Deutschen Fernsehens lebt Falciani aktuell (Stand: Februar 2010) mit seiner Frau und einem Kind weiterhin in der Nähe von Nizza unter Polizeischutz.[4] Die französische Justiz soll Falciani außerdem bereits eine neue Identität verschafft haben.

Falciani besitzt neben der französischen Staatsangehörigkeit auch die italienische Staatsangehörigkeit.

Datendiebstahl

Falciani geriet erstmals 2009 in die Schlagzeilen, als er im August 2009 den französischen Behörden Listen mit gestohlenen Bankkundendaten von mutmaßlichen Steuersündern zum Kauf anbot.[5] Die gestohlenen Daten wurden im Januar 2010 von Frankreich wieder an die Schweiz zurückgegeben,[6] Frankreich behielt jedoch Kopien zurück und leitet mit diesen Steuerverfahren gegen Steuersünder ein. Die Daten werden an andere Staaten im Rahmen der Amtshilfe weitergegeben. In vielen Fällen ist Frankreich sogar zu gegenseitiger Weitergabe verpflichtet. Auf ähnlichem Wege erhielt Frankreich auch Daten von französischen Steuersündern von Deutschland in Rahmen der Liechtensteiner Steueraffäre. Die Schweiz wird bei jeder Weitergabe von Frankreich unterrichtet.

Hervé Falciani soll bereits unter Beobachtung des österreichischen Verfassungsschutzes gestanden haben, als er sich unter falschem Namen zusammen mit einer Geliebten im Libanon als Spion betätigte und in die Aufmerksamkeit des dortigen Geheimdienstes geriet. Er soll seine Ex-Bank und die Schweizer Behörden auf die Missstände im Finanzmarkt hingewiesen haben, ohne erkennbaren Erfolg. Daraufhin habe er dem Schweizer Fiskus 3.000 Steuerdaten geliefert, angeblich unentgeltlich. Falciani erklärte, die Daten seien bei seinem Arbeitgeber frei verfügbar gewesen. Anschließend soll er sich durch Flucht ins Ausland weiteren polizeilichen Ermittlungen entzogen haben, er soll zunächst in Italien untergetaucht sein.

Im Januar 2010 kam der Name Hervé Falciani in Zusammenhang mit gestohlenen Daten von 1.300 Bankkunden, die den deutschen Behörden für 2,5 Mio. Euro anboten wurden, wieder in die Schlagzeilen. Laut Informationen der Financial Times Deutschland soll die angebotene CD von der HSBC stammen und es sich um die gleichen Daten handeln, die Falciani im August 2009 den französischen Behörden angeboten hatte.[7] Sowohl Falciani wie auch Berliner Regierungskreise bestritten jedoch, dass die HSBC im deutschen Fall verwickelt sei.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der ehrenwerte Herr Hervé Falciani in: taz vom 3. Februar 2010
  2. Der «Datendieb» wähnt sich auf einer Mission Oliver Meiler in: Tagesanzeiger vom 15. Dezember 2009
  3. Ex-HSBC-Informatiker lässt Steuersünder zittern in: Focus vom 2. Februar 2010
  4. Video|Steuerflüchtige ans Messer geliefert Bericht und Interview mit Hervé Falciani von Stephan Merseburger, ZDF vom 3. Februar 2010
  5. „Bankdaten-Klau offenbar systematisch vorbereitet“, Berner Zeitung, 17. Dezember 2009
  6. „Frankreich gibt gestohlene HSBC-Unterlagen zurück“, Stocks, 21. Januar 2010
  7. „Eidgenossen sehen moderne Form des Banküberfalls, Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2010
  8. „Steuer-CD: Herkunft der Daten - Spurensuche mit lachendem Dritten“, Süddeutsche Zeitung, 2. Februar 2010

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